Symbolbild "Biene" (ich hab kein besseres gefunden)
Küniglberg, 2026. Aufgrund krisenhafter Entwicklungen und genereller Verblödung stellt die FPÖ den Kanzler, und es ist natürlich Kickl. Die „Entpolitisierung“ des Lügenfunks ORF war gleich nach der Wiedereinführung der berittenen Polizei sowie der Gender-Vereinheitlichung (alles ist mit dem generischen Maskulin zu bezeichnen) die dritte Amtshandlung, er heißt nun „Österreichischer Rechts Funk“. Der Bonaparte für Arme betritt nun den ORF-Sitzungsraum, in dem das neue Serien-Entwicklungsteam – Herr Harald, Herr Budimir, Herr Alexander – auf den kleinen Kanzler wartet.
Kickl: Na, meine Herren, welche schönen Ideen haben Sie für mich vorbereitet?
Harald: Die Moderatorinnen zeigen ein bissi mehr Haut und sagen eher wieder nur Wetter, Tiere und Kultur an.
Kickl: Ja, gut, aber tun Sie mir die Tierberichterstattung nicht unterschätzen!
Alexander: Die ganzen amerikanischen Vorabendsendungen canceln wir...
Kickl: Obacht, Sprache!
Alexander: ...kündigen wir.
Kickl: Kanzler Kultur statt Cancel Culture, verstehen Sie? Er lacht ergiebig über den Kalauer, die Herren geben ihr Bestes.
Budimir: Dem Wegscheider gemma die Prime Time, pardon: Hauptsendezeit, und es schaut generell gut aus, dass wir ServusTV freundlich übernehmen.
Kickl: Bitte nach diesem Vorbild wirklich auf sehr viel Positives und Schönes aus der heimischen Landschaft achten, ich hab keine Freud mit diesen ganzen Kalaharis und Araberwüsten.
Harald: Was wir uns besonders angeschaut haben, ist der ganze Bildungssektor.
Kickl: Genau, bei der Jugend schon früh ansetzen mit unseren Inhalten!
Alexander: Wir haben ein wenig nachgelesen. Wer uns als klassischer Autor sehr taugt, ist der Waldemar Bonsels.
Kickl: Kenn' ich natürlich, nicht nur wegen der Biene Maja! Sehr gut! Der hat auch für Erwachsene viel geschrieben. Das hätte man in den linksversifften Zeiten gar nicht sagen können, ohne Nazikeule, aber das ist heute noch lesenswert!
Harald: Wobei ich trotzdem dazu rate, dass wir über die Feldposthefte und den Reichsschrifttumskammer nicht direkt was machen.
Kickl: Ah! Da hat noch wer die bolschewistische Schere im Kopf!
Budimir: Herr Bundeskanzler, die Kinder können ja mit der Politik noch gar nichts anfangen, da geht man über das Narrative rein, über die lieben Geschichten.
Alexander: Genau, und deswegen präsentieren wir Ihnen heute unseren Pitch...
Harald: Vorschlag!
Budimir: Idee!
Alexander: … für eine zeitgemäße und kindgerechte Neufassung der Biene Maja! Erstens ist sie jetzt noch schlanker, zweitens hat sie einen Busen.
Harald: Der faule Willi darf schon bleiben, aber wir wollen diese Figur als warnendes Beispiel etablieren, dass man es bei der Faulheit leicht übertreiben kann und die Grenze zum asozialen Subjekt schnell erreicht ist.
Kickl: Feinsinnig!
Budimir: Die verschiedenen Sorten Insekten lassen sich recht schön auf das Menschenreich umlegen. Da gibt es Mann und Frau, und verschiedene Völker. Wahrscheinlich gibt es in Echt tüchtigere Bienenstöcke und solche, die eher schmarotzen.
Kickl: Da ist die Biologie gefordert!
Alexander: Ganz besonders klar können wir das bei den ganz anderen Ethnien zeigen, dass etwa die Wespen eher so Erd- und Höhlenwesen sind, mit einer gewissen naturgegeben Niedertracht.
Harald: Am ärgsten die Hornissen! Die Biene Maja lässt sich mit ihnen ein, und muss dann erkennen, dass diese Raubtiere an der völligen Umvolkung der friedliebenden, fleißigen Bienen arbeiten!
Budimir: Da bauen wir von Sendung zu Sendung die Spannung auf, eh nur ganz kindtauglich, und dann könnte am Ende der Mensch hegend eingreifen und die Hornissen aus dem Bestand entnehmen.
Kickl: Meine Herren! Sofort umsetzen!!!!!
Da aber reißen sich die drei Autoren die Masken vom Gesicht. Es sind – und wir freuen uns alle von Herzen! – die von den Toten auferstandenen Jahresgespenster in meinem Lesebühnen-Oeuvre 2023: Harald Juhnke, Bud Spencer und Peter Alexander. Sie sind gekommen, um uns zu erlösen. Dementsprechend holt jetzt Spencer zu einer klassischen Stereowatsche aus, die Kickl mit der Wucht der Gerechtigkeit trifft. Harald Juhnke stellt den hereineilenden Personenschützern mit der Lässigkeit des Drunken-Kung-Fu-Mönch-Stils ein Bein nach dem anderen. Peter Alexander verwandelt den Kampfplatz durch perfekt getimten Fünfzigerjahre-Slapstick in ein turbulentes Komödienspektakel. Nach vollendetem Gefecht haken sich die drei Herren fröhlich unter und machen sich auf, das Land aus den Fängen der Freiheitsfaschisten zu befreien.
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