Geneigter Leser, geliebte Leserin!
Ich darf mir erlauben, die Bildlastigkeit der letzten Tage durch ein wenig Text zu mindern. Die christlich geprägte Hegemonie des Visuellen ist ja im Übrigen eine Rüdigkeit unseren blinden Mitmenschen gegenüber, die sich das alles nicht optisch anschauen können.
Jedenfalls durfte ich die letzten Tage mit Freunden in Wald und Wiese verbringen. Nach den enorm intoxifizierenden Tagen in London war das auch höchst notwendig - noch Tage später färbte sich mein Taschentuch grau beim Schnäuzen!
Detoxifying in Martins Gras
Detoxikationskatalysatorisch indiziert erwies sich das Betreiben von leichter Bewegung - wenngleich mir das Verwenden der Kletterpantinen des Gastgebers und Foto-Grafen Maddin (in meinen eigenen fühlte ich mich wie die kleine Meerjungfrau, die jeden Schritt mit messerstichartigen Schmerzen bezahlt) eher als kontraproduktiv erschien. In ebendiesem Kontext ist auch dessen mir gegenüber geäußerte Unterstellung, ich sei vor Gebrauch seiner Steig-Devices in einen alten Quargel gestiegen, zu decodieren. Nocheinmal, lieber Freund, Gasgeber und Stinkfuß: I woar's neeed!
Wegen dieses Blickes hab ich Martin kurzfristig die Freundschaft aufgekündigt. Klettern also. Nachdem im vergangenen halben Jahr mein diesbezüglicher Trainingsplan eher von Trainingspausen und der Zufuhr hochkalorischer Alkoholika geprägt war, hatte ich schon Tage zuvor daran gearbeitet, meine Frustrationstoleranz meditativ-rationalisierend zu erhöhen. Hier vier Ausreden, die nichts nützen: "Es gibt auch ein Leben nach dem Sport", "Ich hatte schon zuviel Bizeps angelegt", "Arbeiten muss man ja wohl auch einmal" und last, but not least: "MIR GEHT'S GAR NICHT GUT!"
Am seit letztem Donnerstag neu benamsten Tourette-Block wurde jedoch alles prophylaktische Ringen um Gelassenheit sehr schnell und deutlich zuschanden. Mir doch egal, dass es sich hier eh um die Schlüsselstelle von einer 7+ Route handelt - wenn der Fels alle außer mir drüberlässt, möge man mir mein in der Tat laut und deutlich artikuliertes "Fuck!!!" in ein milderes Licht stellen.
Am Tourette-Felsen So sollte das eigentlich aussehen... Ich verspreche es hiermit dennoch: Sobald ich alle anstehenden Schreibaufträge erledigt, das journalistische Handwerk offiziell erlernt, alle Rastlosigkeiten im Leben eines alternden Singles überwunden, alle Emails beantwortet, alle Einrichtungsgegenstände in die Hofgasse getragen, alle Mannerwafferl dieser Welt vernichtet und ich gemerkt haben werde, dass man Geld nicht essen kann, tu ich wieder was.
Stigmata eines Pyrrhus-Sieges: Missbrauchte Geisteswissenschaftlerhände
Faktum ist jedenfalls, dass der Herr Foto-Graf in der Zwischenzeit flashige Skillz und eine hohe Vorstiegsmoral entwickelt hat (seine Schuhe stinken dennoch erbärmlich, es hilft alles nichts). Dass die Psychotante dies nicht zuletzt dank ihres Beuteschemas (Big Shoutouts an dieser Stelle to Klettergünther) schon länger featured, sag ich jetzt nur noch nebenbei.
Ebenso nebenbei erwähne ich noch die Aufforderung an das Land NÖ, mir sämtliche Bandschlingen, Reepschnüre und Seile zu ersetzen, da der etwas überpräsente LH Erwin "Schatz am Silbersee" Pröll mir im Routeneröffnungsfuror alles mit güldenen Scheren zerschnitten hat.
Was bleibt noch zu sagen? Mir geht's heute schon wieder ganz gut, meine Zehen haben sich wieder auseinanderlösen lassen, die Finger brennen nicht mehr ganz so arg und bluten nicht mehr aus der Nagelhaut; auch mein Rücken hat dann doch keine Sonnenbrandblasen entwickelt. Gegen das Ganzkörper-Muskelkaterudel hat sich leichtes Training als effizient erwiesen - ein recht herzliches Vergelt's Gott an die zwei Ringleaders of the Tormentors Valentino und Sevito Goldbär, die mich bei der gestrigen Grillage der oö. Deutungselite (Big Shoutouts an den offiziellen Archivcowboy Franz) stundenlang auf den hiesiegen Birnbaum gejagt haben.
Jetzt noch schnell ein paar Bilder:
Im Ritz Grünbach
Denn das Auge isst mit!
Sparkling Entertainment
Hier noch eine abschließende Preisfrage, für deren richtige bzw. möglichst pfiffige Beantwortung es wahlweise einen Kletterausflug, eine Diskussion über den Sozialismus südamerikanischer Prägung oder ein Freundschaftskickerl mit der Autorin zu gewinnen gibt: Was versucht mir der Foto-Graf hier pantomimisch zu vermitteln?