Das kleine 1x1 des Zusammenlebens
Vergangene Woche hat die oö. Landesregierung eine „Hausordnung“ präsentiert. Jetzt bin ich nicht die hellste Kerze auf der Torte der Arithmetik – aber ist 1x1 nicht trotzdem nur eins, und ist das nicht die niedrigste einstellige Zahl? Also irgendwie der klitzekleinste gemeinsame Nenner, sprich: sehr wenig? Egal. Wichtiger ist, dass sich das nur Männer ausgedacht haben, also gilt das für die auch. Für alle anderen gelten WEITERHIN die unsere gemeinsamen Regeln und Werte, die ich mit Liebe und Sorgfalt hier aufnotiert habe.
1. Jeder Mensch hat Würde und verdient Respekt, auch wenn er oder sie beschließt, darauf keinen Wert zu legen und bei Kulturveranstaltungen z.B. „La Montanara“ zu singen, ohne es zu können und mit Schnupfen, oder wenn die Person schiache Ballkleider aus den 80ern anziehen mag. Oder selbstironische Witze macht, was trotzdem streng verbietet, der Person gegenüber auch frech zu werden.
2. Bitte schnäuzt euch! Das Geräusch ist einfach nicht auszuhalten!!!!
3. Wir sprechen hier Deutsch! (Bzw. „Deutsch“) Schnäuzen also bitte mit Ä schreiben, denn es leitet sich von der Schnauze ab. Wir in OÖ gendern, das ist gelebter Brauch, es heißt nicht umsonst Muttersprache. Männer sind zwecks besserer Verständlichkeit mitgemeint.
4. Hunde sind respektvoll zu behandeln und dürfen gerne vor deren Halter*innen begrüßt werden. Wir lieben die Hunde so wia a Kindal sei Muata.
5. Das arschlingse Buserieren im Straßenverkehr ist verboten, insbesondere für SUVs bzw. Audi-, BMW-Fahrer etc. Listenautolenker müssen generell eine erweiterte Alltagstauchlichkeitsprüfung zusätzlich zum Sachkundenachweis ablegen, wenn ihr Kraftfahrzeug die Schulterhöhe von 1m übersteigt.
6. Das Laufen auf den Gängen ist verboten, im Gebäude sind Hausschuhe zu tragen.
7. Männer sind nach Kräften den anderen Geschlechtern gleichzustellen, das Matriarchat ist für alle da!
8. OÖ hat Platz für alle Religionen, wenn sie still im Ausmaß eines privaten Hobbys betrieben werden und nicht nerven, also ca. wie Modelleisenbahnbau, Goldhaubenstickerei oder Hinterglasmalerei.
9. Beim Tarock werden nur Spatz und Uhu angesagt, alles andere ist gottloser Unfug. Kommt die Trui gemeinsam zum Liegen, sticht der Pagat, eh klar.
10. Fleischereifacherzeugnisse dürfen nicht mehr irreführend als Bradl oder Wiaschtl bezeichnet werden, sondern als „Der Sau aus dem toten Nacken gefletschtes Fleisch“ bzw. „in seine eigenen Eingeweide gestopfte Kadaverreste“.
11. Respektspersonen wie etwa die Bundespräsidentin sind in OÖ Schulen mit einem schmeichelhaften Bild in den Klassenzimmern zu repräsentieren und höflich zu grüßen, gerne auch Nackenmassagen anbieten und ihren Hund sowie ihren Regierungsstil loben, das ist nicht cheesy, gutes Bier kredenzen – hier ist Regionalsnobismus angezeigt, da unsere heimischen Brauereiprodukte wahrhaft die besseren sind; Zipfer aber höchstens frisch gezapft.
12. Es gibt in OÖ immer noch diese Probleme mit dem Stadtbild, also Menschen, die extrem gschissn aus der Wäsche schauen, etwa nur um ein Beispiel zu nennen Herrn G. aus Wels, Schillerstraße 1/3, der mich zu Fleiß immer so grämlich anschaut, dass seine Mundwinkel über den Unterkiefer herunterhängen, keine Ahnung, was der gegen mich hat!
13. Bitte passt's besser beim Mülltrennen auf, das ist doch echt nicht schwer, jetzt darf man sowieso fast alles in den Gelben Sack schmeißen, Gmundner Keramik im Großgebinde zum Bauschutt, Lederhosen zur Carla, VOEST-Stahl zum Altmetall, die Handflächen zueinander, noch einmal, schneller, ja, so wird ein Applaus draus! (Letzteres schriftlich bissi doof, aber man kann ja auch einmal privat alleine klatschen).