Jahresvorschau: Es bleibt urspannend
Drei große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.
Es geschah wie jedes Jahr anlässlich unserer Silvester-Seance beim Wirt des Vertrauens, dass wir in die Zukunft schauten. Als Medium zum Übernatürlichen hatte sich erneut und dankenswerterweise unsere parapsychologisch empfängliche Köchin Erna zur Verfügung gestellt.
Die geheimen Riten waren vollzogen, Erna lag in tiefer Trance versunken auf dem Ritualaltar, da begannen ihre vollen Lippen zu zittern und mit bebender Altstimme brach die Prophezeiung aus ihr hervor: „2010 kommen drei elementare Ereignisse auf uns zu...“
Erna sprach bis weit ins neue Jahr hinein, weshalb ich zusammenfassen muss:
1.) Der Bankrott des Landes Kärnten kann nur durch Versteigerung seiner selbst auf e-Bay verhindert werden. Slowenien erwirbt Kärnten für einen Euro. Der Heilige Jörg wird Landespatron von Nordkrain. Die Brüder Scheich gehen ins Exil nach Saudi-Arabien.
2.) Die Bankenkrise ist überwunden. Als Dank für das Vertrauen des Publikums schaffen die Institute die Kontoführungsgebühren ab. Helmut Elsner wird allgemeinmedial als Bauernopfer anerkannt, aus der Haft entlassen und zum Ehrenfilialleiter der Bawag Wien-Döbling befördert. Ludwig Scharinger übernimmt die Leitung der Vatikanbank.
3.) Im Rahmen einer emotional ausufernden Podiumsdiskussion zum Thema „Integration geht uns alle an“ im Pfarrhof Frankenburg beißt Innenministerin Maria Fekter der 18-jährigen Arigona Zogaj ein halbes Ohr ab.
Donnerstag, Dezember 31, 2009
2009, die letzte: Es ist nicht alles schlecht am Kolumnismus
Dienstag, Dezember 29, 2009
Der Tod steht uns nicht gut
Montag, Dezember 21, 2009
Growing old ain't nothing for sissies, Darling
Donnerstag, Dezember 17, 2009
Linz verendet
In wenigen Tagen wird sich in einem gloriosen, strahlebunten Feuerwerk die Kulturhauptstadt aus Linz verabschieden. Nun liegt ja der historische Sinn der Silvesterböllerei im Vertreiben böser Geister. So eine Interpretation hat aber Linz’09 nicht not. Denn: Es hat statt fieser Geister viele Gäste nach Linz gebracht. TschiTsching! machen die Registrierkassen. [Mehr]
Mittwoch, Dezember 16, 2009
Bildung im öffentlichen Verkehr
Weinen in der sozialen Hängematte!
Nur zu Beruhigung: Ganz so schlimm, wie es der ORF-Report zusammengeschnitten hat, ist es dann auch nicht... den Satz "Ich bin einfach zu faul, um mich zu plagen!" haben sie gar nicht gebracht! ;-) Oder den: "Ich führe ein glückliches Leben, vor allem im Vergleich zu Leuten, denen es wirklich schlecht geht und die kein so sicheres soziales Netz haben wie ich." (Kein ;-), weil ernst gemeint).
Montag, Dezember 14, 2009
IC "Scheiß ÖBB" voraussichtlich 35 Minuten verspätet
Einst war der Linzer Bahnhof ein schmieriges Transportabfertigungskombinat, in dem man wenig zwischen Zuckerrüben und Geschäftsreisenden unterschied. Menschen mit gesplissenen Haarspitzen und dreckigen Fingernägeln lungerten in unmodischer Kleidung neben den rostigen Gleisen und murmelten adjektivgespickte Sätze.
Heute: Eine Reisewohlfühloase in futuristischer Transparentarchitektur, die uns für einige Stunden die transzendentale Obdachlosigkeit des postmodernen Subjekts vergessen lässt. Die musikalische Tapete kommt nicht mehr vom Band, sondern wird von den Zugbegleitern nach deren Dienstschluss mundgeblasen.
Charmantes Dienstpersonal in gutsitzenden Uniformen achtet darauf, dass die Passagiers-Aspiranten adrett gekleidet sind und gängigen westlichen Schönheitsvorstellungen entsprechen. "Uns ist wichtig, dass die Kinder gesunde Zähne haben", sagt Thomas Philipp, Leiter der Abteilung Aesthetic Human Interior Engineering der ÖBB. Wesentlich für das Gelingen des öffentlichen Raumes sei auch das Commitment der Nutzer. "Schiache Leute sollten lieber erst in Attnang Puchheim zusteigen", präzisiert eine Dame am Info-Schalter im VIP-Lounge-Bereich.
Ein großes Problem haben die ÖBB in Linz erstmals gelöst. Dank ausgefeilter logistischer Systemoptimierungen können Zuckerrüben endlich ohne Verzögerung von Alkoven nach Wien West oder Paris und Venedig transportiert werden:
90 Prozent der Plätze im neuen, superschnellen Railjet sind den Rüben vorbehalten, Passagiere dürfen nur mit einer kostenpflichtigen Reservierung einsteigen.
"Klar kann es durch die dadurch entstandenen Verspätungen für Menschen zu leichten Frustrationserlebnissen kommen", erklärt der hauseigene Mobilitätberater Boris Dures, ehemaliger usbekischer Infrastrukturminister. "Dafür ersuchen wir um Ihr Verständnis."
Sehr gut angenommen wird das Angebot, Namen für einzelne Linien zu kaufen. "Wiener Einkaufstraßen" rangiert auf der Hitliste ganz oben, deutlich vor dem zweitgereihten "Erlebnis Demokratie", deren Ergebnis die ÖBB ja letztendlich sind.
Die Redaktion der Lebensbeichte konnte der Versuchung nicht widerstehen und investierte den Marketing-Etat 2010 jetzt schon in den Erwerb eines Zugnamens. Er ist in der Überschrift dieses Beitrags versteckt.
Dienstag, Dezember 08, 2009
Der Krampus ist ein Prolet. Oder: Der Kapitalismus hat gesiegt.
Zumal der Thematik delikate Weisheiten innewohnen. Es fällt auf, dass der zottelige Personalvertreter von unten stets mit einem gut gebürsteten von den Guten einhergeht, bekannt unter dem Namen "Nikolaus". Ihre strenge Auslegung des "Good Cop, Bad Cop"-Prinzips beruht auf der manichäischen Licht-Schatten-Dualität.
Hegel sah im dynamischen Duo den Ausgangspunkt seiner Herr-Knecht-Dialektik: Krampus und Nikolo befinden sich in einem Kausalnexus gegenseitiger Abhängigkeit. Marx übernahm von hier und erkannte den möglichen Ausbruch der finalen Revolution. Sobald nämlich der proletarische Knecht Ruprecht durch einen qualitativen Sprung zu einem kritischen Bewusstsein gelange, gelinge der Umsturz der bourgeoisen Nikoloherrschaft.
Das haben wir davon: outgesourcte Schwarz/Weiß-Pädagogik als postkapitalistische Vereinnahmung der Herr-Knecht-Dialektik.
Am Ende bleibt jetzt nur noch eine Frage ungelöst: Wo kriegt man heutzutage noch gutes Personal her? Antworten unter 1136 Wien, Kennwort "Kasperlpost" oder hierorts im Kommentarteil.
Donnerstag, Dezember 03, 2009
Helft den armen Vögeln: Frau Minkasias Hilfestellung im Intimbereich
Viele Menschen sprechen darüber. Fast ebensoviele haben welchen, sogar meine Nachbarin heute Mittag, wie ich akustisch festzustellen leider nicht umhin konnte. Und die ist wirklich komisch. Hoffentlich liest sie das nicht. In diesem Fall nehme ich alles zurück.
Abb. 1: Kritischer Rationalismus zum Schnäppchenpreis
Als gut untersucht gilt die pragmatische Seite. Analysemängel stelle ich jedoch bei der motivationalen Seite fest. Was treibt Menschen dazu, es miteinander zu treiben - und zwar institutionalisiert? Mit so komischen Menschen wie meiner Nachbarin? Wer findet, dass solche Fragen die familiäre Wehrkraft der abendländischen Gesellschaft zersetzen, hat nur bedingt recht.
Bestimmt aber üben die beiden Geschlechtsverkehr aus, wahrscheinlich sogar miteinander. Das steht doch nicht dafür. Schön anziehen, ausziehen, aktivierende körperliche Gestionen setzen, lautmalen, loben, Bettwäsche wechseln: Das alles für einen Mann, der dann im Supermarkt bei der korrekten Anrede so drastisch scheitert? Oder mit einer Nachbarin, die seit Monaten den Gang zumüllt und beim Ausgehen schröckliche Lackstiefel anlegt? Entschuldigung, jetzt ist es mir schon wieder herausgerutscht.
Mein Rat in solchen Fällen: Pfanne kaufen, gleich auspacken, auf den vorderen Kopfbereich des Beischläfers gerade mit so viel Wucht applizieren, dass man nicht ins Kriminal gerät. Ganz wichtige Schlussposition: das Vögeln mit dem solcherart Gemaßregelten einstellen.
Dienstag, Dezember 01, 2009
Texte nach Wal: das Blogflötenwunschkonzert
- Traumdeutung reloaded, oder: "Fallen mir immer die Zähne aus, weil ich Angst vor dem Terrorismus habe?"
- Die Google Charts der Lebensbeichte und soziologische Schlüsse: Was die Suche nach Hitlers Wahlversprechen, Rache an meiner Schwester, Ugly People und vollgekackte Jeans über euch aussagt.
- Irgendwas über Geschlechtsverkehr in der komplexen Wirklichkeit des beginnenden 21. Jahrhunderts.
Gegen einen kleinen Unkostenbeitrag (Bier lautet die Währung) schreibe ich auch zu jedwedem anderen Thema.
In diesem Sinne: Voten (per Kommentar) und wertlose Sachpreise gewinnen!