1.4.2021
Offenbar diene ich meinem Umfeld als warnendes Beispiel, Kinder nicht „irgendwas mit Medien“ machen zu lassen, weil ich zehn Jahre gebraucht hätte, um mich von meinem zweijährigen „Praktikum“ zu erholen. Aber hier irrt das Umfeld! Ich bin schon seit 15 Jahren traumatisiert – vom Angestelltsein an sich! Zwei Jahre reichen für ein Leben und bis in die Haut hinein. Und meine Störung hat das Wesen einer Amputation; so ein Fuß wächst nicht nach, genauso wenig meine Fähigkeit, Vorgesetzte und geregelte Arbeitszeiten zu tolerieren.
2.4.
Das mit dem Roman ist sicher nicht mein best shot in Sachen Publikumsliebe, viel besser werden die Mitteilungshefte angenommen, die Coala und ich füreinander schreiben, da wir im selben Haus einander wie Gespenster sind. Die Schriften sind aber auch wirklich schön, zwischen Zeitungsausschnitten über gerettete Küken, Welpen und Kälbchen stehen Botschaften wie „Es gibt schon wieder Schupfnudeln, aber iss sie auf!“, „Wir könnten heute die Handschuhschublade miteinander ausmisten“ und „Oh Gott, ich hab mich überfressen“ sowie „Nasse Spatzen schauen grämlich aus der Futterstelle, verwöhntes Pack!“
3.4.
Die Spatzen verweigern jedwede Domestifikation, halten aber auch alle anderen, möglicherweise weniger undankbaren Vogelsorten von der Futterstelle fern, und zetern aufgebracht, wenn sie leer ist. Wahrscheinlich halten sie mich für eine dumme, dicke Katze.
Abb. 2: "Birbs" Das Bild ist - wie das obige - sorgfältig aus dem Internet gefladert, bitte verklagt mich nicht, ich tue es mit Liebe!
4.4.
„Du bist die bestgefickte Brotspinne Mitteleuropas, was willst du!?“ Der Mann schimpft mit mir, als wäre ich ein verwöhnter Spatz, der sauer schaut, weil seine Hirse nicht bio ist, dabei habe ich ein sehr wichtiges Anliegen vorgetragen, ich kann mich nur grad nicht daran erinnern.
5.4.
Ornithologierat
Haslinger erläutert mir beim Weg von der Klinserscharte zu den
Dietlbüheln, dass man Zwistigkeiten zwischen Vögeln so bezeichnet:
„Die Saatkrähen hassen den Rotmilan.“ Kennt man vom
East-Westcoast-Zwist: They see me flyin' – they hatin'.
6.4.
Bei Gelegenheit etwas über hilflose Egozentrik schreiben, als Folge eines mühseligen Empathiezwangs. Erholsam sind Angelegenheiten, in denen die Spiegelneuronen mangels Kompetenz völlig ins Leere blitzen (Chemie, 12-Musik, Kochen, Überlegenheitsgefühle). Am erholsamsten das Gehen durch das Tote Gebirge, wo alles grauer Fels ist und man selbst ein wenig wie tot ist, aber fröhlich dabei. #ambivertiert
Traum von einer künstlerischen Karriere, die ohne jedes Oeuvre auskommt, wahrscheinlich sind Blogeinträge schon zu viel, am besten wäre die absolute Beschränkung auf das Moderieren von Tombolas, das dann gerne im Frack, aber sonst könnte ich mich auf reines Dasein beschränken und nachher wieder ins Privatleben zurück schlüpfen.
10.4.
Auf dem Parkplatz neben dem Offensee schlüpft einer in eine olivgrüne Bomberjacke mit dem Aufnäher „Felix Baumgartner-Red-Bull-Team“ und wundert sich, dass wir gar so schnell in die Bindung hüpfen und losstapfen. Ich bin eine treue Bergkameradin, aber Fremdscham ist mir nicht fremd. Abgesehen davon erneut ein herrlicher Ausflug mit der #mütterrunde, den besten Menschen, die zufällig auch Männer sind.
Eine Frau, die ich sehr gut kenne, berichtet mir von einer Sehnenscheidenentzündung, weil sie so eifrig beim Malen-nach-Zahlen war; unlängst sei sie ganz bedrückt gewesen, weil sie den ganzen Abend Felder mit opakem Schlammbraun ausfüllen hatte müssen.
13.4.
Amseln „tixen und schackern“, sie sind schüchtern, können aber bei entsprechender Aufmerksamkeit recht ausflippen. Die Brutpflege erledigen sie paritätisch. #totemtier
14.4.
Schmelzende Gletscher befinden sich in einem „schlechten Ernährungszustand“. Jargons sind die Saucen der Sprache!
„Tu dir kein Leid! Denn wir sind alle noch hier.“ Apostelgeschichte 16,28
15.4.
Polnische Feuerwehrleute mussten ein Croissant aus einem Baum entfernen, das eine besorgte Krakauerin (sic) für ein lauerndes Tier gehalten hatte. Ich vermerke mir das als recht zugängliche Option, weltweit in den Medien zu landen.
16.4.
In diesem Internet, von dem man neuerdings so viel hört, schreibt einer unter den Menstruationshandschuh-Shitstorm, man könne das ja einfach „den Markt“ regeln lassen. Erlaubte mir den Hinweis, dass man mit dem gleichen Argument auch Katzenbabygift „am Markt“ positionieren könne. #pinkyglove #stinkyglove
17.4.
Mir wurde gerade empfohlen, noch eine „Wut-Milf“ in meinen Roman einzubauen.
20.4.
Unterredung im Schl8hof, was auf unseren Grabsteinen stehen möge.
Ich: „Sie hat sich bemüht!“ (Die Inschrift darf ruhig auch krakelig sein)
Thomas: „Immerhin!“
Stephan Roiss (Zombiefilmfan): „Hier ruht bis auf Widerruf Stephan Roiss.“
21.4.
Offizielle Bilanz auf dem Konto bis jetzt: rein +54,19 €; raus -13,74 €. Bald kommt die Besachwalterung. Jedenfalls bin ich nicht schuld am Kapitalismus. Zwei Stiglitze in den Wipfeln des Jasminstrauchs – das muss doch reichen!
23.4.
Jirši: „Drum hob i zum Polospün aufghert, weil do scho so vü Gsindl is.“
25.4.
Ein lustiger Mensch berichtet mir von seinem verstorbenen Großvater, der sich dreimal in seinem Stressless-Sessel wundgesessen habe – aber ohne Not, aus reiner Trägheit. Das wäre ein sehr gewagtes Stressless-Testimonial, aber man könnte es versuchen.
26.4.
Es ist mir eine rechte Freude, dass immer mehr Menschen mir ihre guten Erlebnisse zur Aufbewahrung anvertrauen; ich werde zum Schließfach für kleinen Blödsinn. Heute die schöne Eisbestellung einer älteren Dame: „Eine Kugel Malaria, bitte!“
27.4.
Meine Hand nuschelt beim Schreiben.
28.4.
„Ich habe mich darüber lustig gemacht, dass die Dichtung das Leben wiederholen solle. Und doch, in dem sie es mit Liebe tut, macht sie es schön.“ Musil
In zwei Stunden 8000 Zeichen Roman geschrieben (wieder einen neuen, den mittleren kann ich nicht hernehmen, weil schon „prämiert“) und immer noch das Gefühl, herumzutrödeln. Ich beginne, die Natur meiner Probleme zu erahnen.
29.4.
Es gibt einen Pyjamahai, die Familie der „Pieper und Stelzen“, den „maskierten Strolch“ und den „sparrigen Runzelbruder“. Der Zuständige für die Division „Paket & Logistik“ heißt Umundum.
30.4.
Wohnform der Zukunft: Seniorenresistenz Schönering