3.2.2021
Nach ein paar Tagen engagierten Bemühens muss ich Savianos an sich hervorragendes „Zero Zero Zero“ über diese schiache, durchkokste Welt wieder zur Seite legen. Mein Spatzenhirn will sich südamerikanische Drogenkartelle genauso wenig merken wie europäische Adelsdynastien.
4.2.
Wir sollten die „Proud Girls“ gründen, um zu zeigen, dass das Matriarchat gekommen ist, um zu bleiben.
5.2.
Jedes einzelne Mal, wenn ich vom Toten Gebirge heimfahre, dauern mich die armen Reh-Herden, die da in Thalheim neben der B138 eingepfercht werden wie in einem schlammigen Kriegsgefangenenlager. Heute sehe ich zum ersten Mal ein Tier, das es hinausgeschafft hat. Aber nur für Sekunden, denn es liegt tot im Graben, daneben zwei junge Soldaten und ihr Auto, mit dem sie den Ausbrecher in seinem Sprung in Freiheit erwischt haben.
7.2.
Wie ich an das 35-jährige Playboyhefterl geraten bin, verrate ich in diesem indiskreten Internet nicht, wohl aber, dass es seither vielen Menschen viel Freude bereitet hat. Und das nicht nur wegen der naturbelassenen Buserl, den kleinen Bauchansätzen der „Mannequins“ und ihrem im Wind wehenden Schamhaar, sondern wegen der lustigen Werbung für 244er-Volvos, hochmoderne Videorekorder, würzig-milde Zigaretten und die höchsten Audiotürme Mitteleuropas. Historisch reizvoll auch eine Bildstrecke über Alessandra Mussolini, die Despotenenkelin im Negligée. Dazu prophetische Aussagen über die Zukunft: „Im Internet wird man sich irgendwann unter einem Decknamen heiße Flirts ausmachen können!“
8.2.
Bücher mit religiösen Inhalten kann ich besonders schlecht ausmisten. Ich lagere sie im Vorraum wie im Fegefeuer, bevor sie, von ihrem Irdendasein erlöst, im Altpapier ruhen können.
Im Altstoffsammelzentrum gibt es bereits einen eigenen Container für Flachbildfernseher (wahrscheinlich eh schon seit Jahren).
9.2.
Fürderhin gehe ich nicht mehr allein auf Skitour. Erster Begleiter ist der Nachbar, der vor Abmarsch freudig bekundet, mir mit der Kraft des kindlichen Urvertrauens nachzudackeln. Nach sicherer Wiederkehr bekundet er mit der Freude der Zufriedenheit, dass er meinen „Altherrenschritt“ als sehr meditativ empfunden habe und wohl keinen Muskelkater zu befürchten habe.
10.2.
Coalas Schlagobersgesicht, nachdem sie in ihre Malakofftorte einfach mitten hineingebissen hat, ist noch schöner anzusehen als ein Hund, der sich in einer Blumenwiese wälzt.
13.2.
Krise in der wilden Ehe, nachdem ich feststellen muss, dass die Dinkelmilch für meinen Kaffee ernst gemeint ist. „Ich will dich moralisch weiterbringen, so geht das nicht weiter“, sagt er und beißt in sein Camembertbrot. Wäre ich eine Katze, ich würde wortlos aufstehen und ihm in die neuen Maßschuhe ludeln, auf die er monatelang gespart hat.
Eine weitere Einsicht im Genre „Allmähliche Verbürgerlichung“: Champagner ist das Koks der Klugen.
15.2.
Nach Tagen der Ereignislosigkeit türmt sich heute ein Abenteuer auf das andere – Sonne, Sturm, Bruchharsch, brüllende Schönheit, die längste (und unnötigste Abfahrt) der Nation! Das alles und noch viel mehr passiert, wenn man mit der Mütterrunde bei Niederschnee die Rumplerrunde geht.
16.2.
Beim Berger, der besten Bäckerei von Linz-Land: „Vier Krapfen, bitte.“ „Ich geb' ihnen sechs, weil das die kleinen sind, da kann man gleich zwei essen.“
„Der malaiische Diener beobachtete den Stirnkuss mit verdrehten Tieraugen, sodass das Weiße darin sichtbar war.“ Kein Klassiker altert ohne Schaden, auch der „Zauberberg“ nicht. Überhaupt kann man als Frau sehr, sehr vieles von der To-Read-List streichen. Sobald im literarischen Kanon das Wort „Frau“ vorkommt, kann man den Jahrhundertroman eigentlich gleich wieder weglegen.
17.2.
In der Nacht erschrocken aufgewacht, weil ein Kind „Mama, Mama“ rief, leise und regelmäßig. Lange bange Sekunden verstreichen, bis ich gneiße, dass es die Lungen im Nebenbett sind, die klagen.
18.2.
Die Tätigkeiten im Jahreskreis des Hauses ziehen mich immer tiefer in das Leben meiner Eltern. Wenn ich jetzt nicht aufpasse, gibt es demnächst einen Skandal, weil ich den Nachbarskindern die Mandeln operiere.
21.2.
Mit der Mütterrunde von den Schafferteichen hinüber zur Wurzeralm. Ein Kollateralschaden der Seuche ist die Après-Ski-Fehlentwicklung im bislang distinguierten Tourenskisektor: rauchende, johlende Holländer mit nacktem, pickeligem Oberkörper in der Zwischenwändscharte. Wir halten dagegen, indem wir von der schattigen Seite gegen den Mainstream heraufstapfen und einen Ornithologen im Team haben, der Sätze sagt wie „Das ist schwer zu erkennen, weil der Fichtenkreuzschnabel sein Prachtkleid noch nicht trägt.“
22.2.
Wir wollen in der Schöneringer Nachbarschaft auch den Vögeln mehr Beachtung schenken, scheitern aber schon im Ansatz. "Das ist wahrscheinlich einmal nur ein Spatz." "Ja, aber warum piepst er so regelmäßig?" "Hm." "Ah, das ist meine Tiefkühltruhe!"
Coala hat die despektierliche Beschreibung meiner Haarfarbe durch den Buttinger („Butter und Mohn“ statt des korrekten „Salt and Pepper“) Appetit gemacht, sodass sie mir Mohnnudeln kocht. Ich trage eben mein Prachtkleid auch noch nicht. (Graues Haar = Altersmauser)
24.2.
Beim Autowaschen an der Tanke groove ich mich in den Lebensrhythmus der Wilheringer Pensionisten ein.
Für Zoom-Meetings richte ich mir den Bildschirm so aus, dass ich in Wahrheit die Spatzen beobachten kann. Das nicht aus Respektlosigkeit, sondern weil ich mich nicht stundenlang selbst anschauen möchte – bei aller Liebe.
Dass mir die Tage zwischen den Fingern zerrinnen, ist ein Mirakel. Wahrscheinlich treibt mich die Flucht vor dem Romanschreiben durch die Woche. Hilfreich ist nur die Alkoholkarenz von Montag bis Donnerstag. Die ungeduldige Vorfreude auf das erste Bier dämpft dieses lodernde Feuer, in dem wir verbrennen.
26.2.
Hier eine verruchte Drogeneskapade aus meinem Künstlerleben! Während der Fahrt nach Wels ein Seiterl Bier getrunken. (Es ist nämlich Freitag, s.o.).
28.2.
Am Ende landen wir immer öfter bei den „Golden Girls“, und es ist mir nicht einmal mehr peinlich. Ich verfalle immer stärker in ein unironisches Betty-White-Fangirling.