Donnerstag, August 29, 2013

Es herbstelt. Oder: Käsetoast zur Zehrung

Weil ich von der Lebenserwartung her jetzt bestimmt das erste Drittel verschwendet habe, schleicht sich der Gedanke an den Tod immer öfter in die süße Unbedarftheit der noch in mir wesenden Jugend. Sperriger Anfangsatz, aber ist eh schon vorbei. 
Jedenfalls kam mir im Zuge dieser Morbiditätsattacken der Gedanke an die Gestaltung des eigenen Begräbnisses und damit einher gingen sehr schöne Ideen: Es soll kathartisch und prunkvoll sein. Meinetwegen in einer Kirche, aber bitte nicht so eine Industrieviertel-Moderne oder Passivhausökumene, sondern mindestens Rokoko, da können mitgeführte Kidner während langatmiger Predigten die Fresken anschauen. Apropos Reden: Ich werde demnächst auch Versatzstücke für anrührende Nekrologe zusammenstellen, sie müssen nämlich unbedingt gefälscht sein, so ungefähr: "Angesichts ihrer Blindheit und ihres Analphabetismus war ihre Literatur eh schon wieder sehr super." Oder: "Sie konnte links und rechts nicht unterscheiden, war aber immer lieb zu Tieren." 
Zur Musik: Keine Angst vor Pathos, also zuerst das Mozart-Requiem (das war schon beim "Big Lebowski" sehr schön), zum Auszug dann "Solang die Zwischenzeit gefällt / Las loss".
Die Zehrung findet natürlich im Rothen Krebsen statt, auch wenn die für einen einzigen Toast 20 Minuten brauchen und viele derweil zum Warmen Hans ausweichen werden. Es soll hier viel getrunken und Kurzweil getrieben werden, vielleicht finden sich ja Menschen zusammen, die in meinem Namen und zur Feier ein Kindlein zeugen. 
Ach! Das ist alles so schön, dass mir der Gedanke kommt, dass jeder einmal zu Lebzeiten sein eigenes Funeral feiern dürfen soll.

Montag, August 26, 2013

Das inverse Wiegenfest: Die Meindl und der Herr Carnal lesen aus ihren Gesamtwerken

30. August, 20 Uhr, Grandhotel zum Rothen Krebsen. Eintritt geschenkt!

Der Herbst beschleicht unseren lieben Sommer wie eine räudige Katze einen Prachtfasan. Aber auch die Meindl altert vor sich hin. Wäre sie ein Zwergwal, hätte sie ihre Lebensmitte längst überschritten. Meine Güte, 35! Jesus war in dem Alter schon tot.
Es gibt nur eines, das stärker ist als der Tod: die Schönheit. 


 
Deswegen schenkt sie sich und der Welt das Schönste, was Österreich zu bieten hat: Marc Carnal. Er ist der Valentino Rossi der Unterhaltungsliteratur, der Terence Hill der Obstlyrik, der Apoll des Erlebnisaufsatzes. Carnals Schüttelreime befinden sich in der Warteschlange zum immatierellen UNESCO-Welterbe und es heißt, sein höflicher Battle-Rap habe Snoop Dog zum Reggae-Lulu gemacht. Darüber hinaus ist Carnal der österreichische Elvis Presley des Charmes.
Eine gemeinsame Lesung der ergrauenden Diktatorin Meindl und des blühenden FM4- und ORF-Stars Carnal, das ist doch wie die Einladung zum Gartenfest bei Imelda Marcos und John Lennon. Da sollte man schon hin. Auch wenn dieses Ereignis so super zu werden verspricht, dass damit die Gentrifizierung der Stahlstadt weiter vorangetrieben wird und sich die Mieten in der Innenstadt verteuern.
Das und noch viel mehr wird euch am kommenden Freitag also dargebracht, in Form einer inversen Geburtstagsparty. Im Namen der Angehörigen bitten wir, von Kranzspenden abzusehen und einfach gut gelaunt sowie gegebenenfalls verkleidet zu erscheinen.

Montag, August 05, 2013

Ein Wochenende im Benzindampf: Historisches Seitenwagenrennen / Rupert-Hollaus-Gedächtnisrennen

Strahlende Vorletztplatzierte in der Sprintwertung

Hätte ich Biographen, sie wüssten, dass ich 97,9 Prozent meiner Existenz mit belanglosen Tätigkeiten erschlage. Blogschreiben zum Beispiel. Für das frischvergangene Wochenende wage ich aber eine nicht-alltägliche Ereignishaltigkeit zu beanspruchen. Seit Freitag darf ich mich nämlich als leidlich intime Kennerin des Asphalts am Österreich-Ring bezeichnen. 

Der Motorsport bildet die letzte Bastion gegen die Hugo-Trinker

Zum Glück trennten mich stets die wesentlichen Zentimeter davon, allgemein kommt dem Belag aber niemand näher als die Seitwagen-Beifahrer. Angesichts des äußerst hässlichen Unfalls in der F1-Sidecar Trophy waren wir am Ende demütig und nicht sehr traurig, dass wir unser letztes Rennen an diesem Tag wegen eines Ventilschadens gar nicht erst antreten konnten - obwohl uns der Stadionsprecher noch minutenlang gleichsam als moralische Gewinner angekündigt hatte (Kröpfl/Meindl jagen das Feld von hinten"); dass jemand vor dem Debüt auf der Rennstrecke nur zweimal auf dem Alkovner Rübenplatz und bei der Wolfgangsee-Classic geübt hatte, war ihm auch noch nicht untergekommen. 


Damit endet meine erste Rennsaison und ich sitze wieder in der stickigen Schreibstube. Mit keinen größeren Schaden als zerzaustem Haar und einem blauen Fleck an der Hüfte. Gut.


Merci Wolfgang R. für die Fotos!