Donnerstag, November 23, 2023

Autofiktionale Selbstausschreibung

  Verloren ist, wer seine Haut zu Markte tragen muss

SIE BRINGEN MIT: Erwartet wird hoher Idealismus im Bereich der Alpenpflege, die eine qualifizierte Unflexibilität verlangt, zwecks Abwehr von sozialen und beruflichen Anfragen bei Bergwetter. Hier ist Bereitschaft zur Mehrleistung bei entsprechender Überstundennichtabgeltung gefragt, denn die Bewanderung des Toten Gebirges ist in der Hauptsaison eine Halbtagsstelle (und der hat 24 Stunden).

Altenpflegekompetenz ist Grundvoraussetzung: Professor Klaus Buttinger ist durch steten Zuspruch zu loben und mindestens einmal pro Kalenderwoche in Bereich Sexarbeit zu betreuen.

Bei entsprechender Witterung wird erwartet, sämtliche Ruheplätze im Garten mit entsprechender Lektüre einer Amortisierung nahezubringen. Die binnen Wochenfrist zu erbringende Leseleistung bei ZEIT und Falter ist Teil der beruflichen Anforderung. Zu Arbeitsbeginn sind die OÖN zu überfliegen und per teaminterner Blattkritik zu bearbeiten. Am Nachmittag und vor dem Dienstende (=Bewusstseinsende) ist Zeit für Belletristik zu erübrigen.

Tägliche Tierpflege, mindestens vier Stunden. Der Hund muss täglich zwischen 8 und 24 Stunden per Bereitschaftsdienst auf sein Verlangen hin gestreichelt werden. Entsprechende Qualifikations-Zertifikate sind vorzulegen. Tägliche Anbringung von Bio-Meisenknödeln an den drei internen Abgabestellen. Spanische Wegschnecken- und Holzbock-Vergrämungsmaßnahmen von März bis Oktober.

Zahlung: Zehnmal jährlich Tombolaspenden, Einmalzahlung in Form eines verfallenden Einfamilienhauses und Jahres“gehalt“ im untersten fünfstelligen Bereich (kalte Progression und Einkommenssteuer werden nicht schlagend).

Deutsch verhandlungssicher (Dienstort ist unter anderem Wels), Französisch in ausreichenden Spurenelementen, um diese affektierte Sprache satirisch anwenden zu können. Bullshit-Englisch (um learnings zu generieren)

ABC-Abwehr und Sportklettern auf gutem Hobbyniveau

 


Mittwoch, November 01, 2023

Gute Bandnamen, alpines Wehleid (Loser) und sexistisches Tierwohl

Lebenskrimskrams im Oktober 2023

1.10.

Beängstigend gutes Wetter. Ein ausnehmend ereignisarmer Tag mit erwähnenswerten und kostbaren Anflügen von Langeweile, weil ich das Handy gestern beim Wirten liegen habe lassen.

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Guter Zufall, dass sich just in der entsprechenden eigenen jugendlichen Ausdifferenzierungsphase auch die Popmusik so schön zerspragelt hat. Andererseits permanenter Verdacht, die eigenen Lebensstadien mit der „Entwicklung der Gesellschaft“ zu verwechseln.

2.10.

Flucht vor der Admin-Scheiße auf die Straße zum Heckenschneiden, damit mich die Nachbarn fälschlich für meine Emsigkeit loben, die ja in Wahrheit nur Prokrastination ist.

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Alpinmoralische Selbstbefriedigung in einer Servus-Sendung: „Wir hätten selbstverständlich auf den Gipfel des K2 verzichtet, um den armen Träger zu retten, alle! Schuld war die ehrgeizige Norwegerin!“

3.10.

D. importiert per 20-Stunden-Flug eine gar nicht so kleine Packung „Minced Fruit Pie“ aus Australien, der die Sinnlosigkeit dieser lieb gemeinten Geste durch seine Trocken- und Fadheit extrem verdeutlicht.

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H., die von fast hollywoodesk liebenswürdiger Schüchternheit ist: „Also ich trinke schon alleine, ich hab' mir Likör angesetzt, da trink' ich am Abend ein paar Stamperl, dann geht’s wieder.“

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Gutes Wort, schlechter Sachverhalt: Allmählichkeitsschäden

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Die Karlich-Show lässt nicht locker. Dieses Mal soll ich zum Thema „Pink Stinks – Sollen Mädchen nicht mehr rosa tragen dürfen?“ eingeladen werden, was ich nicht nur mangels Kindern ablehne. (Nachtrag: Beim Gespräch im Milieu über diese Anfragen stellt sich heraus, dass die armen Talkshow-Caster die ganze Poetry-Slam + Kabarett-Nachwuchsszene mit den absurdesten Anfragen abgrasen).

5.10.

Wieder ein Tag für die Galerie! Mit L. auf die Kirtagsmauer. Die Gämsen sind irritierend distanzlos. Die dicken Böcke haben sie schon ins Tal vergrämt, oben im Kar warten die Bad-Ass-Bitches darauf, dass Fini einen Schritt zu viel wagt. Angeblich haben sie gerade alle eine Augenentzündung. 

Der Abstieg ist doppelt so leicht zu ertragen, wenn man sich dabei den Mund mit Bier-Expertise wässrig redet. Es ist auch eigentümlich interessant, wie L. seine Ziegen am Ende ihrer Lebenserwartung in Wurstform bringt.

6.10.

Buttinger hat die Frauenneurose des Mitleids mit der armen Wohnung, wenn er sie für drei Tage verlässt.

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Eine Nachbarin nähert sich dem Hund, um ihre Liebe anzunehmen, ich sage danke, nicht jeder wolle das. Sie, empört: „Waun ma de (=Hunde) ned mog, wen daun?!“

Wie höflich auch der junge, sehr langbeinige Mann, der im Gegensatz zu mir im bummvollen Zug ordnungsgemäß einen Sitzplatz reserviert hat, dem Hund seinen Fußraum überlässt. Er wirkt berückt und streichelt ihr siebenmal mit dem Zeigefinger über den Scheitel, weil ich ihm zum Dank für seine Großzügigkeit vorschwindle, dass sie bei Unruhe Schutz bei Männern suche. Später lese ich beim Nüchtern, dass er die Menschen super finde. Ich kann ihm nicht widersprechen.

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Pataphysisches Gedankenfeuerwerk. Am Ende landen wir beim Planen unseres Symposiums bei einer Raubkopie der katholischen Kirche, beim Arsenal ihrer Symbole und Zaubersprüche. 

Verloren steht Leopold Federmaier vor dem Jelinek. Später, im Anzengruber, drehe ich mich kurz zu den beiden Männern in meinem Rücken um, weil ich mich für das enge Sitzen etwas entschuldigen möchte – da sitzt der Glavinic und nickt ganz mild und freundlich. Walter S. hat uns völlig zu Recht prophezeit, dass Coala und ich die Jüngsten sein werden, weswegen wir von den anwesenden Männern auch mit sehr viel Wohlwollen und Versonnenheit betrachtet werden.

8.10.

Aus der Goldt'schen Reihe „Guter Bandname!“

Ich: „Kassengift“!

Hasi: „Ostsuppenwürfel verursachen Krebs“, gab's wirklich!

Heidi: „Brot & Spüli“

Ich: „1000 zahme Spatzen“

Hasi: Das ist mir als Bird-Nerd zu unspezifisch.

 Und so könnte das Cover aussehen (leider in der Zwischenzeit vergessen, wo ich das fotographiert habe)


9.10.

Es ist viel zu warm für die Jahreszeit, aber die schrumpfenden Tage reichen für eine kleine Kältepanik. Jedes Jahr die Frage, wie man durch den Winter kommen kann – und kaum auszuhalten die Dokus über den K2 oder Tibetdurchquerungen. Ich darf derlei künftig nur noch zwischen Juni und Ende August schauen. Höhenbergsteigen ist endgültig vom Tisch (also auch das ab 3000 Metern). Ob die Frierangst einmal abnimmt? Wenn die elf Jahre mit kachektischer Therme in Linz in Vergessenheit geraten? Wenigstens ist mein Keller wieder ok, sodass ich mit trockenen Socken Vaters Pestizidspritzausrüstung entsorgen kann.

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Buntspechte im Kirschbaum.

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In der Kletterhalle der unvermittelte Ausbruch der mir bis dato noch nicht bekannten, sehr sympathischen Mutter eines Zweieinhalbjährigen, dass man alles über Schwangerschaftsstreifen und Wehen lesen könne, aber nichts darüber, dass man die Kinder oft einfach wo runterschmeißen will!!!!!! Ich sage ihr, dass sie sich nach der erfolgreichen und endgültigen Nichttötung nach Vergrämung der Kinder aus dem Haushalt mit einem Hund belohnen dürfe.

10.10.

Meine rechte Hüfte verknöchert und verledert jetzt leider, so wie die Reblaus „Nodilitäten“ an den Wurzeln des von ihr befallenen Weinstocks bildet („Vom Leben der Natur“).

11.10.

Ein durch und durch geglückter Tag (durch Eigenantrieb im Toten Gebirge) wird mir gewürzt durch die Bemerkung der Ischlerhüttenwirtin, dass ein Paar mein Kommen schon angekündigt habe, „da steigt noch eine junge Frau mit Hund ab.“ Ich lüpfe die Kappe, um das frisch geschorene graue Haar zu zeigen, alle lachen freundlich. 

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Erstsichtung eines Kleibers an der Futterstation, ein Diversitätserfolg. Dann aber wieder die üblichen Spatzen. Ob es wenigstens immer dieselben sind, die aus Dankbarkeit zu mir kommen?

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Gestern am Ende der Buchpräsentation (Thema „Prokrastination“: „Für Autisten endet jetzt der gemütliche Teil dieses Abends.“ Der Verdacht, dass nicht primär ich, sondern der Hund gebucht wird, ist eine verschmerzbare narzisstische Kränkung.

12.10.

Es scheint keine dumme Strategie zu sein, mich entweder als sympathische Privat-Loserin zu verkaufen oder als sympathische Staatstyrannin.

13.10.

Apropos verschmerzbare narzisstische Kränkung: In der Nacht musste ich mit Fini zu einer Zweitimpfung. Die Schlange vor der Tierarztvilla ist lang, aber der neue junge Veterinär kommt heraus, sein Auge ruht in Wohlgefallen auf mir. „Magst du lieber Fisolen oder Knödel?“ Ich bin schon verliebt und lasse alles liegen und stehen. Der Hund kommt ab hier nicht mehr vor. Obwohl auf einmal die Schwestern mit dabei sind, obwohl ich auch im Traum meinen güldenen Ring trage, obwohl mich der neue Haberer jetzt nicht auf Tiefkühlknödel einlädt, sondern ins „Essig“, für das ich dramatisch underdressed bin, ist es recht schön.

Hunde träumen laut einer Harvard-Studie sehr viel von ihren Besitzern.

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Man wünschte, dass über frauenmordende Männer so intensiv diskutiert würde wie über Kampfhunde.

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Ein neuer vorletzter Sommertag. Es ist geil und spooky zugleich.#klimawandel

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Dingnerdige Befriedigung, wenn ein Bleistift klein- und ein Notizbuch vollgeschrieben ist.

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Im Zug nach Wien. Ein älterer Mann telefoniert mit einem love interest, er bemüht sich, Hochdeutsch zu sprechen. „Ich rauche nicht, trinke nur ganz wenig, ich wär der ideale Mann für dich! Aber du bist zu weit weg … Kuscheln? Ja, das wäre schön! Das machen wir einmal, wenn ich in deiner Nähe bin! … Du redest so viel! So viel! Wie ein Fließband!“ („Fleißband“ übrigens auch schön.)

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Heute ein Drehbuch für ein Mash-Up von „Und ewig singen die Wälder“ mit „Das Schweigen der Lämmer“ => „Leise singen dieBorkenkäfer“ (könnt ihr lesen, gratis, weil ich zu dumm fürs Geldverlangen bin!) Dann „Fredermink, die Dichtermaus“ für die Lesebühne.

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Im Standard stand, dass eine sächsisch sprechende Frau vom Reisebüro nach Bordeaux statt nach Porto geschickt worden sei. 

14.10.

Auch wir müssen von irgendwas lesen!“ Guter Versprecher bei der GAV-GV

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Mieze Medusa erzählt vom Gallneukirchner Perchtenlauf, bei dem sie von den Teufeln erwischt und schon fast gehaut worden sei, bis sie bemerkten, dass sie da ein Mädchen in der Reißn haben. Sie ließen von ihr ab, Mieze war so wütend über diesen Genderscheiß, dass sie ihnen beinah nachgerannt wäre.

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Der Verlag hat den Entwurf des Covers geschickt, ich erkläre mich zur Zuversicht bereit. Markus und Doris betrachten mich wie ihr etwas störrisches, dummes Kind, das sich nun zusammennimmt. <3

15.10.

Ein Zellhaufen dummer Sinnlichkeit!“ Schacherreiter, Lesung im Flößerhaus

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Erst heute bemerke ich den Zettel an der Windschutzscheibe, eine kleingewurschtelte Verständigung der Polizei, jemand habe „eventuell meinen PKW beschädigt“. Es wäre auch mit viel Missgunst gegen diese Ehrlichkeit kein Schaden auszumachen. Im Grunde war nur die angegebene Stelle halbwegs intakt, alles andere rundherum zerstoßen. Dieses Auto ist wohl überhaupt in europäischem Letztbesitz.

16.10.

Beginn einer „Urlaubswoche“, an deren Ende ich mich schon wieder auf den Stress im Sitzen freue. Die Holzbretter an der Fassade des Hauses saufen die Farbe wie wir das Bier am Abend. Buttinger ist im Bauherrenmodus, möchte von mir aber nicht nur bedient, sondern gegnüber der neugierig schauenden Nachbarschaft auch „Tschinäuller“ genannt werden. Er steht im Entenjagdsteppjackerl auf der Leiter und schimpft durchgehend.

17.10.

Kindische Erheiterung über einen Satz im ZEIT-Artikel über Polen: „Im Wohnzimmer der Gackowskis ist alles in Brauntönen gehalten.“

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Ich beschimpfe die Gemeinde-, Landtags- und Nationalratsabgeordneten, weil sie beim Zoom-Call allesamt Sakkos tragen. (Beim Tippen glaube ich ein halbes Jahr später, dass ich schon wieder blöd geträumt habe).

18.10.

Friedhofscafé Sierning. Die Leute hängen an Laura Freudenthalers Lippen, als würden sie dafür bezahlt, nicht wir. Shakeh bedankt sich später bei mir für meine „subtile Erheiterung“.

Foto: Literaturschiff

19.10.

Todesangst gibt’s nicht nur im Klettergarten, sondern auch billig zuhause auf der ganz ausgefahrenen Leiter beim Bretterstreichen. Erfrischend.

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Bei Gelegenheit in mich gehen, warum alles immer gleich so ein Scheiß Projekt werden muss! (Aktueller Anlass: Sakko zur Reinigung bringen. Nachtrag: Hab's dann einfach in die Waschmaschine gegeben, es war wurscht). 

20.10.

Muskelkater im Rücken wegen der gestrigen Furcht. Die Fenster sind frisch gestrichen, aber die Vogerl sind wegen der Renovierung der Gaststube beleidigt und bleiben aus.

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Ich krieg gleich einen SCHREIBKRAMPF!!!!!

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Doppelt so viel bei der Lesebühne geschnattert, um René zu ersetzen. Dem Publikum erklärt, dass wir lieber offiziell sagen, er habe Durchfall, als zuzugeben, dass wir ihn wegen des neuen lean managements ins Home-Office zurückgeschickt hätten. In der Tat hat er sich heute entbehrlich gemacht, weil ich nun „Leck mich im Arsch“ selbst vom Handy abspielen kann – er wurde durch Natürliche Intelligenz ersetzt.

Es ist eine schmerzliche Wahrheit, dass eine Seite Text statt drei auch reicht.

Isabella Scholda möchte auch einmal unkompliziert sein und im Restaurant vortäuschen, kein Salz zu vertragen. Buttingers herzhaftes Lachen bei „Du bist und bleibst eine faule Maus“ mit der Stimme unseres Bundeskanzlers. 

Foto: Dieter Decker, der Beste!

Irrste Freude an diesem Abend: Jemand freut sich aufrichtig über die 54 selbstgebrannten CDs mit dem „Mann ohne Eigenschaften“! 

Mehr dazu hier drüben im Lesebühnenblog!  

21.10.

Wenn man Vegetarierin ist, obwohl man Fleisch mag, dann ist das moralisch so hochwertig wie Matriarchin sein, obwohl man Männer mag. Es hat beides viel mit Tierwohl zu tun.

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Etwas unerfreuliches Gespräch mit einem jüngeren Mann, etwa über Rammstein. „Wir waren alle nicht dabei, da kann man sich kein Urteil bilden!“ „Wir sind bei den allerwenigsten Sachen dabei.“

Als DJ behandeln dich die Frauen auch als Objekt.“

Bei uns in der Firma gehen alle Väter in Karenz. Zwei Monate.“

Die sich aufregen, sind meistens gar nicht sooo gute Künstlerinnen.“

Irgendwann reißt mir die Geduld. „Grundgütiger, kann ich bitte meinen Burger essen?!“

22.10.

Beim Wandern die ganze Zeit den Stoderkamm im Blick und eigentlich immer lieber drüben sein zu wollen, obwohl es von hier, von der Bärenalm, ja viel schöner aussieht. Hannibal Lecter: Man beginnt zu begehren, was man täglich sieht. 3 Gämsen, 3. Schneehühner, ein Feuersalamander.

23.10.

Zur bestandenen Matura schenke ich dem Alemannen meines Vertrauens meine mittelhochdeutsche Grammatik, weil man die Kinder ja auch in ihrer Muttersprache gut alphabetisieren muss. Dazu auch neuhochdeutsche, wegen der Zukunft. Hoffentlich schafft er den Sprung über die Sprachverschiebung, Evolution kann manchmal ja auch flott gehen! (Vielleicht gelingt es mir durch das Buchverschenken, meinem Unterbewusstsein zu vermitteln, dass ich mein Germanistikstudium wirklich geschafft habe und keine Unterlagen mehr brauche, um es zu wiederholen, wenn der Betrug auffliegt.)

Wie unendlich teuer ein Hund geworden ist! Die Anwesenden beim Umtrunk vergleichen die Anschaffungskosten ihrer Rassetiere, der Golden Doodle ist mit 2400,- der dickste Brummer. Im Vergleich dazu ist Fini quasi der Dacia zum Mercedes.

24.10.

Im Traum eine Skitour, die von Paris aus startet. Mitten drin bemerke ich, dass ich sowohl Ski als auch Schuhe (Schi und Skuhe) vergessen habe. Coala und Silvia gehen alleine voraus. Der Abstieg ist mehr als mühsam. Hinauf nehme ich die Seilbahn, wo ich Birgit und Simone treffe. Da dreht sich unsere Sitzbank ganz gefährlich auf den Kopf. Ich beschwere mich nach der knapp überstandenen Gefahr beim Liftwart, der steckt mir zum Ausgleich drei Freikarten in die Hand, es sind Essensmarkerl für den letzten Schl8hofball. Es ist zu spät für den Aufstieg geworden. Coala und Silvia sind schon wieder zurück, voller Stolz auf ihre Tour.

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Eine Sequenz der 6. Brucknersymphonie klingt wie die Titelmelodie der Lindenstraße, aber ich trau' mich nicht, jemanden zu fragen, ob das stimmt.

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Ich prokrastiniere wie Hölle, weil ich zu Mittag die Ergänzungen für den Roman versprochen habe und der Garten eingewintert gehört. Als ich endlich Barbara G.s Anmerkungen eingearbeitet habe, hat's gerade einmal 1,5 Stunden gedauert. Es ist schwer, den Text jetzt so stehen zu lassen, nachdem ich seit zehn Jahren daran herumgebessert habe. Zehn Jahre fokussierte Unkonzentriertheit.

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Was wir lesen“ im Stifterhaus: Ich habe Erich Wimmer versprochen, dieses Mal wirklich pünktlich zu sein, verratsche mich dann aber mit Regina Pintar in ihrem Büro so gründlich über die Höhen und Tiefen des Hundehaltungslebens, dass ich erst wieder in den letzten Minuten auftauche. Die Vorbereitung zu den paar Minuten über „Der lebende Berg“ erledige ich dann während der Einleitung, weil ich der schlechte Mensch bin, der ich bin.

 Foto: Stifterhaus

Was ist dieses Innere des Berges?“

Grotten, Olme und Zwerge?“


25.10.

Tierparadies Schabenreith, Facebook: „Beim Hundetraining setzen wir auf die drei K's: KUSCHELN, KUCHEN, KASTRATION“.

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Zappen – das TikTok der Generation X

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Nach viel zu langer Zeit werden Birgit und ich wiedervereint. Wenn man sich so lange nicht sieht, kriegt immer eine von uns zu mindestens zwei nachgetragenen Gelegenheiten Geschenke. 

26.10.

Wir zeigen Birgit das gute Wels. Wir reden ihr ein, dass die Wirtin vom „Singapur“ dank ihres eidetischen Personengedächtnisses für die CIA oder China spioniert. Im Black Horse erklären wir ihr, dass man hier grundsätzlich je nach Wunsch mit „die junge Dame/der junge Herr“ angesprochen wird, der Wirt selbst wird am besten mit „fescher Bursch“ adressiert.

Zuhause schnattern wir noch so lange, dass es auch ein wenig gut ist, wenn wir wieder getrennt werden, aber nur wegen Schlafmangels.

27.10.

Es hebt jetzt wieder die Zeit an, in der ich abends sehr viel vor dem Fernseher einschlafe wie eine proletarische Pensionistin. Ich sollte das nicht ausplaudern.

28.10.

Ereignisarmut + vorwinterliches Overeating. Nichts entspannt mich besser als die Lektüre übermenschlich anstrengender und todesgefährlicher Bergsteigebücher (konkret: Hansjörg Auer), während ich darauf achten muss, rechtzeitig aufs Klo zu gehen und in der Couch-Suhle nicht wundzuliegen. Maximale Unbequemlichkeit anderer => ultimative Gemütlichkeit in mir. Die alpin-moralinsauren Passagen („Bohrhaken als Symbol unserer sicherheitsfixierten Zeit“ schreibt etwa der Mann, der in einer Lawine umkam) muss man halt als dazugehörendes Jammerbrauchtum zwecks Steigerung der Autorsheldigkeit schnell überlesen.

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29.10.

Zwei Ischlerinnen auf dem Gipfel des Gamskogels. „Peinlich, dass mir do de Berg ned kennan. Songma hoid, mia san aus Wean.“ „Is des do drüm da Loser?“ „I woaß ned.“ Ich mische mich bestätigend ein. „Na, dass de Auslända se bessa auskenna ois mia!“ 

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Eine Sekunde lang überlegt, ob ich das von Birgit erhaltene neue „Holy Slowly“-Leiberl mit dem segnenden Faultierpriester drauf bügeln soll.

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Diese extrem rare stolze Zufriedenheit, wenn im Postfach unter den Mails leerer Raum sichtbar wird. Das an einem Sonntag festzustellen ist aber auch nicht im Sinn meines öffentlich verbreiteten Selbstbildes.

31.10.

Geselligkeit unter befreundeten Männern. Es ist angenehm, weil man leicht erkennt, dass es sich hier um die dunkelblau-schlammfarbene Version dessen handelt, was Frauen so machen, wenn sie unter sich sind, halt mit mehr heimlich angespannten Bizeptis, eine Oktav tiefer, mit Bier und seltsamen Mixgetränken statt Prosecco und Cupcakes. In den Gesprächen ist zu hören, dass sie so streng mit ihren Körpern sind wie wir Frauen es zu unseligen Ally-MacBeal-Zeiten hätten sein sollen. „I hob voi den Dad Bod!“ „I hob seitm Somma wieda 5 Kilo zuagnumma!“ Andererseits: Dass die Herren jetzt auch an ihren Problemzonen herumleiden und ungnädig an ihren Speckrollen zuppeln, ist auch nicht Sinn der Emanzipation.