Freitag, September 27, 2024

Ein paar eitle und ein paar innige Sätze zu Bodo Hell

Seit 9. August wird es kaum eine Begegnung unter Literaturnahen gegeben haben, in der nicht sorgenvoll das Gespräch auf Bodo Hell gekommen ist. Wir alle vermissen ihn und bitten insgeheim den Dachstein, ihn uns wieder zurückzugeben. 

Es ist schon so viel über ihn gesagt worden (besonders schön etwa vom Kollegen Stöger im Blog der GAV OÖ). Wir wollen alle noch so viel über ihn sagen. Ich würde mich unendlich freuen, wenn ich dieses Posting löschen kann, weil er auf irgend eine (mittlerweile verrückt unwahrscheinliche) Weise lebendig und gesund seinen Weg zu uns zurückfindet. 

Zum ersten Mal hatte ich ihn in Innsbruck getroffen, bei den Wochenendgesprächen, wir kamen sehr bald auf die gemeinsame Freude über leicht bescheuerte Worte wie "hubschrauberbringbare Jagdhütte". Darum war ich nicht übermäßig besorgt, als er jahrs darauf recht kurzfristig unser Lesebühnengast beim Festival der Regionen war. Bodo bringt immer Geschenke mit, dieses Mal sündteures Sauerteigbrot "aus der Stadt, weil ihr am Land ja keins habt", sagte er mit diesem fantastischen Hell-Kichern. 

Er lachte auch sehr über unsere unseriösen Gebarungen, als René und ich etwa vorgaben, den Buttinger zu schlachten und zu essen - ein kleiner Hund aus dem Publikum sprang ihm in ehrlicher Erregung helfend bei. Bodo verlas eine botanische Phänomenologie der Capsicum-Gattung. 

Im Mai dieses Jahres kam er zu uns nach Wels, dieses Mal hatte er Meisterwurz-Schnaps mitgebracht, und für alle die dritte Auflage von "Begabte Bäume". Julia Jost und er wanden mir irgendwann das Heft der Moderation aus der Hand, ich ließ es glücklich geschehen, sie unterhielten sich über Fleckvieh und Kärntner Gebirgsauffaltungen.
 

Weil das alles hier unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, veröffentliche ich das wertvollste Stück meines künftigen Vorlasses, nur deswegen wird mir das Stifterhaus in 30 Jahren ein paar Hunderter für meine Postkartensammlung zahlen: 



Als Gipfelpunkt der Koketterie zitiere ich mich am Ende auch noch selbst, denn etwas anderes kann ich im Grunde nicht sagen: "Jetzt ist aber Schluss mit dem Tod!"

Dienstag, August 20, 2024

Der Kostenfaktor Mensch ist für uns leider nicht mehr darstellbar

Irgendwann wird die Raika Selbstschussanlagen in ihren Filialen installieren, um den Kostenfaktor „Kundenbetreuung“ positiv zu saldieren bzw. den Kostenfaktor "Personal" besser darstellen zu können. Es wird wohl Unmut geben, aber Anzeigen können nur in den Landeshauptstädten aufgegeben werden, in Polizeiwachstuben mit Parteienverkehr von Dienstag 8 bis 8:15. Der Postbus fährt um 7:59 ab und um 15:38 zurück. Telefonisch kann man 24/7 anzeigen, unter einer kostenpflichtigen 0900-Nummer, die in ein Callcenter in Bangalore führt. 34 Minuten Wartezeit sind fix programmiert, abgespielt wird der WKO-Song über die Vorteile des 12-Stunden-Tages. In Minute 35 sagt das Tonband mit der Stimme von Christiane Hörbiger „Derzeit sind alle Leitungen besetzt, die nächste freie Leitung ist für Sie reserviert.“ Nach weiteren 13 Minuten sagt die KI-Hörbiger „Wollen Sie eine Vignette online bestellen, drücken Sie die 1. Wollen Sie ein Leumundszeugnis für einen Heimkredit beantragen, drücken Sie die 2. Wollen Sie eine Personenstandsänderung im Zuge einer Bankfilialenbetretung melden, warten Sie auf die nächste freie Leitung.“ Die Warteschleife entspricht subjektiv dem Sonnenjahr des Uranus. (84 Erdjahre), denn der Kunde will es so. 


Das Bild ist eigentlich lustiger als der Text drüber: Raiffeisen "Jungfrau" hat Harold "Smile the Pain away" als Testimonial fürs Erben und Sterben verwendet.

 

Montag, Juni 10, 2024

Komparatistische Lektüren: Alf und "Die Verwandlung"

Undurchdacht wegen Faulheit, Stress und Alters-ADHS (= das Hirn in der Freilaufzone rennen lassen, weil man zu faul zum Spazieren ist)

Apropos Hirn – meines muss ja leider einmal derfäulen. Drei Jahrzehnte habe ich es vollgestopft mit Humanismus und Bildungsbürgerkram, jetzt entlasse ich es in die Freilaufzone der seichten Populärunterhaltung. 

Neulich bin ich beim Zappen (das TikTok der Generation X) ganz hinten im Sendergekröse (TLC, BibelTV, phönix, disneyTV) bei einer Folge von „Alf“ hängen geblieben. Diese Figur brauche ich hier nicht erklären, das Literaturpublikum ist eh schon mit uns in der Midlife Crisis. Als ich den tolldreisten Gebarungen des Außerirdischen zusah (dessen Pelz im Lauf der 102 Folgen btw. immer speckiger wird), kam mir die Erkenntnis, dass die AutorInnen der Serie eine amerikanisch-lebensbejahende Umkehrung von Kafkas Verwandlung geschaffen hatten: Eine langweilig in den Suburbs von LA (das Prag der 1990er Jahre) dahinlebende Familie mit Vater, Mutter, Sohn und Tochter wird durch das Auftreten einer Mensch-Tier-Chimäre aus dem Gleichgewicht gebracht. Erhebliche Energie muss aufgewendet werden, damit von der mysteriösen Heimsuchung nichts nach außen dringt (Kafka: Amt und Vorkriegsgesellschaft; Alf: die Nachbarn Raquel und Trevor Ochmonek). Die amerikanische Sublimation ist lehrreich: Im Gegensatz zum Borkenkäfer Gregor Samsa, der in fast schon neoliberaler Verblendung daran festhält, in sein Bureau zurückkehren zu können, findet Gordon Shumway sein Glück im Home Office, von wo aus er u.a. mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten telefoniert (seine Freude am Telefonieren ist andererseits extrem old school). Alf muss lediglich seine bestialische Natur im Zaum halten, indem er sich von den Sitten seines Heimatplaneten Melmac lossagt und sich der irdischen Leitkultur des Hauskatzennichtfressens anintegriert, mit Kater Lucky also einen prekären kalten Frieden hält und stattdessen Brians Hausaufgabe anzündet.

Das war mein Beitrag zum Kafka-Jahr 2024, in dem wir des 100. Todestages unseres großen Autors gedenken, möge ihm die Erde leicht sein. Bruckner ein ander Mal.

Montag, April 29, 2024

Schadensmeldungen. Höhere Gewalt

[Ein Text für die jüngste Lesebühne, leider aus autobiographischer Inspiration entwachsen. Mit Gruß an die Mutter - wo auch immer sie gerade ist -, die einst beruflich Schadensfälle verschriftlicht hat

An die Wiener Städtische, Absender Kulturzentrum Hof, Kurzbezeichnung des Schadens „Meteoriteneinschlag“, Datum 8.2.2024

Im Zuge der Diskurstanz-Interpretation des mesozoischen interstellaren Großereignisses (KT-Impakt nahe der Halbinsel Yucatan vor 66 Millionen Jahren) kam es an besagtem Abend im Rahmen eines Gastspiels der Original Linzer Worte zum Schadensfall. Mag.a. Dominika Meindl kollidierte im Zuge ihrer Darstellung eines dem dritten Massenaussterbens anheim fallenden Nicht-Vogel-Dinosauriers aufgrund zu schmaler Sehschlitze in ihrer Godzillamaske zunächst mit Dr. Martin Fritz auf seiner elliptischen Bahn als personifizierter Asteroid, kurz vor dem Einschlag in Prof. Klaus Buttinger ("Mutter Erde" personifizierend), wodurch das mobile Leuchtmittel sowie ein von innen beleuchtbarer Globus leicht beschädigt wurden. Mag.a Meindl kam in Folge ihrer Ausweichbewegung zu Fall, was aufgrund des aufblasbaren Tyrannosaurus Rex, den sie als vorgetäuschtes Jungtier in ihren Armen hielt, verstärkt wurde. Der kaum gebremste Sturz riss die sich auf der Bühne befindliche Beamer-Leinwand mit, und aus unsererseits nicht mehr eruierbaren Gründen sodann auch unseren Bühnenbambus samt Mink-Vase. Gerundete Schadenssumme: 25 € Frackhosenreinigung wegen aufgewirbelter Feinsedimente + 34.000 € Ruf- und Kreditschädigung, da der Eindruck entstand, Mag.a Meindl wäre patschert.


Apropos Godzilla: The United States of America meldet an die Everest Re Group:

Aufgrund von Befall durch einen Ankylosaurus aka Godzilla sind folgende Schäden an der US-Amerikanischen Infrastruktur entstanden:

  • Zwei Fischerboote
  • Zerstörungen an einem New Yorker Fischmarkt
  • Evakuierung New Yorks
  • Erhebliche Schäden an der MS Navy Mississippi beim Versuch, Godzilla mit einem toxischen Wal zu vergiften
  • Zerstörung von 13 Prozent Manhattans
  • Sanierung Madison Square Park (Nestablage des Ankylosaurus)
  • Drahtaufhängung der Brooklyn Bridge bei der letalen Vergrämung des Problemsauriers
  • Ruf- und Kreditschädigung aufgrund einer aus dem obgenannten Schadensfall folgenden Verfilmung von Seiten Ing. Roland Emmerich.


An die Wiener Städtische, Präsidentschaftskanzlei Schönering, 21.4.2024:

Sehr geehrte Damen und Herren, da beim Versuch der letalen Vergrämung von Jungtieren der Spezies Ankylosaurus seitens von Mag. Roland Emmerich mindestens ein Exemplar übersehen wurde, konnte dieses aus New York entweichen und sich seinerseits zwecks Brutablage in der Liegenschaft Leitenweg 7 in 4073 Wilhering einnisten. Durch die bei der Bebrütung der Eier entstehende Wärme schmolz laut Gutachter Ing. Franz Gsengsbratl der Permafrostboden, der sich als geologische Singularität zwischen Günz- und Mindel-Eiszeit unter besagter Liegenschaft gebildet hatte. Wasser konnte austreten und hat diesen Schaden verursacht: S. Bildbeilage. [Wir sehen feuchte Mappen mit Studienunterlagen zum Thema „Singularität und Alterität. Ethik und Politik der Dekonstruktion unter besonderer Berücksichtigung autobiographischen Schreibens“ Abb. 2. Wir sehen ein Foto von der Tombola des Grauens Abb. 3 ein Post-It auf einer Schachtel mit Playmobil, versehen mit der Notiz „Das münkelt!“]


Der Schaden schreibt an die Haus-Versicherung:

Gestern Abend hat sich ein Fundament gebildet, drauf ein Keller!!!! Wie gibt’s denn sowas? Und heute Morgen steht schon das Untergeschoß! Bitte um rasche Rückmeldung, bevor ich ein Einfamilienhaus werde!


Schadensfall in etwas größerer Dimension, in Dialogform:

Frau Welt hat sehnsüchtig auf den Kammerjäger Luzi Fehringer gewartet.

Welt: Gut, dass Sie kommen! Sie sind überall!

Fehringer: Jetzt beruhigen's Ihna, wir mochn des scho. Waun hod denn des augfaungt?

Grod erst, vor 1,5 Millionen Jahren!

Daun kaun's ned so schlimm sei, des is jo nix. Zaagns mas amoi, daun schauma, wos hod.

Frau Welt bläst sich die Wolken aus der Atmosphäre und zeigt ihre Oberfläche. Fehringer zischt durch die Zähne.

Oajeh, des is schlecht.

Was!?

Se ham Menschn, und wia's ausschaut fost üwaroi!

Ja wie gibt’s denn sowas!!!!! Ich hab immer auf Hygiene geachtet!

Des geht oft schnöö, waun ma das üwasiacht, dass am de ausm Wossa oposchn.

Na hallo! Dawei hab ich so aufpasst! Immer alle vorgeschriebenen Wartungsarbeiten gemacht! Asteroideneinschläge, Eiszeit, Vulkanausbrüche! Wie vom Chef empfohlen!

Jo, da Chef is do a weng im Wiglwogl, er mog de Gfrasta irgendwie. Owa in der Menge, da miassma wos tuan.

Gehn's bittscheen!

Foigendes: I drah jetzt amoi d'Heizung auf, und daun schauma, ob's weniga werdn. Und i bring eana a Packl mit Nützlinge, es straans aus üwa Ihna, des hüft, dass ma den Bestaund dezimiert.

Ja, gut. Was is denn da genau drin?

Des is a Mischung, aus SUVs, Webergrille und Drohnen, oiso männliche Oarbeitstiere. Waun's von de zvüüü gibt, woin olle an die Mocht, und daun bringan sa se gegnseitig um.

Na hallo, was ist denn das für eine unnedige Spezies! Und das auf mir!

Gnä Frau, ois is fia wos guad, aa waun mia des ned oiwei glei seng.

Dienstag, April 02, 2024

Danke an: Multivitaminsäfte, liberale Gatten, das Nettsein. Und Danke für nichts, André Heller!

"Ich weiß, dass die Welt existiert, weiß aber nicht, ob ich existiere." Robert Walser

Foto: Dieter Decker


Was ich alles für die Welt-Lesebühne schreiben wollte:

Der Karfreitag ist der Tiefpunkt der Passionsgeschichte, er bereitet die Erlösung durch das große Opfer vor. Deswegen ein kurzer Gedanke an den Multivitaminsaft, der sich selbstlos der Verarbeitung der nicht übermäßig beliebten Passionsfrucht annimmt. Aus „Mein schöner Garten“: „Die Jesuiten, die die Frucht nach Europa importierten, meinten, in der Blüte das Leiden Christi zu erkennen: Die Kronblätter erinnerten sie an die Dornenkrone, die fünf Staubblätter seine Wunden. Die drei Griffelnarben sollten Jesus und seine beiden Leidensgenossen am Kreuz darstellen.“ Man isst das an sich schmackhafte Fruchtfleisch samt lästiger Kerne, was sich als Metapher für Religion eignet oder auch nicht. Der Multivitaminsaft jedenfalls besteht aus passiertem Obst, der Smoothie anvant la lettre, und das kann man einfach einmal lobend erwähnt haben. 


Weltreligion

Übrigens gäbe es keine einzige Glaubensgemeinschaft, wären alle Menschen so wie ich (das stelle ich einmal wertfrei in den Raum). Erstens sitze ich nicht gern still und höre einem AWM beim Mansplainen zu, deswegen möchte ich mir alle Stunden Gottesdienst für die Pension anrechnen lassen. 2.: Wäre Pontius Pilatus eine meiner Präinkarnationen, hätte ich dem geifernden Volk gesagt, es solle sich nicht so aufpudeln, der Jesus sei ok, bissi sendungsbewusst, der fällt halt manchmal ins Predigen, aber er ist persönlich ein ganz ein Netter, und sein Vater, der Tischler Sepp, hat meinem Vater damals einen super Bauernkasten gemacht, der steht jetzt noch tadellos da. So, jetzt geht’s heim und trinkt's ein Bier, der Jesus auch, keine Fisimatenten, sonst werd ich steirisch! Ob diese Geschichte eine Metapher für Multivitaminsaft ist, müsst ihr entscheiden, ich will das Nettsein und Nichtaufpudeln einfach einmal lobend erwähnt haben. 

 

Die Welt ist mehr als genug (OÖ-Übersetzung „D'Wöd is in d'Haut eini gmua“)

Der weltlangweiligste Agentsriller: Pierce Brosnan bekommt den Auftrag, die Milliardärstochter Sophie Marceau zu beschützen, die eine Ölpipeline durch Aserbaidschan baut. In langen Diskussionen und mit GV kann Brosnan sie zum Verzicht auf fossile Brennstoffe überreden, Marceau dreht den Ölhahn zu, was für die Umwelt gut ist, für den Feminismus ein Rückschritt, weil es eh so wenige Frauen in den MINT-Fächern gibt. Marceau dreht La Boum 3, züchtet Sulmtaler Hühner und wird zur Ikone der Decarbonisierung, nicht einmal die affigen Rennräder der Hobbytriathleten dürfen noch aus Carbon sein, nur noch Durchfalltabletten. Pierce Brosnan wird Leiter der Gourmetleiter des Hitzinger Spars und redet dort der Wilheringer Bevölkerung an der Feinkostbudel das Fleischessen aus. Beim Zeltfest der Freiwilligen Feuerwehr „Sommer Sonne Edramsberg“ verliebt er sich in eine regional erfolgreiche Schriftstellerin, es gibt GV unter dem Firmament des Zentralraums. Der Gatte kommt ihr auf die Schliche und schimpft sehr, aber dann sagt er, ok, es ist immerhin Pierce Brosnan. Ob das ein gutes Ende für einen Agentensriller ist, müsst ihr entscheiden, ich will die österliche Großherzigkeit des Gatten einfach einmal lobend erwähnt haben.


Die Welt ist nicht genug

André Heller, Zaubermogul des Staunens, will sein Alterswerk mit einem gigantischen Generalkunstwerk aller Sparten krönen. „Austria, Austria“ soll es heißen, die magische Supershow im weltgrößten Zirkuszelt. Artisten, Tiere, Attraktionen – er will damit nach China reisen und Brücken bauen, Brücken zwischen den Kulturen! Abfahrt, Slalom, Super-G rast künstliche Mausefallen herunter, Tiroler Grauvieh springt – ein Wunder alpiner Dressur! – durch brennende Zirbenholzreifen, Alfons Haider und Silvia Schneider moderieren, aus der DNA Anton Bruckners wird ein ganzes Orchester geklont, bissi spooky, aber man muss groß denken, meine Freunde, große Gedanken machen große Werke!

Dann deckt das OLW-Correctiv auf, dass André Heller nicht nur ganz Österreich spiegelverkehrt, aber in Originalgröße rund um das raubkopierte Hallstatt nahe Hongkong erbauen hat lassen, gleichsam als gefälschten Rahmen, um 800.000 €. Das sei doch nur ein Scherz gewesen, verteidigt sich der in einen Shitstorm geratende Künstler, der das Staunen nicht verlernt hat, Geistesmenschen denken eben groß und bauen Brücken, denn man darf das Staunen nicht vergessen! Aber dann kommt auf, dass er einem aserbaidschanischen Öloligarchen gleich ganz Österreich verklopft hat, und das ist dann wirklich zu viel, denn der will es abtragen und Stein für Stein im Gewerbegebiet von Baku aufstellen, mitten drin die vom Brosnan Pierce mühsam verhinderte Pipeline.

Die Bundespräsidentin sagt „Jetzt reicht's, Heller, ich mag von dir nichts mehr hören! Er wird zum neuen künstlerischen Leiter der KTM-Motohall und muss gemeinsam mit Dietmar Kerschbaumer künftig die Klos im Kulturverein Strandgut putzen, als Ehrenamt! Ob das die gerechte Strafe für ein Leben voller nervtötender Dampfplauderei ist, müsst ihr entscheiden, es ist ja sehr schön im Strandgut, und die Klos immer tipptopp, ich will nur die beherzte Durchgriffsfreude unseres Staatsoberhauptes einfach einmal lobend erwähnt haben.

Mittwoch, Februar 14, 2024

Die gute alte Zeit. Unvollständige Liste aller Zumutungen, die es im Mesozoikum noch nicht gab

Im Gedenken an das Erdmittelalter (Dino-Perchtenlauf durch Linz, 12.2.2024)

Eine Liste for the Wind of Change + kleine Gedankenreise zur Erholung von den clusterfucking Polykrisen der Gegenwart + eine sehr ungeordnete Auflistung aller Dinge, die das Erdmittelalter zu meinem Sehnsuchtsort machen, weil folgende Zumutungen noch nicht erfunden waren:

  • Pest und Kreuzzüge (ERDmittelalter, nicht Rittermittelalter!)
  • Kreuzweh, Winkfleisch, Fieberblasen, PMS, scharfe Messer wegen der Fingerkuppen, Cellulite (die Haut der Dinos zu dick), Krebs (gut für Fans der Royals)
  • Rollsplit im Schuhprofil → Eingangsbereich, wo es dann schiach knirscht, wenn man draufsteigt bzw. High Heels, in denen sich kein Rollsplit verfängt, aber dieses Schuhwerk zieht Menschen an, die sagen, damit hat man einfach einen schöneren Hintern, man muss halt damit laufen können, aber es ist ja das individuelle Recht, dass die Mädels anziehen, was sie wollen, das ist bitte auch Feminismus!
  • Mandarinen (no offense, aber imho wird winters zu viel Aufhebens drum gemacht)
  • Existenzielle Krisen angesichts der Nichtigkeit der Existenz
  • String Tangas und String Theorie (man hasst, was man nicht begreift)
  • Die Deutsche Bahn (billiger Punkt)
  • Schusswaffen (unangenehme Dynamisierung in fiktionalen Narrativen, vgl. Tolstoi und Lethal Weapon 1 bis 456)
  • Tennis (sorry, ich find's überbewertet) und die Autotune-Tyrannei in der Popmusik (vgl. Cher „Do You Believe in Love“)
  • Drogenmissbrauch, VR-Brillen und Tesla Trucks
  • Inflation und neoliberale High Performance Mindset Mentalcoaches
  • das Warenüberangebot, dabei ist eh alles nur ein Klumpert, im Mesozoikum gab's eine große Auswahl an Dinos, aber darüber will ich mich nicht beschweren, so sind wenigstens die kleinen Buben mit Auswendiglernen der Saurii beschäftigt
  • Taschentücher, deren Flankerl die ganze Trommel voll dunkler Wäsche versauen
  • Bauernproteste wegen Pestizidreduktion und Dieselsubventionskürzung
  • Kein Donald Trump, Herbert Kickl, Benjamin Netanyahu, Viktor Orban, Schärdinand, Ferdinand Wegscheider, Stalin, Putin und Putinversteher, HP Doskozil (die Reihung ist ein wenig ungeordnet, was die Argheit betrifft), Richard Lugner, Hitler, der Welser Nachbar Glück vom ersten Stock, der mich immer so deppert anschaut, Felix Baumgartner, der Rennradfahrer, der mir einmal „du depperte Sau!“ nachgerufen hat, weil ich ihn bat, nicht gar so schnell auf der schmalen Fahrbahn für alle zu rasen, Dieter Bohlen, Idi Amin, Elon Musk und jetzt neu im Ranking Heinz Sichrovsky wegen seiner törichten ZiB-2-Ausführungen gegen das Gendern
  • Mikroplastik, Dauerwelle, Cancel Culture (keine Ahnung, ob Dinos einander wegen jeweils dummer Ansichten bzw. Frisuren von den jeweiligen Veranstaltungen wieder ausgeladen haben, eher nicht)
  • Dass man für 30 FreundInnen 34 verschiedene Kommunikationsapps braucht
  • Australien, Büros und Spaltbodenverbotskritiker
  • Anhaftender Plastikverschluss bei den Milchpackerln (lästig beim Kaffeerichten)
  • Die Hamas und die rechtsextreme Siedlungspolitik und Antisemitismus und Postkolonialismus auf dem falschen Pfad und Rassismus, Bomben und Raketen

Im Mesozoikum gab's keinen Himmel, keine Hölle, keine Nationen, nichts, wofür es sich zu töten lohnt, and no religion, too, imagine all the people, livin' life as mice, Imagine no

  • possessions
  • I wonder if you can
  • No need for greed or hunger
  • A brotherhood of little mice Imagine all the creatures – Sharing pangea

Ein paar Punkte, die immerhin eindeutig für das Anthropozän sprechen: 

  • Lustige Plastikmasken 
  • Domestifikation des Wolfes
  • Bequeme Ohrensessel
  • Dynastisierung von familialen Strukturen, sodass man weiß, wer die Geschwister sind
  • Bibliotheken
     

Donnerstag, Februar 01, 2024

Ausgebliebene Katerstrophen und bescheidenes Glück

Lebenskrimskrams im Jänner 2024

1.1.

Eine knapp verpasste Alkoholvergiftung – vielleicht ein Omen für das ganze Jahr? „2024 – lauter nicht eingetretene Katastrophen!“ Sehr viel länger schlafen als heute werde ich wohl in diesem Jahr auch nicht mehr. Sogar der Hund hängt in den Seilen. Alles in allem ein den Sitten entsprechender „Start“ ins Neue Jahr.

2.1.

Coala fährt mit auf die Leipziger Buchmesse, wo sie sich als meine Managerin ausgeben und allen einreden will, mein echter Vorname sei „Poopsy“. „Und wehe, do gibt’s kaane gscheitn Werbegeschenke.“

3.1.

Buttinger braucht immer exaktere Vorausplanungen für das Wochenende. Zum Glück konnte ich ihn für den Samstag statt „Hund“ zu einer Pizza überreden. 

***

Charismatische Sonnenuntergänge, eigentlich eine Nummer zu groß für Schönering. Heute auch noch mit queerem Regenbogen.

***

Wenig zwingt mich zum Arbeiten, vor allem macht man dann sowieso wieder nichts aus dem Vorsprung, man ist den Begehrlichkeiten der Restwelt hilflos ausgeliefert, sobald sie aus dem Urlaub zurück ist. Ein Plan verwandelt die Ereignisse in Irrtümer.

4.1.

Vom sehr bescheidenen Glück des Autosaugens und Möbelumstellens.

5.1.

Sieg des Willens – Wandern statt Kramen. Eine Folge des Klimawandels, es ist bacherlwarm. Vom bescheidenen Glück beim Verlassen des beschilderten Wegnetzes: Es ist eh alles durchmessen und bestiegen, besonders hier im niederen Sengsen, aber nach Art des lokalen Geheimwissens, dem eine einschlägig motivierte Wandermaus auf die Schliche kommen darf. Eine Stunde vor dem Ziel kehre ich aber um, die Ambition ist auch ein Muskel, der im Frühsommer trainiert werden muss. 

Beim Heimfahren überkommen mich seltsam intensive Gedanken, ob es Helena Adler gut gehe (in Gedanken war ich schon nach Steyr gefahren, morgen muss ich dort hin), oder zumindest so gut, dass ihr der Alltag keine Mühe mache. In Wels öffne ich Facebook und sehe gleich ganz oben in meiner Timeline, dass sie gestorben ist. Jemand hat unter das Posting drei Spritzen und ein Totenkopf-Emoji kommentiert. Ich hasse viel zu selten.

6.1.

Drei Runden mit Coala im Kreisverkehr Rohr (DEM Kreisverkehr). Ihr ist danach übel, das ist uns die genaue Betrachtung seines verrückten Innenlebens aber wert.

7.1.

Ich beginne, von den Eltern zu träumen, ganz unspektakulär und angenehm. Andererseits wieder mehr Träume von nicht klappenden Skitouren.

***

Beim „Hödlmoser“-Lesen fällt mir auf, wie viel wir für die „Sau“ gefladert haben. Aber wir stahlen vom Besten. „Ich finde keine Kategorie mehr.“ Gestern auf der Autobahn eine seltsame Freude beim Überholen eines LKW mit „Steirerfleisch“-Aufschrift.

8.1.

Anna W. und der Herr W. schreiben fast synchron sehr Liebes zum Roman, Karin P. sogar, ohne ihn gelesen zu haben. Das ist in dieser neurotischen Phase kurz vor der äh... "Markteinführung" sehr entlastend. Das Death Valley zwischen Kindsweglegung und Selbstbeweihräucherung. 

Heuer fühle ich mich jedenfalls wieder stark genug, eine Absage beim Projektstipendium zu ernten.

9.1.

Die Ämselin tickst und schackert so fordernd aus der Futterstation zum Amsler ins Gesträuch hinüber wie der Buttinger, wenn das Essen fertig ist.

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Vielleicht sollten Künstler*innen auch irgendwelche stark frequentierten Individualverkehrswege blockieren. Der Bauernaufstand hat hier in OÖ ja eine alte Tradition. Wir müssten Hundewägelchen mithaben, darin Babykatzen o.Ä., um bei der Blockade der A1 beim Knoten Haid unseren Forderungen nach einem Landesliteraturschulwerk Nachdruck zu verleihen .

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Sieben Liegestütz und schon völlig fertig. Der Körper ist schon auf Sparschiene.

10.1.

Im Traum begehen wir eine sehr verlotterte OLW-Klausur am Hallstätter See, wir tragen Morgenmäntel. Just da läutet es an der Tür – Kanzler Nehammer steht da, samt farbloser Gattin. Er macht auf jovial, als kennten wir uns von früher (wie alt ist er eigentlich wirklich?!), niemand bringt es übers Herz, die zwei Ungeladenen zu vergrämen. Am Ende (wir sind auf einem Gschnas in Schönering) frage ich ihn sogar noch nach seiner Handynummer. Peinlich!

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Der Winter hat seine Gaben, aber er fordert eine Materialschlacht.

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Beim Hundsäußerln wird mir von einem Dauersingle erzählt, der endlich jemanden gefunden habe, er betreibe jetzt täglich stundenlanges Facetime mit der neuen Flamme in Augsburg, auch während des Putzens, und demnächst heirate er. „Und die anderen sind jetzt poly.“ Tinder ist fix eine Erfindung des Patriarchts, um uns Frauen an die bereits vorhandenen Männer zu binden, denn es ist anstrengend da draußen.

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Überall Kant. In der ZEIT ist eine kleine Reportage über einen Besuch in Königsberg zu lesen. Die offiziellen Russen lesen aus dem Imperativ heraus, dass es ein Verbrechen gegen die Menschen sei, wenn Schwulenehe Staatsdoktrin werde. Das ist der Triumph postmoderner Ergebnisoffenheit des Denkens.

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Es läutet an der Tür, ein dicker Typ gibt sich als Mitarbeiter des Energienetz OÖ aus, er sei da, um meinen Zähler auszutauschen. Ich schaue ihm etwas misstrauisch bei seinen eh sehr fachgerechten Hantierungen zu und frage schließlich, ob ich dafür nicht eine Verständigung bekommen hätte sollen. „Die kommt noch“, sagt er so trocken, als wäre daran nichts abwegig.

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Die love language der Krokodile: Männchen spritzen Wasser aus der Nase und machen Zischlaute, so wie wir ehemaligen Mädchen es speziesübergreifend aus den Freibädern kennen.

11.1.

Ein Tag, über den sich schon am 15.11. nichts mehr herausfinden lässt, was kein schlechtes Zeichen ist.

12.1.

Das kleine Glück beim Auspacken der Umzugskisten im neuen GAV-Büro. Und ich werde mich dafür von den Kolleg*innen auch noch loben lassen. 

***

Lesebühne: Das Plakat an der DH5-Wand zeigt Monets Katzen so groß, dass Walter Stadler Sorge hat, damit das falsche Publikum anzulocken, lauter Kinder mit der Ersatzreligion „Paw Patrol“.

Hauptpreis bei der Tombola: 1 Diktatorenquartett + 1 Schachtel Folterinstrumente (=Serviettenhalter). 

Und so war's übrigens - sehet meinen Erlebnisaufsatz im Worte-Blog.  

 

13.1.

Siehe 11.1.! 

 

14.1.

Auf Skitour zum Donnerkogel. Martin R. steigt ins Auto, wir werden einander vorgestellt. „Von was bist du Präsidentin?“ „Von allen, die an mich glauben, und von den anderen auch“, sage ich, da erfahre ich erst, dass er Neurologe ist.

L. erzählt, dass Teilnehmer an der Welser Rassehundemesse nicht mehr im Hotel buchen dürfen, weil die Zimmer nachher so aussehen. Manche ziehen ihren Hunden aus Faulheit Windeln an. Ein Bericht aus der unendlichen Reihe „Mit welchen Menschen teile ich mir eigentlich diese Welt!?“

15.1.

Der Essay „Das Phänomen der ungenutzten Dinge“ auf orf.at wird mit dem gleichen Zimmerfahrrad illustriert, das auch das ungenutzteste Ding in Wels ist. Angeblich befinden sich 417 solche Dinge im durchschnittlichen deutschen Haushalt – das kann ich locker toppen. Die Japaner haben ein Wort für gekaufte Bücher, die nie gelesen werden („tsundoku“). Hier: „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ vor „Das Buch der Unruhe“.

16.1.

Tierdokos werden immer schwieriger. Gerne folgen wir zunächst Tashi, dem Roten Pandaweibchen, durch den Regenwald am Südhang des Himalaya, wir gönnen ihr das erbeutete Huhn, aber als sie einer ängstlich brütenden Bhutanfasanmutter ein Ei stehlen will (ohne Not, sie frisst doch Bambus!), schaltet der Buttinger schnell um, er zappt weiter zu „Hitlers größte Bunker“.

17.1. Experiment Literatur

Es gibt den Hödlmoser-Hof wirklich, und man war dort überhaupt nicht begeistert über das literarische Denkmal, der Bauer fragte den Bürgermeister, ob man dagegen nicht etwas machen könne. „Dabei hat er eh einen anderen Vornamen, der echte Hödlmoser heißt ja Gottfried, nicht Franz Josef.“ Der echte Hödlmoser wurde später Bürgermeister.

18.1.

Der sehr nette ortszuständige Jäger hat einen schönen Labrador namens „Finn“, der Fini fixiert, die wiederum einen Stecken fixiert. „Er is mei Freind!“, sagt der Mann, versonnen seinen Hund fixierend.

***

Es ist mein Donnerstagabend. Zuerst sehe ich den Lesachtaler Jägern und Sammlern zu, die sich halbwegs glücklich plagen. Dann switche ich zu „Mein Leben mit 300 Kilo“, wo sich Südstaatler völlig unglücklich unter der eigenen Last plagen.

***

Ein Fuchs hat mir auf die Terrasse gekackt.


20.1.

Unvollständige Liste der Dinge, die mich immer stärker nerven:

  • Falco

  • BMW

  • Bodypainting

  • eingerissene Fingernägel

  • Die Dinge, sie nerven mich immer stärker (Bläh-Relativsatz)

***

Ein Abend mit Karin Peschka und Alida Bremer – ein Kreisverkehr des Fangirlens! Und der Samhaber-Gsöllradl liebt uns alle miteinander (woraus speist sich seine Liebe?!). Beim Heimfahren durchs Kreisverkehrsdickicht eine kleine Freude über diese befahrbare Metapher für das soeben Gefühlte.

21.1.

Durchs Erlengekröse zum Weißhorn. Oben keine große Lust, hinüber zum Rosskogel zu gehen, obwohl ich ja nun weiß, dass es nicht weit ist und man gut in einem Schwung abfahren könnte. Aber ich bin nicht allein, und die schnellen Herren hauen mir gleich zu Beginn immer mein Ewigkeitstempo zusammen. Wir nehmen einen nicht ortskundigen Marchtrenker mit hinunter, obwohl er etwas zu viel von „Andi“ Rabl spricht. 

***

Immer wieder fasziniert es mich, dass meine liebe Nachbarin in Kuala Lumpur ein gar nicht so anderes Jugendleben geführt hat als ich in Winkeln (#dieweltistklein), aber warum soll es anders sein?

22.1.

Ein Traum darüber, dass Dieter Decker selbst eine Art Lesebühne ins Leben ruft, bei der auch ich lesen darf. Es ist alles sehr spontan, das Thema: „Was ich schon alles verloren habe.“ Ich muss wieder einmal wegen Schlampigkeit improvisieren, während Decker einen sehr überzeugenden Text darüber geschrieben hat, dass der junge Freud damals noch den alten Mozart spielen gehört habe. „Stimmt das wirklich,“ frage ich ihn, und er sagt „it's for you to guess and me to know!“

***

Fini freut sich, den hyperaktiven Jagdhund des Nachbarn zu sehen, „ah, den mog's“ sage ich zum Halter. „Jo, weil a Geburtsdog hod!“, sagt er ganz ernsthaft.

23.1.

Mieze und Markus laden die alte Slamily (Martin Fritz ist sicher dabei) im Traum in die Kulturhauptstadt Ischl, um dort an einer Show teilzunehmen, es ist eine Mischung aus Orientierungslauf und Versteckspiel. Kurz vor dem Start erwache ich, noch ganz rennfahrig. Im zweiten Traumteil erwache ich im Schlafzimmer unter dem Apfelbaum. Als ich auf einen Ast klettere, sehe ich, dass das Haus voller Gäste ist, so richtig voll.

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Beim Ausmisten immer öfter die Frage, ob ich nicht gleich anfangen soll, die eigenen Sachen zu verteilen. Wann ist der richtige Zeitpunkt? Die Vorstellung, dass irgendwer etwa dieses Notizbuch in den Ofen schmeißt, fasst mich stark an, obwohl ich dann wenigstens oder hoffentlich schon tot bin. 

25.1.

Mieze: „Ich lerne viel aus den Ratschlägen, die ich anderen gebe!“ Wir teilen 14 sehr schöne Minuten im Speisewagen bzw. ein Bier.

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Petra Hartlieb schickt mir eine „Tinderanfrage“ auf FB, ich soll Teil der Podcast-Welle werden. Ich freue mich. Aber damit dürfte sich das Ende dieses Trends ankünigen.
Beim Anruf tags darauf reden wir lange über das Aufwachsen im Zentralraum, und während ich dann überlege, wie sich zwei moderne Traunviertlerinnen verabschieden, sagt sie „Pfiati!“

26.1.

Tageshöhepunkt: Flynn, der sich mit solchem Frohsinn in der Ackergatschmulde suhlt, dass man die Tiere nur innig bewundern kann.

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Anna Baar ist eine Hundebetörerin, sie besteht sanft, aber nachdrücklich darauf, dass Fini mit uns auf die Bühne im röda komme, wo sie dann 1,5 Stunden unter ihrem Sessel eingekringelt schläft. Ich schätze das Literaturschiff immer mehr, auch deswegen, weil ich dank der guten Leute wirklich „Plug & Play“ machen darf, ohne weitere Kümmernis.

27.1.

Das Misstrauen wird zur ständigen Begleiterin“: Schacherreiter nimmt es in den OÖN mit dem Gendern plötzlich zu ernst.

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Im Zug. Er hält ihr seine Zeitschrift hin, „schau, des is da Bata Ilic“. Sie summt „Du bist mein Sonnenschein!“, aber ganz leise und traurig.

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Der Dackel ist der König der Hunde! Er wird sehr unterschätzt. Ihr wisst gar nicht, dass es Wilddackel gibt“, hatte Reiner Stach zur Verteidigung seines Hundes Hellmuth gegen lästernde Studenten behauptet (ZEIT). In seiner Kindheit sei er Teil einer Kinderbande geworden, als Buchhalter.

Wie schön Kafkas „Poseidon“ ist, ich kannte ihn gar nicht!

Am meisten ärgerte er sich — und dies verursachte hauptsächlich seine Unzufriedenheit mit dem Amt — wenn er von den Vorstellungen hörte, die man sich von ihm machte, wie er etwa immerfort mit dem Dreizack durch die Fluten kutschiere. Unterdessen saß er hier in der Tiefe des Weltmeeres und rechnete ununterbrochen, hie und da eine Reise zu Jupiter war die einzige Unterbrechung der Eintönigkeit, eine Reise übrigens, von der er meistens wütend zurückkehrte. So hatte er die Meere kaum gesehn, nur flüchtig beim eiligen Aufstieg zum Olymp, und niemals wirklich durchfahren. Er pflegte zu sagen, er warte damit bis zum Weltuntergang, dann werde sich wohl noch ein stiller Augenblick ergeben, wo er knapp vor dem Ende nach Durchsicht der letzten Rechnung noch schnell eine kleine Rundfahrt werde machen können.“

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Beim Durchqueren des 4. und 3. Bezirks der starke Eindruck des Wohlstandes. War's in Wieden immer schon so oder sind wir in den vergangenen 30 Jahren so reich geworden? Im Vergleich dazu hat das alte Wien ein wenig wie graue Kutteln ausgesehen, mit Hundsdreck für jeden Schritt und Tritt. 

Anna freut sich über mein Mitbringsel zu Ehren ihres 40ers - „Tiere als Lebensretter“, von Hademar Bankhofer: „Einzig und allein der zahme Fasan Alexander konnte verhindern, daß sich Frauchen Hilde Kressmann nach dem Tod ihres Mannes nicht das Leben nahm.“ Darüber ein Foto, auf dem Frau Hilde dem Retter einen Schnabel voll Schnaps anbietet.

Die Ausflüge lohnen sich schon alleine wegen Finis mitternächtlichen Freudentänzen bei der Heimkehr.

28.1.

Auf der Brache hinter der Boulderbar erklärt ein Typ mit Kamera einer jungen Frau in Straps und Tanga, wie sie am Kotflügel des BMW am geschlechtlichsten zu posieren habe, bei -1°. Mir wird vor Wut ganz heiß, und ich bin wütend darauf, dass das offensichtlich mich allein irritiert.

Eine fast tödlich genau westwärtige Heimfahrt auf der B1, exakt der auf Augenhöhe untergehenden Sonne entgegen.

29.1.

Fund des Tages: „Das selige Modelleisenbahnlächeln geht in die Ritterzeit“ - Band 5. Wie weit geht es, bis ins Mesozoikum? Nachtrag: Dieter Decker bekundet Interesse "für einen Freund", ich kaufe ihm das wandernde Lächeln gerne. 


30.1.

Coala schnürt in einen Trödlerladen und sieht „In der Heimat der Fußkranken“ auf einem Brokatfauteuil, darüber ein geschnitzter St. Florian. Auch das wird gekauft.  

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Das kleine Glück kleiner Reparaturen.

31.1.

H. Türk erzählt, dass ihre Tochter gleichen Namens bestimmt keinen Doppelnamen annehmen werde, da der aktuelle Kandidat „Linke“ heiße.

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Coala ruft an, um von einem Anruf beim AMS zu erzählen, wo eine ihrer Pilates-Bekanntschaften Beraterin sei. Die Frau am Telefon wollte eine Ausbildung bezahlt bekommen und verfiel in staatskritische Tobsucht, als ihr Vorhaben abschlägig behandelt wurde „Da will einmal jemand was lernen und sich weiterbilden und dann lässt einen der Staat so im Stich!“ Und so gibt es eine Katzenflüsterin weniger auf dem Markt. Wäre sie doch gleich zur WKO gegangen, die werben seit Jahren für die seit Jahren wachsende Sparte der Energetik.