Mittwoch, Februar 06, 2013

Can I get a witness? Wie wir die Zeugen Jehovas von der Straße holen könnten

Kaum etwas langweilt mich mehr als humoristische Schilderungen von Begegnungen mit Zeugen Jehovas. Kein Poetry Slammer mag auf Dialoge mit den skurrilen Glaubenshandelsvertretern verzichten. Kein Stadthallenkabarettist, der die ernsten Bibelforscher nicht schon als Human Pop-Ups bezeichnet hat. Keine Bloggerin, die sich ihre eigenen klammen Finger nicht am Funzelfeuer der spießigen Faltenrock- und Wachturmträger zu wärmen versucht hat. 
Jetzt bin auch ich keine Freundin der nichttrinitarischen Chiliasten. Eher im Gegenteil, ich möchte mich so weit aus dem Fenster lehnen, die Theokratie generell als "doof" zu bezeichnen.
Andererseits sind sie aber wirklich spaßig. Wer, wenn nicht sie, nimmt denn das Leben sonst noch ernst? Alle anderen sind doch schon vom Ironie-Virus durchseucht. Da steht also in meiner Hood Jahr und Tag ein Zeuge mit Hütchen, der exakt so aussieht wie Jaromír Borek (ihr wisst schon, der mit dem Mundl zu Silvester den Nachbarn sturmreif böllert).
Boreks Widergänger ist entzückend. Er hält den eilenden Passantinnen verschwörerisch seine "Erwachet" hin, als verkaufe er Schwarzmarktzigaretten und sagt dazu "Nau?!" oder "Nix dabei für Sie?" Als ich einmal Einkaufstauschen an ihm vorbeitrug, schnalzte er mit der Zunge und raunte "Tüchtig!" 

Und so ging unser heutiger Dialog: 
"Nau! Kein Bedarf?"
"Nein, ich bin schon gerettet."
"Ja, von was? Weil sie jetzt in die Arbeit gehen?"
"Ganz im Gegenteil, weil ich jetzt nicht in die Arbeit muss!"

Wer weiß! Vielleicht wird der Hütchenzeuge jetzt auch unterbezahlte Schreibmaschine! Ich wiederum hatte dann im Heimgehen die Idee, eine erlösende Gegenbewegung ins Leben zu rufen: die Rettung vor der allzu blöden Arbeit. Meine Jünger stehen dann auf der Straße und bieten das Magazin "Schlaf gut!" an. 
Denkt da mal drüber nach!

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