Lebenskrimskrams
im Juni 2023
2.6.
Die
Nachricht, einen Verlag gefunden zu haben, ereilt mich knapp
unterhalb des Gipfels des Rohrauer Größtenbergs. Beim Abstieg
ertappe ich mich in meiner Freude, ganz besonders vorsichtig zu
gehen, denn jetzt hat mein Leben ja gleich viel mehr Sinn (obwohl ich
für Picus posthum auch einen gewissen Wert hätte #onlyadeadpoet)
4.6.
Die
Ereignislosigkeit zweier Sommertage, an denen mich nur die Frage
umtreibt, an welchem Platz ich als nächstes chille (dazwischen
Pflanzen umtopfen).
5.6.
I'm
uneasy like Monday Morning.
***
Über
das Excel-Fiasko der SPÖ sind zehn Minuten nach Veröffentlichung
bereits alle Witze schon gemacht. Ich finde, Coala (die Maria Callas
der Excel-Tabelle) sollte sich nicht zu gut sein, sich jetzt sofort
für einen Posten zu bewerben. Oder ich. Oder der Hund. Oder eine der
Topfpflanzen.
6.6.
„Alle
2-3 Monate passiert irgendwas in Österreich und jedes Mal ist es der
absurdeste Unsinn der jemals irgendwo passiert ist“. El Hotzo
7.6. Experiment Literatur
Dass
Gertraud Klemm persönlich super ist, wusste ich, aber Romina
Pleschko hat auch eine überaus einnehmende Art, sie erobert mich mit
der Erwähnung furzender Schlapfen und ihrer Rülps-Angst am Mikro. Aus einer
Laune heraus spielen wir nachher bei der
Youtube-Wurlitzer-Sommerdisko „It's my Life“ von Bon Jovi, damit
uns diese Peinlichkeit von nun an verbinde. Sie erzählt, dass in
Liechtenstein 78% der Bevölkerung „Marxer“ heißen
und sich zuweilen nicht zu blöd sind, damit Doppelnamen zu bilden.
Nach
diesem sehr schönen Abend wundere ich mich übrigens, dass wir im
Namen des Matriarchats nichts angezündet haben. Gertraud Klemm hätte
nur ein Wort sagen müssen und wir wären marodierend aus dem
Volksgarten in die Innenstadt gezogen.
Pleschko
hat mir übrigens empfohlen, eine Purzelwurst mit dem Motiv des
Turiner Grabtuchs auf den Markt zu positionieren.
8.6.
Letzte
Tage unter dem Jasmin. Heute tut die Arbeit nicht nur deswegen weh,
weil Feiertag ist. Übrigens Fronleichnam, an dem Katholiken feiern,
dass bestimmte Leute Leichen sind, Hitler und Pontius Pilatus etwa.
9.6.
Wien
Durchsage
am Hauptbahnhof: „Please look an go in time to another door!“
***
Nach
nicht einmal fünf Minuten im Verlag erzähle ich den mich freundlich
Prüfenden, dass "Die Sau" aus seltsamen Gründen damals in die
Bestsellerliste gelangt und als echte Fake-Book-Dekoration beim
Möbel Leiner Linz geendet sei. Mein Eigenmarketing könnte von der SPÖ inspiriert sein. Man
verspricht mir, die fehlende Länge meines Manuskripts durch
Ausstattung zu kompensieren, etwa mit einem Grottenolm in Salzlake,
„nein, zwei! Wegen der doppelten Städte!“ Ich
schlage vor, das Tote Gebirge als
Auffalt-Effekt in die Mitte das Buches zu leimen. Wir beraten über abgeschnittene Daumen als Merch-Artikel.
***
Einer von vielen Gründen, warum ich mich freue, im Vorstand der GAV zu sein - ein Sessel im Musilhaus.
Das
GAV-Beschlusskommittee berichtet, dass Mikl-Leitner wortwörtlich
dieselbe Antwort auf den Protest gegen die FPÖ-Regierungsbeteiligung
geschickt habe wie der Kollege Haslauer später in Salzburg. Vier
Seiten zum Thema „Politik ist kein Wunschkonzert.“ Wobei Wahlen
eigentlich exakt das bedeuten.
Später Bier. Martin Fritz freut sich über meine
Neuigkeit, gibt aber zu bedenken, dass ich mich jetzt künstlerisch
komplett neu erfinden müsse, „ich meine, 90% deiner
Facebook-Postings und Blogeinträge drehen sich um das Nichtgelingen
deines Romans.“
***
Mitleid mit dem Nest erschöpfter, riesiger Stofftiere vor der Leasing-Agentur in Wels, die
seit Jahrzehnten leer steht.
10.6.
Hofalm
Franzobel ist ein sehr
lustiger Gast und als Gesprächspartner wesentlich aufmerksamer als
ich (Moderatorin). Er
schleppt sogar heute seinen Laptop mit auf die Alm, aus Angst, dass
er ihm gestohlen wird. In Flugzeugen bangt er darum mehr als um das
Leben seiner Familie (es wird nur halb stimmen, war aber fürs
Publikum eine gute Pointe). Auf meine Frage nach Bestattungswünschen
sagt er, lieber wolle er verfaulen als verbrennen. Ein Fan habe ihm
einmal mitgeteilt, dass er mit Franzobel-Büchern bestattet werden
wolle, das reiche ihm an Nachruhm.
Dann
erzählt er von einer Einladung nach Algerien, wo er in einem kleinen
Ort in der Wüste stolz als Autor empfangen wurde. Eine
Deutschlehrerin mit dem reschen Charme der ORF-Russischlehrerin
forderte eine Schülerin auf, zu Ehren des Gastes den Satz „Ich
lerne Deutsch“ auf die Tafel zu schreiben, herausgekommen ist dabei
aber ein besonders schön zur Wasserknappheit des Städtchens
passendes „Ich liebe Duschen“.
Beim
Abstieg im Dämmerlicht überleben wir eine Jungstier-Stampede mit
knapper Not. Sobald die ansatzlos hassenden Tiere dem Hund Richtung
Wald nachgaloppieren, entschuldige ich mich bei Franzobel, für ihn
wäre das ein sinnloser Tod, vielleicht wäre sogar sein Laptop
zertrampelt worden! Aber meiner Karriere hätte das einen letzten
kleinen Schub verpasst.
13.6.
Auf
einem sehr abgelegenen Steig über das östliche Sengsengebirge.
Blumen, Wind, Einsamkeit. Es ist gar nicht so leicht, anderen zu
vermitteln, was da oben geschieht, in meiner nahen Wildnis.
14.6.
Der
Tag zerrinnt mir zwischen den Fingern, weil er nicht durch Termine
zerstört wird. Beschleunigungsfaktor Selbstbestimmung.
Im Flieder hat sich ein großer Bienenschwarm
niedergelassen, wie ein dichter, aber amorpher Körper hängt der
Staat in den Zweigen. Bald kommt die örtliche Imkerin, sie schneidet mit meiner Zustimmung dicke Äste aus dem
Strauch, „weiter, weiter“ sage ich. Spätnachts dann Mitleid
angesichts der paar Dutzend Bienen, die den Umzug verbummelt haben
und in zwei kläglichen Klüngeln dort hängen, wo tagsüber der neue
Bienenstock aufgestellt war. (Die Imkerin wird mir später sagen, ich
hätte mir keine Sorgen machen müssen, die versprengten Tiere fänden
meistens Aufnahme in anderen Völkern).
***
Mein
erster Eisvogel an der Donau. An Tagen wie dem heutigen ist es
schwerer, die angemessene Klimapanik aufrecht zu erhalten. Trotzdem
stelle ich den Hund auf Insekteneiweiß um, und siehe, sie frisst die
Mehlwurmlinsen wie ein Labrador.
15.6.
Großer
Stress, weswegen ich die Küche wische, es ist sowieso nicht zu
schaffen, aber es wird sich wohl trotzdem alles irgendwie ausgehen,
wie immer.
***
Eine
GAV-OÖ-Sitzung, die wegen meiner wirren Verzettelung beinah
ausschließlich aus bunter Allfälligkeit besteht. Hoffentlich setzen
sie mich bald ab!
16.6.
Tagesgang
wie am Vortag, weswegen ich das Auto in die Waschstraße stelle,
obwohl es in Strömen regnet. Dann Lesebühne mit dem Rauber! Es ist sehr schön, es wird uns bis September sehr gefreut haben. Mehr dazu hier im OLW-Blog, für Freaks.
17.6.
BERLIN
Seit
alle mit Navi fahren, haben wir das Gefühl, gegen die Zeit zu
fahren, die uns bis zum Eintreffen gegeben ist.
Die
Grenzen zu Tschechien und später Deutschland sind jetzt auch optisch
aus der Landschaft verschwunden, bis auf die Eskalation der
Photovoltaikfarmen gleich nach der thüringischen Grenze. Bei der
Heimfahrt wird bei Suben ganz streng geschaut, wahrscheinlich für
die CDU/AfD/FPÖ-Wähldeppen, die das zum Wohlfühlen brauchen.
Sieben
Stunden hin, sieben Stunden her, damit man sich einen Grausen fährt.
Mögen uns die höheren Mächte bald von der selbstauferlegten Bürde
des Individualverkehrs erlösen. Am Ziel stellen wir das Auto unter Linden, die es bis zur Abfahrt gründlich mit Honig versauen
werden.
Beim Fest tröpfeln die Minuten zuerst ein wenig dahin, aber bei der Anreise haben wir Gerhard Polts lyrische
Phänomenologie der Gemütlichkeit angehört, sodass auch meine
Hypophyse mit dem Propellern aufhören kann, denn wir sitzen in einem
Biergarten auf erdbebensicherem Gebiet, und auf einmal liege ich um
halb drei in der Früh ziemlich betrunken im Hotelbett. Die drei
koksenden Models im Klo, wie verächtlich sie mich ansehen, wie sehr die Schwägerinnen und ich über ihr blasiertes Geschau lachen!
Ein lustiger
Freund Mann behauptet, er könne Spanisch, weil er einmal einen von
dort gebumst habe (stl,
sexually transmitted languages).
Er zeigt mir ein erschütternd unglamouröses Foto von der
Falco-Stiege, denn er liebe Wien seinetwegen. Verrückt!
Die
Minuten explodieren. Es ist bestimmt was Lustiges in
den Gin-Tonic-Dosen vom Dönerladen, es fährt uns voll. Wir steigen in eine Geisterstraßenbahn, deren Erscheinen von
den Anzeigetafeln nicht erfasst wird.
18.6.
Um
den heftig fordernden Impulsen der Großstadt zu Fleiß Widerstand zu
leisten, legen wir uns nach dem anstrengenden Frühstück gleich
wieder hin.
***
Endlich
Anna Jung getroffen! Gerade noch rechtzeitig. Wir kommen nur von
Anfang an nicht zum Reden, weil eine
ältere Dame am Tisch unser Österreichisch hört, woraufhin sie um
eine fundamentale Vergleichsstudie zwischen den Sozial- und
Bildungssystemen ersucht, denn sie kenne Leute in Wels(!), die
Afghanen kennen, die erst 2015 gekommen sind und schon den
Führerschein haben (Nein! Doch! Oh!). Zum Glück kommt der Buttinger
von seiner Kaffee-Odyssee zurück und muss jetzt auch noch das da
bearbeiten, damit wir schnattern können (und ich diese Reise
als Dienstfahrt von der Steuer absetzen kann).
***
Das
beste Bier des Jahres trinken wir vor dem „Antiquitäten“-Museum,
auf schon im Juni verbranntem Rasen. Die Buttinger-Geschwister kommen im
Sternmarsch zusammen. Alle befinden, in einer Stadt nicht mehr, ohne aber auch nicht leben zu können.
In
ganz Berlin riecht es heute nach warmer, abgelaufener Margarine.
19.6.
Der
Frühstücksraum leuchtet orange wegen einer großen Gruppe
thailändischer Mönche. Zum Morgensegen knien sich die einzige Nonne
(in dezentem Weiß) und die beiden mitreisenden Zivilisten neben
unseren Tisch. Wir versuchen, uns nichts anmerken zu lassen.
Vielleicht strahlt der Segen ja wie WLAN auf uns aus.
***
Auf deutschen Autobahnen. Es
wird jäh so knallheiß, als habe jemand das Backrohr auf die höchste
Stufe gedreht. Mit letzter Kraft schwanken wir auf meine Terrasse.
Zum Typen, der mir endlich meine Poolwärmepumpe abkauft (an einem
Tag wie heute, viel Spaß damit), schicke ich den Buttinger, damit
der Willhabengeizhals meine Schwäche nicht ausnutzt und mich
runterhandelt.
20.6.
Berlin
hat meine Häuslichkeit weiter verstärkt, zum Glück ist der nächste
Termin erst wieder am Freitag, sodass niemand vorher meine Schwäche
ausnutzen kann.
***
Nächtliches
Rufen in der Nachbarschaft: „He, in dein Goatn is
grod a Rehbock gsprunga, a mords Kerl!“ Fast warte ich darauf, dass
der Warnende, ein Jäger, das irrgelaufene Tier gleich selbst mit
dem Gewehr „entnimmt“. Er schreit weiter, er möge aufpassen,
sonst spieße ihn der Bock auf, wenn er ihn in die Enge treibe. Soll
ich das in mein Sorgen-Portfolio übernehmen?
21.6.
Traum
von einer fremden Präsenz im finsteren Haus, ich kann nicht
aufwachen und den Hund darauf ansetzen. Dann mildert sich das
Szenario, ich besuche eine Kletterhalle, deren Schwerkraft
individuell eingestellt werden kann, sodass ich gleich ganz mühelos
dutzende Klimmzüge mache, so schwerelos wie unter Wasser. Das
schönste Feature der Anlage ist ein Gehege mit liebesbedürftigen
Hasen, zwecks Entspannung der Trainierenden.
***
Der
Initiator des Anti-Gender-Volksbegehrens spricht zu Fleiß nicht
einmal das Wort „gendern“ korrekt aus. Auf Ö1 schwadroniert er
über Versäumnisse in der Lehre, weswegen sich Frauen linguistisch
beim generischen Maskulinum nicht mehr mitgemeint fühlten.
22.6.
Man
braucht einen „heroischen Tugendgrad“, um selig gesprochen zu
werden.
***
In
brüllender Hitze hocken Fini und ich im Schattenrest der Tanke und
warten, bis der Berliner Lindenhonig in der Waschanlage in den Kanal gewaschen ist. Eine
freundliche Frau streichelt den Hund, smalltalkt mit mir. Im Gehen
dreht sie sich um und fragt, ob sie uns irgendwohin mitnehmen solle,
als wären wir obdachlose Gemeinde-Originale.
***
Beim
Romankorrigieren muss ich teuflisch aufpassen, nicht wieder in
grübelnde Selbstinfragestellung und Umschreibzwänge zu verfallen,
auch darf ich nicht mehr alles verbraten, das mir noch untergekommen
ist – im Idealfall brauche ich später irgendwann ja doch halbwegs
Mitteilsames.
23.6.
Ich
könnte Orakeltier für das Verpeilen von Trends werden: Was ich mir
zum Anziehen kaufe, ist amtlich out.
***
Kaum
noch drei Wochen zuhause, täglich wächst mein Mitleid mit dem
Garten, der im Juli drei Wochen sich selbst überlassen ist. Immerhin
kann ich danach sehen, was er mit sich selbst vorhat. Wie ein
15-Jähriger Mensch, der wenigstens nicht mehr verhungert, wenn man
ihn allein lässt. Vielleicht siedelt sich ein Wolfsrudel an, wenn
ich im August wiederkomme, oder der Giersch übernimmt die Macht wie
Hitler. Gleichzeitig hab ich bei vielen Arbeiten das Gefühl, dass
sich das vor dem Winter eh nicht mehr auszahle.
***
Ständiges
Schwanken zwischen „yeah, Hitze“ und „oh Gott, meine inneren
Organe kochen“, wahrscheinlich werde ich exakt jetzt alt.
***
Leonding. Die
erste Gewinnerin bei der sprichcode-Preisverleihung weint vor Glück,
ich vor Spiegelneuronen, dem Publikum versuche ich vergeblich
weiszumachen, dass meine Augen schwitzen. Es ist sehr schön und
alles mit Liebe vorbereitet. Nur alle zwei Jahre hören mir
Jugendliche eine Stunde lang aufmerksam zu, was mich ein wenig nervös
macht.
Eine
sagt nachher, sie habe mich noch nie in etwas anderem als dem Frack
gesehen, was muss sie von mir denken? Wie hart kann ein reality
crash
ausfallen? Manchmal sehe ich mir in dieser Vortäuschung selbst zu,
als wäre ich eine extrovertierte Fremde.
Es
kommt zu einer etwas längeren Umbauphase, die ich mit Geschnatter
überbrücken muss, also erzähle ich der Jugend, dass ich im Sommer
sehr viel trainieren müsse, um im Herbst Putin beim persönlichen
Battle zu besiegen. „Wir sponsern das Trainingscamp!“, ruft der
recht vife Vertreter des Sponsors heraus.
24.6.
Wie
eine freundliche Geste beginnt der Tag kühl und schiach, sodass es
nicht gar so weh tut, sechs Seiten Literaturschiff-Moderation
vorzubereiten. Das Navi führt mich dann irgendwo hin, mitten in the
Middle of the Sierninger Nowhere, das sich als recht schön
gentrifizierter Bauernhof entpuppt. Auch hier verliebe ich mich
schnell in Hof und Leute. Jana Volkmann könnte man zu
Kartoffelsorten oder polynesischer Dichtung befragen, es käme
Relevantes dabei heraus. Sie spricht über den
Menschen als das träumende Tier, es ist so gescheit und extrem
rührend, wie sie von der träumenden Oktopusdame erzählt, die sich
im Schlaf gemäß ihrer Träume verfärbt. Und
Ratten haben Alpträume, weil ihr Leben ein Alptraum ist. Ich erzähle
etwas überjovial, selbst immer nur von fehlenden Hosen zu träumen.
„Ja, weil du ein freier Mensch bist.“ Später schreibt sie mir das als Widmung in mein
„Auwald“-Exemplar:
Tonio
Schachinger schreibt über Eskapismus in andere Welten, am öftesten
werde er aber gefragt, ob das, was er über das Theresianum schreibe,
echt passiert sei.
Milena
Michiko Flašar erzählt davon,
dass in Japan wirklich immer wieder vor dem eigenen Tod Fundortreiniger engagiert
werden, um den paar Angehörigen nicht zur Last zu fallen.
Auch
beim Heimfahren muss ich mich ganz auf Google einlassen, es schickt
mich in irgendeine Himmelsrichtung über Schotter und Landgassen. Mit
Glück überfahre ich dabei zwei Hasen, eine Katze und einen Rehbock
nicht.
Ein Haufen sehr guter Menschen und ich. Foto: Literaturschiff
26.6.
Heute
Abend verabschiedet sich Norbert Trawöger vom Kepler Salon, er ist
barfuß und augenscheinlich glücklich über die im Raum geballte Zuneigung. Mir wird ein
Platz inmitten seiner drei Damen aufgetan. Erst nach fünf Minuten
gneiße ich, dass direkt vor mir Dieter Decker sitzt. Fini schmiegt
sich eng an ihn, sodass ich höllisch aufpassen muss, beim Streicheln
in ihrem Fell zu bleiben, weil der Buttinger mit aufgerissenem Auge
Obacht gibt wie eine Mischung aus Luchs und Martin Fieldmann. Der
Hund toleriert Schubert hechelnd, vielleicht nimmt sie jetzt endlich
Bildung an. Ich bedanke mich später, dass auch NT an mir einen
Bildungsauftrag erkannt hat, weswegen ich in Sachen buddhistische
Friedensarbeit, Energiegewinnung aus Molasserückständen,
metaphorische Prosthetik, Tierpräparation, Glitches oder Hitlerbauten
gastgeben durfte.
Foto: Der gute, beste Reinhard Winkler
Leicht
enthemmt krähe ich der mir an sich nicht persönlich Kulturhauptstadtsintendantin Schweeger entgegen, dass ich gerade einen Roman über die Gegend geschrieben
habe. Ich geniere mich zwar schon live während des Eigenmarketings, aber
sie ist wahrscheinlich noch ganz anderes gewohnt.
***
Ein
schöner Tag also, Highlight ist trotz der gesellschaftlichen Freuden
die arme, scheinträchtige Basset-Hündin, die sich sofort bäuchlings
meinen streichelwilligen Händen darbot, und deren Inhaberin den
guten Satz sprach: „Menschen sind ihr heimlicher als Hunde“.
29.6.
Mit
dem Hund über die Hochsteinscharte auf den Sneslitz. Sie rennt
voran, immer wieder schaut sie mir fasziniert dabei zu, wie langsam
ich gehe und wie feig ich beim Überqueren von Hindernissen bin. Beim
Rückweg auf der Forststraße Richtung Zivilisation enthemmtes
Plaudern mit Pensionisten, ich erkenne mich kaum wieder.
***
Aktuelle
Lieblingssorge: dass der Grundlsee noch zu kalt sei. Ich habe
beschlossen, im kommenden Jahr das Schwimmbecken aufzulassen und mich
dafür öffentlich loben zu lassen. Im Grunde müsste mich das Land
OÖ dafür fördern, aber ich sehe schon das „Schwimmbadverbot! Was
kommt als nächstes!?“ der FPÖ vor mir.
30.6.
Damit
ich hier nicht nur neurotisches Trallala festhalte: Der Roman ist im
Lektorat!
***
Kratzer
in der CD = Glitches im Klangbild
***
Dank
des Hypes um die KI bekommt der Begriff „unbotmäßig“ einen
interessant technikskeptischen Klang.