Dienstag, November 24, 2009

Weltrettung: Kommt alle her!


Kommenden Donnerstag möchte ich gerne versuchen, mittels eines selbstgebastelten, öffentlich vorgetragenen Textleins die Welt zu erlösen. Die Betonung liegt auf "versuchen".
Kommt trotzdem zum Slam ins Solaris. Man weiß ja nie, was bei so Apokalypsen alles passiert.

Montag, November 23, 2009

Scheiternder Eskapismus und prophylaktisches Altern

Liebe Dam- und HerrEn, KInder und GerontInnen,

aus der Steiermark erreicht mich die Kunde vom heißen Scheiß auf dem Pflegemarkt: die Demenzbushaltestelle. Menschen mit Demenz, so heißt es im Begleittext, leben sehr intensiv in der Vergangenheit (und nicht gern im Altersheim). Immer wieder komme es vor, dass sie ausbüchsen und mit dem Bus in ein vergangenes Nachhause fahren wollen, wo sie sich einst wohlgefühlt haben. Wenn das Haus noch steht, sitzt da heute aber oft die gierige Brut drin und versäuft das Erbe.
So gibt es nun eine falsche Bushaltestelle mit echten Features, wo Menschen mit Demenz sich einfinden und von den Betreuern nach einem kleinen Schwatz über die guten alten Zeiten wieder eingesammelt werden können. Laut Beweisfoto wird die Haltestelle gerne angenommen:

Abb. 1: Ältere MitbürgerInnen gemütlich auf der Flucht

Da drängt sich mir, die ich als Kind schon nicht besonders jung war, gleich der Prophylaxegedanke auf: Warum sollen sich nicht auch schon junge Menschen an Orten sammeln, wo sie sich wohlfühlen und wo sie mit Fachpersonal über die guten Zeiten sprechen können? Ich stelle mir das konkret so vor, dass in Linz etwa der Rote Krebs oder das Strom allmählich und unauffällig in Altersheime umgewandelt werden.


Abb. 2: Status Quo mit jungen Damen

Jedes Jahr kommen kleine Adaptionen dazu, die den Alltag erleichtern, ungefähr in dieser Reihenfolge: 2010 Bier mit weniger Alkoholgehalt, 2013 Mireille Matthieu statt Fuckhead auf der Bühne, 2015 Haltegriffe in den Toiletten, 2017 pflegegeschultes Schankpersonal, 2019 "Stadlpost" statt "Falter" auf der Budl, 2021 Toast in Breiform, 2023 Bier im Schnabelhäferl, 2025 Rollstuhlbestuhlung, 2027 Treppenlift über die Eingangsschwelle, 2029 Bingo statt "Hallahallo, gehst du mit mir nach Hause?" und so weiter².


Abb. 3: Achim de Mentzel (*1899), Erfinder der Demenz und der guten Laune

Mittwoch, November 18, 2009

Antwort auf die Frage, ob ich manchmal kreative Schwierigkeiten habe

Minkasia: "Solltest du nicht wieder einmal was posten?"
Dominika: "Das Postamt ist heute geschlossen. Schreib' du doch was."
Minkasia: "Ich bin aber nur eine leere Schablone in der komplexen Virtualität des beginnenden 21. Jahrhunderts. Nicht einmal Daumen hab' ich. Außerdem bin ich ja tot."
Dominika: "Hrrmpf. Steht doch eh so viel zum Lesen da."
Minkasia: "Aber nur Geflauchtes! Das finden die Leute nicht mehr lang sexy. Du wirst eines Tages aufwachen und draufkommen, dass du überhaupt keine Freunde mehr hast."
Dominika: "Dann geh' ich zu Facebook. Und überhaupt finde ich dieses reflexionslose Murmeln der Diskurse in der Blogosphäre, diese selbstentäußernde virtuelle Befindlichkeitsprosa sowas von überwutzelt, ich kann's gar nicht sagen."
Minkasia: "No sehr super. Das fällt dir aber bald ein. Und was ist jetzt mit mir?"
Dominika: "Du bestellst mir auf EBay neue Antischizophrenika und wir reden nicht mehr darüber."

Montag, November 16, 2009

Minkasia ist tot.

Seit fünf Minuten. Das AMS hat sie umgebracht. Aus der Reihe: Aus dem Leben toter Menschen. Ein Nachruf von René Monet.

Abb. 1: Mutti Nagl kommuniziert mit der toten Minkasia über eine Deadline.

Freitag, November 13, 2009

Ich bin doch noch gar nicht tot!

Wie es sich anfühlt, Zeugin der Verkündigung des eigenen Todes zu sein, das musste ich bei der gestrigen Lesebühne erfahren. In Stargast Didi Sommers Beitrag "Glück im Unglück" wird Minki von ihren Brüdern René und Klaus einer Maus vorgeworfen, "die im Keller sein Unwesen treibt". Kurz darauf dringt "lautes Gerümpel" nach oben, die Brüder ahnen Übles.
Bruder René verlas daraufhin einen anrührenden Epitaph, der mit den Worten "Minkasia ist seit fünf Minuten tot. Das AMS hat sie umgebracht", anhub. War eh nicht so schlimm, dank der segensreichen Erfindung der Fiktion.
57 weitere Arten zu sterben ersann Frau Anna Weidenholzer, jedoch hatte sie keine davon mir zugedacht. Möge sie deswegen einmal sanft sterben, etwa durch Totstreicheln. Bruder Klaus schließlich brachte das Ende der Sau unters Volk, wo es um eine Orgie nach einem Begräbnis geht und generell viel gestorben wird.

Dabei hätte das Motto doch eigentlich "Frühwerk" geheißen! Ich jedenfalls habe mich daran gehalten und aus den geheimen Tagebüchern von Coala Lumpi vorgelesen:


Leider gibt's davon noch keine Fotos - ich habe mich nämlich mit Schnurrbart und Glitzerschmetterlingstop garniert.
Zum Schluss mussten eingeweihte Teile des Publikums einen Schreckmoment erleiden, als René noch den tödlichsten Witz der Welt vorlas, und ein nichteingeweihter Teil des Publikums um eine Übersetzung bat.

To be continued am 10. Dezember in der Alten Welt - wenn ich vorher nicht vom AMS ermordet werde.

Mittwoch, November 11, 2009

Linzer Worte - Text and the City: Das Frühwerk


Damit keiner sagt, ich hätt' es nicht gesagt: Morgen um 20 Uhr TEXT AND THE CITY in der Alten Welt, es winken wertlose Sachpreise, erlesene Texte und eine dekonstruktive Medieninstallation. Für euch lesen Literaturpreisträgerinnen, ÖON-Satiriker, Textsuppenköche und ich, der Schmierfink eures Vertrauens.
Unser Thema morgen: das Frühwerk.

Irre und von Herzen freuen mir sich auf unser aller Slam-Schatzi Didi Sommer, der morgen unser Gast sein wird.
Und noch was: Wir geben das Mikrophon diesmal auch für fünf Minuten an euch frei, goi!


Dieses Bild hat mit dem ganzen Segen gar nichts zu tun.

Freitag, November 06, 2009

Humor ist nicht mehr tödlich

Soeben erreicht die Kunde von der Entdeckung des weltlustigsten Witzes mein Auge. Alle, die darauf so wie ich mit spontaner Panik reagieren, kann ich beruhigen: Niemand muss nach der Witzlektüre sterben. Die Welt scheint in den vergangenen 30 Jahren einen recht ungefährlichen Geschmack entwickelt zu haben.
Gräusliche Erinnerungen kamen hoch: Der deutsche Vorkriegswitz (Adolf Hitler: "Mein Hund hat keine Nase!" Hitlerjugend im Chor: "Wie riecht er?" Hitler: "Scheusslich!") und der" Killer Joke" (deutsche Übersetzung: "Wenn ist das Nunstruck git und Slotermeyer? Ja! Beiherhund das Oder die Flipperwaldt gersput!") kosteten im vergangenen Jahrtausend noch Millionen Menschen das Leben. Hier gibt's die empfehlenswerte BBC-Doku dazu.



Heute aber musste ich nicht einmal lachen, geschweige denn mein Leben verlieren. Das ist, so denke ich, doch eine schöne Parabel für unsere so langweilig gewordene Lebenswelt ohne Feuer und Gefahr.

Dienstag, November 03, 2009

Welttag des Mannes: Todbringendes Rückenhaar und Aufreißtipps

Liebe Leserspatzen,

an eurem heutigen Jubeltag gendere ich extra nicht. Dieser Text ist nur für euch Mitglieder des Hosenvolkes bestimmt, das Kittelvolk darf ihn nicht lesen.

Aus Anlass möchte ich mich der großen Frage widmen, die euch umtreibt. Nein, nicht die, was euch eure Muttis, Weiwis oder Diskonter heute Gutes kochen werden. Und auch nicht die, wie ihr den nächsten GV aufstellt. Nicht, ob euer Glied lang genug ist. Nicht einmal die, warum es in handelsüblichen Untergatten nie richtig liegt.

Sondern! Rezente Studien ergeben, dass es ein Mysterium gibt, das alle XY-Aktenzeichner eint: Warum wandern die Haare im Herbst des Männerlebens in den Süden des Männerkörpers? Warum, wo sie es doch oben so viel schöner hätten, wo sie das Herrenhaupt wärmen und zärtlichen Händen Flauschzugriff bieten? Warum wandert der Wuschel dorthin, wo die Sonne so selten scheint? Nach der Umwandlung in BauchBeinPo- und Rückenfell wird das Kraulen fremder Hände zum Eingriff in die Intimsphäre, der uns zur GV-Problematik zurückführt.

Abb. 1: Mann (Symbolfoto)

Die Forschung kennt die Antwort: Weil der Körper des Mannes damit auf seinen bevorstehenden Tod aufmerksam machen will. So wie der Baum im Herbst seinen Blättern das Chlorophyll entzieht.

Das ist individuell oft sehr schade. Aber kein Grund zum Blasen von Trübsal: Viele Männer leben noch jahrzehntelang glücklich und zufrieden bis an das Ende ihrer Tage. Sie achten auf die Signale und werden bei der Auswahl der im neubepelzten Intimbereich kraulenden Hände wählerischer. Das Weibsvolk liebt zudem den Hauch des Tragischen und geht mit dem Hinweis auf den nahenden Tod des GV-Antragsstellers leichter her.

Das alles verrate ich euch - die Mädchen durften das ja nicht lesen - aus Zuneigung und aus Anlass eures Jubeltages.