1.3.2021
Der Adler verfehlt die Murmeltiermutter um Haaresbreite – Erleichterung in der Murmelhöhle, die Kleinen müssen nicht hungern. Schnitt zu den nun hungernden Adlerbabies. Tierdokus – ich bin zu alt für den Scheiß!
2.3.
Es gibt keinen Klappentext, der den Inhalt nicht demütigt.
3.3.
Ich kann die Wohnstätten älterer Menschen nicht mehr ohne die mir selbst peinliche Zwangsneurosenfrage betreten, wer denn das einmal alles ausräumen solle. Mir erscheint die Erzählung über vier Wilheringer, die sich nach dem Tod ihres Vaters wegen eines Bauernkastens(wtf!?) dermaßen zerstritten haben, dass sie bis heute kein Wort miteinander sprechen, immer bizarrer. Man lege mir das bitte nicht als Undankbarkeit aus, ich weiß um meine unverdienten Privilegien. Aber es ist einfach sehr, sehr viel Materie um uns herum angeschafft worden, die uns mit ihrem Aufforderungscharakter (Waldenfels 2000, S. 374) um die seelische Ruhe bringen.
4.3.
Was ich immer besser kann:
Orientierung im weglosen Berggelände
Verluste einordnen
Spitze Bemerkungen über das Ergrauen meines Haare passiv-aggressiv weglächeln
Was ich immer schlechter kann:
Das Patriarchat ertragen
Latein
Sockenpaare miteinander waschen
5.3.
Die Blaumeise ist das Zipfer-Bier unter den Gartenvögeln.
Herrliche Funde im Welser Lagerhaus:
6.3.
Eine sehr gepflegte, intellektuelle Freundin: „I stink ned, weil ois, wos aus mia kummt, für mi wie Heimat riacht!“
12.3.
Männer sind mein kink.
Ein kleiner Schwarm Stare landet im Nussbaum und knört, trötet und pfipst so betörend, dass die ganze Umgebung akustisch aufgemischt wird.
Wenn ich beim Einkommenssteuererklären nicht weine, kommt das dicke Ende noch.
Nachtrag zwei Stunden später: Wie prophetisch die Steuerbefürchtung! Beim Flexen schnalzt ein Metallflankerl durch das Visier des Helms, geht ins Auge und lässt daraus so viele Tränen laufen, dass ich mehrere Gläser Wasser trinken muss, um nicht zu dehydrieren. Das Heulen hilft heilen, nach einer Stunde im Reich der Schmerzen schwemmen meine heißen Zähren den Splitter wieder aus dem Augapfel.
13.3.
Dass ich ein bisschen Geld habe, ist mir ungefähr so entgangen wie die Tatsache, dass ich ein bisschen blad geworden bin.
16.3.
Gut gelaunt ruft mich der Vater aus Ried an, um mir von den Innviertler Passionsspielen zu erzählen, die man einst verbieten musste, weil die Bevölkerung zu gut mitgegangen sei. Viele kippten so in ihre Rollen, dass es nicht nur regelmäßig zu Aufständen im Spiel gekommen, sondern einmal auch der Jesus nach drei Tagen nicht wiederauferstanden, sondern gestorben sei.
17.3.
Das linke Auge wird kurz-, das rechte weitsichtig. Gleichzeitig gleitsichtig. Wenn ich nächtens im Bett lesen will, muss ich das Buch in einem ganz speziellen Winkel halten. Das Leben ist ein Hit.
18.3.
Die nächsten zwei Wochen sind für meinen Roman entscheidend!
19.3.
Die Männer, die Deutsch für ein Kriterium zum Eingehen eines Mietverhältnisses halten, und bei Gendersternchen hysterische Anfälle bekommen sowie „Verhunzung der Sprache“ durch den Schaum vorm Herrenmund röcheln, verehren – eigentlich ein sehr spannender Irrtum! – ein Pseudo-Deutsch, das in Wirklichkeit nichts anderes ist als ein Konstrukt, das vorläufige Ergebnis von fortwährender Lautverschiebung, ein- und auswandernden Völkern, permanenter, nie stillstehender Veränderung durch Gebrauch. Warum sitzen in den Talkshows nie Linguistinnen den falschen Freunden des Deutschen gegenüber? Das wäre alles eigentlich schnell erledigt.
21.3.
Es gibt drei Mal mehr EnergetikerInnen als niedergelassene AllgemeinmedizinerInnen in Österreich.
Heute Alkohol mit der Nachbarschaft, der seine schönste Wirkung entfaltete, als der Waltenberger bei der Erzählung, wie sich unsere alte Hündin einmal gegen ihren Willen in die Hose kacken musste, in aufrichtige, helle Tränen ausbrach. Wir hatten ihr ein "Monatshöschen" aus einer alten Feinrippunterflack gebastelt, aber dabei nicht gut in die Zukunft gedacht. Schon bei der Schilderung, wie wir ihr ein Loch für den Schwanz in die Gatte schnitten, stand dem Nachbarn das Wasser am Unterlid.
22.3.
Im Prokrastes-Bett
Coala schickt ein Bild von einem Mandarinenten-Paar, das – etwas grantig wegen der Seichtheit – eine ganze Weile auf der Plane unseres Pools herumgewatschelt ist:
Hervorragender Recherchefund: das Peter-Prinzip, und das Paula-Prinzip, sein Gegenstück (jede Frau arbeitet unterhalb ihres Kompetenzniveaus).
25.3.
Ein Muskelkater in den Brustmuskeln und ein sehr guter Fitnessgrad in den Oberschenkeln vom Bücherzusammendrücken und Stiegensteigen – mehr kann ich zum Themenkreis „Lockdown und Neobiedermeier“ eigentlich nicht sagen.
Erfolgreichste
literarische Veröffentlichung 2021: Siehe oben, ein Bild von meinem
Backversagen. Es kommt beim
Volk gut an, weil es zeigt, dass ich die Unfähigste unter ihnen
bin.
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