Eine
halbe Stunde brauche ich, um jenen Grad der Konzentration zu
erreichen, in dem ich es aushalte, das Dokument "Roman" zu
öffnen und angesichts der 249.420 potenziell fehlerhaften Zeichen an
einer random
Stelle
mit dem Weiterschreiben (= 18. Umschreiben) zu beginnen. In Minute 32
habe ich die erste fahle Passage gefunden und einen Plan entwickelt,
wie daraus etwas zu machen sei, für das ich mich nicht völlig
geniere, da fällt mir ein, wie gut es ist, dass wir zuhause kein
Festnetztelefon mehr haben, das mich genau jetzt durch ein Klingeln,
das nicht mir gilt, aber nur von mir in diesem Moment gestoppt werden
kann, da irgendein Mitmensch ein Anliegen haben könnte, das dank
einer medizinischen Intervention meines ex-erziehungsberechtigten
Mitbewohners, der gerade ohnehin nicht anwesend ist, sonst würde es
nicht mehr klingeln, einer alle erleichternden Linderung zugeführt
werden könnte, aber wahrscheinlich wäre wieder nur ein aggressiver
Telefonkeiler der schon siebenmal folgenlos von mir mit dem Tod
bedrohten Firma San Lorenzo dran, der mich mit einem 1000 Kilogramm
schweren italienischen Akzent, den billige Drehbuchautoren mafiös
anlegen würden, fragen würde, warum „hiere in Leitenwege,
Austria“ niemand mehr die Anrufe der Olivenölmafia entgegennehme,
„e!?“ und ob wir nicht doch wieder eine Kiste voll überteuerter
Antipasti bestellen wollen, andernfalls seien wir „sere bese
Mensche!“; oder es ist eine entfernte Verwandtschaft, die mich ohne
Namensnennung fragt "Goi, du kennst mi ned!", die aber dem
obgenannten und als abwesend gemeldeten Vorfahren ansatzlos ein
persönliches Leiden übermitteln lässt, das recht intime Einblicke
in die mir bis dato unbekannte Verwandtschaft im 17. Grad bietet.
Aber
es gibt kein Festnetztelefon mehr, das mich jetzt in diesem kostbaren
Moment der Möglichkeit, den Scheißroman endlich fertig zuschreiben,
berauben könnte, nur noch diesen Erinnerungsphantomschmerz daran und
das Blog, in das ich diese Feststellung gleich hineinschreiben muss,
um das Klischee der Autorin mit Schreibblockade ironisch zu erfüllen,
wie finden Sie übrigens den Titel, hat er eh irgendwas mit dem
Inhalt zu tun? Ein paar Sätze muss ich auch noch herschreiben, damit
der Eintrag die 2500-Zeichen erreicht, dank derer ich das hier der
LiterarMechana als „Kunst“ melden darf. Vielleicht fällt mir
noch ein besserer ein. Nun aber habe ich das Bedürfnis nach
Mittagessen, und später zahlt sich auch nichts mehr aus, morgen
unternehme ich einen neuen Anlauf, außer es ist schön gemeldet,
dann gehe ich auf einen Berg. Guten Tag!
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