Dienstag, März 29, 2005

Normarlisierung

Liebe Muffis und Buffis!

Ich kann mit großer Erleichterung berichten, dass gestern in Bezug auf die Nachbarschaftsfehde eine intensive Entspannungsphase eingeläutet werden konnte - dank der tatkräftigen Unterstützung von UN-Botschafterin A. Nita. Und spätestens als Herr Dr. Josef Goldberger seine affigen Kongressschilder zückte, waren der Normalisierung Tür und Tor geöffnet. Auch der tränenreiche Abschied heute Morgen tat das Seinige. In diesem Sinne: Wir sind wieder gut!
Deswegen kann nach meiner Rückkehr aus der mittelburgenländischen Puszta endlich wieder an den großen Weltproblemen gearbeitet werden! Anregungen, Wünsche und Beschwerden werden in der Zwischenzeit im Kommentarteil gesammelt.
Oiso: Pfiat eng Tisch und Beng!

Dr. Goldbär - der Archivar, dem die Frauen vertrauen!

Sonntag, März 27, 2005

Winkeln darf nicht Innviertel werden!

Freunde und Volksgenossen!


Mit leichtem Amüsement habe ich mir gerade die Westentaschen-Revolution, die sich im Kommentarteil zu meinem Posting vom vergangenen Freitag gebildet hat, zu Gemüte geführt. Wie töricht sind diese Reden! Da schreibt die linkslinke Jagdgesellschaft sich die Finger wund, ich sei in meiner kraftstrotzenden Gesundheitlichkeit eine "faschistoide Bedrohung" - ich kann da nur lachen. Sehr bezeichnend, wer sich da bedroht fühlt!
Mir ist der Wortführer der gutmenschlichen Konterrevolution ja gut bekannt (von den ihn plötzlich umgebenden Speichelleckern, die zu mir in einem Moment sagen "Des politisch korrekte Gutmenschengsindl soid se hoamschleichn!" und im nächsten schon in schriller Propagandaschreibe eine Schmutzkübelkampagne gegen mich lancieren, will ich gnädig schweigen) - nun will ich niemanden persönlich vernadern; nein, das ist nicht mein Stil. Aber ich stelle mir doch die Frage, warum jemand, der allzu frühzeitig erkennen muss, dass man vom Stubenhocken und Konspirieren keinen starken Rücken bekommt, Gift und Galle gegen jemanden spuckt, der nach dem Prinzip "mens sana in corpore sano" lebt. Schwingt da nicht einfach der niedere Neid in einem Satz wie "Minkis große Zeit neigt sich dem Ende zu" mit? Denn eines ist gewiss: Der Schmierfink erkennt meine große Zeit, er windet sich unter den Sonnenstrahlen meiner Größe wie eine Assel, die man unter einem Stein entdeckt.


Stalin war auch kein Guter!

Freitag, März 25, 2005

Nazikeulenschwingen in Schönering / Always Ultra!

Liebe Schwestern und Brüdern!



Seit gestern weile ich wieder dort, wo der Samojede auf die Grät scheißt - sozusagen. Und ich muss vor mir selbst eingestehen, dass ich in Bezug auf Familie und Nachbarschaft die Zügel habe schleifen lassen. Da hilft kein Selbstrechtfertigen à la "Aber ich habe Wichtiges in der Bundeshauptstadt zu erledigen!"
Liebes Tagebuch, es ist nämlich Folgendes: In das uns gegenüberliegende Haus (einst ein sogenannter "Akademikerhaushalt") ist vor mehr als einem Jahr eine Bande notorischer Nestbeschmutzer und Berufsvernaderer eingezogen. Bis vor kurzem noch unauffällig, haben diese Gutmenschen jetzt ihre volksschädigenden Agitationen gestartet. So überziehen ihre ach so antiautoritär erzogenen Kinder unser schönes Winkeln mit ihrem Trotzterror - aber den Kindern kann man noch den geringsten Vorwurf machen! Dafür sind schon die Eltern verantwortlich! Diese sind natürlich Kinder der 68er, die den ganzen Tag nichts Besseres zu tun haben, als die Schöneringer Aufbaugeneration kollektiv anzuschütten. Sie haben sich das Vertrauen der Bevölkerung erschlichen, nur um dann diesen oder jenen Mitbürger als angeblichen ehemaligen Nazi zu denunzieren. Ich sage: Damals war Krieg! Ein Unmensch, wer über die Zeitzeugen zu Gericht sitzt. Dreimal Pfui über diese Nazikeulenschwinger und ihre politische Korrektheit!
Meine Rache war übrigens subtil: Habe mich gestern in ihren Garten geschlichen und dem älteren Sohn einen hässlichen Trachtenbären geschenkt, der "Du blede Sau!" keift, wenn man ihn drückt. Schon seit Stunden dringt dieser jämmerliche Klang zu mir herüber, vermischt mit dem verzweifelten Greinen der Eltern und dem immer besser gelingenden "Du blede Sau!" des Kleinen, den handanlegend maßzuregeln den pazifistischen Schwätzern natürlich ein Ding der Unmöglichkeit ist! Das wird ihnen eine Lehre sein! Die werden mich nie wieder ins Handbuch des Rechtsextremismus einordnen!
Aber jetzt zu Erfreulicherem: Gestern jährte sich Ultras Wiegenfest zum 25. Mal - da will ich nicht hintanstehen und von ganzem Herzen gratulieren! Was ich ihr wünsche? Nur ein klein wenig mehr Würde beim Altern, denn mir als der Älteren schmerzt es in der Seele, wenn sie in künstlicher Verzweiflung ein ums andere Mal kräht "Miiiiiiiinkiiiii, es geht dahiiiiiiii mit mir!" Ich möchte diesem Jugendkult folgende, von meiner Mutter überlieferte Sentenz entgegenhalten: "Ehret die Alten, bevor sie erkalten!"


Ulla Eule ist 24b! Foto: coala

Dienstag, März 22, 2005

Mikado im Gatsch

Liebe Kinder!

Anlässlich des heutigen Weltwassertages erzähle ich euch eine Geschichte über einen Mann, mit dem ich einst zusammenwohnte. Also eigentlich ist die Geschichte ein Dialog, der sich entspann, als ich versuchte, diesen Mann über den ohnehin nicht besonders komplexen Handlungsverlauf einer Fernsehschnulze aufzuklären. Ich bürge für die Richtigkeit der folgenden Worte mit meinem guten Namen, denn ich habe mir alles realitätsgetreu aufgeschrieben (damals litt ich auch noch nicht unter den Folgen meiner übermäßigen Marillenverehrung).

I: „Oiso, dem sei Frau is gstoam, und jetzt kriagt a aundere ihr Herz und
valiabt si daun in eam.“ [Eine meines Erachtens nach wie vor schlüssige und
vollständige Zusammenfassung dieses Films]
A: „Wöchane is gstoam?“
I: “Dem sei Frau.” [man sieht den Witwer]
A: „Wöchane?“
I: „De siagt ma nimma, weil’s scho tot is.“
A: „De Schwoaze?“
I: „Naa!“
A: „Owa de hob i grod gseng!“
I: „Naaaa! Dem sei Frau! De wos’d gseng host, kriagt ihr Herz!“
A: „Von wem?“

An dieser Stelle brach ich die Erklärung zum Schutz meiner geistigen Integrität ab. Fünf Minuten später – und beim Barte des Propheten: folgende Aussage war ernst gemeint:
A: „He, den Füm kenn I! Des is der, wo er si in de valiabt, de des Herz von seina Frau kriagt hot!

Das war irgendwie wie Sprinten im Gatsch oder Mikadospielen mit Parkinson. Denkt da mal drüber nach!

Montag, März 21, 2005

Drogenskandale und Marillenerscheinungen

Liebes Tagebuch, Riesenskandal!

Bin heute wegen vermeintlichen Drogenbesitzes verhaftet worden! Es passierte im Waschraum im Alpenverein, als ich Magnesium in mein Kletterbeutelchen nachfüllen wollte. In dem Moment trat ein Bekannter ein und wurde meines Tuns gewahr. Ich fragte ihn scherzhaft, ob er leicht ein Naserl voll abhaben wolle, woraufhin dieser zuerst ein wenig schmunzelte und dann wieder ging. Er muss aber gleich hinunter zur Alpenvereinsleitung, um mich anzuzeigen, denn nur zwei Minuten später pumperte es an der Tür (die eigentlich ja unversperrt war) und eine forsche Stimme sprach: "Wir sind vom ÖGV! Machen Sie auf!"
Mein Gott, wie peinlich! Es dauerte Stunden, bis man mir die Wahrheit glaubte! Und ich musste das ganze Magnesium zum Beweis der Unbedenklichkeit aufessen. Jetzt kleben zwar meine Eingeweide ausgedörrt aneinander, und wenn ich aufstoße, staubt es, dafür aber ist mein guter Ruf wiederhergestellt.


Klettersport und Drogen gehören nicht zusammen! Foto: MNK

Schlimmere Probleme bereitet mir allerdings der Marillenmarmeladeentzug. Ich habe in den letzten Tagen tapfer versucht, euch Leser nicht weiter mit meinen diesbezüglichen Kalamitäten zu behelligen, aber seit gestern habe ich Marillenerscheinungen, die es nahezu unmöglich machen, den Bezug zur Realität zu wahren. Auch Alois hat es schlimm erwischt. Der Arme hat sich gestern aus Sauermilch, Kakao, Zwetschgenmarmelade, Zucker, Honig und Zimt ein jedweder Beschreibung spottendes „Frühstück“ zubereitet, das mir von vornherein nicht zum Verzehr geeignet schien. In seiner Verzweiflung versuchte er dies durch weiteres Beifügen der oben genannten Zutaten zu ändern – ein naturgemäß frustranes Ansinnen. Das Schlimmste aber war, dass er sich weinend selbst zwang, alles aufzuessen. Erst als ich ihm sagte, dass das doch ganz abscheulich schmecken müsse, gab er auf. Am Abend dann der vorläufige Zusammenbruch: Alois zappelt mit seinen Rehbeinen und murmelt etwas wie „I loss mi vo meim Blosndruck ned tyrannisieren“, dann beginnt er rastlos in der Küche nach Essbarem zu suchen. Schließlich stößt er auf ein altes Glas Kukuruz; auf meinen Warnhinweis, dass da veränderte Gene drin sein könnten, antwortet er geistesabwesend „I brauch eh a wenig a Veränderung“. Ich war erschüttert und zerrüttet. Er ist jetzt im Burgenland, ich sah keine andere Möglichkeit, seinen einst so beeindruckenden Verstand zu retten.

Alles Gute zum Weltpoesietag!

Ahoi! Hereinspaziert in den betörenden Echoraum der Versdichtung!

Endlich ist es soweit: Heute dreht sich die Welt nur um Lyrik und Poesie (um den Unterschied zwischen diesen Begriffen möchte ich übrigens Klavier spielen können)! Aufmerksame Leser meiner Zeilen werden nun sofort zu sich sagen: Haha, da gab’s doch schon ein Posting zu. Ja, und zwar am 9.3. – ich erlaube mir dennoch den Hinweis darauf, dass Einsendungen noch angenommen werden! In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass der heutige Tag einmal nicht unter die Faust der Prosa gerät – Augen auf für die Musik der Worte, gebietet eurer hermeneutischen Verstehenswut zumindest heute Einhalt!
Vielleicht helfen ja folgende zwei Zeilen, die Gurla einst für mich dichtete, sich neu in die Poesie zu verlieben. Da sind sie schon:
Can you see the stars in the sky?
They are shimmering and glimmering in the sky.


Wenn Gurla dichtet, müssen andere schweigen! Foto: MNK

Samstag, März 19, 2005

Mach ich mich für euch zum Affen?

Liebe Spätzchen und Kätzchen,

folgende Zeilen musste ich eben in meinem Posteingang finden:

Spotzl,
wos lochst'n dauand so bled. Ma merkt genau, dass' künstlich is' und dass't nur irgendwo gle:isn host, dass ma mit Lochn älter werdn kaun. Wirklich traurig, wos aus dir wordn is.
Ein besorgter Mitmensch
Darüber, wer der besorgte Mitmensch ist, möchte ich nicht sprechen. Aber warum hat Alois letztens auf meine Frage, ob mein neues Beim-Lachen-Den-Bauch-Halten künstlich wirke, mit Nein geantwortet!? Das kränkt mich, liebes Publikum! Nun bin ich aber nicht nur verstimmt, sondern auch besorgt: Finden mich meine Freunde vielleicht gar nicht lustig? Bin ich selbst unfähig, echtes von künstlichem Lachen zu unterscheiden? Oder gar „Mitlachen“ von „Auslachen“?! Wie haben wir doch damals alle gespottet über die jämmerlichen Gestalten beim Bohlen-Casting, bei denen man nicht einmal erkannt hat, ob sie jetzt was Bekanntes singen oder doch was Selbstgebasteltes! Stets stellten wir uns die Frage nach den Charakterschäden jener Freunde, die diesen Gesangsschändern wohl irgendwann auf ihr banges Fragen „Nee, du singst super!“ geantwortet haben...
Lieber Leserin! Hast du mich etwa absichtlich in die Irre geführt? Soll ich mich öffentlich für euch zum Affen machen, damit ich eure rohen Humorgelüste befriedige? Ich will es nicht glauben! Antwortet mir!
Jetzt sehe ich natürlich den gestrigen Abend in einem ganz anderen, also ganz kalt-grausamen Licht! Ich hatte für Frau Mag. Niena Kewitsch anlässlich ihrer Sponsion eine meines Erachtens äußerst anrührende Laudatio verfasst und vor den Festgästen zum Vortrage gebracht. Alle haben gelacht – aber wäre es nicht denkbar, dass die Gastgeberin vorher die Freunde instruiert hat („D’Minki wüü heit a Rede hoitn – bitte tuats ma an Gfoin und tuats so, ois ob’s lochats! Sunst waants sa se wiedä wochnlaung bei mia aus!“)? Diese Vorstellung lähmt mein Herz.


MC Mean Key repräsentiert heiße Scheiße, Alder! Foto: Julia Alal

Ach wisst ihr was! Im tiefsten Innersten meines Herzens weiß ich: Ich bin komisch! Scheiß der Hund drauf!


So schaut das dann aus. Foto: coala

Mittwoch, März 16, 2005

Prophetie, Jörg Haider und Al Kaida: Die göttliche Komödie

Da bin ich schon wieder! War’s eh nicht fad ohne mich?

Den Anfang meiner kleinen Alltagsbetrachtung macht heute die freudenbringende Einsicht, dass ich, wenn nicht prophetisch begabt, so doch meinen Wurschtelfinger am Puls der Zeit wissen darf! So informiert Antonio Fian erst am Montag in einem Dramolett im „Standard“ über einen Fahrradumfall in Neulengbach. Da sag ich nur: Meinerseits bereits gecovert (s. Posting vom 13.3.)! Außerdem war es in Graz! Dann: In der jüngsten „Falter“-Ausgabe analysiert Klaus Nüchtern die Bedeutung roter Kopfbedeckungen anhand des Filmschaffens eines gewissen Wes Andersen: Nochmal nachlesen bei „Hühnerglück und Haubenschmach", Herr Nüchtern! Da ist meines Erachtens alles über rote Hauben gesagt, was gesagt werden muss. Schließlich: Irgendein Wirtschaftssoziologe mosert über die Weltkulturerbeschnapsidee und meint, da könne man gleich auch die deutsche Gründlichkeit verweltkulturerben. Muss ich auf meine Arbeit vom vergangenen Dienstag noch eigens hinweisen?
Über den verrückten Schwertkämpfer, der in „Emergency Room“ am Dienstag mutmaßlich sein Meerschweinchen entleibt hat, will ich da gar nicht lang reden, die aufmerksame Leserin kennt diese Kunstfigur bereits aus meinem Posting vom 3. März. Nun aber wieder auf zu neuen Geistestaten und schafsinnigen Analysen!


Im ÖBB-Newsroom: "Sensaaaaatiooooouuuun! Das Fahrrad blieb unverletzt!" Foto: Coala

Mir ist da z.B. aufgefallen, dass sich „Jörg Haider“ fast genauso anhört wie „Al Kaida“. Nun bin ich ja u.a. auch ausgebildete Phonetologin und Onomatopoetologin und habe in einem international beachteten Artikel in der „Nature“ meine Theorie vorgestellt, nach der alles ein bisschen so ist, wie es klingt (vgl. etwa „schlitzig“ oder „Wauwau“). Ich will hier gar nicht allzu weit ausholen, sonst werde ich noch als dekonstruktiver Teil aus der Partei ausgeschlossen, aber ich will im Sinne der oben erahnten Prophetie doch auf mein Denken aufmerksam gemacht haben!

Morgen bestrahlt der Mond das Fensterputzen optimal, ich freu mich schon! Das geht sich ganz toll aus, denn ich fürchtete schon, dass ich im Zuge des Frühlingsputzes „Feichto schintn“ (wie der Mühlviertler so schön sagt), also am Sonntag Reinigungsdienst machen muss. Jetzt kann ich wieder den ganzen Tag des Herrn zum Nachdenken und Forschen (mühlv. „tendieren“) nutzen!
* * * * * * *

FALTER IM ZITAT: Bei der Falter-Lektüre bin ich auf ein paar sehr hübsche Unterhaltsamkeiten gestoßen: So wird in Ausgabe 11/05 auf Seite 71 ein Herr beschrieben, der sich „im Zuge seiner Designtätigkeit bislang Gedanken darüber gemacht (hat), was man so alles mit zwei schlichten weißen Stäben aus Ahorn anstellen kann (zum Beispiel: in die Nase stecken, damit man einem Walross gleicht“. Solche Projekte lobe ich mir, stopfen sie doch jenen rohen Zeitgenossen, die ständig nach der gesellschaftlichen Relevanz der Kunst krähen, wirkungsvoll das Maul. Ich habe mir erlaubt, das Gedankenprojekt in die Tat umzusetzen und kann bestätigen, dass dafür Ahornstäbchen wirklich am besten geeignet sind.
Liebes Tagebuch, gerade habe ich meine ganz persönliche Vision des Infernos auf ZDF konkret realisiert gesehen - oder besser eigentlich eine sehr seltsame Gemengelage eines Bosch-Triptychons mit der "Göttlichen Komödie": Auf der einen Seite steht André Rieu, der aussieht wie Al Bundy mit Föhnfrisur, umgeben von dicken Blechbläsern und Brauereipferden in glitzerndem Pastelltüll (Hölle). Der zweite Flügel der postmodernen Bosch-Adaption wird durch einen Riesensaal voller gemarterter Menschen gebildet, die stehend schunkelnd (das wär dann das Purgatorium, oder?). Schließlich in der Mitte: Rieu wendet sich dem Ausgang zu, plötzlich wird der Hintergrund strahlend erhellt - Rieu erklimmt also den Läuterungsberg und wird ins Paradies entrückt...
Mein Gott war das weird! Musste Alois bitten, mir zu sagen, ob ich mir das gerade einbilde! Eine solche Pracht und Schönheit! Das muss der ORF erst einmal zustande bringen! Erst heute in der ZiB1 wurde zwar zuerst die Matthäus-Passion besprochen, dann unmittelbar darauf aber gleich das Ansteigen der Ölpreise! Im Gegensatz zu Alois weigere ich mich, da einen Zusammenhang zu sehen.
Den erwähnten Artikel finden Sie in der Nature 14/04, S. 333ff. Dominika Meindl (2002). Zur Theorie der onomatopoetologischen Korrespondenz von Signifikat und Signifikantin. (2. Aufl.; übers. v. Eike von Savigny; bgl. Original 1961).

Dienstag, März 15, 2005

Medien und Gewalt, Gewalt in den Medien

Liebe Kinder!

Worüber ich auch immer einmal was schreiben wollte: Schon lange geistert durch unsere Zeitungen, Zeitschriften und Weblogs die Unsitte, an sich vielleicht dröge Interviews oder Berichte dadurch aufzusexen, dass man in der Überschrift zwei, drei eben so griffige wie absolut nicht zusammenpassende Begriffe zusammenzwingt (z.B. "Hühnerglück und Haubenschmach"). Was soll das? Glauben die Schreibfritzen und -friedas, dass wir Leser und Innen sonst nicht weiterlesen, weil wir ständig zappen und die Aufmerksamkeitsspanne deswegen auch bei uns Nicht-Mehr-Wirklich-Jugendlichen so kurz wie der Wimpernschlag einer Libelle geworden ist? Müssen Sie jene Gscheiterln, die pseudointellektuelles Kleingeld aus der Denunziation dieser affigen Aufmerksamkeitstechniken schlagen, unbedingt mit Material versorgen? Ich fordere die schreibende Zunft auf: Schluss damit!
Gestern habe ich gelesen, dass der Charme heimischer Gastgeber Weltkulturerbe werden soll. Spitzenidee, da kann ich nur unumschränkt „Ja!“ zu sagen! Ich melde dann gleich auch noch den Schmäh heimischer Weblogschreibender mit an! Das wird locker vom Ausland ratifiziert, wenn man dann z.B. als Gegengeschäft deutsche Gründlichkeit oder französisch-poststrukturalistische Nebelwerferintellektualität anerkennt... man könnte an dieser Stelle ja gut eine Petition lancieren...
Was Peinliches zum Abschluss: Vor ein paar Tagen habe ich auf irgendeinem Kaszettel folgenden Satz einsam dastehend gefunden: „Derridas Analysen können jederzeit auf die Kategorien des ‚Ich’ verzichten.“ Ich erschrak fürchterlich, denn erstens war ich selbst es, die dies hingekrakelt hat, und zweitens habe ich nicht die geringste Ahnung, was das einst bedeuten sollte! Jetzt plagt mich die Angst, dass meine ganze Diplomarbeit nur aus solchen Sätzen besteht! Sollen meine korrekturlesenden Freunde etwa recht behalten?

Foto: MNK
Gemessene 133cm hoch und neues Zentrum des Weblogqualitätsjournalismus: Der News-Tower in der Rauscherstraße

Hühnerglück und Haubenschmach

Nachdem sich die vielen neuen Grazerlebnisse schon ein wenig in meinem zerebralen Echoraum der Erinnerungen absedimentiert haben, ist es an der Zeit, ein wenig darüber zu reflektieren (die harten Fakten bzw. die im jeweiligen Moment entstandenen Gedankenprotokolle der Grazcrew sind dann auf Gurlas Homepage unter http://cordinka.co.funpic.de/Events/Gruuhgrazausflug05.htm einsehbar). Was konnte ich auf dieser Reise lernen? Was habe ich mitgenommen? Nun, materiell betrachtet außer einem gestohlenen Hader-Plakat und einem gekauften Jesus/Maria-Kipphologramm gar nichts. Aber ideell ging die Lutzi ab! Das waren 48 Stunden Lektionen in gelebter Menschlichkeit und tief empfundener Freundschaft! Ich möchte zur Illustration aus einer Werbung für Freilaufeier zitieren: „Glück bedeutet für Hühner [bzw. Kinder, DM] aber auch: Am Tag völlig frei und entspannt in kleinen Gruppen auf einer Wiese [bzw. auf dem Schlossberg; DM] herumzuspazieren. Und sich auf ein gemütliches Plätzchen zum Schlafen zurückzuziehen.“ Und dieses Hühnerglück durften wir erfahren.
Ich will die versammelte Leserschaft auch nicht länger auf die Folter spannen, was Gurlas und Ultras beiderseitige Schwangerschaft betrifft: Ja, es stimmt, und wir freuen uns alle sehr! Wie es passiert ist, wissen wir auch nicht, Fakt ist aber, dass es eh schon hoch an der Zeit war.

Foto: MNK

Foto: MNK

Abgesehen von diesen zwischenmenschlichen Jubelmeldungen möchte ich noch notiert haben, dass man in steirischen Telefonzellen den „Wachturm“ auflegt (und zwar auf Steirisch, mit „ei“ statt „e“ und „ou“ statt „o“ – würd ich dem neuen Graz-Ableger des „Falters“ übrigens auch empfehlen), dass es im todschicken Café auf der Murinsel todgrauslich nach Hundekot stinkt und dass Graz nach der Abreise des Kunsthauptstadtsstatus voll von Kunstrelikten ist, die das Stadtbild mal mehr (Bahnhofgestaltung, Murinsel, Kunsthaus), mal weniger bereichern (die Wäscheleineninstallation in der Pomeranz[sic]gasse etc.), und die uns immer wieder zu wertvollen Reflexionen zum Thema „Soll Kunst gefallen oder weh tun?“ anregten – meine Position zu dieser Frage erachte ich als mittlerweile bekannt (wenn nicht: sofort das Posting „Mein Kunstwollen“ durchstudieren!).

Jaaaaaaa!!!!! Her damit!! Foto: MNK
Worüber ich gerne noch ein paar Wörtchen verlieren möchte, ist Gerhards Idee, uns zur besseren Identifikation im Kleinstadttrubel beim Grazbesichtigen mit knallroten Einheitshauben auszustatten. Nicht nur dass uns die Leute angafften als wären wir eine Delegation Gartenzwerge, nein, sie alle konzentrierten ihr Gegaffe auf mich! Warum ich!? Wahrscheinlich harmonierte das Rot der Mützen mit meinem Teint ganz besonders schlecht, vielleicht auch sahen sie mir an, was diese Haubenschmach mit dem empfindlichen Pflänzchen meines Egos anrichtete (Schreckliches!): Hier soll ein Mensch gebrochen werden! Immer wieder versuchte ich mich davon hinter Gerhards Rücken zu befreien, doch auch der ließ sein scharfes Auge auf mir ruhen und zwang mich stets umgehend wieder unter sein Modediktat. Zur Strafe dachte er sich zusätzlich noch besondere Demütigungen für mich aus: „Du wüüst jo do Kabarett mochn, jetzt stöö di amoi auf de Kasemattnbühne und spüü uns olle wos voa!“ oder „Moch a poa Liegestütz, daun schlogt si dei Gsicht nu mehr mid da Haum!“ Warum alle anderen die Pein so duldsam ertragen konnten? Oder wollten? Das frage ich mich heute.
Ich wollte über diesen negativen Aspekt des Ausfluges in die Welt der Mur-Mürz-Furche nicht gleich den Mantel des Schweigens breiten, denn ein schlecht gelüftetes Bett der Erinnerungen ist ein perfekter Nährboden für Traumatamilben .
So, das war’s aus Graz.

Die Haubenschmach. Foto: MNK


Auch die freundliche Dame muss die Scheaglhaum tragen! Ihr Kommentar: "Entsetzlich!"
Foto: Coala

Montag, März 14, 2005

Die Zukunft des Polit-Skandals

Liebe kritische Lesergemeinde!

Als tüchtige Kampflesbe zerbreche ich mir den ganzen Tag den Kopf, wie wohl die Welt nach der Umstürzung der androzentrischen Hegemonie aussehen wird. Im Zuge meines "Tendierens" bzw. Forschens ist mir folgendes Bild untergekommen (man beachte das dreckige Lachen Naglsouns!):


Naglsoun fordert Naglostasch auf, das Mikrofon in den Mund zu nehmen und fest daran zu lutschen...
Foto: MNK

Sonntag, März 13, 2005

Erste Ergebnisse aus Graz:

Liebe Damen und Herren vom Lesezirkel "Minkasia"!

"Pfffuuuuuhhh!" kann ich da nur onomatopoetisch artikulieren! War das ein brenngutes Wochenende in der Kulturhauptstadt! Bitte um Verständnis, wenn ich noch einen Tag brauche, um mein reizgeflashtes (s. z.B. Bild) Hirn zur Ruhe kommen zu lassen - ich verrate nur so viel: Kratz darf alles! Und: Gurla und Ultra haben einander geschwängert (gut, ich räume ein, dass es sich bei dieser Mitteilung um einen Cliffhanger der übelsten Sorte handelt, aber die liebe Leserin wird ja nicht lange hängen gelassen!).


Große Aufregung in Graz: Im Zuge der Exkursion zur Erforschung jugendlicher Kunstmanifestationen im öffentlichen Raum fällt ein Fahrrad um! Foto: MNK


Coala - Outstanding Visual Design! Foto: MNK

Eine letzte Mitteilung an den lieben Gastgeber Gerhard: Dein Friendship-Ticket bleibt so lange nur aus Karton, bis du Deine Einstellung uns gegenüber änderst (für Nicht-Insider: Gerhard hält uns alle für Schnepfen!).

Samstag, März 12, 2005

Das "Schlecht ist das neue Gut"-Gewinnspiel

Liebe Zuschauer!

Und wieder eine neue Aktivität, ja sogar ein neues Gewinnspiel! Gesucht werden die schlechtesten Fotomontagen, die ödesten Schmähs, die blödesten Anspielungen! Jedes Monat wird unter den Einsendungen ein original Minki-Freundschaftsticket aus Salzteig vergeben. Also: Mitmachen zahlt sich aus!
Das erste Freundschaftsticket (Februar) habe ich übrigens selbst gewonnen. Da ist die Siegermontage:


Macht mit beim "Schlecht gemacht ist halb gewonnen!"-Wettbewerb!
Foto: MNK

Freitag, März 11, 2005

Mit Coala im betörenden Echoraum der Erinnerungen

Liebes Tagebuch!


Musste mich heute über eine zum Himmel schreiende Nachlässigkeit echauffieren: Steht doch da am Standard-Titelblattl, dass sich laut Jörgi die FPÖ in einen „konstruktiven und einen dekonstruktiven Flügel“ aufspalte – bitte wofür hab ich denn meine Diplomarbeit geschrieben, wenn solche Fehler immer noch passieren?! Soll Jacques Derrida umsonst gestorben sein?! Ihr Politiker- oder Standardfritzen, wer auch immer das verbockt hat, hier zum Mitschreiben: Der Begriff „Dekonstruktion“ impliziert immer auch ein konstruktives Element! Das regt mich soooooo auf! Ich werde das anstehende Wochenende mit der Crew in Graz dazu nutzen, diesen und andere Punkte noch einmal durchzunehmen, damit das wirklich sitzt. Sollen zumindest meine Freunde vor solch törichter Rede bewahrt werden.

Ja, à propos Graz: Bin schon sehr aufgeregt! Was wird uns in Graz alles erwarten? Ein hier nicht namentlich anzuführender Kollege berichtet mir nach jedem seiner Graz-Seminare, dass die Leute dort so „offen“ wären. Jetzt weiß man natürlich gleich, was Männer mit „offen“ meinen... Wir werden jedenfalls in Gerhards WG einfallen wie einst Tamerlan über den indischen Subkontinent!

Gestern durfte ich Coala zur Gutmenschen-Premiere eines elegischen „Cinerasten“-Filmgedichts begleiten, das ich hier einmal mit „spröde“ beschreiben möchte. Bei solchen Filmen heißen die Regisseure übrigens „Auteur“ und zeichnen sich oft dadurch aus, dass sie die Schauspieler bis aufs Blut nerven, wahrscheinlich mit „Encore, Cherie! Intensiver!“ oder Ähnlichem. Bevor der Film losging, wurde uns allen noch eine Seite aus dem heutigen Standard vorgelesen, auf der vorm Betreten eines „betörenden Echoraumes der Erinnerungen“ und vor „delikater Wehmut“ gewarnt wurde. Aber so was steck ich doch mit Links weg, das war noch gar nichts! Außerdem gab’s nachher Freibier.


Da Coala ein anderes Premierenpublikum erwartet hatte, wirkte sie im Standard-Studentenvolk leicht overdressed. Für den Russisch-Kurs vorher hat's aber gepasst, sagt sie. Foto: Coala

Coala sagt jetzt beim Telefonabheben übrigens immer „Meindi?“, weil sie sich nicht zwischen „Meindl?“ und „Schweindi!“ entscheiden kann. Wen sie da mit Letzterem bezeichnen wollte, ist mir nach wie vor ein Rätsel...

Zum Abschluss noch was Schlimmes: Habe gestern „Minkasia“ gegoogelt. Das Ergebnis war ernüchternd. Auf Platz eins rangierte eine inaktuelle finnische Homepage, dann irgendwas Anderes, und erst auf Platz vier – nach irgendeiner Bumsmaus gleichen Namens – kam ich! Erneut muss ich beim Niederschreiben dieser Erkenntnis um Fassung ringen.

Habe mich immerhin so weit wieder erfasst, dass ich die Abschiedsworte schreiben kann: Mach’s gut, liebes Tagebuch, ich schreib dir am Sonntag, wie der Ausflug war!

Donnerstag, März 10, 2005

Her mit dem Birgit-Puppi!

Ich, ein gepflegter Kunsttheoretiker (68/168/R), finde Frau Nagls Bildwerke theoretisch hochinteressant und betörend in der Formensprache. Ich kenn mich aber auch mit Vögeln aus! Ruf mich an und komm zu mir hinter den Busch des postmodernen Diskursgeflechts!


Voilá: Moi! Foto: MNK

Mittwoch, März 09, 2005

Lyrik für die Spaßgeneration

Liebe Freunde der geschmiedeten Sätze!

Sind Frau Vogl und ich die einzigen, die sich an subtiler Dichtung ergötzen? Das will ich nicht glauben! Nichtsdestotrotz ist es mir nachvollziehbar, dass die intimen Sätze, die man zuweilen in höchster Seelenpein intim zu Papier bringt, nicht den kalten Augen einer desinteressierten Öffentlichkeit ausgeliefert werden sollten. Es ist mir in diesem Sinne ein Anliegen, den schüchtern vor der prosaischen Welt zurückweichenden Lyrikerinnen hier eine Heimstatt zu bieten, in der sie sicher sind vor Hohn und Spott der Fühllosen. Ich werde grausam richtende Kommentare dumpfer Zeitgenossen nicht zulassen!
Und damit der Anreiz gegeben sei, hier das Innerste nach Außen zu kehren, habe ich mit unserem Kunststaatssekretär vereinbart, dass aus den Sonderfördermitteltöpfen für schöne Künste ein Preis gestiftet werde für das schönste Gedicht des Monats. Der oder die Auserwählte hat die einzigartige Möglichkeit, einen einzigartigen Abend entweder mit mir und einem Bier, oder aber mit Pierre Brice, dem feinsinnigen Botschafter der Indianer, zu verbringen.
Sollten euch diese Versprechungen immer noch nicht zur Feder greifen lassen, dann will ichmit gutem Beispiel voran gehen und selbst ein kleines Gedichtlein verfassen. Ich widme es Julia, meinem Vöglein.

Was wir beide füreinander sind:
Herzrasen
Nerzhasen
Sterzschaasen
Märzphasen
Schmerzblasen
Scherzbasen!

Gerne bin ich bereit, mit euch diese Zeilen zu interpretieren, ich freue mich aber auch über eigenständige Arbeiten! Denkt an den Bierpreis und den Pierre Brice!

Eure Freundin Dominika
P.S: Am 21. März ist Weltlyriktag!!!!

Sie wünschen, ich schreibe!

Liebes Tagebuch, liebe Leser desselben!

Da sag ich nur "Bonjour!", wie die Französin so schön sagt! Entgegen den schweren Bedenken meiner Muddi (Ich: "Mutti, juhu, jetzt kann jeder lesen, was ich denke!" - Mutti: "Aber Kind, jetzt kann jeder lesen, was du denkst!") hat es noch gar keine argen Reaktionen auf die lückenlose Offenlegeung meines Gedankenguts gegeben, ganz im Gegenteil! Die Menschen wünschen sich dringend, in die Offenlegung miteinbezogen zu werden, denn sie wissen: Wer nichts angestellt hat, hat auch nichts zu verbergen!
So erreicht mich aus dem schönen Pröllistan ein Posting, in dem mehr Info über die mir nicht unbekannte Birgit N. gefordert wird. Das mach ich gerne! Folgendes: Frau Birgit Nagl ist wieder zu haben und würde sich über Post sehr freuen. Sie strickt gerne und mag - wie wir alle - Hansi Hinterseer. Ein weiteres Hobby ist die Fotografie, bevorzugtes Motiv sind Fiat Pandas aus den Baujahren 1983-87. Außerdem sucht sie was zu Vögeln, am liebsten sind ihr Bücher über Hühner und Brieftauben.
Wer auch an dieser Stelle was über sich und andere lesen will, möge sich melden, es würde mich von Herzen freuen, wenn meine Leser zusammenkommen und lieb sind zueinander.



Birgit wartet auf dich! Foto: MNK

Birgit macht Kunst, mach mit!

Hier eines der bekanntesten Bilder Birgits; es war bereits in der Raika Neunkirchen ausgestellt.



Fiat Panda in Graz 2005, Bj. 1984, roth-metallisé. Foto: MNK äh Biggi

Sonntag, März 06, 2005

Marillenmarmelade, Einstein und Lyrik

Habe letzte Nacht über die Gedanken von Renate nachgedacht und dabei sehr viel Wahres entdeckt. Vor allem das mit den Impulsen stimmt 100%ig, denn in der Tat kann man mit der Sprache zwischen den Menschen Impulse setzen und sehen, wie alles anfängt zwischen Ich und Du. Hoffentlich muss ich einmal wo lange warten, da kann ich weiter nachdenken! In den letzten Tagen war mein Leben allerdings erneut geprägt von gschaftigem Nichtstun und Marmeladebrotessen. Womit wir schon beim Thema des Tages wären: Die Marillenmarmelade geht zur Neige! Jetzt ist guter Rat teuer! Ich merke schon, wie mich die Lebensgeister verlassen und wie die Moral in der Beziehungsmannschaft immer schlechter wird. Gestern musste ich die Marmeladeportion erstmals rationieren, früher konnten wir noch mit den Schöpflöffeln ausfassen – bis ich vorgestern auf den Boden des Fasses stieß... wie lange werden wir aushalten? Muss ich am Ende die Ponys schlachten lassen? Ich bin noch nicht gewillt, die Forschungsexpedition aufzugeben, um neue Marmelade zu kaufen!

Nachdem wir uns gestern mühsam durch die Wochenendausgabe gekämpft hatten, wartete am Nachmittag eine neue Sisyphosarbeit auf uns: ein Ordner voller alter Wissenschaftsbeilagen vom Falter. Mein erster Maat Alois meinte zunächst, dass der ganze Plunder, da vom Wissenschaftsministerium gesponsert, ungelesen ins Altpapier wandern dürfe; als ich aber selbst einen Blick hinein warf, fand ich sofort einen Auszug aus einem Brief Einsteins an eine seiner Ehefrauen, der mir zeigte, dass alles, alles durchstudiert werden muss. Es handelt sich bei dem gefundenen Kleinod um einen nicht hoch genug einzuschätzenden und nobelpreiswürdigen Beitrag zur Überwindung des Geschlechterkampfes. Ich zitiere:

A Du sorgst dafür
1 dass meine Kleider und Wäsche ordentlich im Stand
gehalten werden
2 dass ich die drei Mahlzeiten im Zimmer ordnungsgemäß
vorgesetzt bekomme
3 dass mein Schlafzimmer und Arbeitszimmer stets in guter
Ordnung gehalten sind, insbesondere dass der Schreibtisch mir allein zur
Verfügung steht.
B Du verzichtest auf alle persönlichen Beziehungen zu mir,
soweit deren Aufrechterhaltung aus gesellschaftlichen Gründen nicht unbedingt
geboten ist. Insbesondere verzichtest du darauf
1 dass ich zuhause bei dir
sitze
2 dass ich zusammen mit dir ausgehe oder verreise
C Du verpflichtest
dich ausdrücklich, im Verkehr mit mir folgende Punkte zu beachten
1 Du hast
weder Zärtlichkeiten von mir zu erwarten noch irgendwelche Vorwürfe zu machen
2 Du hast eine an mich gerichtete Rede sofort zu sistieren, wenn ich dich
darum ersuche.

Da spricht ein großer Geist aus der Vergangenheit zu uns! Um das Ganze in den Worten des großen Frauenverstehers Josef H. zusammenzufassen: „Wir brauchen uns nur dort berühren, wo’s unbedingt notwendig is!“ Oder auf den Punkt gebracht: „We’re just spending time, no kissing, no touching! It’s us in love, spending time!” Alois ist nicht übel stolz darauf, dass sein Werk „Dangkescheen“ (einzusehen auf http://www.unet.univie.ac.at/~a9805488/index.htm unter „Korrespondenz“), das er mir in der ersten Phase unserer Verliebtheit zugeeignet hat, in genau dieselbe Richtung weist. Ich als Männerversteherin war von unserer Entdeckung natürlich ebenso begeistert; so ist unser schon etwas ermüdetes Forscherherz von neuem für die Papierdurchwühlung entbrannt! Wir werden uns deswegen morgen trennen; Alois wagt sich zur Universität, Gerüchten zufolge soll die voller Papier sein – eine faszinierende Vorstellung! Ich selbst reise nach Oberösterreich, denn mir ist eingefallen, dass im Keller zuhause noch eine Kiste voll Zettis stehen muss. Außerdem nimmt mir Sabine immer die Postwurfsendungen weg, das muss ich unterbinden!
So viel, liebes Tagebuch, hätte ich heute noch zu sagen, aber zum Abschluss lass ich lieber meine Anwälte sprechen:

Anwaltskanzlei Vogl&NotButterbrotgasse 79063 Voraus im
Preingau
06. März, 2005


An Herrn OmbudsmannDr. Alois Liebes-Stifter, Vollrauscherstrasse, Viehn

Betreff: ausstehendes Liebeshonorar

Sehr geehrter Herr Dr. Stifter,

wie uns die klagende Partei, Frau Mag. Dominika Meindl mitteilt, schulden Sie Ihr noch 5€ für die (den) Liebesdienst(e) im letzten Monat. Wir ersuchen Sie hiermit, den ausstehenden Betrag unverzüglich auf ihr Konto zu überweisen, sonst nehmen wir einen Hammer und haun ihr ganzes Liebesnest zusammen, und wenn das nichts nützt, übergeben wir die Sache einem richtigen Rechtsanwalt! Weiters ersucht uns Frau Dominkia Meindl Ihnen folgende Zeilen zu übermitteln:

die seele
ein verletztes tier

das herz

mit klaffender wunde

der geist

auf ständiger flucht
vor dem wartenden schmerz

die liebe

jäger und gejagte

jedes wort

ein stoß in den abgrund

Hochachtungsvoll, Dr.rec.con.sos. Vogl


Hoffentlich fürchtet sich der Alois nicht, aber Recht ist Recht! Schlaf gut, liebes Papier!

Donnerstag, März 03, 2005

Schreckliches TV-Erlebnis

Liebes Tagebuch, Schreckliches ist gestern passiert!

Als interessierte Patriotin war es mir ein Anliegen, zu hören, wie sich unser Finanzminister in der ZiB2 gegen die linkslinken Anwürfe des Obervernaderers van der Bellen souverän verteidigt. Da passierte es: Ich erbrach das Abendessen! Zuerst glaubte ich, dass mir A’s Hausmannskost nicht bekommen sei. Ich reinigte mich und eilte zurück zu KHG. Da passierte es erneut, diesmal aber nur mehr grüne Galle! Wie kann es so was geben!? Ich bin erschüttert, lasse mich aber von meinem linken Gesindelkörper nicht daran hindern, weiterhin dem Finanzminister zu lauschen, um den uns Europa beneidet!
Ich muss gleich los, weil ich unbedingt noch Material gegen das Schandmaul Harald Schmidt sammeln muss. Habe übrigens schon bei der ARD meine Macht dahingehend eingesetzt, dass seit einiger Zeit immer nach Sendungsende gleich Volksmusikankündigungen gesendet werden! Auch beim ZDF habe ich Einiges bewirkt, endlich hat man meine Drehbuchvorschläge für "Forsthaus Falkenau" angenommen und realisiert. Morgen wird also "Rettet den Hirsch Alois!" gezeigt - eine nähere Analyse finden Sie, wenn Sie die Überschrift dieses Eintrags oder unter "Minks Links" "Menschliche Tiergeschichten" anklicken. Schauen Sie sich auch gleich "Meine Lieblingsseite" an, die ist meinem TV-Serienliebling, dem Förster Rombach, gewidmet.

Musste gestern wieder Michls Fische betreuen. Um mich für den Aufwand schadlos zu halten, öffnete ich den Kühlschrank, der aber abgesehen von mit kryptischen Nachrichten beklebten Mangosaftboxen, tiefgekühlten Fischfutterlarven und gefrorenem Kuchen nichts enthielt. Da das nicht eben wohlschmeckende Gemisch ständig an Gaumen und Speiseröhre anfror, musste ich das Ganze mit aufgewärmter alter Maresi hinunterspülen.

Coala hat heute angerufen und A. irgendwas ins Ohr geleiert. Der in dieser Situation nicht Unschlaue sagte mittendrin: „Das ist so lustig, dass du dieses Wort so einfach verwendest. Bei uns in Glashütten bezeichnet das den Geschlechtsakt!“ Das macht er schon die längste Zeit bei allen möglichen Leuten und Wörtern. Naja.

Oh Gott! Habe grad entdeckt, dass zwischen den Buchstaben der Tastatur ganz viele Staubflankerl liegen! Ich muss sofort was dagegen tun, sonst kann ich nichts essen (heute gibt es BUTTERBROTE).Ich muss gleich auch meine Serviettensammlung auf Vordermann bringen, morgen schreib ich wieder was (über die Serviettensammlung wird der Ö3 sicher berichten, das kann ich mir jetzt ersparen).
Schlaf gut, liebes Tagebuch!

Dienstag, März 01, 2005

Familie und Nachbar in Not; Pierre Littbarski im Sauseschritt

Liebes Tagebuch!

Allzu lange habe ich die Ereignisbuchhaltung auf die lange Bank geschoben – zu trubelig war mein Leben in der vergangenen Woche! Da wird wieder Vieles dem Vergessen anheim fallen! Ich versuch’s trotzdem, schließlich bin ich eine Figur des öffentlichen Interesses und deswegen zur Veröffentlichung meiner Erlebnisse verpflichtet! Und nachdem der Ö3 nicht mehr täglich darüber berichtet, was ich grade mache, muss ich dies selbst tun...

Wichtigstes Ereignis meines Lebens in der letzten Woche war sicherlich die Reise ins Land meiner Ahnen, wohin mich ein Befehl von höchster Stelle verfügt hat: Da unsere viel zu reichen Eltern wieder einmal mitten im Jahr urlauben, oblag mir – einer ausgebildeten Philosophin! – die Pflege meiner zurückgebliebenen und obendrein noch multimaroden Familienmitglieder. Sabiene: outriert vorgetragener Schnupfen; Rassi: durch Dickleibigkeit verunmöglichtes Stufensteigen; Coala: detto, dazu noch Inkontinenz (bei der Einlieferung Harald Juhnkes hieß das im Wochenend-Standard noch euphemistisch: „Wegen akutem Flüssigkeitsverlust wurde er in ein Sanatorium gebracht“). Schön war das nicht.

Da ich es mir nun einmal zum Lebenssinn gemacht habe, Kinderaugen zum Leuchten zu bringen, nahm ich mich dann obendrein noch der Goldberger-Buam an. Auf dass die Februarsonne ein wenig Farbe auf deren blasse Wangen zaubere, entschloss ich mich zu einem Rodelausflug, denn es lag Schnee auf den Fluren Winkelns. Aber wie töricht war mein Ansinnen! Zeppelin G. war gar nicht erst aus Morpheus’ Armen zu locken, Valentin G. war der Hügel zu steil und Josef G., der zunächst als einziger wirklich einen Benefit aus dieser Outdoor-Aktivität zu ziehen schien, musste sein Herumtollen am nächsten Tag mit einem Hexenschuss bezahlen. Zu allem Übel wäre er beinah von seiner Frau ins neue Reha-Zentrum abgeschoben worden, da diese körperliche Leistungsfähigkeit in beinahe faschistoider Weise verherrlicht. Erneut musste ich gutmenschlich eingreifen; eine spontane und unbürokratische Familienaufstellung bewirkte die schnelle Linderung der Zwistigkeiten. So ganz nebenbei brachte ich die kleinen G's auf den richtigen, d.h. in diesem Fall gendergerechten Weg zurück, indem ich die Puppenküche aus dem Fenster warf (ich bin nicht homophob, aber man muss ein heterosexuelles Kleinkind doch artgerecht aufziehen!) und ein wenig Grenzen setzte, denn: Folgen muss man so schnell, wie das Mutzi lauft!

Schreckliche Probleme aber dann mit Coral! Als die damenhafte Ulla bei uns zum Tee war, musste ich deutlich ein Verdauungsgeräusch vernehmen! Die roh lachende Rüpelin log dann auch noch dreist: „Aus meiner Hose kommen nur Schleifgeräusche!“ Als ich mich dann Dir, liebes Tagebuch, anvertraue, vergällt sie mir diese Freude, indem sie ständig herschaut und diese geheimen Aufzeichnungen durch ihre Augen zu schänden droht! Sobald ich sie auf ihr Fehlverhalten aufmerksam mache, guckt sie schnell wieder in ihren albernen Roman „Wie Pierre Littbarski einmal im Sauseschritt Japanisch lernte“ und kräht „I moch Übungen!“ Ist das nicht doof? Durch ihr dummes Lachen (sie hält sich jetzt immer den Bauch dabei, oh Gott!) und unmotiviertes „Japanisch“-Reden werde ich auch daran gehindert, gemeinsam mit Sabiene unsere Lieblingssendung „Kinderquatsch mit Michael“ zu genießen! Aus Langeweile kaut Coral nun ihren Kaugummi so laut, dass man unwillkürlich an Rassis schmatzende Intimpflegegeräusche erinnert wird... Himmelreich, wie schwer bist du verdient!

Am Samstag gab es Reisschmiere, am Sonntag Gemüsewuli, die ich aber aus Empörung über Coala nicht aufessen konnte! Außerdem waren in den Sojawuli Gene drinnen, sodass ich furchtbar Kopfhautjucken bekam.

Aber anstatt mir am Montag Erholung von all der an diesem Wochenende erlittenen Unbill gönnen zu können, musste ich den ganzen Nachmittag mit Julia verbringen, die sich nach wie vor keine andere Unternehmung ausdenken kann, als sich als Mann zu verkleiden. Ich musste ernst die Hände falten und sagen: „Julia, ich habe dir bereits tausendmal gesagt, dass ich eine Frau bin!“ Außerdem war sie ganz geknickt, da Birgit mich als Mann fescher findet als sie – kein Wunder, fehlt doch Julia der Mut, sich wirklich hässlich zu verkleiden, da schimmert ihre Weiblichkeit zu sehr durch. Am Faschingsdienstag (Julia verkleidete sich als Mooshammer Jr., ich als James Hetfields Bruder) musste sie auch hinnehmen, dass ein Betrunkener sie als „Weibchen“ erkannte, bei mir hingegen unsicher blieb! Ich selber fühle mich jedenfalls durch Birgits Bevorzugung geschmeichelt, werde aber an meiner weiblichen Identität zumindest so lange festhalten, bis sie mir das selbst und persönlich sagt.

Heute findet der 6. Jahrestag meines Verhältnisses zum Grünstiftpädagogen Alois statt. Erst vor fünf Minuten musste ich ihn daran erinnern, dass man sich an diesem Tag eigentlich zeigen sollte, wie sehr man einander respektiert, aber nicht „Wir lassen uns das Saufen nicht verbieten!“ grölen muss! Seine Reaktion auf meinen Tadel: „Du kriegst Schuppen!“

Heute gibt es Marillenmarmeladebrote, ich freu mich schon.