Dienstag, März 15, 2005

Medien und Gewalt, Gewalt in den Medien

Liebe Kinder!

Worüber ich auch immer einmal was schreiben wollte: Schon lange geistert durch unsere Zeitungen, Zeitschriften und Weblogs die Unsitte, an sich vielleicht dröge Interviews oder Berichte dadurch aufzusexen, dass man in der Überschrift zwei, drei eben so griffige wie absolut nicht zusammenpassende Begriffe zusammenzwingt (z.B. "Hühnerglück und Haubenschmach"). Was soll das? Glauben die Schreibfritzen und -friedas, dass wir Leser und Innen sonst nicht weiterlesen, weil wir ständig zappen und die Aufmerksamkeitsspanne deswegen auch bei uns Nicht-Mehr-Wirklich-Jugendlichen so kurz wie der Wimpernschlag einer Libelle geworden ist? Müssen Sie jene Gscheiterln, die pseudointellektuelles Kleingeld aus der Denunziation dieser affigen Aufmerksamkeitstechniken schlagen, unbedingt mit Material versorgen? Ich fordere die schreibende Zunft auf: Schluss damit!
Gestern habe ich gelesen, dass der Charme heimischer Gastgeber Weltkulturerbe werden soll. Spitzenidee, da kann ich nur unumschränkt „Ja!“ zu sagen! Ich melde dann gleich auch noch den Schmäh heimischer Weblogschreibender mit an! Das wird locker vom Ausland ratifiziert, wenn man dann z.B. als Gegengeschäft deutsche Gründlichkeit oder französisch-poststrukturalistische Nebelwerferintellektualität anerkennt... man könnte an dieser Stelle ja gut eine Petition lancieren...
Was Peinliches zum Abschluss: Vor ein paar Tagen habe ich auf irgendeinem Kaszettel folgenden Satz einsam dastehend gefunden: „Derridas Analysen können jederzeit auf die Kategorien des ‚Ich’ verzichten.“ Ich erschrak fürchterlich, denn erstens war ich selbst es, die dies hingekrakelt hat, und zweitens habe ich nicht die geringste Ahnung, was das einst bedeuten sollte! Jetzt plagt mich die Angst, dass meine ganze Diplomarbeit nur aus solchen Sätzen besteht! Sollen meine korrekturlesenden Freunde etwa recht behalten?

Foto: MNK
Gemessene 133cm hoch und neues Zentrum des Weblogqualitätsjournalismus: Der News-Tower in der Rauscherstraße

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nein, nein, nein, die reißerischen Überschriften müssen bleiben !!
Was wäre Zeitung lesen (vor allem die über-14-Tage-alten, leicht angegilbten) ohne Schlagzeilen wie:
"Somnambule Tanzbären" oder "Vom Schmuddelkind zum Tiger der Tatra", haah? Außer natürlich die schlecht recherchierten, wie vor einiger Zeit im Standard (ja! Man lese und schüttle traurig den Kopf): "Rückenmarkstransplantation gegen Leukämie"

Dominika Meindl hat gesagt…

Da hüpft mein Herz, liebes Irongirl, dass auch du eine Zeitung nicht gleich weghaust, nur weil sie schon etwas älter und schwerfälliger geworden ist!
Ich hätt jetzt aber gern noch was über die Tanzbären erfahren (siegst: der Teaser wirkt wirklich!)