Teil 2 der bald schon belieten Reihe "Ungelesene Restln von der Lesebühne, weil ich mich beim Moderieren verquatscht habe". Heute: Aufklärung für Philosophen und Bumsnovizen.
Dies und das zur Erhellung
Die
Wissenschaft weiß, dass Immanuel Kant, der größte aller Aufklärer,
aller Wahrscheinlichkeit nach in seinem Leben nie eine Frau –
Obacht, biblisches Wortspiel – erkannt hat. Das ist ja, als wäre
der Erfinder des Penicillin an Durchfall verstorben! Aber der
Geistesriese von Königsberg erklärte auch das Bier zum „langsam
tötenden Gift“, wir dürfen ihm also ohnehin nicht alles glauben. Leider
erschüttert das halt das ganze Aufklärungsgebäude in seinen
Grundfesten. Heute möchten wir alle Kraft in die Versöhnung von
Geist und Leib legen. Ein Teenstar für Erwachsene! Also: Legen wir
selbst Hand an unsere Hirne, holen wir die Sexualität, aber auch das
Denken aus dem dogmatischen Schlummer.
Fragen
an das Dr. phil. Sommer-Team
Manfred,
41: Ich habe seit drei Jahren eine feste Freundin, wir haben auch
schon Sex miteinander. Sie sagt, es taugt ihr, aber ich habe Angst,
dass sie ihren Orgasmus nur vortäuscht. Wie kann ich mir sicher
sein?
Dr.
Sommer-Team:
Lieber
Manfred! Mit deiner Sorge bist du nicht allein. Nicht umsonst ist
„Was können wir wissen?“ die fundamentalste aller vier
kantischen Fragen. Die Reflexion auf die Bedingungen der Möglichkeit
von Erkenntnis, die epistemologische Transzendentalität ist
apriorisches Prinzip jedweder Ontologie! Der weibliche Orgasmus ist
kein reiner Begriff, sondern als Sensation nur a posteriori
erkennbar. Die bloße ästhetische Anschauung reicht nicht, um den
Verblendungszusammenhang zu durchdringen. Im Sinne der Dialektik von
Theorie und Praxis muss also Cunnilinguistik zur Anwendung gebracht
werden.
Margit,
39: Liebes Dr. Sommer-Team! Meines Erachtens geht ja die Existenz der
Essenz voraus, das Wesen des Menschen ist nicht theoretisch-rational
vorbestimmt, seine Sinnbestimmung lässt sich erst im Erleben der
Existenz vollziehen. Leider ist mein Freund nicht besonders gut im
Bett, sodass ich befürchte, immer noch keine ausreichenden
empirischen Daten in Bezug auf die Existenzialie „Sex“ zu haben.
Dr.
Sommer: Liebe Margit, keine Sorge, so wie dir geht es tausenden
anderen jungen Philosophiestudentinnen in deinem Alter! Vor eurem
richtigen ersten Mal mach' dir bewusst, dass er genauso unsicher und
aufgeregt ist wie du. Erzähl' ihm von deinen Wünschen! Auch
der tollste Dekonstruktivist kann nicht hellsehen. Vielleicht hat er
auch über die weibliche Anatomie noch nicht ausreichend nachgedacht.
Wenn er sich hauptsächlich darauf konzentriert, dass du es schön
hast, seid ihr auf dem richtigen Weg.
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