Freitag, Mai 17, 2019

Gabbionen vor Trumps Elternhaus

Warum es keine Schande ist, aus Schönering zu stammen

Ein Auszug aus der im Oktober 2019 erscheinenden Autobiographie „Von der Poetin zur Despotin. Verantwortung übernehmen!“ Bundespräsidentin Dominika Meindl, redaktionelle Mitarbeit Armin Wolf.

Privat ist Donald Trump ganz anders als öffentlich, wo er sich so unmöglich gibt, dass ich selbst schon lange aufgehört habe, mich über seine neuesten Grillen aufzuregen, obwohl wir uns schon so lange kennen. Nämlich über unsere Väter, sie haben zusammen beim Pfarrtheater gespielt. „Die gemischte Sauna“, Trump sen. war der besoffene Pfarrer, ein großer Lacherfolg. Der junge Trump war in der B-Klasse, mit der es eigentlich keine Freundschaft geben durfte, aber weil sich die Väter eben kannten, waren es wir beide, die dem LH damals die Blumen überreichen sollten, als die Volksschule ein neues Dach bekommen hat. Der Donald hat – schon ganz Profi – das Gedicht souverän abgeliefert, fast schon ein wenig zu überzeugend, während ich sofort abhauen wollte, sobald ich alle Augen auf mir, den rutschenden Trachtensocken, dem zu engen Kleid und dem für ein kleines Kind viel zu schweren Blumenstrauß auf mir spürte. Mein Vater konnte mich gerade noch am Knoten der Dirndlschürze abfangen und in die richtige Richtung zurückdrehen. Der Ratzenböck lachte, die Direktorin sah ihn an und lachte aus Höflichkeit mit, die Lehrerin schaute betreten zu Boden. Aber der Donald legte mir seine Hand auf die Schulter, er schob mich mit, hin zum lachenden LH. Die Blumenübergabe klappte. Das werde ich dem Trump nie vergessen, auch wenn er beim Klassentreffen letzten Samstag die ganze Angelegenheit sehr zu meinen Ungunsten erzählt hat. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass er uns nicht ernst nimmt, seit er die USA hat und ich nur Österreich.

Ich habe es bis jetzt nicht publik gemacht, dass der Trump und ich miteinander in der Firmvorbereitung und in der Skigymnastik und bei der Jungschar waren. Zum einen glaubt er ja, seine Wurzeln bei uns im Zentralraum nicht erwähnen zu müssen, zum anderen führt er sich ja wirklich auf wie ein Kleinkind im Zuckerschock, sobald man eine Kamera auf ihn hält. Zudem sehe ich wesentlich jünger aus.

Wie ist es dazu gekommen, dass der Donald Schönering und uns allen so ganz den Rücken zugewandt hat? Er hat im Stiftsgymnasium Wilhering ja nur die Unterstufe geschafft, weil er sich mit dem Lateinischen so schwer getan hat, während es mir zugeflogen ist, als hätte ich es in einem früheren Leben schon einmal gesprochen. Aber gut, für die Weltherrschaft musst du heute keinen gallischen Krieg mehr übersetzen können. Ich habe mir immer vorgenommen, anderen ihre mangelnde humanistische Bildung nicht vorzuhalten, immerhin haben meine Eltern geschuftet, um mir meinen Werdegang zu ermöglichen, und es ist mir eine Freude, ihnen ihre Bemühungen durch das Erreichen des höchsten Amtes im Staate entlohnen zu können. Ich habe über die Berufe meiner Eltern – meine Mutter hat in der Streichholzfabrik Ansfelden gearbeitet, bis sie privatisiert und zugedreht worden ist (die Firma, nicht Muttern), der Vater hat in der Voest bis zur Frühpension die Viererschicht gemacht – in der Öffentlichkeit nie viel gesprochen, denn es ist mir zu en vogue geworden, mit einer proletarischen Herkunft beim Wahlvolk hausieren zu gehen, wenn man sich nach der Brandrede die getrüffelten Lärchenzungen und den Jahrgangsbarolo hineinstellt, bis die Zeche endlich fünfstellig ist.

Da ist der Trump wenigstens nicht scheinheilig. Er hat schon in der Unterstufe damit angetuscht, dass sein Vater mit dem Ziegelwerk so viel verdient, dass sie jedes Jahr wegfliegen, meistens in ein Disneyland, je nach Jahreszeit das von Paris oder Florida. Und dass die Mama es nicht not habe, arbeiten zu gehen, und dass er mit 15 nicht einfach ein notdürftig vom Papa zusammengeflicktes Puch Maxi bekommt, sondern eine Aprilia RS 125. Die erste hat er gleich nach drei Wochen in der Donau versenkt, als er mit viel zu viel Schwung auf die Ottensheimer Fähre hinuntergerast ist, aber drei Wochen später hat ihm die Oma einfach eine neue Aprilia gekauft, während wir auf unseren elenden Maxis und Derbis und Typhoons vor jedem beschissenen Hügel absteigen mussten, weil unsere Sauger zu wenig Schmalz hatten. Das Elend der Jugend, die ganze brennende Scham, das hat der Donald wohl dank des vielen Geldes zuhause einfach übersprungen.

Trotzdem mag ich auch heute nichts gegen ihn privat sagen. Das ist meine Definition von Freundschaft, dass ein jeder seinen Job macht, so wie er es für das Beste hält, und dem anderen nur dann dreinredet, wenn ihn der darum gebeten hat.

Trumps Eltern haben letzte Woche übrigens ihren Vorplatz komplett zuschottern lassen und lauter so schiache Steinkörbe drumherum aufstellen lassen, schaut unheimlich scheiße aus, jetzt erwäge ich, das wegen des Bienensterbens bundesweit zu verbieten. Ein kleiner Machtkampf unter weißen Männern, ok, aber die Bienen wollen auch leben.

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