Sonntag, Juli 31, 2022

Spaß im Karst. Versuche über das Glück, aber auch: die Trauer der Amselwitwer

Phantomereignisse im Juli 2022

2.7.

Eine Frau räumt unzählige winzige Packungen Premium-Katzenfutter auf das DM-Laufbahn. In einer extrovertierten Laune sage ich so etwas wie „hoffentlich ist das Viechi auch ein bissi dankbar!“ Die Frau sieht mit einem innigen Seufzer auf: „Naja, ganz verstoßen kann man sie ja auch nicht!“

3.7.

Die beiden älteren Herren in Funktionskleidung auf E-Bikes teilen mir mit, dass heute im Windhager-Kar keine Lawinengefahr bestehe. Der Hund lernt später, dass Gämsen aus keiner Distanz zu derrennen sind. 

No risk, a bit of fun. Alles safe im Windhager Kar

4.7.

Das Mozart-Requiem ist die einzige Fremdsprache, in der ich einen Dialekt erkennen kann. Bruckner geht überraschend gut (ohne Erkenntnisgewinn bis jetzt, bis auf den, dass sehr viel bei ihm gestohlen worden ist).

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Ob ich den fernen Tag, an dem ich überall im Toten Gebirge gewesen sein werde, erwarten oder fürchten soll? (Oder einfach realistisch als den Tag des Jüngsten Gerichts in den Kalender schreiben).

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Drei tote Ämselinnen in zwei Wochen – und ich bin fertig mit der Welt. Jetzt höre ich überall im fröhlichen Vogelgetwittere den Trauergesang der Amselwitwer.

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Wenn man sich sowieso die ganze Zeit Sorgen macht, kann man sich ja auf das ganz Kleine konzentrieren (Hautalterung, Pflanzenwachstum, Hundepädagogik).

5.7.

Am Vormittag treffen sich alle älteren Frauen mit Ford-Focus-Kombis beim DM an der Welser Osttangente, ich bin jetzt eine von ihnen.

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Dem Hund beim Hasenverfolgen zusehen zu müssen, hat etwas vordergründig Nervenaufreibendes, in Wahrheit ist es Schönheit. Baby, we were born to run.

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Im Postkasten zwischen Gemeindegrünschnittinfos und Spendenbriefen (hier wird der Vater ewig weiterleben) Post aus der Präsidentschaftskanzlei: Die Nachbarin hat dem VdB-Büro erfolgreich eingeredet dass uns zur Vermählung zu gratulieren sei. Ein preiswertes, aber unbezahlbares Geschenk!

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Die Hündin war heute in der Früh so faul, dass ich sie nur aufwecken konnte, indem ich an der eigenen Haustür klingle.

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Am Samstag teile ich dem Buttinger nach dem Verbrautungsakt mit, dass ich ab jetzt mit der Arbeit aufhöre, weil ich jetzt eh bei ihm finanziell mitgemeint bin.

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Einhändig rückwärts eingeparkt. Das Leben ist im Griff!

6.7.

Buttinger erklärt mir zum Frühstück, dass er „die Weiber immer noch in Scharen anziehe“, aber sie mir zu liebe durch Mansplaining abwehre.

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Die Welser Stadtschreiberin schildert in ihrem Roman "24" einfühlsam-fiktionale Wichs-Momente in der Alhambra. Was sagt der Bürgermeister dazu? Ok, wegen Männerfreude und Islamkritik? Oder doch in Richtung Law N' Order in der Öffentlichkeit? Lässt die Pavlović jemanden in der Schauersbergkapelle masturbieren? Mir soll's recht sein. 

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Wenn in der ZEIT ein besonders witziger oder poetischer Satz zitiert wird, hab ich mir noch nie nicht gedacht, dass ich den auch hinkriegen würde.

7.7.

Beim Spiel-Experiment-Literatur erinnert sich der Trawöger während eines von ihm überhaupt nicht beherrschten Marien-Erscheinungs-Quartettspiels live daran, dass er als Kind unter der sehr konkreten Furcht litt, von einer Marienerscheinung heimgesucht und erschreckt zu werden. Sein Großvater sei ein fanatischer Marienverehrer gewesen und habe die entsprechende Fachliteratur gelesen. Bei jedem unerwarteten Geräusch und insbesondere bei tropfendem Wasser habe er sich gefürchtet, zum Mittelpunkt des damit einsetzenden anstrengenden Wunderbetriebs zu werden. Ich habe selten so eine malerische Kindheitsneurose gehört (und Kinder sind Oasen der Neurose, Neuroasen quasi).

Später lasse ich Trawögers Erstgeborene (8) bei besagtem Quartett + Sportscars 1988 gewinnen und amüsiere mich, dass ihr „Wunderheilung“ genauso wenig sagt wie „Hubraum“. Mitten drin fragt sie mich, wie alt ich sei, und noch bevor ich den Satz beende, dass ich sie da lieber nicht raten lasse, kräht sie „54!“ heraus und lässt sich von meinem "43" nicht irritieren, "das stimmt nicht, du siehst viel älter aus!" 

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Am Ende der Verpartnerungszeremonie werde ich mich wie ein seltener Vogel fühlen: registriert und beringt.

8.7.

Auch die Schwestern und Nachbarinnen legen sich in Sachen „Stripper“ nicht besonders ins Zeug, es kommt einfach um halb zehn der Schwager vollständig bekleidet zur Tür herein („Aber er ist immerhin bei der freiwilligen Feuerwehr!“). Eine Freundin hat sich selbst ein 0,2l-Doserl Prosecco "zum Eskalieren" mitgenommen ("Mir rennt's zuhause sonst ab"). 

 

10.7.

Es wäre peinlich, so zu tun, als könne ich nach unserem Lichterfest in nüchternen Sätzen schreiben. Ich würde sehr gern das Ereignis noch einmal erleben dürfen, dieses Mal aber als unbeteiligte Gästin, die nichts tun muss als das erste Bier zu trinken, die Leute einander vorzustellen, das Büffet durchkosten und mit dem Hund im Nebenzimmer ein Nickerchen zu machen. UND die erste am Tortenbüffet zu sein!

Die Daltons der Liebe. Foto: Konstanze Meindl

Die Urkundenmappe sieht aus wie eine Zeugnismappe (es ist auch der letzte Schultag). Wir haben beide ein sehr gutes „Befriedigend“ erhalten. Aber da lugt der Bürgermeister heraus, samt Slogan „Wels verbindet“ - ja, in unserer Abneigung gegen den Rabl.

Anna Weidenholzer und ich verplaudern uns im Hundekabuff so lange, dass der Trauzeuge schon Angst bekommt, ich sei entführt worden. Aber wohin? Auf die Welser Wurstinsel? Noch nie hat mir übrigens eine schönere Laudatio geschrieben als Anna mit ihrer Schilderung eines glücklichen Tages auf Gut Aiderbichl.

Buttinger d.J., der in der Lesebühnen-Vorführung seinen Bruder spielt, brät mich recht ungeniert an, er habe ihm gesagt, „du, die Minki ist erst Jahrgang '78, wenn du sie nimmer willst, nehm ich sie.“ Charmant! Der Freund erklärt, er habe seine Felle in dem Moment davonschwimmen erkannt, als ich auf sein Knoblauchbrotangebot nicht eingegangen sei.

Die Jugendlichen können es gar nicht fassen, dass die Shots gratis sind. Es wird niemand speiben, das ist die Überraschung des Festes.

Eigen-Einlage zu den Klängen von „Ich bin ein braves Pferd“, ein symbolischer Dressurritt in den den neuen Familienstand. „The Time of my Life“ wollte Coala eigentlich mit Birgit tanzen, aber da stand ich schon auf der Bühne. Auf die späteren Fragen, warum ich das so gut könne, antworte ich höchst wahrheitsgemäß, dass mir Birgit die ganze Choreographie ins Ohr flüsterte, wie ein kluger Affe einem dressierten Elefanten. 

Tagelange Ohrwürmer: „Don't stop me now“, „Something Stupid“ und „Am Ende denk ich immer nur an dich“ (das EoC übrigens am nächsten Tag in Linz gespielt haben).

Wenn sich jetzt noch zeigt, dass wir KEIN Superspread-Debakel angerichtet haben (noch NIE habe ich an einem Tag so viel geküsst, es entsprach der Niederschlagsmenge eines extrovertierten Quartals), könnte ich diesen Sommer wirklich in der sozialen und real existierenden Hängematte verbringen.

Hier noch eine kurze Schönheitsliste:

+ Kein Kater am 10.7.!

+ Der Einmarsch in ein Meer an Hawaiihemden

+ eine der allerbesten Hebefiguren unserer gemeinsamen Karriere

+ „Paradise City“ mit Coala

Der Buttinger schlug die Hände über dem Kopf zusammen und sagte, Meindl, du hast einen schönen Tag gehabt!“, schreibt Anna über den Tag im Katzenhaus, und über das Lichterfest.


11.7.

Das Tier schwimmt! Evtl. auch noch erinnernswert der Auftritt des großen Pyrenäen, eines wandelnden Hundeberges. Auf mein „Du bist aber ein mächtiger Kerl!“ sagt der Besitzer ein sehr schön eingeübtes „Danke! Der Hund ist aber auch nicht schlecht, oder?“

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Ob ich mir ein Bruckner-Faible zulegen soll? Es würde ganz gut zu meinen unbeabsichtigt erworbenen Stifter-Kompetenzen passen (eher im skurrilen Sektor).

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Das literarische Jahrbuch der Stadt Linz wartet im Herbst mit dem Wort „drölfzigst“ auf, mit meinem Stefan-Kaineder-Fimmel und dem Erbsatz „Des Gschlechtliche hebt's eng auf fia gaunz zletzt!“ (Mir fällt gerade ein, dass ich ja jetzt wirklich darf).

13.7.

Der Hund frisst die Marillenernte (1 Stück) bzw. das, was Wespen und dann Nacktschnecken übrig gelassen haben. Leben wir wirklich im Anthropozän, wenn ich nicht einmal im eigenen Garten am Ende der Nahrungskette stehe?

14.7.

Traum, dass die Nachbarin noch ein Kind namens Rüdiger bekommt, das aber schon 10 Monate ist und im Geburtskanal hängen geblieben ist.

 

15.7. GRUNDLSEE

Die schönsten Sekunden im Jahreskreis (und heuer ist ein schöner Jahreskreis): die Rührung angesichts des Erstanblicks des Grundlsees. Am Ufer wartet schon Frau Loitzl (sie weiß nur nicht, dass sie auf uns gewartet hat), sie sagt, sie erkenne selten Gäste wieder, uns aber schon. Buttinger schenkt mir ein Eis zu Mittag („mal was Gesundes, Meindl“). Binnen einer halben Stunde weiß ich, dass der heurige Urlaub unter so viel besseren Sternen steht als der von 2021.

 

Man beneidet hier manchmal die eigenen Augen

17.7.

Zum Dank für großzügige Käsegaben auf dem Gipfel des Vorderen Ofenkogels zeigt mir der Hund den Weg zurück durch die Latschen hinunter ins Kammertret. Wieder eine Wanderung mit Entdeckung neuer Wanderungen. Unten zeigt die Wanderuhr 25 Kilometer. Fini sieht einen anderen jungen Hund und rennt mit ihm um die Wette, als habe sie nur die erste Aufwärmrunde hinter sich.

Ich zische in den See hinaus, sie sieht mir nach, als habe sie mir endlich das Schwimmen beigebracht.

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Godzilla 2“, ein endloser Brei aus Parolen und Explosionen, wir schlafen alle mangels Alternativen ein.

18.7.

Ohne das recht ekelhafte Vorjahr überkäme mich in all dieser gelingenden Schönheit vielleicht ab und zu ein Dekadenzgefühl, aber ich halte den Luxus recht gut aus.

Zur Mandelforelle bitte eine Flasche Cabernet Sauvignon!“

Welchen denn? Ich habe drei verschiedene.“

Dann den besten!“

Sollte ich es übertreiben, muss ich zuhause eben das Erbe auf Ebay stellen und mich im kalten Winter durch die Erinnerungen an den gediegenen Weißweinrausch innerlich erwärmen.

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Wir leiden hier an nichts Schlimmeren als an Sodbrand (Buttinger) und nächtlichen Ohrwürmern (beide). Ich: „Hofer-Preis“. Buttinger: „Thank you for being a friend“. Das ist zwar schlimm, vor allem meine Ohrenqual, ansonsten mangelt es uns an nichts. Nur der Buttinger ist seiner Zeit immer noch eine Stunde voraus und erfindet Pseudo-Pläne.

20.7.

Eskalationsstufen des Glücks: nackt im Dreibrüdersee.

Hund (mit Bikini)

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Allmählich beruhigen sich auch die Träume, sie sind dank Weißweins zwar unnötig wild, fechten uns nach dem Erwachen aber nicht mehr an.

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Der Hund ist ein sehr guter Vorwand mir selbst gegenüber, die verbleibenden Touren weiterhin nicht zu gehen, weil es „für den Hund zu riskant“ wäre. Außerdem nehmen die Möglichkeiten ja laufend zu, nicht ab.


21.7.

Apropos „Gefühl, es krachen zu lassen“: Weinbegleitung für 84 €.

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In der Nacht Weißweintraumbegleitung von einer selbstgezimmerten Bahnlinie und Dreharbeiten mit einem gigantischen Konvoi bizarrer LKW. Ich fahre in der winzigen Kabine eines 500 Meter langen, steinernen, bröckelnden Trumm mit, quasi einem fahrenden sumerischen Aquädukts, das die Frauen von Windischgarsten mit Patchwork umkleidet haben.

22.7.

Anatomisch bin ich bei den Tieren so unbewandert, dass ich die Skelette im grusigen Ludergraben unterhalb des Schönberggipfels nicht erkenne und im Schauder zumindest ordentlich zu fotografieren vergesse. Der Hund stiehlt einen der rätselhaften Knochen. Es stinkt, aber ich bin zu müde, um mir einen anderen Jausenplatz zu suchen. 

Nachtrag: Es sind die Überreste von sechs Schafen, die hier entweder erfroren oder vom Blitz getroffen worden sind

Wieder völlige Einsamkeit nach der Abzweigung zur Trisselwand. Ich muss es mir dringend abgewöhnen, den Menschen zu sagen, wie schön es da oben ist, denn es ist doch gut, wenn ihnen die bekannten Wege so gefallen.

Der Hund hechelt in der Hitze des Hundskogels, es sind auch gerade die Hundstage. Der Kampf gegen die widerborstigen Latschen ist wirklich keine Attraktion. Pflanzen, wie zur Menschenvergrämung gemacht, das natürliche Pendant zur hässlichen Stadtmöblierung gegen Obdachlose. Als griffen die zähen Äste nach jedem Knöchel, der auf sie tritt.

23.7.

Buttinger interessiert sich ja nur für Chemie, weil es sich um naturwissenschaftlichen Klatsch & Tratsch handelt, also wer mit wem und so. „Beziehungen eben!“, sagt er und geht auf den Balkon, wo sich der Hund hoffnungslos in meinen BH verstrickt hat wie ich gestern in den Latschen.

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Der tägliche Weißwein (komme ich von dem Zeug dann wieder runter?!) schmälert die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit (oder Wirklichkeit und Realität?), was besser klingt, als es ist: Buttinger muss einen Specht mit einem Luftdruckgewehr töten, und das nach dem Scheitern bei der Maths-Matura (er übernimmt offenbar durch die Verpartnerung meine Neurosen #folieadeux).

24.7.

Apropos: Wieder einmal ist Lesebühne, ohne dass uns vorher jemand etwas gesagt hat. Besonders unvorbereitet bin ich, die ich zuerst ans Mikro muss. Während uns der Chefingenieur still und beschämt zusieht, steigern sich der Professor und ich immer weiter in den derbsten Slapstick hinein, wir halten leere Blätter und erfinden wirklich blöde Texte, hampeln über die Bühne, wobei uns immer wieder primäre, sekundäre und tertiäre Geschlechtsorgane aus den wild wechselnden Kostümen baumeln. Wir glühen selbst vor Scham, aber das Publikum tobt vor Gaudi, es pascht in die Hände und brüllt „Endlich ist es lustig!“ Träume nicht deine Träume, lebe dein Leben! (Teil 2355)

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Hohe Gamsbart dichte auf den Wegen zwischen Loser und Appelhaus; am Sonntag holen sich die Eingeborenen ihre Berge zurück. Ein Bergläufer (er ist in Hinterstoder gestartet und rennt noch schnell die 34 Kilometer fertig, an denen ich schon sieben Stunden herumgewandert bin) lässt sich ein Kalorienmaximum in einem Halbliterglas servieren: Kaffee, Sirup, aufgespritzt mit Almdudler. Verbieten soll man den Berglauf wirklich nicht, aber muss man mir auf meinen Wegen die Nichtigkeit meiner Tagesbemühungen zeigen?! 

 

Man sollte den Männern nicht unbedingt ihre Freiheiten lassen.

25.7.

Der germanisch-deutsche „Stolz“ entstammt einer Fehlübersetzung aus dem Lateinischen: Die Oströmer nannten die ungeschlachten Waldgoten „stulti“, also die Doofen. So bekommt das „Ich bin stolz, Deutscher/Österreicher zu sein!“ einen ganz wahrhaftigen Klang.

Nachtrag aus der Zukunft: Es stimmt leider nicht, die Goten hatten ein eigenes „stolti“, aber was kümmert mich als Fiktionalisierungsbedienstete die Realität?

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Die großen Fotos ihrer Katze, die sich die „Zimmerfee“ an das Handschuhfach ihres åfarbenen Clios geheftet hat, nehmen mich noch stärker für die Frau ein, als es ihre morgendlichen Schmusereien mit dem Hund ohnehin schon getan haben.

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Bist du nu gaunz frisch im Gsicht?!“ Eine Mutter am Murboden-Ufer zu ihrem Sohn, als der sein drittes Cornetto haben will, sie sagt es eigentlich sehr liebevoll. 

 

26.7.

Die „Flechtensafari“ – sollten wir wieder einmal eine kalte Woche hier in der Gegend erwischen und alle anderen Unterhaltungsstricke reißen. #langweiligegeheimnisse

27.7.

Obacht beim Schuhkauf: Die roten Punkte auf meinen neuen Salewas sehen aus wie reife Walderdbeeren (lange Wanderung, zu wenig Jause mitgenommen, fest verkoffert). Über dem vorderen Lahngansee zieht eine nasse Nebelwand auf und verwandelt das Ausseerland in eine Außenstelle der Lofoten. Nach einer halben Stunde im Regenstrom wärmt mich nur noch die Wut auf die Beitreiber der Bergfex-Wetter-App. Der längste Abstieg des Jahrzehnts über Bäche, die einmal Wege waren. Die Walderdbeeren auf den durchweichten Schuhen verhöhnen mich.

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Kommt Kaiser-Mühlecker nicht ohne überfahrene oder ermordete Haustiere aus? Meine Haltung gegenüber Trigger-Warnungen weicht auf wie nasse Bergschuhe.

28.7.

Nach der Rückkehr aus dem Gastkar diese absurde Mischung aus Erleichterung und Unzufriedenheit (beides aber nur schwach): Wieder nichts passiert, aber auch wieder nicht überall gewesen. An sechs Tagen habe ich mir die Beine in den Leib gewandert und zugleich unter der Halluzination gelitten, nichts weitergebracht zu haben. Man sieht einem Narren gleich! 

 

29.7.

Der Staudnwirt hat mich noch nie enttäuscht. Heute: Labradorwelpen.

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Wie soll ich mein Leben jetzt wieder ohne Mittagsschlaf meistern? Wir stellen beide fest, dass es volle zwei Wochen am Grundlsee braucht, damit wir kraft dieser Glücksüppigkeit die Zumutungen des Lebens ertragen.

30.7.

Trotzdem reisen wir einen Tag früher ab, weil es sich im Regen leichter geht. Die ganze Woche haben wir Gründe gesammelt, warum wir eh wieder gern heimfahren, es sind lauter Pensionistenfreuden geworden:

  • das eigene Bett

  • Freistädter Bier

  • großer Fernseher

  • staubgesaugte Böden

  • immer frischer Chili im Essen

31.7.

Bei der Erdäpfelernte (der ersten meines eigenen Lebens), schauen mir die toten Mühlviertler Eltern über die Schulter.

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