Dienstag, März 30, 2010

Freunde 2.0: Segensreiche Entleiblichung der Interaktion

Hier der Teaser für meine Streifzüge-Kolumne über neue Positionen in der Sparte "Freundschaft":

Freunde sind das Salz in der Ursuppe des Lebens. Ohne meine Freunde wüsste ich nicht, dass meine Frisur an einen totgefahrenen Frosch gemahnt. Dass Tschäcki Lugners Neuer im Sternzeichen und vom Gesicht her Ratte ist. Dass meine Hose backbords auch schon mal loser gesessen hat. Dass weibliche Frettchen an Östrogenvergiftung verenden, wenn ihnen in der Brunftzeit kein Fretterich sexuell beiwohnt. Dass meine Kolumnen früher viel pfiffiger waren. Trotz dieser mit Dank kaum aufzuwiegenden informativen Liebesdienste in der Vergangenheit sehe ich meine Freunde immer weniger.
Die Nullerjahre haben uns nämlich eine eminente Entleiblichung der Freundschaft beschert. Trefflich lässt sich über Facebook spotten oder in Bedenken ob der Verlotterung echter, gelebter Intersubjektivität verfallen. Doch dank „FB“ muss ich nicht mehr aus der Wohnung, wenn ich wissen will, was KathiKevinMarcelFranz gerade umtreibt. Da spare ich mir allerlei Unbill, vom falschen Outfit bis zum Tritt in Hundekot.


Hier gäb's mehr zu lesen.

Freitag, März 26, 2010

I slam


Schön war's gestern beim Slam, Kinder! Und sehr würdelose Sieger mit guter Rock N' Roll-Attitude habt ihr euch ausgesucht. Der Monet wär' ja fast ungespitzt aus dem Solaris geflogen, als er mit seiner Preispackerlsuppe eine Sektdusche imitierte.


Einziger Wehrmutstropfen: Der Sommer schaut mir vor allen Menschen auf der Bühne auf den Arm und sagt: "Hätt' des a Fuaß wern soin?" Nur dank übermenschlicher Kontrolle konnte ich den Austritt von Tränen hintanhalten:


Die stimmungsreichen Bildnisse entstammen den kundigen Hände von Frl. Anschelique Fanninger. Und wo die herkommen, gibt's noch jede Menge mehr: http://www.postskriptum.at

Donnerstag, März 25, 2010

Ich hab keinen Klopfer

Gestern trug es sich zu, dass ich an der Krebsenbudel anstellig wurde, um ebendort Bier an mich zu nehmen. Da drehte sich die vor mir wartende junge Dame zu mir um und sprach ansatzlos: "Host du an Klopfer?"

Schon wollte ich mir polternd Mutmaßungen über meine geistige Gesundheit verbitten, als mir gewahr ward, dass sie mich für eine Servierkörperin gehalten hatte. Mein lauthälsiges Lachen machte die Irrende verlegen, was sie mit einem "Du hättest aber eine gute Kellnerinnen-Haltung!" kompensieren wollte. "Würdest du also eine Umschulung empfehlen?" frug ich, immer noch glucksend. "Ja klar! Was machst du denn jetzt?" "Ich bin Schriftstellerin", kokettierte ich in die entgleisende Mimik der Dame hinein.

Das war lustig. Wie ihr wisst, bin ich ja höchstens eine tagelöhnende Schreibmaschine, aber die Verlockung war zu groß.
Im Übrigen scheine ich generell keine allzu vergeistigte Attitude zu vermitteln. Vor Jahren hat mich ein junger Mann für eine Maurerin gehalten. Meine Oma selig meinte einmal "Wenigstns oane, de nu fia d'Oawat is!" als sie über die Kletterschwielen an meinen Händen strich.
Mir ist das nur recht. Vielleicht kann es ja so klappen, die Arbeiterklasse literarisch zu befreien.



Dienstag, März 23, 2010

Das Ende rustikaler Idyllik

Soeben muss ich lesen, dass in Rohrbach/OÖ. ein Serienmörder gefasst wurde. Wo soll das noch hinführen? Kommt jetzt bald die erste Ampel?! Ist dies das Ende der letzten Mühlviertler Rustikalidylle? Trägt daran die Unbehaustheit postmoderner Subjektivität Schuld? Oder die letzten Residuen misogyn-phallozentristischer Gesellschaftsformationen?

Freitag, März 19, 2010

Minkasias Möbiusband

Als jüngst an dieser Stelle von Missbrauch in Klosterschulen die Rede war, musste ich flugs und ohne sexuelle Abschweifung an den Mathematikunterricht denken. Meine Erfahrungen lassen sich binomial-pythagoräisch so darstellen: Es² = war² + furchtbar². Metaphorisch so: Greifen Sie mal einer nackten Frau in die Tasche. Ich bin einfach zu blöd für Zahlen.

Welche hübschen Dinge jedoch jenseits dieser Malaisen wohnen, davon ahnte ich bis gestern Abend nichts. Da trug es sich nämlich zu, dass mir der Herr And.i das Möbiusband anschaulich näherbrachte. Wohl um mich davon abzulenken, ihn beim Tarockieren aufzujausnen (eine unbegründete Sorge, zumal ich ja auch hier an den Zahlen scheitere).

Das Möbiusband ist an sich dreidimensional, besteht aber nur aus Oberfläche. Es lässt sich einfach selbst basteln: Papierstreifen ringförmig zusammenkleben, vorher ein Ende um 180° drehen. Fertig. Der Zauber beginnt, wenn man einen Stift draufhält und damit ohne Unterbrechung die Mitte des Bandes entlangfährt. Man beginnt scheinbar auf einer Seite, hat am Ende aber das ganze Band eingefärbt. Rock N' Roll!

Die Mathematik nennt den ganzen Segen eine "nicht-orientierbare Mannigfaltigkeit", was schon mal sehr hübsch ist. Sollte ich jemals ein Instrument erlernen, werde ich die Möbius-Band" gründen. Zum besseren Verständnis habe ich hier eine Blog-Version der Möbiusschleife gebastelt: Minkasias Möbiusband. Wenn ihr wissen wollt, wie man törichte Menschen unterhalten kann, dann klickt da drauf. Bei mir hat's geklappt! Schon seit Stunden!

Mittwoch, März 17, 2010

Gescheiterte Integration


Damen und Herren,

fast eine Woche ist nun berichtslos seit unserer Integrations-Lesebühne verstrichen. Das rührt nicht nur daher, dass erst jetzt die Bildnisse davon in meine Hände gelangten (by the way: Sie stammen von Volker Weihbold, den ich an dieser Stelle ganz ausgiebig loben und preisen möchte).

Frau Weidenholzer

Nein, es war die Scham, die mein Berichtswollen hemmte. Zumal wir an unserem Motto gescheitert sind wie Napoleon in Russland. "Integration und Migration" hatten wir uns auserkoren.

Gepflegtes Publikum

Aber wieviel ist das gutgemeinte Anliegen wert, wenn schon nach fünf Minuten der einzige echte Mensch mit Migrationshintergrund hinausgeworfen werden musste? Und nur kurz darauf die Roma-Band mehrmals daran gehindert wurde, unsere Lesung musizierend zu übernehmen?


In der Praxis ist es ein Gfrett mit den luschigen Gutmenschen. Da können wir noch so viele eidesstattliche Erklärungen verlesen ("Der Nationalsozialismus war echt nicht ok!") und mutige Mütter als Kellernazis denunzieren.


Aber wie auch immer. Dafür tragen wir die Liebe im Herzen. Hier zB kennt man der Frau Melhellanie und mir an, dass wir heimlich ein wenig in die Frau Weidenholzer verschaut sind.


Wenigstens ist es uns diesmal gelungen, eine ganz echte Gästin anzulocken: Cornelia Travnicek verlas einen empfehlenswerten Text aus der von ihr co-herausgegebenen, hoffentlich bald erscheinenden Anthologie "How I fucked Jamal".

Nichtsdestotrotz endete der Abend erneut in einem unwürdigen Besäufnis. Ein Gesicht wie ein Geständnis:


Apropos: Die nächste Lesebühne gibt's am 16. April (yes, it's a Friday) im Krebsen. Am neuen Thema werden wir wohl nicht so komplett versagen: Sex n' Drugs n' Rock n' Roll!

Montag, März 15, 2010

"Mein Kampf" ist doof

Gestern ward ich per Kommentar dafür gezaust, olle Kamellen gegen die Katholische Kirche zu verwenden, ohne darauf hinzuweisen, dass Hitler auch Törichtes geschrieben habe. Keine Sekunde länger möchte ich zögern, den FööÖhrer despektierlich zu behandeln. Hier eine sehr lustige Passage über seinen Fehlschlag, Darwin zu verstehen:

"Jedes Tier paart sich nur mit einem Genossen der gleichen Art. Meise geht zu Meise, Fink zu Fink, der Storch zur Störchin, Feldmaus zu Feldmaus, Hausmaus zu Hausmaus, der Wolf zur Wölfin usw."


Weitere Beweise mit Tigern und Hunden gäb's hier.

Samstag, März 13, 2010

Missbrauchtumspflege und katholische Sexuallehren

Liebe Brüdern und Schwestern,

oft wurde ich in den vergangenen Tagen befragt, ob mir als Klosterschülerin denn auch Gewalt angetan worden sei. Nein, sage ich stets, aber leider sei mir selbst oft die Hand ausgerutscht. Zudem sei ich persönlich und als Frau an sich ja zu wenig attraktiv gewesen. Der ästhetische oder mathematische Missbrauch, dem ich zum Opfer fiel, ist verjährt und halbwegs verdaut.

Keine bessere Gelegenheit jedoch, wiedereinmal die Lehren der katholischen Kirche in Sachen Liebe, Sex und Zärtlichkeit in Erinnerung zu rufen. Hier die schönsten Stellen aus dem Katechismus aus den 30er Jahren:
Das sechste Gebot verbietet alles, "was der menschenwürdigen Fortpflanzung des Menschengeschlechts entgegengesetzt ist." Das gilt für Gedanken, Worte und Werke.
Fornikation ist der Geschlechtsakt zwischen zwei ledigen Personen. "Diese schwere Sünde unterscheidet sich von den anderen Sünden dadurch, daß sie außer der Unkeuschheit keine andere spezifische Bosheit in sich enthält." Handelt es sich dabei um Prostitution, muss dies "wenigstens auf Befragen des Beichtvaters angegeben werden."

Die direkt herbeigeführte Pollution (auch bei Frauen, wenn auch ohne Samenaustritt) ist immer schwer sündhaft. Nicht aber die indirekte. "Positive Unterdrückung der von selbst eintretenden Pollution ist nicht Pflicht. Man darf sich also passiv verhalten, vorausgesetzt, daß keine Gefahr der Einwilligung besteht."

"Demnach ist es erlaubt, zu baden, Waschungen vorzunehmen, zu reiten usw., auch wenn man voraussieht, daß infolge besonderer Veranlagungen Pollution eintritt. Ebenso ist es gestattet, sehr lästiges Jucken durch Reiben zu vertreiben ... Im Zweifel über die Ursache des Juckens ist Reiben erlaubt, wenn nur geringe geschlechtliche Regungen eintreten."

Hier hat die Kirche eine nützlichen Differenzierung der Körperteile vorgenommen:

"Wegen ihres verschiedenen Einflusses auf die Erregung der geschlechtlichen Lust werden die Körperteile eingeteilt in ehrbare (Gesicht, Hände, Füße), sog. weniger ehrbare (Brust, Rücken, Arme, Schenkel), sog. unehrbare (Geschlechtsteile und Partien, die ihnen sehr nahe sind)."

Eine wichtige Unterscheidung ist die, ob es sich bei den Körperteilen um die des eigenen oder eines Fremdkörpers handelt. Aber: "Am eigenen Körper unehrbare Teile aus einem vernüftigen Grunde aunschauen ist erlaubt."

Abschließend die Definition der Äußeren Sünden gegen die Schamhaftigkeit: "Hierher gehören Blicke, Berührungen, Umarmungen, Küsse, Gespräche, Lieder, Lesungen[!]."
In der Hoffnung, euch in Sachen Ehehygiene und keuscher Lebensführung dienlich gewesen sein zu können:
Schwester Minkasia

Mittwoch, März 10, 2010

Jetzt neu: Pressestimmen zur Lebensbeichte!

Werte Damen und Herren,
um der Journaille die Arbeit ein wenig zu erleichtern, habe ich eine Sammlung der Pressestimmen zu meinem Kunstwollen zusammengestellt. Ganz schön kokett - aber was soll ich machen?
Denkt da mal drüber nach,
Le Mink

Montag, März 08, 2010

Mitteilungspotpourri zum Welttag des Weibsvolks


Jedes Jahr das gleiche Bild zum Frauentag! Lässt sich das Kittelvolk denn wirklich so leicht abspeisen?!
Wenn ich eure Aufmerksamkeit nun schon habe, nutze ich sie für eine kleine Umfrage: Welcher Mann hat am Samstag nicht den Steinzeitfilm "Am Anfang war das Feuer" als spitzensuper, welche Frau hat die ausschließlich aus Grunzlauten bestehenden Dialoge nicht als major pain in the ass/ear empfunden? Ich hypothetisiere nämlich, dass wir hier wissenschaftlich korrekt die so schwammig gewordene Linie zwischen Mann und Frau bestimmen können.
Zuletzt noch ein wenig jubiläumssensitive Lyrik von Glossengott Goldt:
Blau ist der Hecht,
die Frau hat recht.
Der Hecht ist blau,
recht hat die Frau.

Montag, März 01, 2010

Postskriptum-Nachschau: Für Eitelkeit bin ich mir zu gut!


Nein, schön darfst du in dieser Branche nicht sein wollen. Das beweist die mich betreffende Fotoauswahl vom freitäglichen Poetry Slam im Posthof. Ob's deswegen so wenige Slammerinnen gibt? Wobei die anderen ja gar nicht sooo schiach dreinschauen wie ich:

Kleine inhaltliche Ergänzung: Auf diesen Bildern (abgeknallt vom Herrn Wenter) gebe ich vor, ein Weihbischof zu sein.



Mehr nachzuschauen gäb's hier.