Wem es trotz der gigantomanischen Einladungspolitik des Geburtstagskindes entgangen ist: Leser Josef "peinlich und unsensibel" Goldbär feierte vergangenen Freitag den nach eigenen Angaben schönsten Geburtstag seines Lebens - und das trotz Landeshauptmannsskandals und fehlender Böllerschüsse.
Bei den barocken Jubiläumsfeierlichkeiten im Seventies-Ambiente des Renaissance-Schlossmuseums war alles versammelt, was Drang und Namen hat. Also einmal der Landeshauptmann. Leser Goldbär war sichtlich aufgeregt über den hohen Besuch. Der LH stellte sich dann auch pflichtbewusst wegen der Grußworte vors Rednerpult. Dann aber der Skandal. Als das Geburtstagskind in nicht ganz uneitler Selbstüberschätzung über seine eigene Geschichte zu reden anhebt und dazu auffordert, die dunklen Kapitel der Geschichte nicht länger zu überblättern ("Das sind wir unseren Kindern schuldig!"), erkennt der LH, dass er sich im Saal geirrt hat. Nun blieb er aber nicht - wie der Rest der Gäste auch - höflich sitzen, sondern sprang mitten in der Auto-Eloge auf, um davonzuhoserln. Nicht ohne die kleine Peinlichkeit noch für eine kleine Propagandaeinlage in eigener Sache zu nutzen.
Welch eine rüde Geste! Höchst peinlich und unsensibel, wenn mich jemand fragen würde.
Da hatten wir also den Salat. Das Geburtstagskind fühlte sich leer und benutzt. Die Tränen flossen ihm in dicken Strömen die vor Gram zitternden Backen herab. Ich fasste mir ein Herz und sprach: "Weinende Piratenbraut, was soll das werden, ein neuer Ozean? Komm, lass uns kicken gehen." Die Tränen versiegten zögerlich.
Wir machten uns auf den Weg zum Leidensweg. Unterwegs erzählte ich heitere Schnurren aus meinem früheren Leben, innerlich aber nagte bange die Angst an mir, war mir doch bewusst geworden, dass auch mit der Gesamtheit von Goldbärs Freunden noch kein Team zu bilden sein würde. Was tun?
Da kam die rettende Idee. Ich steckte Passanten einen Geldschein zu und nahm sie kurzerhand mit, ebenso eine Kiste Bier. Damit lässt sich schon etwas machen, dachte ich.
Angesichts der Größe des Spielfeldes wäre die ursprüngliche Anzahl der Festgäste aber auch ausreichend gewesen. Gerade ich, die ich als bulliger Mittelfeldmotor des FC Rotation Winkeln viel Raum für meine strategische Spielentwicklung brauche, war mit den fünf Quadratmetern gleichsam unterfordert. Erschwerend kam noch die überaus brutale und ausschließlich gegen mich gerichtete "Spiel"-Weise des mittlerweile wieder aufblühenden Geburtstagskindes hinzu. Ich machte gute Miene zum schlechten Spiel und trotz mehrfach gebrochener Schienbeine weiter. Ich weinte nur innerlich ein bisschen in mich hinein.
Vier von vielen: Goldbärs Kumpels
Die zufällig von der Straße verschleppten Menschen entpuppten sich am Ende übrigens als Goldgriffe. Pet Ear half mir bei der endgültigen Dekonstruktion des gegnerischen Teams. Und Frau Ing. A. dekonstruierte das Geburtstagskind als Ganzes: Sie hatte ihm als Geschenk den Knigge für das 21. Jahrhundert mitgebracht (Message: "Du bist ein Rüpel"). Titelfrage: "Darf man per Email kondolieren?" Goldbärs Augen weiteten sich: "UND??! Darf Mann?!?" Ing. A: "Ja, man darf. Aber es wäre wichtig, das nachher auch noch persönlich nachzuholen." Leser Goldbär entfloß daraufhin etwas Speichel, er wollte schon in Richtung Computer entfleuchen. Da erkannte ich die beispiellose Verbalentgleisung: Er hatte doch tatsächlich "kondolieren" mit "kopulieren" verwechselt! Beim Barte des Propheten, ehrlich wahr! Ing. A. war sichtlich indigniert. Mit was? Mit Recht! Auch mein Antlitz erglühte vor Fremdscham wie ein bulgarischer Reaktor.
Weil ich über diesen Super-GAU der Peinlichkeit gar so schallend lachte, musste ich zur Strafe scheitelknien. Im Hause Goldbär gibt es zur zeitsparenden Maßregelung des dreiköpfigen Nachwuchses übrigens eine entsprechende Vorrichtung:
Damit war aber dann der Geburtstag vollends gelungen. Und ich? Mach's ja gerne. Für ein gelungenes Fest verschenke ich allemal meine Würde.
Die Überschrift entspringt übrigens einer echt passierten und schier unglaublichen Übersetzungsentgleisung: Bei einem TV-Interview wurde George Lucas' "May the force be with you" ganz gemäß dem Motto dieses Leserservices simultanübersetzt: "Am 4. Mai werd ich bei dir sein!" Ich könnt's nicht besser herbeischwanern.