Freitag, Mai 01, 2009

Heute kann mich die Stahlstadt kreuzweis'

Mit quietschenden Reifen bleibt der BMW stehen. Einer der drei Jugendlichen, die an diesem Nachmittag neben mir in Auwiesen auf die Abfahrt der Straßenbahn warten, schlendert mit betonter Lässigkeit zum Auto. Was sie reden, höre ich nicht.

Plötzlich springt einer aus dem Auto und hält dem Jugendlichen eine Pistole an den Schädel, während der andere brüllend mit dem Baseball drumherum rennt und damit auf ihn eindrischt.
Und ich sitze zwei Meter daneben in der Straßenbahn, reibe mir die Augen und kann es kaum erwarten, wieder in das gstopfte und behütete Urfahr zurückzukommen.

Weil heute reicht mir die Stahlstadt.

Schon zu Mittag hatte sich heute ein Rudel Skinheads im Zelt der Kinderfreunde niedergelassen. Dass sie sich von zwei Polizisten so schnell aufscheuchen lassen, macht uns lachen. Es lacht auch noch die Polizistin, sie sagt aber "Sie haben noch nicht genug getrunken, da reichen zwei von uns."

Unmittelbar darauf muss die Straßenbahn auf dem Weg nach Auwiesen kurz anhalten. Die Jungen Sozialisten demonstrieren. "Ma, gebt's ma an Paunza!" "Jo, des kinnan's" und "I hob nix gegn Ausländer - waun's ned bei uns san" sagen die jungen Leute, die neben mir sitzen. Eine davon hält ein Kleinkind, das fünf Minuten später furchtbar zu plärren beginnt. Die aufrechten Österreicher im Abteil ziehen die Augenbrauen zusammen. Die einzige, die das Kind anlächelt, ist eine Asiatin, die soeben zugestiegen ist.

Kann gegen die Dummheit meiner Mitstadtnutzer jetzt bitte schnell jemand etwas machen? Ich meine natürlich die Kinderfreunde, die viel zu kleine Portionen Erdäpfelgulasch austeilen [Scherz zwecks Ärgerrationalisierung, Anm. d. Verf.]


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