Ein Vorschlag zur Güte
Am Urfahraner Jahrmarktgelände findet jeweils im Mai und im Oktober eine bunte Leistungsschau der sieben beliebtesten etablierten Religionen statt, samt ihrer tollsten Innovationen. Schon klar, dass Katholizismus und Hinduismus die größten Attraktionen bieten, hier glaubt das Auge mit.
Die Moslems haben die Rolle als Gruselanbieter akzeptiert und sind nun Marktführer bei Geisterbahnen. Die Leute kommen heraus und lachen vor Angstlust. „Hast den Ayatollah gesehen? Der hat voll echt ausgeschaut!“ „Ja, arg, wie auf einmal diese Disconebelexplosion war, huch!“
Im großen Zelt der Juden finden die Eröffnung und die Ansprachen statt, passt ja, wegen der Anbetung des Wortes.
Die Buddhisten verkaufen den Tineff aus China, Burma und Vietnam: Käsehobel, Hornhauthobel, falsche Kragenzobel; Lebkuchenherzen mit chinesischen Schriftzeichen, die „Zicke“, „Mein Süßer“ oder „Lauser“ bedeuten.
Die Katholiken veranstalten Misswahlen (Frauen und Kinder instrumentalisieren geht gut, gleich bei den Toilettanlagen stehen auch sieben Beichtstühle von Dixie), sowie Schaukämpfe (ein Mix aus Kreuzzügen und Wrestling: da kämpft zB das Team Bernhard von Clairvaux gegen die Sarazenen, ich übernehme gerne die Moderation, ich leg's irgendwie zwischen Peter Alexander und Hansjoachim Kulenkampff an).
Daneben eine Innovationsschau der spirituellen Start-Ups: Zb. ein Apple-Store, in dem Nerds vor einer großen Papp-Figur von Steve Jobs niederknien. Die Gläubigen übernachten vor dem iPhone-Stand. Auf großen Bühnen zeigen Youtuberinnen, wie man junge Mädchen durch mehrstündige tägliche Schminkregimes von der Revolution fernhält. Dazu überall Super-Food-Stände, sie verkaufen vegane Schaumrollen und Langos aus Chia-Samen mit fair getradetem Knoblauch aus Kolumbien.
Man kauft sich was oder nicht, schaut sich den bunten Trubel an und vergisst für einen Moment den aufgeklärten Alltag in Mitteleuropa.
Dann ist aber wieder ein halbes Jahr Ruh' mit dem Trallala!
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