Lebenskrimskrams
im November 2023
1.11.
Jetzt schon ausgestorbene Freizeitbeschäftigung: CDs sortieren.
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Verrückt, heute den Garten einzuwintern, in diesem neuen, ewigen Herbst. Aber es wird sich wohl bald wieder ein Nebel über diesen Landstrich legen, den bis Februar kein Klimawandel lüpfen kann.
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Alexander hat angerufen, um mir mitzuteilen, dass „Selbe Stadt, anderer Planet“ der Spitzentitel im Frühjahrsprogramm sein werde. Meine Körpertemperatur steigt sofort um 4 Grad (innerer Klimawandel). Dann will ich reflexhaft sagen, dass sie das lieber nicht tun sollten, vielleicht ist das Buch ja nicht gut. Er sagt, das sei ja kein Roman, eher ein „Text-Konvolut“, und ich frage ihn lachend, ob er eh nicht für das Marketing zuständig sei. Ich darf & muss auch nach Leipzig. Das ist alles sehr ambivalent, aber da müssen wir jetzt durch.
Danach gehe ich bügeln, als Übersprungshandlung.
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Kleiner
Jetlag wegen Zeitumstellung: Einschlafen zur Primetime, dann in einer
Kette von Nickerchen bis 2 Uhr Sommerzeit auf der Couch liegen.
(Wieso fühlt sich der Sommerzeit-Jetlag eigentlich exakt gleich an?)
2.11.
GAV OÖ in der MERZ-Galerie. Als ich nach der Lesung dem Hundefreund Christian Steinbacher vorführe, dass Fini auf Befehl bellen könne („Moritz!“), verpritschelt er vor Schreck seinen Vernissagenweißwein. Er empfiehlt, den Hund mittels chinesischen Experimentalgesangs aufzuganseln, seinen Enkelhund habe das rasend gemacht, denn „die wissen schon, was ihnen in China blüht!“
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Alte
CDs auf einer guten Anlage anhören: Auch eine sehr anachronistische
leisure
time activity.
3.11.
Ein schwerer Regen verwandelt den November endlich in das, was er ist.
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Hätten Männer PMS, gäbe es eigene Wuträume, in denen sie Zeugs zerdeppern könnten. Und vor Gericht ginge ihnen alles als „nicht zurechnungsfähig“ durch. (Es heißt tatsächlich „vertypte Milderungsgründe“.)
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orf.at: Von Seeläusen befallene Lachse in Island sollen „human geschlachtet werden.“
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Verlagsvertrag unterschrieben! Man muss ja nicht immer von den Niederlagen erzählen.
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Die Schnelligkeit, mit der Stelzers Adlatus aufspringt und nach der Aktentasche greift, sobald der LH seinen Hintern vom Sessel lupft.
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Extrem
schön dann das Ende des Abends im DH5 mit Vienna Rest in Peace, ich komme gerade noch
rechtzeitig zu Ostermayers Reihe „Die 10.000 tollsten Instrumente
des Universums“: „Es könnte knapp werden, aber zwölf hab' ich
schon!“ Die Phänomenologie der Hawaiigitarre eskaliert in einer
universalen Sexszene, bei der sogar die Sterne wichsen. Danach
mit Ralphs Vater zweistimmig „In die Berg bin i gern“
gesungen und mit knapper Not nicht geweint, zwischen Tür und Angel.
4.11.
Erst wenn das Erbe abgewickelt ist und alle Notare aus meiner nahen Zukunft ausgegrenzt, wenn der Roman fertig korrigiert ist, werde ich merken, dass man Geld essen kann. Aber was wird mich danach belasten, was füllt meine Sorgen-Lücke? Es wird sich schon was finden, zur Not reicht PMS. (Nachtrag zum Zeitpunkt des Abtippens: Kellernässe, große Angst vor ruinöser Sanierung).
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Beim MKH-Flohmarkt den wohlhabenden Bürgerinnen von Wels das vintage Gewand zu überhöhten Preisen abnehmen und zuhause feststellen, dass es weder fesch noch tragbar ist. Wollte ich aber selbst dort etwas verkaufen, müsste ich das Beste aus meinem Haushalt hintragen.
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Lupin:
Es braucht viel suspension
of disbelieve,
wie ein gut aussehender, zwei Meter hoher Schwarzer Mann immer so
unauffällig durch das noble Paris diffundieren soll; es gelingt aus
Sympathie.
5.11.
Ausflüge aus der Filterblase, im Wasserwald: Zweimal entschuldigt sich eine junge Hundemutti, dass ihr Bulldoggen-Baby noch so „schwul bellt“. Finis Nacken wird von zwei Kampfhunden bis auf die Haut eingespeichelt, sie ist irre vor wildem Glück.
6.11.
Natürlich entsorge ich das Nusslaub, statt die Fahnen zu korrigieren. Und nicht einmal damit werde ich fertig. Es ist unmöglich, IRGENDWAS fertig zu bekommen, sogar der Verlagsvertrag kommt wieder zurück, weil ich zwar prachtvoll, aber unzulänglich frankiert habe.
ABER: Nach der (derzeit sehr unangenehm relevanten) Gedenkveranstaltung für die Progromnacht in Wels dränge ich dem HBP den Hund auf, „Sie wollen bestimmt zur Entspannung schnell einen Hund streicheln, der aussieht wie Juli.“ Van der Bellen tätschelt ihr den Nacken (voll eingetrocknetem Amstaff-Speichel) und sagt, „Na du bist aber eine ganz Zutrauliche!“ Ich könnte antworten „Der Hund ist aber auch sehr freundlich“, lasse es aber, wegen meiner Bemühungen um Humordisziplin.
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Ganz ignoriert, wie extrem lustig Loriot sein konnte – die Dichterlesung in „Papa ante portas!“
Kraweel, Kraweel!
taubtrüber Ginst am Musenhain!
Trübtauber Hain am Musenginst!
Kraweel, Kraweel!
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Gegen
Mitternacht reißt es mich noch einmal aus dem Schlaf, weil Clarissa
Stadler „Zum Fressen gern“ herzeigt, „mit Texten von
Austrofred, Dominika Meindl und Daniel Wisser“. Gut, der
Damenanteil in der Anthologie ist gering, das erleichtert meine
Auswahl, aber: hey! Daniel Wisser hat übrigens einen sehr schönen
Text geschrieben, in dem der Blitz in etliche oberösterreichische
Gemeinden einfährt und Schaden über das Land verteilt, etwa am
Gramastettner „Wegmacherhäusl in der Linzer Straße“. (Update Mai
2024: Der Text, erzählt mir Wisser, ist praktisch nicht erfunden, die reale
Blitzberichterstattung aus dem Jahr 1899 befindet sich nun auch in
meinem Besitz.)
7.11.
Ich höre, wie René Freund das Stifterhaus-Büro betrifft, er ruft höflich „Halloooo?“, ich schreie ums Eck „Bitte nicht hereinkommen, der Herr Landeshauptmann zieht sich gerade um!“ Er bereitet mir die kindliche Freude, mit einem aufrichtigen „Oh!“ auf den dummen Witz hereinzufallen.
Später
spreche ich ihn vor Publikum auf das nicht zuletzt literarisch
bedenkliche und menschlich traurige Fehlen eines Hundes in seinem Haushalt an, „der Hund auf dem
Autorenfoto hat ja zum Zeitpunkt des Erscheinens deines neuen Romans
gar nicht mehr gelebt!“ Das Publikum bereitet mir die kindliche
Freude, mich lachend auf die extreme Ungeschicklichkeit meiner
Formulierung aufmerksam zu machen; als hielte Freund einen
präparierten Wasserhund in die Kamera:
Sofort werde ich auch zum Eva-Reisinger-Fan, nur ein Narr würde anders empfinden. Bei Lesungen sagt sie nie, aus welchem Kaff aus dem Bezirk EF sie stamme, was die extrem kleine Blase des oö. Kulturjournalismus ganz narrisch macht. Ich bitte sie, es mir nicht zu sagen, damit ich mich nie verplaudern kann.
Ein Mann im Publikum sieht aus, als habe er sich einen streifenförmiges Tribal auf den Schädel tätowieren lassen, dabei sind es die Strähnen seines Comb overs.
Immer
wieder Leute, bei denen ich weiß, dass wir einander eigentlich gut
kennen, die ich aber um die Burg nicht einordnen kann, weil sie im
falschen Kontext dastehen. Entweder liegt's an meiner Reizüberflutung
oder an meiner Gesichtsdemenz. Ich danke allen, die sich bei mir immer wieder
neu vorstellen, ohne zu grollen.
8.11.
Im
Tonstudio gebe ich Äffchen & Craigs mein Bestes beim äh
„Rappen“, aber ich sage auch nach dem zehnten Durchgang, dass sie
es ohne schlechtes Gewissen verwerfen sollen („An olle Einheiten /
volle Breitseitn / Ragnarök 3000 / des is ka Übung Mädels / heit
gibt’s leida ka Jausn / Treffpunkt Pazifik“). Bezahlt wurde ich danach mit einer guten Jause:
11.11.
Corona. Come on! Das ist jetzt so, wie sich 1994 noch schnell eine Platte von „Modern Talking“ und ein Paar Jogging High kaufen, jeweils die letzten auf dem Markt (oder derzeit Fidget Spinner).
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Das
Handy bietet Slide
Shows
samt nostalgischer Musik an, ich schaue Bilder von mir an und werde
so sentimental, als sei ich gerade gestorben. Ich bin seelisch total ungebübt im Kranksein.
12.11.
Soeben hat die Amtsärztin von LL kontrolliert, ob ich eh die Quarantäne einhalte. Sie bringt aber auch ein Shampoo mit, das ihre Haare deprimiere, aber die Bedürfnisse meines „thick, coarse and thirsty hairs“ berücksichtige (Update April 2024: Endlich wegverbraucht, enervierend ergiebig).
Wann man wieder ausatmen darf, steht nicht drauf. Fahrlässig!
13.11.
Das Schwanken zwischen der Freude über den privaten Lockdown und dem Übel des tatsächlichen Krankseins. Letzteres ist eh nur noch ein Symptom-Medley, ein verschnupfter Eintopf all der Fluchtvarianten. Eine echte Angina würde ich heute wohl gar nicht mehr ertragen können.
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Fini stürzt sich mit solcher Inbrunst auf eine junge, läufige Labradörin, dass deren Halterin skeptisch nachschaut, ob da eh kein Penis im Spiel sei, obwohl ich ihr gleich von Weitem zugerufen habe "meine is eh a Weiwal!" Den Bitches hat's jedenfalls getaugt, und das ist das Wichtigste.
14.11.
Krankenstandsbonus: „Per Anhalter durch die Galaxis“ bleibt einer der schönsten Filme, und „Lieber glücklich als im Recht“ (Slartibart Fuss) neben „Scheiß an, Paula“ Leitsatz meiner restlichen Existenz. Nur auf die Frage an Arthur Dent, ob er beim Neustart der Erde etwas verändern wolle, fiele mir sehr viel ein.
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Wojczech Czaja ruft an, ob er auf ein Wohngespräch zu mir kommen könne. Ich sage sofort zu, aber in derselben Sekunde weiß ich, dass ich sehr, sehr viel putzen muss. „Architektonisch gibt das aber nichts her, interessierst du dich denn für Einfamilienhäuser aus den frühen 1980ern?“ „Ich interessiere mich für interessante Gespräche.“
Coala freut sich mit mir über diese Ankündigung, sie sagt, wenn ich ihren Stick-Bums-Polster und den Schnapsdackel im „Standard“ inszenieren kann, habe sie keine weiteren Erfolgsziele mehr im Leben.
Der geschenkte Dackel erweist sich gleich danach als funktionales Debakel. Nicht nur geht mehr daneben als ins Ziel, es zeigt mir auch der Schluck nicht verpritschelten Himbeerlikörs, dass ich jeglichen Geschmackssinn verloren habe.
15.11.„Experiment
Literatur“ ohne mich, daran möchte ich mich nicht gewöhnen. Aber
Robert Prosser und Lan Sticker finden auch alleine vom Schl8hof ins Black Horse und schmausen dort
aufs Haus.
16.11.
Mehr als zwei Wochen ohne Berge und ich fühle mich, als würde ich nie mehr hinkommen. Wahrscheinlich werde ich auch nie wieder etwas schmecken oder riechen. Ich denke seit vorgestern oft an Walter Kohl und seine zu großer Literatur gewordene Anosmie. Insgesamt bin ich wohl melancholisch wegen der alljährlichen Winterbegrenzung meines Happy Places durch Kälte, Schnee und kurze Tage. Auch wenn der Klimawandel mir da ausnahmsweise zuarbeitet. Vielleicht hilft mir künftig das Wissen, dass ich es ja schon so oft erwarten mögen habe, bis ich wieder hinauf kann. Trotzdem wird mir von jetzt bis Mai, Juni die Zeit lang (Update: Ich tippe das am 14. Mai, ab heuer jammere ich nicht mehr, es lag praktisch den ganzen Winter kaum Schnee unter 1500 Metern).
19.11.
Philosophie
ist hauptsächlich zitieren oder banal. Kein Wunder, dass ich das
studiert habe.
20.11.
Schmerzhafter
Wiedereintritt in die Arbeitsatmosphäre. Die Brandschutzkacheln
meiner Seele klappern im Gegenwind.
21.11.
Starke physische Schwächung vom vielen Putzen gestern, ich habe mich beim Schreibvermeiden überanstrengt. Und dann noch drei Telefonate! Ächz.
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Die große Wiese im Wasserwald ist zuerst öd und leer, dann erspähen einander ein weißer Schäferhund und Fini. Binnen Kurzem bilden sich ein weißes und ein schwarzes Rudel. So ähnlich stelle ich mir die Aufteilung des Universums in Materie und Antimaterie vor. Fini möchte als weiß gelesen werden, ruiniert dadurch die Reinheit der Herde.
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Der Eindruck, das Leben in den Griff bekommen zu haben, weil ich diese Woche schon zweimal NICHT von ganz oben im Büro auf die Straße rennen habe müssen, um die entsprechenden Mülltonnen mit knapper Not rechtzeitig zu den Müllautos auf die Straße zu wuchten. + Neurose, die Restmülltonne noch schnell mit IRGENDWAS vollmachen zu müssen.
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Drei
Österreicher gewinnen den Männerslalom und im Herrenfußball
besiegen „wir“ Deutschland. Die Welt ist in Aufruhr.
22.11.
Der Augenarzt fragt, ob ich jetzt ein Brillenrezept haben wolle. „Nein, bitte nicht!“ Es ist so weit: das Mittelalter. „Wenn du einmal grauen Star kriegst, ist das ideal.“ Er schreibt die mir unbekannte Diagnose „Orthophorie“ in den Befund, was ich als neurotische Blick-Fixierung auf das Richtige übersetze, quasi mentale Orthorexie. Aber es bedeutet in Wahrheit „ideale Stellung der Sehachsen zueinander.“ Dani meint, ich habe damals bei der Feststellung meines Schielens (Heterophorie) wohl gekifft (zur Erinnerung: „Meine Frauenärztin hat mir soeben eröffnet, dass ich schiele!“)
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Der Hund legt den Rückweg über die Auwiese in Fuchssprüngen zurück, mit
meinen orthophorischen Augen sehe ich ihr vergnügt zu. Ich brauch
kein Netflix, denn selig sind die leicht zu Unterhaltenden.
23.11.
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Der Zirkowitsch lädt ein, das brasilianische Prostata-Awareness-Maskottchen „Senor Testiculo“ zu googeln. Jetzt bluten meine Augen ein bisschen (wie optisches Zahnfleischbluten).
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Der augenscheinlich bekloppte argentinische Premier Milei ist „Anarcho-Kapitalist“ und Single, er hat aber vier Mastiffs, die allesamt Klone seines Ersthundes „Conan“ sind.
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Entfehlung = „wir raten ab“
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Zum ersten Mal seit 2005 oder so wieder die Falter-Kleinanzeigen gelesen. Ein herrliches Flashback in alte, verstrahlte Zeiten!
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Querulanten künftig als „Lerngeschenke“ bezeichnen.
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Morgen
gibt’s eine Tombola, die sich ausschließlich aus Tier-Content
speist. Manchmal glaube ich ja, dass die Ausmistgrenze schon erreicht
ist und der Spaten gleichsam auf Stein stößt, aber dann gehe ich
mit strengem, thematisch ordnendem Blick durch den Ozean der Dinge
und erkenne, dass das Haus noch randvoll mit Glumpert ist.
24.11.
Vorgestern Nacht war ich beim Bundesheer. Zuerst bin ich noch pünktlich auf dem Appellplatz, da fällt mir ein, dass ich weder Socken noch Unterhosen eingepackt habe, also „laufe“ ich los, aber wie beim Aquajogging (normales Fortbewegungstempo im Traum, stets aufs Neue ennervierend). Wegen der Langsamkeit versuche ich es gleich übers Dach (die Kaserne befindet sich im Altbau des Stiftsgymnasiums Wilhering), muss jedoch aufgeben, während die Zeit rast und meine Beine versagen. Ich erwache dankbar.
In der Nacht zuvor hatte U. zu einer großen Geburtstagsjause geladen, ich bekam Schweinsbraten, den ich im Traum leider nicht essen konnte. Dann sollte ich ohne weitere Vorbereitung zu einer einsamen Hütte aufsteigen, werde aber von einer zweiten U. aufgehalten, die nicht U.s Zwillingsschwester ist.
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Nach der Lesebühne (mehr dazu übrigens hier im Blog) erzählen Rachbauers von einem Missverständnis in Äthiopien, wo ihnen die Kinder immer wieder „Heiland! Heiland!“ zuriefen. Es war den beiden schon klar (trotz Johanns imposantem Gottesvollbarts), dass kein religiöser Grund vorlag, aber es dauerte, bis sie herausfanden, dass die Kinder Wasser der Marke „Highland“ forderten.
Foto: Dieter Decker
Weil
der gute Pollanz anmerkt, dass ich seinen Namen "so Slowenisch"
ausspräche, folgen zu Fleiß sämtliche anderen handelsüblichen
Sprachen (OÖ, Englisch, „Polonaise“). Wir
matchen uns, wer am öftesten für die Karlich-Show angefragt
worden sei. Er verliert mit „Ein Haustier kommt mir nicht ins
Haus!“ gegen meine „Religion – öffentlich oder nicht?“,
„Pink Stinks“ und „Sportmuffel“.
25.11.
Suzan erzählt von ihrem Germanistik-Studium in Edinborough: „I had to read Goethe and Brecht, and learn Mittelhochdeutsch. I was crying and drinking all the time.“
Dann
erzählt sie, wie sie einmal an ihrem Geburtstag von einer Biene in
den Arm gestochen worden sei. Der sei auch gleich ordentlich
angeschwollen, sodass der Kellner im Chinarestaurant sagte „I don't
like your arm!“, sie solle sofort in die Notaufnahme fahren. „But
I wanted to finish my Birthday meal first!“, obwohl sie den
Ellbogen kaum noch hatte abbiegen konnte. Am Ende kamen die
Glückskekse für die Runde. In allem war ein Sprüchlein, nur in
Suzans nicht. Sie fragte den Kellner, ob das schon einmal vorgekommen
sei, und als der mit Grabesmiene „never!“ sprach, geriet sie
endlich in die notwendige Panik, um sich ins Krankenhaus bringen zu
lassen. Es
sei übrigens eine gute Unterhaltung, wenn man nach Verlesung jedes
Glückskeksspruches mit „in the bedroom“ ende.
26.11.
„Buttinger, du bist so ein guter Zuhörer!“
„Haa!?“
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VW
bewirbt seinen breitärschigen Touareg mit der automatischen
Ausparkfunktion. Ich gerate in starke innere Erregung, vielleicht
habe ich PMS. Noch schlimmer wird’s beim Gedanken an die aktuelle
Lutz-Werbung, in der die ohnehin schon unerträglichen
Familienmitglieder durch Puppen(!) verdoppelt(!!) werden!!!
27.11.
Profane Liste der von meinen dummen Ohren entdeckten Bruckner-Samples: White Stripes, Krieg der Sterne und Das A-Team + ein Takt für „I did it my Way“ (das war's auch schon wieder mit Beiträgen für das kommende Brucknerjahr von meiner Seite).
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Posthochdeutsche Lautverschiebung: Nackenschelle, safe, LOL, vong her, ab und an.
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Stadtschreib-Abschiedslesung von Irene Diwiak. Sie teilt großzügig das Rampenlicht mit den sehr süßen Absolventinnen eines Schreibworkshops in einer 4. Klasse VS (das Halloween-Fantasy-Motiv zieht sich durch alle Texte). Nach unserer gemeinsamen Darbietung ruft eine Oma sehr laut durch den Raum „Ihr Kinder wart's die Allerbesten! Ihr habt das ganze aufgelockert!“ Ich, die ich nach besten Kräften moderiert habe, mit sieben Witzen, stehe sehr gut sichtbar direkt neben dem so gelobten Enki. Naja, selbst schuld. Niemals mit Tieren oder Kindern auf die Bühne! Beim Heimgehen teilen Irene und ich unser Problem, als lustige Menschen ernsthaft aus ernsthaften Texten vorlesen zu müssen.
28.11.
Lisa Spalt sagt bei der Kunstförderpreisverleihungsfeier mindestens drei sehr gute Sätze, aber zum Zeitpunkt der Niederschrift (8.12. bzw. 14.5.2024) ist schon alles perdu.
„In Wien sind alle Väter grau.“ Ralph Klever
Der Bürgermeister zitiert in der Laudatio Spalts „depressive Grundstimmung“, sie protestiert, er entschuldigt sich; wir, die Jury, flüstern einander zu, das haben wir nicht geschrieben! Dann schaut H. nach. Wir haben es geschrieben.
29.11.
DH5, "Streichelkultur": Martin Fritz weiß, dass die Natur nicht immer lieb zu uns ist, aber er möchte sich nichts zuschulden kommen lassen und tut dem Hund schön (erst im April werde ich später erfahren, dass er sich eigentlich ein wenig vor ihnen fürchtet - zu Recht, wie wir alle erst später auf diesem Foto sehen).
Walter
Stadler stiehlt uns allen die Show mit seinem charismatischen
Pullover, den er einer alten Dame abgekauft hat (inkl.
Schulterpolster). Bei
der Vorbesprechung hat er mir übrigens erzählt, dass seine Mutter
eine Weile nichts mit ihm gesprochen hatte, weil er in seiner
Radiosendung immer fiktive Biographien erfand. In einer hatte er
behauptet, seine Mutter sei halb jüdisch, halb katholisch, weswegen
er halb beschnitten sei.
30.11.
Alles über einen bereits gesehenen Film vergessen haben, der „Oblivion“ heißt.