Donnerstag, Oktober 10, 2019

"Dominika Meindl – Despotie und Poesie"

Auszüge aus ihrer nicht autorisierten Autobiographie

Von Monika Meindl, ehem. Chefredakteurin der OÖN

In einer Pause beschloss ich, einen Schluck Kaffee zu trinken. Kaffe ist ein schmackhaftes Heißgetränk, das in Äthiopien erfunden und in Wien zur Marktreife gebracht wurde. Ich war aber in Linz. Ein kalter Novembertag an den Gestaden der Donau, die hier durch die Stahlstadt mit ihren 452.565 Einwohnern fließt. Die Donau ist der größte Strom Europas und sichert den Wirtschaftsstandort Oberösterreich nachhaltig. Als ich Dominika Meindl hier das erste Mal sah, wirkte sie in Gedanken verhangen. Ihre vom Klettern gestählten Finger hielten in der Rechten einen Krug Schlägler Bier, das beliebteste Bier nicht nur der Region Oberes Mühlviertel, ein Leitbetrieb zum Vorzeigen, wie sie unter der Regentschaft Meindls zuhauf entstanden. In der Rechten den von ihr so geliebten Gerstensaft, in der sehr starken Linken – die meisten herkömmlichen Menschen haben ja einen deutlich schwächeren Arm, meistens den Linken – in der fast genauso starken Linken von Meindl, die damals noch die jüngste Lesebühnengründerin der Zweiten Republik war, da lag der Nacken ihres Vertrauten Prof. Buttinger. Es ist typisch für die Kultur des Anpatzens in diesem Land, dass Meindl nachgesagt wird, sie verlange von ihrem Beraterstab stete sexuelle Bereitschaft! Das Kartenhaus der Lüge wird auch in Bezug auf angebliche homosexuelle Präferenzen der jungen Präsidentin einstürzen, die immer klar gesagt hat, dass sie bei der Befriedigung ihrer erstaunlichen geschlechtlichen Bedürfnisse keine Rasse und kein Geschlecht dem anderen vorziehe, hauptsache, es ist ein jedes Mal auch ein bisserl das Herz dabei.
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Im Volksstamm der Burjaten, die sich im Zuge der Völkerwanderung in den Wäldern des Bezirks Urfahr Umgebung niedergelassen hatten, war es üblich, die Kinder mit ihrem Hausnamen zu rufen, “Dominika” ist also der Nachname, die korrekte Anrede (bis zur Erlangung von Magistertitel und Präsidentschaftsamt) war also stets “Meindl”. Meindls Eltern hatten es sehr schwer als Kinder der letzten Köhler von Gramastetten, doch als Angehörige der Aufbaugeneration konnten sie durch täglich 12 Stunden Arbeit einen bescheidenen Wohlstand schaffen. Es ist wiedereinmal ein verbaler Anschlag der neidigen Gegner, zu behaupten, das faszinierende Tyrannentalent sei ein verwöhntes Ärztekind, nein, sie ist auch eine sehr klassenbewusste Kämpferin für die Anliegen der Kleinbauern und Kleingewerbstreibenden, denn Leistung muss sich wieder lohnen.
Meindls Vater, ein bescheidener Waldbauernbub, Medizinalrat Primar Dr. Josef Meindl, erzählt, dass seine Drittgeborene schon mit 1,5 Jahren auf eigenen Beinen stand. Was vielleicht nicht früh ist, angesichts der barocken Ausmaße der Gliedmaßen aber schon wieder eine Top-Leistung. Es ist jedoch ein Gerücht, dass Mutter Anneliese ihre Tochter zur Kinderärztin getragen habe, da sie vermutete, ein Herzfehler sei schuld daran, dass sich Meindl erst mit einem Jahr zu bewegen begann, und dass die gemeine Ärztin gesagt habe, “nein, die ist nur faul”. Das ist diese Niedertracht des Anpatzens, an dem sich Meindl nie beteiligt hat.
Die junge Präsidentin wusste sich überall gleich Freunde zu machen, sei es durch ihre charismatische Ausstrahlung, sei es durch ihre Bildung – ein Abschluss in Philosophie mit ausgezeichnetem Erfolg, was Meindl aber immer wieder vergisst, weil ihr Noten nicht so wichtig sind. Sei es durch ihre leicht groben, leicht lustigen Scherze, mit denen sie sich auch dem weniger gebildeten Volk verständlich zu machen weiß. Meindl besticht durch ihre Vielseitigkeit – sie kann drei bis vier Bier (bevorzugt Schlägl, hidden champion der Braukunst) trinken, aber auch druckreif über “Singularität und Alterität unter besonderer Berücksichtigung der Dekonstruktion Jacques Derrida” referieren. Wenn sie von ihren wissenschaftlichen Expeditionen und kühnen Abenteuerfahrten in das von ihr so innig geliebte Tote Gebirge erzählt, kommt die gefühlvolle Seite der sonst so tough wirkenden Despotin durch. Gestern war sie zum Beispiel auf dem Großen Kraxenberg, wofür sie den Aufstieg über die südliche Wassertalflanke wählte, ein alpinistischer Husarenritt der Schwierigkeitsstufe II, frei geklettert, wovon die bergtaugliche Präsidentin nicht viel Aufhebens macht. Wann immer sie auf dem Plateau des größten Karstgebiets Mitteleuropas angekommt, ist sie so gerührt, dass ihr manchmal das Wasser in die Augen steigt, die grün wie das absterbende Laub der Latschen im Herbst sind. “Wenn die Gamserln so lieb im Gebirg stehen”, sagt sie immer, “und die Sonne über die geliebten Gipfel streicht, da sehe ich wohl ist die Welt so groß und weit Und voller Sonnenschein. Das allerschönste Stück davon Ist doch die Heimat mein Dort wo aus schmaler Felsenkluft Die Steyr springt heraus Vom großen Priel dem Grat entlang Bis zu der Staumau in Klaus. Hei di hei da hei da Ju vi val le ral le ra Hei da hei daJu vi val le ral le ra!” [spätestens hier haltlos weinen]

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