In Bezug auf das Verfassen vollständiger, umfangreicher, zeithistorisch relevanter Romanwerke bin ich der Thomas Mann des Scheiterns, die Maria Callas des Versagens, der Mozart der Prokrastination. Hier ist alles, was ich habe - gerne könnt ihr euch das jetzt in der Quarantäne selber fertig schreiben, ihr kennt das ja von Ikea. Hier bitteschön, der Textsirup zum Aufspritzen:
Der
Undank. Geträumte Autobiographie
Prof.
Buttinger ist es dank seiner Medien-Beziehungen gelungen, Marcel
Hirscher als nächsten Gast für die Lesebühne zu gewinnen, aber
niemand von uns hat sich die Mühe gemacht, ihm was Lustiges zu
schreiben, und leider ist er zwar siebenfacher Gesamtweltcupgewinner,
kann jedoch überhaupt nicht improvisieren, sodass sein Auftritt vom
verwöhnten Publikum mit enttäuschtem Murren quittiert wird und ich
mir vornehme, mit den Mitarbeitern ein strenges Gespräch über
Gäste-Qualitätskriterien zu führen.
Abb. 1: Prophetisches Symbolbild
Frühwerk:
„Zeugnisse der Zärtlichkeit“
Beim
Renovieren des Badezimmers einen Packen Briefe finden, es sind
Liebesbriefe einer bittersüßen amour fou, und zwar zwischen – Bud
Spencer und Terrence Hill! Zeugnisse von Leidenschaft und
Verzweiflung. Es musste schon alleine daran scheitern, dass das
Schönering der frühen 1980er noch nicht so weit war. Notiz: Ein
Broke-Back Mountain für sehr Arme. Plausibel machen, was die beiden
Action-Klamaukhelden im Bezirk Linz-Land zu suchen hatten.
Der
kurze Brief zum langen Abschied. Nach Handke
Ein
junger Österreicher befindet sich in NY und erhält dort einen Brief
von seiner Frau: „Ich bin in New York. Bitte such' mich nicht, es
wäre nicht schön, mich zu finden“, doch er hält sich nicht dran,
und während der Reise durch die USA hat er sehr viel Zeit zum
Nachdenken, über sich, sein launenhaftes Weib, die Kindheit und
wasnichtalles, weswegen er, nachdem er die Flüchtige am Ende
gestellt hat, in die Trennung einwilligen kann, und der Autor dieser
öden Geschichte sehr viel bekannter und berühmter wird als die
beherzte Zusammenfasserin von Handkes Oeuvre.
Ein bisschen eine Fabel. Nach Kafka.
„Ach“, sagte die
Medien-FH-Absolventin, „der Arbeitsmarkt wird enger mit jedem Tag.
Zuerst war er so riesig, dass ich fast Angst hatte, ich machte
Auslandssemester und war glücklich, als ich endlich Optionen sah,
links und rechts Praktika, aber diese Jobs kleistern mir den CV so
zu, dass mir gar keine Zeit zum Geldverdienen bleibt, und jetzt bin
ich Alleinerzieherin und schon bald 40, und dort steht schon die
Teilzeit-Pensionsfalle, in die ich laufe.“ „Du musst dir nur ein
Eigenheim anschaffen“, sagte der Kanzler und lachte.
Darwin's
Nightmare
Eines
Morgens überkam die bislang nicht vom Erfolg verwöhnte
Hobbyliteratin Dominika Meindl die Geschäftsidee einer
Hundewerkstatt analog zu all den Auto-Schraubereien, quasi Evolution
Fast Forward; ein Dog-Customizing, bei dem Dackelbesitzerinnen ihre
Tiere noch mehr stretchen, Retrieverinhaber ihre Allerweltshunde
tieferlegen oder Sharpei-Halter die Faltenwauzis neu auffüllen
lassen könnten, aber aufgebrachte Tierschützer entführten Meindl
in der Nacht vor der in allen Medien angekündigten
Dog-Tuning-Eröffnung und ließen sie vom radikalisierten
Amtstierarzt einschläfern.
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