Werte Freunde der intellektonellen Unterhaltung!
Heute wurde ich beim Frühstück mit Psychologie konfrontiert. Ja, genau, das ist das, was all jene studieren, die entweder selbst einen Poscher haben oder aber in die anderen Hirne hineinschauen möchten. In welche Kategorie Coala fällt, weiß ich immer noch nicht genau, vielleicht in alle beide. Sie schreibt jedenfalls irgendwas über Selbstwert (also doch vielleicht idiosynkratische Poscherverarbeitung?) und liest dazu ständig "journals" [tschöanels], die Titel wie "Terror Management Theory" tragen.
In einem solchen Artikel durfte ich heute lesen, dass "Self-Esteem" deswegen so nützlich sei, weil man sich bei einer entsprechenden Menge davon weniger vor dem Tod fürchte. "Wie praktisch!", kräht da der Gebrauchsmensch in mir, "wo kriegt man sowas zu kaufen?" Aber gemach! Todesangst ist aber, so heißt es weiter, auch nicht so unwichtig: Der Mensch fürchtet sich vor der Einsicht, dass er trotz all dem, was er sich an akademischen Titeln, Ehegatten, Kindern oder Liegenschaften zugelegt hat, nur ein "merely transient animal" sei, "groping to survive in a meaningless universe, destined only to die and decay." Schwere Kost zum Frühstück also, frage nicht. Es könne demnach sein, so die bedrohliche Einsicht, dass der Mensch mit seinen Errungenschaften nur das Faktum drapiert, dass er ein Tier ist, "that, in the cosmic scheme of things, may be no more significant or enduring than any individual potato, pineapple, or porcupine." Pfuuuuuuuhhhh!
Nachdem ich über diese Worte reflektiert hatte, erfasste mich große Sorge ob der so vermittelten Einsicht in die drohende Nichtigkeit unserer Existenz! Möglicherweise nicht anhaltender oder signifikanter als Erdapfel, Ananas oder Stachelschwein! Ich rang um Contenance. Zwar wusste ich, dass meine bisherige Lebenszeit die einer Ananas bereits um Längen überschritten hat, sogleich aber kam mir die immense Haltbarkeit von Dosenananas in den Sinn, und auch, dass ich möglicherweise um nichts besser bin als diese zuckrigen, blassen Scheiben! Oder als eine alte, speckige Grundbirne! Vom Stachelschwein ganz zu schweigen! Ich verzweifelte! Coala konnte mir psychologisch keine Hilfestellung gewähren, da sie in mich einstweilen noch nicht hinein schauen kann und ich bis zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht über meine Gedanken bzw. meine plötzlich anschwellende Todesangst gesprochen hatte.
Dann las ich mit angstgeweiteten Augen weiter - und zu meiner Erleichterung war dann zu erfahren, dass es genau diese Todesangst sei, die uns Menschen von HundKatzMaus und Erdapfel unterscheide. Ich atmete auf: Test bestanden! Ich bin kein Stachelschwein!
Erneut reflektierte ich. Allmählich schlich sich der Zweifel in mein Herz: Wie konnte aber der Autor der oben zitierten Zeilen so genau wissen, dass sich eine Ananas nicht doch auch davor fürchtet, gegessen zu werden (im schlimmsten Falle sogar als Zuckerscheibe auf einer Pizza Hawaii!)? Ich bin der Überzeugung, dass man da nicht reinschauen kann! Wie arrogant der Mensch doch ist! Wie töricht solche Rede! Wir halten uns hochnäsig für die Krone der Schöpfung, und doch haben wir nicht mehr Moral als der Erdapfel im Feld oder das Stachelschwein in der Savanne!
Lasst uns deswegen alle miteinstimmen:
"Schööööööööö ist es auf der Welt zu sein!"
sagt der Erdapfel zum Stachelschwein.
Du und ich wir singen heut,
dass auch uns der Tod nicht freut!
Wär auch froh, noch nicht tot zu sein: Roy Black. Foto: WDR?