Donnerstag, Dezember 01, 2022

Mit was für Leuten teile ich mir diesen Planeten?! Man sieht im Leben einem Narren gleich.

Phantomereignisse im November 2022

1.11.

Einer älteren Respektsperson wegen sitzen Coala nach langer Zeit wieder in einem Gottesdienst. Wellnessmäßig keinerlei Verbesserung, aber der Pfarrer schaut bei der Kommunion freundlich zu uns herüber. Weil wir fürchten, dass die Hostie in Brand geraten und der Messwein zu kochen beginnen könnte, wenn wir Apostatinnen uns nähern, bleiben wir auf der entsetzlich unergonomischen Bank sitzen. Warum muss das so unbequem sein? Kreuzweh, um den Leidensweg Christi nachzuempfinden? Aber ich schwöre trotzdem, dass ich in der Stunde wieder einzutreten, in der weißer Rauch für die erste Frau Papst (Mamst) aufsteigt.

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Im Black Horse riecht es so streng nach Klo- und Mottenkugeln, dass man sich fast das Rauchen zurückwünscht. Trotzdem will ich gerade nirgendwo anders sein, und das heißt sehr, sehr viel.

2.11.

Oajeh, Leistungsfixierung. Das kriegst du ganz schwer wieder weg.“ (Needless to say ist das nicht meine Diagnose.)

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Businessidee Screaming Plattform: Hier kann man per gig economy jemanden damit beauftragen, einen anderen anzuschreien, wenn man selbst aggressionsbehindert ist. Oder für special interest im S/M-Bereich.

3.11.

Robert Stachel schlägt vor, die WM zu boykottieren und stattdessen miteinander alte Folgen von „Dallas“ anzuschauen, da ginge es ja auch nur um Blut und Öl. Heißen würde das Public Ewing. Das ist sehr, sehr gut.

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Walter S. hat einen älteren Halbbruder namens Walter, weil sein Vater vom ersten Sohn nicht so überzeugt war und deswegen mit einer neuen Frau einen neuen Walter in die Welt setzte.


4.11.

Ich arbeite meine To-Do-List ab wie ein Minion und schreib emsig eine neue, die noch länger ist als die alte. Man sieht im Leben einem Narren gleich.

5.11.

Beim Zähneputzen ist mir etwas Relevantes eingefallen, aber offenbar reicht meine Aufmerksamkeitsspanne nicht mehr länger als 31 Zähne lang.

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„Ach, alles, was ich mache, sollte schon gewesen sein!“ Bericht über die Klage eines tschechischen Kollegen.

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Der Hund schaut erst mit Maulkorb furchterregend aus.


6.11.

„Dachte, Bud Spencer wäre dein Signal-Avatar, dabei ist es Mediocrates“, Walter S.

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Der Brudi fragt mich, ob bei meinen sauteuren Carbon-Faltstöcken der Satellitenempfang deaktivierbar ist, wie lang der Akku hält und ob sie sich auch fürs Wasserskifahren eignet, weil dann kauft er seiner Gattin welche, die fast so gut sind (nicht besser, um sie nicht unter Druck zu setzen beim Wandern).

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Erich Klein schreibt in der Annonce für die „Facetten“ in der OÖN-Beilage, ich hätte „längst den Titel einer amtlichen Stadtschreiberin des Weltalls in Linz verdient“, und zitiert ausgerechnet die rechtlich bedenkliche Passage, in der ich die unbewusst ermordeten Leichen meiner Feinde im Keller finde.


7.11.

Eine Spazierbekannte sagt, dass alle hier in Wilhering so nett seien (so wie sie selbst), nur die verrückte Windhundfrau rage heraus. Als sie einmal der Erntehelfer ansichtig wurde, sei sie quer übers Feld, um ihnen Krautköpfe abzuschwatzen. Die gutmütigen Leute ließen ihr mehr, als sie tragen konnte, also forderte sie die Spazierbekannte auf, doch welche in ihren Kinderwagen zu tun.

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Walter S. erzählt von einem Lokal, das sich per Leuchtreklame als „Zweitbeste Pizzeria von Wien“ pries, und das er gerade deswegen so lange gern aufgesucht habe, bis es die Lebensmittelbehörde schloss.

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Eine stadtbekannte Frau fragt beim hochkomplexen Nikrang-Abend im Kepler-Salon (es geht um KI als Komponistin), ob es einen Unterschied zwischen „elektronischer Musik und solchen Sachen gebe“. Da vermisst man fast schon die Galaxy-Chefredakteurin Leibetseder, die sich auf das stumme Aufsaugen des Büffets beschränkt hat und nur den Mund aufgemacht hat, wenn es leer war. Sie lebt angeblich immer noch, aber vielleicht hat sie jetzt endlich die Speise gefunden, die sie sättigt, und vielleicht ist das Haus jetzt vollständig angefüllt. Während ich über das Hineinkippen in den Messie-anismus nachdenke, wird mir bewusst, dass ich schon alleine deswegen den Hund nicht schwängern lassen sollte, weil ich sonst schnell zur Hunde-Hoarderin würde.

Buttinger meint, ein paar homöopathische Partikel der Chuzpe dieser Damen (Krauthäupl, E-Musik und Büffet) solle ich mir zur Förderung meiner Karriere doch aneignen. I would prefer not to.

8.11.

Wieder eine wertvolle verlassene Alm für meine Sammlung entdeckt. Und wieder mehr Wege gesehen als von der Wunschliste gestrichen. Notiz für den Frühsommer: Am Fuß des Schnabelkars stünde ein fescher Wildererstock. 

Auf dem Gipfel des Kleinen Priel machen die beiden Männer, die ich überholt habe (ich schreib das einfach wertfrei so her) eine Team-Besprechung über die Bewerbungsgespräche.

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Gute Rede Vertlibs bei der Kundgebung, ich hätte nur die jungen KlimaaktivistInnen nicht in einem Atemzug mit den Impfgegnern und dem anderen Gesocks genannt bzw. nicht eingedenk der November-Pogrome.

 

9.11.

Linz-Förderstipendiums-Verleihungs-Gala. Ich bin im Pullover massiv underdressed, alle haben zumindest ein Sakko an. Aber bald schauen sie mich neidig an, weil wegen des oasch Putins der Saal recht lau beheizt ist.

Diese attraktive Phase der Preiswürdigkeit zwischen „erste Schreibanfänge“ und „langjähriges Wirken in diversen Juries“ habe ich fast völlig verpasst. Jetzt kann ich nur noch auf Lifetime-Achievement und Landeskulturmedaille in Bronze warten. Hoffentlich kriegen Betriebsnudeln wie ich mit 70 zumindest ein „Finisher“-Leiberl.

10.11.

Die Immobilienkrise bindet Coala wieder ans Elternhaus, sie richtet sich schon gedanklich im barrierefreien Keller ein. Dann werden wir gemeinsam füllig, weil wir immer kochen und dahinsaufen.

11.11.

Mit fast allem fertig geworden! Arbeitsamkeit statt Fasching, so ist es der Satirikerinnen Brauch.

12.11.

Ein 75er im Gasthof Schachinger. Ortsnamen-Recherche beim Warten auf das Klo: Mösl bei Ampflwang, Fritzging, Mettmach und Imolkam. Coala schreibt „Hr. Haslgrübler“ auf meine Speisekarte.

Auf den Festen gibt es jetzt mehr Hunde als Kinder. Fini führt sich wegen ihrer Läufigkeit auf wie ein notzüchtiger Teenager.

13.11.

Ein blinder Mann nimmt Fini wahr, ich lasse sie zu ihm auf die Bank hüpfen, wo er sie innig auf den Kopf küsst. Es ist ein sehr tief verankertes Symbiose-Programm in uns eingeschrieben.

14.11.

Im November verwandelt sich alles über 1200 Höhenmeter in Norwegen. Eine schattseitige, leicht doofe Tourenwahl zum Weißhorn hinauf. Aber der Wildensee in der Sonne adelt jede Entscheidung.

15.11.

Eine Nebelsuppe, als hätte es gestern nie gegeben.

Alain Barbero fotografiert mich im Schl8hof. Mein Französisch ist verschollen und auch nach vierstündigem Versuch nicht mehr auffindbar, ich weiß nur noch, wie es klingen sollte, aber ich kann nicht einmal mehr mitteilen, dass ich vor 20 Jahren zumindest ein kleines Stück Derrida lesen konnte. Heute brennt nur das Kiefergelenk vor Anstrengung, es ist keinen Deut leichter als Querflöte spielen.


16.11.

Das Land OÖ scheint erleichtert, dass wir Teile des Stelzhamer-Gedenkens übernehmen, der endlich wegen seines Antisemitismus in Verschiss geraten ist (man hat bestimmt Ludwig Lahers Schelte in den OÖN gefürchet). Aus Angst vor einem Shitstorm hat man das DH5 beauftragt, irgendwas zum Thema „Hymne“ zu machen. Ich glaube, man nennt das „Coolwashing“, und ich bin gern dabei, weil ich wirklich einmal eine Bronzelandesverdienstnadel bekommen möchte. 

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Danach das Alltime-Low für Ulrike Haidacher und mich: nur Burkhart ist da, den ich ab heute besonders in mein Herz schließe, denn seinetwegen zahlt es sich aus, dass wir uns bemühen. Obwohl er zuerst anbietet, dass wir alle einfach heimgehen könnten. Aber Karina schlägt vor, einen Beitrag für Radio FRO zu machen und so zu tun, als nähmen wir einfach eine Studio-Session auf. Wenigstens warm und gratis gegessen.

17.11.

Was für eine Kompensation dafür beim Human vs. Machine Slam in Wels! Im MKH in ein Mikro sprechen ist fast so wie zuhause auf der Couch liegen oder eine Buttinger-Halbe im Black Horse trinken. Es sind mindestens 60 Menschen im Publikum, darunter unbekannte, junge, leicht entflammbare. 

Ein Mann, der nach Dialekt und Aussehen Wurzeln in Südostasien hat, fragt Sevi vor Beginn, ob er beim nächsten Slam mitmachen könne. Auf dessen Ja will er wissen, wo er welche Texte zur Prüfung vorlegen solle. „Nix, komm' einfach!“ Aber die könnten ja auch ganz schlecht sein! „Wurscht!“ „Das ist das Tolle an Europa!“, sagt er, und ich: „Ja, hier darf man auch einmal scheiße sein.“

Bei der Moderation stelle ich mich selbst als „Demolition Man“ vor (aufgetaute Unkorrektheit) und den armen Sevi bei seinem offiziell letzten Slam als meine „liebe, geile Sandra Bullock“. Er schaut mich dabei gütig an, denn er ist ein guter Mensch, der schon viel erlebt hat.

Den Schas für uns Menschen gewinnt uns schon wieder Fabsi Navarro. Die Maschinen sind uns aber dichter auf den Fersen als zuletzt im Solaris.

Bei der Aftershow-“Party“ schlage ich vor, als neuen Brauch nach den Slams Brillen zu tauschen wie Fußballer ihre Trikots. Dann sprechen wir lange über Gleitsichtbrillen. Während der lieben Gespräche linse ich auf den Handy-Marschbefehl für die angekündigte Foto-Session mit Josef Hader, der im Stadtheater aufgetreten ist. Es kommt aber keine Nachricht, bis wir milde besoffen auseinanderdackeln, Mieze und Markus Richtung Black Horse, in das ich ursprünglich gerne gegangen wäre, aber nicht bin, weil ich ja auf das Hader-SMS gewartet habe, der die ganze Zeit im Black Horse gesessen ist und Bier getrunken hat.

18.11.

Der Hahn und seine Hühner, die sich an die Garagentür drängen, weil es es regnet. Vielleicht schön, vielleicht nur PMS.

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Für das Sichten alter Fotoalben soll man seelisch gut aufgestellt sein. Die Eltern anzusehen, wie sie deutlich jünger als man selbst und zugleich tot sind, da muss man stabil bleiben.

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„Und sonst so?“ frage ich die Besitzerin des 11-jährigen Hundes, der gerade arschlings an Fini dranhängt. Ein Potenzwunder hat sich ereignet, aber es regnet und dämmert. Der schnell konsultiere Tierarzt sagt, das könne jetzt eine halbe Stunde dauern. Derweil schreibt Birgit, weil ich unser Telefonat unterbrechen musste, in die Dolomitendamen-Whatsapp-Gruppe „Minki hat gerade einen Sexunfall!“ Aber niemand fragt nach.

19.11.

Ein sehr schöner Hymnen-Abend im DH5! Aus einer Laune nehme ich Coala nach ihrer sehr lustigen Psychologie-Performanz (das Luder ist lustiger als ich, aber das werde ich öffentlich nie zugeben!) die gefakte Lesebrille ab, um während Austrofreds instruktiven Video-Ausführungen über das Wesen einer Hymne auszusehen wie eine regionale Sigourney Weaver, muss aber später auf den Fotos feststellen, dass ich eher wie ein pummeliger Friedrich Merz mit Haar aussah (dank Mascherl auch wie Karl Lauterbach). 

Walter S. bemerkt erst nach der Show, dass er durchgehend mit offenem Hosenstall moderiert hat, und niemandem ist es aufgefallen. Gemeinsam mit meinem hinuntergeschmissenen Bier sind das die beiden einzigen Tiefpunkte eines erhebenden und erheiternden Ereignisses.

Ein lange nicht gesehener Bekannter erzählt eine sehr lustige, sehr traurige Pflege-Anekdote: Seine Mutter sei im Garten gestürzt, und weil sein Vater sie alleine nicht derheben konnte, startete er den alten Steyr-Traktor, um sie mit der Schaufel anzuheben – mit Erfolg. 

Es sind sehr viele junge Leute hier im DH5, lauter KunststudentInnen, die aber in der irritierenden 90er-Optik auf den ersten Blick gar nicht so jung aussehen. Wenn das so weitergeht, fühlt es sich für uns von der Generation X bald so an wie eine schreckliche Zeitreise, wo man auf einer Party aufschlägt, auf der nur man selbst um 30 Jahre gealtert ist, durch Physik oder einen bösen Fluch. Man würde es aber dann am besten so machen, wie wir es auch heute gehalten haben: tapfer Ratsherrenbiere trinken.

20.11.

Jörg Piringer erwähnt in seiner „günstigen intelligenz“ ein Katzenklavier, und zu meinem Entsetzen ergoogle ich, dass er das nicht erfunden hat.

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Keine Klangschalentherapie kann den Erholungswert von Möbelumstellen erreichen.

22.11.

„Corpus Christi ist die fetteste Stadt der USA.“ arte-Doku über Zucker

24.11.

„Faszination“ Musical. Zuerst hatte ich die Idee, „Cats“ für die Lesebühne umzuschreiben und gehofft, mir den Schas dafür nicht anschauen zu müssen (die VHS habe ich schon zur Tombola gegeben). Beim Googeln stelle ich fest, dass es nicht einen Hauch von Handlung gibt, die ich parodieren könnte. Ich übertreibe nicht! Mit welchen Menschen teile ich diesen Planeten!?

Eine Stunde später ist die neue Version heruntergeklopft, wozu sich anstrengen, wenn man mit so einem Schmarrn auch Milliarden verdienen kann. Der Lloyd-Webber muss unser Vorbild sein! Länger hätte ich eh nicht brauchen dürfen, weil gleich Lesebühne ist.

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Literally unmittelbar nach meinem ersten ungepropten „from the moment I could talk I was ordered to listen“ erklärt mir der Tontechniker von ganz hinten, wie ich hätte singen sollen, „sorry, aber so gehört's“. Er trägt übrigens einen massiven Comb-over. Aber wer revanchiert sich nicht so pampig? Ich, die Mutter all der wahnsinnigen Kinder auf diesem Planeten. 

Der Nachbericht zur Lesebühne ist hier nachzulesen, es war dann zum Ausgleich für die leichte Unbill extrem schön.

Nach der Show stelle ich Fabian Navarro die zwei Damen vor, die ich vor Jahren nach einer Lesebühne trauen durfte; ich sage, "sie ist Anthropologin und sie ist Archäologin", er sagt anerkennend „Oh, ihr deckt das ganze Leben ab!“ „Naja, ich interessiere mich erst für dich, wenn du tot bist“, sagt die Archäologin.

26.11.

Ich habe heute den ersten Glühmost getrunken und bitte die höheren Mächte recht innig darum, dass das für diese Saison reicht.

27.11.

Die guten Nachbarkinder, die ich von Wels aus gebeten habe, auf das Haus zu achten, weil uns hier soeben die Haustürschlüssel gestohlen worden sind, kommen auch gleich bei unserer Ankunft wachsam herbeigelaufen. Aber das eine hat sich einen Sack Popcorn mitgenommen, das andere trägt als Waffe einen Fidget-Spinner bei sich, dafür keine Socken.

28.11.

Ein Tag mit seelischem Kater, weil die Diebe mein Grundvertrauen in die Menschheit verletzt haben. Mit welchen Leuten lebe ich hier in dieser Erden-WG!!??? Den Zahnarzt ermuntere ich aber, mich nicht aus falschem Trost zu schonen, woraufhin er mir ein Backenröntgen macht.

Langsame Besserung im Tagesverlauf.

Eine letzte Gartenmanie. Der Garten ist ausgeräumt. Ich werde eine Woche brauchen, um das zu fassen. Chili-Ernte im November – ist das der Klimawandel oder nur meine Faulheit? Und ist der Klimawandel auch an der Verstaubung des Hauses schuld?


29.11.

Einer meiner Schneidezähne bleibt in der Knirschschiene stecken, als ich sie mir am Morgen vom Kiefer lüpfe. Ausgerechnet vor dem GAV-OÖ-Ausflug in die USA! Ich versuche, mir den peinlichen Schaden in einem riesigen Zahnambulatorium beheben zu lassen, in dem es aussieht wie in einer Bahnhofshalle aus den 1970ern. Man sagt mir, dass es 1903 $ kostet, ich aber keine Chance hätte, in den nächsten Tagen dranzukommen. Kurt Mitterndorfer verspottet mich vor den Kollegen für meine Naivität, der Strizzi. Da beginnen alle anderen Zähne auch zu wackeln.

30.11.

Barbi Marković dekoriert den Tisch vor ihrer Grusellesung mit Okra-Schoten. Dann legt DJ Dr. Fasthuber ein Klangstück von Fritz Ostermayer auf, das nur aus hypnotischen Minimal-Klavierschlager-Schluss-Kadenzen besteht. 

Barbis Horrorgeschichten sind überhaupt nicht lustig. Wir lachen die ganze Zeit. Schon nach unserem zweiten Treffen werde ich zu so einem glühenden Marković-Fan, dass ich nach der Lesung ihre Suppe auslöffle.

Sie erzählt, dass unsere großen Star-Kollegen (konkret Paul Grossmann) eine neue Grille pflegen, indem sie auf die Uhr sehen und ihre Lesungen mitten im Satz abbrechen, sobald die vereinbarte und honorierte Zeit vorbei ist. 

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