Lebenskrimskrams
im April 2023
1.4.
Mit
den einzigen beiden Malaiinnen von Wels im Restaurant „Singapur“
– eine Stimmigkeit, die einem die Halluzination anbietet, sein
Leben ordnen zu können.
2.4.
Zum Glück ist das Wetter zu schlecht für eine Skitour, sonst wäre ich diese Woche mit der ZEIT nicht fertig geworden (ich brauche dringend Hilfe!).
***
In
samsing kämpfe ich beim Bouldern mit seit Monaten nicht neu
geschraubten Probleme („mir ist fad, drum fehlt die Motivation“),
in Wahrheit herrscht Flut in den Jahresgezeiten der Leibesfülle
(Gravitation, Geisel der Menschheit = Gewichtstsunami).
3.4.
In
einer Stunde einen Förderantrag für das „Welterste pataphysische
Kolloquium in Linz“ zusammenklabüsert. Walter Stadler habe ich
noch angerufen, ob es ihm eh recht sei, das im DH5 abzuhalten, Raphi
Edelbauer noch nicht, hoffentlich vergesse ich nicht (mir ist alles
zuzutrauen). Es wird wohl nicht glücken, denn dieses Mal war ich
beim Selbstboykott wirklich gründlich – ein paar Minuten vor
Abgabeschluss habe ich das Ding irgendwie hochgeladen. Aber wenn das
Trigger-Wort „Digitalisierung“ in der Projektbeschreibung steht,
könnte es trotzdem klappen (ich hab' jetzt schon wieder vergessen,
was ich hektisch hineingetippt habe).
4.4.
Das Haus flüstert mir den ganzen Tag Umräumvorschläge ins Innenohr, und allmählich erhebt auch der Garten immer stärker seine Einladungen zur Prokrastination. Wenigstens deprimiert er mich nicht mehr durch åfarbene Nicht-Vegetation. (Ich muss mir das für die zweite Lebenshälfte endlich merken, dass vom März pflanzlich noch überhaupt nichts erwartet werden kann). Am Nachmittag gebe ich dem Drängen nach und schneide draußen irgendetwas ab. Ein Kontrast zu meinem schlecht gemanagten Haupthaar. Aber die fast siebzigjährige Nachbarin kommt vorbei und fragt mich, zu welchem Friseur ich gehe, sie wolle auch so viel Volumen haben.
***
Der Hund wälzt sich im Donaudreck wie ein Huhn mit Veitstanz.
5.4.
Die Kohlmeisen besichtigen meine alten Vogelhäuser wie verwöhnte Schwaben eine Bude am Prenzlauer Berg.
***
Meine
ungünstige Meinung über Rennradfahrer verhärtet sich.
6.4.
Soll
ich mein berufliches Fortkommen weiterhin boykottieren, indem ich
Bürozimmer tausche? Stillstand garantiert für weitere drei Wochen.
7.4.
Träume, inspiriert vom aktuellen, erbärmlichen Quartalsumsatz: Buttinger vermittelt mich an meine neue Arbeitsstelle im noch nicht gentrifizierten Norden Wiens, bei einem Anlagevermögensberater namens „Reich & Wohlhabend“. Es ist kein edles Geschäftslokal, hat aber höchste Ansprüche an das subalterne Personal. Ich muss eine anachronistische Dienstmädchenuniform anziehen und werde laufend zu Sauberkeit und Pünktlichkeit angehalten, ohne dass mir jemand sagen würde, was eigentlich mein Tätigkeitsfeld von täglich 8 bis 17 Uhr sei. Dafür muss ich mich schnellstmöglich im Gedärm des mehrere hundert Meter schmal nach hinten führenden Gebäudes orientieren lernen. Es ist alles sehr vollgerümpelt. Nach Dienstschluss zeigen mir die Kolleginnen die wahre Attraktion des Jobs – sie haben eine eigene U-Bahn, den „Gipsy Train“. Wir sitzen auf einem offenen Wagen und rasen durchs Dunkel. Zuerst gefällt mir das noch, aber die Fahrt geht lang, viel zu lang, sie endet erst an einem stillgelegten Bahnhof im Süden, schon mitten in der burgenländischen Pampa. Die Kolleginnen sehen mein Entsetzen, sie sagen, natürlich müsse ich hier herziehen, damit ich den Vorteil auch ausnützen könne, dann verschwinden sie im Ruderalwald. Da erst fällt mir ein, dass niemand über mein Gehalt gesprochen hat.
Gnädiges Erwachen. Ich will weiter recht tüchtig sein in meinem schlechtbezahlten Home-Office-Paradies!
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Die jungen Nachbarburschen, die sich für die Sportvereins-Haussammlung die Jovialität der Väter angezogen haben wie zu große Fußballleiberl.
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Der
Kampf gegen den Giersch ist verloren, bevor er begonnen hat.
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Es
gibt wirklich ein Instrument namens „Kernspaltflöte“, und es
stammt auch aus dem Osten.
9.4.
10.4.
Immer sehr viel zu kurz auf dem Plateau des Toten Gebirges, aber diese zwei Stunden wie heute etwa, die strahlen für dreißig Jahre. Die Strahlungsmetapher passt vielleicht wegen des Tschernobyl-Fallouts hier oben doppelt gut.
11.4.
Mitten im Alltagsvollzug wundert man sich, wie schnell es dann gegangen ist, dass wir uns auf einmal mit den Kindern unterhalten, als wären sie alte Freunde – es ist nur noch interessanter, weil sie so enthusiastisch sind. N. hat heute die zeitgenössische Erscheinung männlicher Midlife-Crisis so trefflich kommentiert, als sei sie die 44-Jährige von uns beiden, und nicht exakt halb so alt wie ich. Sie und E. haben sogar glaubhaft widersprochen, als wir ihnen einzureden versuchten, sie gar nicht nach unserem Vorbild erziehen gewollt zu haben.
12.4.
Das Aufschlagen der herrenlos gewordenen Dinge bei der Sammlung für den Flohmarkt der Pfarre Vogelweide: arme Leute, die das Gewand der Mütter und die Bücher der Väter nicht in den Container werfen können (ich rede über mich).
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Meine Spatzen stehen dank der sauteuren Biohirse gut im Futter. Vergangene Woche ein Stiglitz auf dem bemoosten, allen Erntebemühungen entwachsenen Kirschbaum. Auch diese kleine Schönheit strahlt noch nach.
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Coala und ich lasten es unserem Kindheitsenglisch an, dass wir den Text von „Blue“ nie verstanden haben, also googeln wir ihn und sind erstaunt, wie maximal simpel er ist, er besteht ausschließlich aus „Dabadi dabadi“. Was man uns alles andrehen hat können.
13.4.
Zu Gast bei einer Veranstaltung zum Thema Medien. Fritz Hausjell berichtet lange und besorgniserregend über die heimische Misere. Die Luft brummt vor lauter Bemühen der pensionierten Journalisten im Publikum, schweigend zu warten, bis der „Frage“teil beginnt. Einem namhaften Herausgeber wird das Wort erteilt, er beginnt mit dem Gruß des Ko-Referenten: „Ich will kein Ko-Referat halten!“ Nach länglichen Ausführungen („Österreich ist wie ein gut geführter Kommunismus!“) leitet er den Schlussappell mit einer Kunstpause ein, dann sagt er „meine Herren!“ Von mehrere Seiten ertönt ein „...und Damen“, was ihn zu einem Sekundär-Ko-Referat veranlasst. „Wissen Sie, warum meine Redaktion nicht gendert? Ich habe ihnen erklärt, dass sie zehn bis fünfzehn Prozent mehr Platz brauchen, wenn sie schreiben 'Männer und Männinnen', haha, oder, ich weiß nicht, 'Wassergläser und Wassergläserinnen'.“ Der ORF sei da ganz schlimm, denn was sei denn mit den Ministern, wenn die nur die Ministerinnen ansprechen? Die Luft um mich herum brummt vor Bemühen, nichts zu sagen, aber es bricht dann doch die Bitte aus mir heraus, bittebitte das Thema zu wechseln. Schade, dass ich mir diesen Unfug ewig merken werde und nicht Hausjells Vorschläge für eine Reform der Presseförderung.
Dann meldet sich eine Dame mit dem Hinweis zu Wort, dass der Redebeitrag der Frauen bislang zu kurz gekommen sei. Sodann hebt sie mit einer Suada gegen den „Erziehungsjournalismus“ an, eine mit viel Mühe kaschierte Querdenkerei voller Buzzwords der diskursgestählten Verschwörer*innen: „Damit wird die Gesellschaft gespalten! Andersdenkende bei den Themen Klima, Corona, Ukraine werden nicht gehört!“ Hier brummt keine Luft, niemand hat Lust, zu widersprechen, bis auf eine andere Dame, die es – durchaus realistisch – bald wieder sein lässt, weil deutlich wird, wie sich die mit allen trübenden Wassern gewaschene, sehr eskalationsfreudig wirkende Antipädagogin an den Widerworten auflädt.
14.4.
Es gibt eine Krankheit namens „Birnenverfall“. (Schlecht für den Birnenbinnenmarkt)
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Diffèrance:
Ski vs. Schi
15.4.
Sehr
lustige Lesebühne! Sehr lustiger Gast! Xaver Schumacher analysiert
die „Libretti“ der gängigsten Ski-Hits. (An „Blue“ bisse
aber sogar er sich die psychoanalytischen Zähne aus, wegen zu dumm). Eine Nachlese gäb's hier im Lesebühnenblog.
16.4.
Es bricht eine Zeit rasant galoppierender Verdummung an, ich kippe aus der Gegenwart wie eine ältere Frau, die nicht weiß, wie man mit dem Handy Bilder verschickt. Heute musste ich bei der Registrierung in der Boulderbar ein Profilbild aufnehmen, und ich habe wirklich zur Seite geblickt. Hoffentlich liest das hier nie jemand. Irgendwann hab ich doch einmal Philosophie studiert und erklären können, was die „diffèrance“ bedeuten will!
Auch der Spalt im window meiner sportlichen opportunities wird immer schmaler: alles unter 6a zu leicht, alles über 6a+ zu schwer.
Auch beim Selfiemachen manifestiert sich der altersbedingte Kompetenzverlust
18.4.
Ein Radiokolleg über die Sprachpolizei: Der „Allgemeine Deutsche Sprachverein“ war den Nazis zu unmodern, weswegen er sich 1943 auflöste. 1997 wurde der „Verein Deutsche Sprache“ gegründet, es ist ein wenig so wie NsDAP und FPÖ.
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Beim Lesen von Pollacks „Kontaminierte Landschaften“: Vielleicht ist im Gegensatz dazu die Betrachtung der „Wildnis“ so erholsam, weil sie kaum vom Eingriff gezeichnet ist, was natürlich an keinem Ort insbesondere in Österreich mehr tatsächlich der Fall ist. Kondensstreifen und Steinmänner im Toten Gebirge, Tote in den Dolinen, Nazi-Größen, die sich auf der Wildensee-Alm verstecken...
Das Lesen über die menschliche Mordlust macht es mir derzeit übrigens auch unmöglich, gegen die Ameisen im Büro vorzugehen. Hoffentlich kann ich das zumindest einmal literarisch verwerten.
***
Starker Regen und starkes Umräumen im Haus. Gibt es eine Droge, die ähnlich wirkt wie das Umstellen von Möbeln (bei mir zumindest)? Die Energie brauche ich auch, um die Furcht vor Gottesstrafen zu ertragen, wenn ich das große Kruzifix abhänge oder Pilgerweg-Bücher zum Pfarrflohmarkt bringe. Am meisten Kraft brauche ich, mir nicht die traurigen Augen der toten Eltern angesichts meines Umgangs mit ihren Schätzen vorzustellen. Immerhin hat das abgenommene Kreuz seine Form auf der von der Sonne gebleichten Holzwand hinterlassen. In hoc signo non vinces. Am Abend fährt mir der Schmerz ins Kreuz, ganz nach katholischem Brauch.
19.4.
Immer wollte ich einen Hund besitzen, den ich in Liebe auf Menschen hetzen kann, die mir lieb sind – und wirklich stürmt Fini auf Martin Pollack hin, sobald ich „Fass!“ rufe. Wir tun so, als hätten wir einander grade erst gesehen. Es wachse schon alles in seinem Garten, ich prüfe meine zehn Lieblingsgemüse ab, er sagt zu jedem „ja freilich“ oder „das wuchert heuer“ oder „ernte ich schon“. Ich erglühe vor Neid, versuche aber, mir nichts anmerken zu lassen.
Den russophilen „Friedens“-Aktivisten widmet sie einen Text über das vordergründige Idyll am Bauernhof, in dem sie als Kind lernte, dass jedem Tier die Zeit seines Todes ermessen werde: die Schweine im Herbst, jeden zweiten Sonntag ein Huhn, die Lämmer zu Ostern. Eine solcherart strukturierte Gewalt sei also der Frieden.
Martin und Tanja gehen hoffentlich weiterhin achtsam mit ihren Worten um, weil ich ihnen jedes einzelne bedingungslos glaube.
20.4.
Ob ich jemals etwas lieber machen werde, als zu essen? Manchmal ahne ich etwas. Beim Büroeinräumen wird mir der Hunger lästig, während ich beim Schreiben dauernd in meinen Magen hineinhöre, ob es nicht schon Zeit wäre und ich einen guten Vorwand für eine Pause finde.
Entgegen eigener Überzeugung bin ich nicht ungeschickt, ich muss nur immer daran denken, mich nicht schnell zu bewegen. Adieu, geliebte Dackeltasse! Aber besser du als irgendein Bleikristall-Erbe, das ich in noch härteren Zeiten einmal auf willhaben verklopfen kann.
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Ohne jede Absicht antworte ich auf die Smalltalk-Frage nach Kinder-Lieblingsessen „Eiernockerl“, das Unterbewusstsein ist ein Hund (gelogen war's nicht).
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Abends
dem Buttinger geschergt, dass der Hund ab jetzt die gesamte Zeit
alleine im Garten sein will, er empört sich: „Dafür wird sie
nicht bezahlt!!!!“
21.4.
Aktuelles Leiden an Mozarts Klarinettenkonzerten (in ihrer Einspielung als Ohrwurm).
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Man wird sich selbst zum Orakeltier. Ohne den Grund genau zu kennen, schreibt man jahrelang über das Ausmisten (am meisten, bevor die echte, mühsame Arbeit überhaupt beginnt). Dann über Prokrastination (darüber ist alles gesagt, trotzdem). Allmählich kommt die „Inspiration“ aus aktuell Geschehendem, konkret aus den Ameisen, die ich vergrämen soll.
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„Gestankskombinat“ (Max Goldt, „Gattin aus Holzabfällen“, wieder sehr gelacht)
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Nach
den „Frauenstimmen“ im Strandgut versoffen, nur mit eisernster
Disziplin gelöst und nach Wels gefahren, um mich dort auf der Couch
zu versaufen (es ist Freitag, ihr Apostel).
22.4.
Auf dem Weg zum Bruderkogel erzählt mir Linsi eine heitere Tiergeschichte: Die Katze hat eine Maus gebracht, die sich als scheintot erweist und nach ihrer Wiederauferstehung flugs im Haus verloren geht (vielleicht ein Wunder?). Die Mieze fühlt sich indoor nicht mehr zuständig. Wochen nach der möglichen Himmelsfahrt hebt er – ganz anderes suchend – den Polster der Couch und findet darunter die flachgesessene Maus, nun wirklich tot. Keiner will es gewesen sein, der sich auf den Willi gesetzt hat.
Bei der nächsten Skitour befestigen wir alle unsere Tracking-Devices an der Hündin und geben nachher auf Komoot mit unseren 2342 Höhenmetern ohne nennenswerten Puls an. Bei der Abfahrt jagt uns Fini wie scheintote Mäuse.
Gute
Bettschwere nach nur zwei Bieren.
23.4.
Mein
Büro ist so schön geworden, dass ich es nicht mit Erwerbsarbeit
besudeln möchte. Hoffentlich hemmt es meine
Prokrastinationshyperaktivität, dass ich jetzt im obersten Stockwerk
sitze (Nachtrag Mai: kaum).
24.4.
Bei
der Einkommenssteuererklärung absichtlich weniger absetzen als
möglich, damit ich dem Finanzamt gegenüber nicht als das völlige
Ei gegenüberstehe, das ich bin. Wahrscheinlich schreibe ich das
schon seit 2009 in jedes meiner Notizbücher und vergesse es wieder,
damit ich seelisch-wirtschaftlich übers Jahr komme. Wann verwandelt
sich meine Furcht vor der Besachwalterung in Einsicht? Wahrscheinlich
so lange nicht, wie ich mir einreden kann, dass von meinem Steuergeld
wenigstens keine FPÖ-Parteienförderung bezahlt werden kann.
25.4.
Im stockenden Morgenverkehr (Klimakleber an der Ausfahrt Wiener Straße) angesichts meines Ärgers über die Wartezeit der intensive Gedanke, dass uns allen nicht mehr zu helfen ist.
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Sehr guter Fund im Internet: Es sind nicht die Oppussums, die sich tot stellen, es sind die Menschen, die so tun, als würden sie leben.
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Kiste
11, 12 und 13 zum Pfarrflohmarkt chauffiert (die Federn ächzen). Im Haus fehlt nichts, alle Regale
sind noch voll, dafür mein Herz voll Gram, wenn ich an die Eltern
denke, wie sie mir vom Himmel aus dabei zusehen, wie ich
„Kulturwanderungen in Südtirol“ hinaustrage, oder „Die stolzen
Städte der Toskana“. Wenigstens sind die Schachteln, die ich mir
beim Interspar erbettelt habe, für Biobananen.
26.4.
Ich bin im Besitz einer CD (Best of Mozart + Schubert), „gewidmet von den Betriebswirten und Wirtschaftsinformatiker der Johannes Kepler Universität Linz ihren Gästen“. Sie steht jetzt neben der LP des Chores.
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Am Vormittag gehören sämtliche DM-Filialen ausschließlich den Frauen, die Lagerhäuser den Männern. Ich störe mit meinem queeren Einkaufsverhalten (Hautcrème und Heckenschere) die göttliche Ordnung.
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In
der Nacht träumte mir, dass mich die OÖN zu Nadja Kayali als
Israel-Korrespondentin schicken, die mir beibringen soll (ganz
nebenbei), wie man sich pelzdicke falsche Wimpern aufklebt (warum
nicht den Gebrauch von Kajal, war meinem Unterbewusstsein der Witz zu
seicht?). Dann werden mir bionische Elemente in den Leib operiert,
woraufhin ich recht gut fliegen kann (eine Kooperation mit dem AEC,
um sich die Kosten für die Flugtickets zu sparen?)
27.4.
Ich werde für Radio Oberösterreich interviewt, das dauert ca. sieben Minuten, den Rest verplaudern wir. Sieben Minuten länger und ich hätte Katharina Maurer vorgeschlagen, dass wir am hellichten Tag miteinander auf ein Bier gehen.
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Es ist übrigens ein im Verkehrsgeschehen nicht vorgesehener Irrsinn, das Viertel zwischen RLB, Designcenter und ORF zu Fuß betreten zu wollen.
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Rudi-Klein-Vernissage
im MKH, mit dem großartigen Titel „Der Künstler ist zu müde für
Erläuterungen“ – er ist aber freundlich anwesend und trägt
Kapitänsstreifen am Sakko. Sehr langer Abschiedsapplaus für Günter
Mayer (jetzt werden die Pensionisten immer jünger). Am schönsten
die Reihe „Geschenke der Straße“, Porträts aus Zeug, das dort
herumlag.
28.4.
Mit leichtem Kater entlassen in eine kurze Sturmfreiheit, in der ich ganz meinen Neurosen leben darf.
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Das Problem an der Figur der Präsidentin ist, dass sie nach den Gesetzen des guten Humors nach oben schlagen muss, aber da ist niemand mehr, denn it's lonely on the top.
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Die evolutionäre Liebe zwischen Mensch und Hund ist tief, aber wenn ich aufs Klo gehe, legt sich Fini auf meinen angewärmten Sofaplatz und lässt sich auch mit den gelinden Mitteln mütterlicher passiver Aggression ("Rutscht a bissi, Puppi? Bitte?") nicht mehr vertreiben. Wärme ich eben die andere Soff, man hat ja geerbt und kann den Verteilungskämpfen des Spätkapitalismus aus dem Weg gehen.
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ALLE
sind auf der Leipziger Buchmesse, nur ich sortiere die Bücher im
Haus, irgendwer muss das ja auch machen.
29.4.
Der angehende Pathologe in der Kletterhalle erzählt aus dem Blauen heraus schüchtern Chinesenwitze („Hing am Hang“).
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Lyrik von jenseits des Nachbarzauns, nicht ganz aus dem Blauen heraus: „Die Ehe ist ein Übel / ein bittersüßes Joch / sie ist wie eine Zwiebel / man weint und isst sie doch“. G. sagt stolz, das könne er, weckte man in nachts um drei in mit drei Promille, auch noch tadellos aufsagen.
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Kiesel
in Flusskolken „schnattern“. (Quelle?)
30.4.
Diese urtümliche Kinderfreude, Sachen in Flammen aufgehen zu lassen (noch stärker als jene, Haustiere mit dem Gartenschlauch anzuspritzen, und die ist STARK). Das ist mir den versengten Flieder wert.
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Man könnte das Land für den Rest unser aller Leben in einen Lockdown sperren, ich hätte trotzdem genug für alle zu lesen daheim, für alle Gesellschaftsschichten. Top-Auswahl: „Das Liebesleben der Tiere“, „Topf-Gucken mit Karl Moik“, „Schatzkästlein der Jungfräulichkeit“.
Mein selbstgebastelter Lockdown in diesen Tagen gelingt mir hervorragend, denn dieses Mal habe ich sogar ein Haustier, mit dem ich Zwiesprache halte, um nicht das Gefühl zu haben, komisch zu werden (was allerdings demonstrandum war).
Komische Wesen sehen dich an
***
Die
Philosophiebücher stehen jetzt zumindest so, dass ich sehen kann,
was ich wissen sollte. Aber mehr als dass Marx nicht mit Geld umgehen
konnte und Derrida verstört über seine Beschneidung war, habe ich
mir in Wahrheit nicht gemerkt. Vielleicht kontaminiert man sich ja
über die reine Anschauung der Buchrücken mit den gelehrten
Inhalten.