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Montag, November 01, 2021

Über das wahre Leben schreibe ich hier nicht

Phantomereignisse im Oktober 2021

1.10.

Um 10:06 auf dem Bahnsteig, um den Zug um 10:16 rechtzeitig zu erwischen. Allmählich ähnle ich meiner Mutter, die stundenlang vor jedem Aufbruch nervös wurde, ganz egal, ob es ein Zahnarzttermin oder etwas Besseres war. Die Aufbruchsunruhe, und die Hände, und das recht gern Zuhausebleiben.

***

Wegen der verreckten message control reden die Politiker schon so uneigentlich, dass man bald Auguren braucht, die aus ihren Handbewegungen und Slimfit-Nuancen Orakelsprüche herauslesen wie aus dem Vogelflug. Wenn das so weitergeht, muss man den Ministern den Bauch aufschneiden, um aus ihren Eingeweiden zu erkennen, was sie mit uns und der Zukunft vorhaben.

***

Wien ist überall Stadt, egal wo man aus der Straßenbahn aussteigt. Ich will Urlaub in der Quellenstraße machen.

***

Vielleicht gründe ich die GAV Schönering, aber bei der Vorstandssitzung hat man mir ohnehin schon gesagt, dass ich in OÖ eine „unbegrenzte Obmannschaft“ innehielte, das stillt meine despotischen Bedürfnisse im Keim, denn es klingt wie „gemäßigte Diktatur“.

2.10.

Von der Arzlochscharte hinüber zur Kirtagsmauer, eine Bergtour wie in einem Franzobel-Roman. Gegen meinen Willen treibe ich die armen Gämsen vor mir her wie eine durchgeknallte Hirtin, vergebens schlage ich eine andere Richtung ein, sobald ich sie siehe, nach der nächsten Geländekante stehen sie wieder da und schauen mich böse an. Beim Abstieg überrasche ich eine beim Pinkeln, ihr Blick gleicht dem des Steinadlers, den ich unabsichtlich vom Gipfel des Bruderkogels vergrämt habe.

3.10.

SUVs verstopfen die Grazer Innenstadt, in den Gunstlagen der Repräsentationsbauten Raiffeisenfilialen, Red-Bull-Stores, Salewa-Outlets. Die Steiermark liebt die Privatwirtschaft wirklich. Da könnte die kommunistische Kaar dreinfahren wie Jesus unter die Tempelhändler.

Warum Graz der Seehunde gedenkt, erschließt sich auf den ersten Blick nicht, aber es ist eine liebe Geste gegenüber der Fauna.

4.10.

Alex hat einen Bekannten, der sich im Zoo zu fürwitzig über das Vogelgehege gebeugt hat und von einem Pelikan ins Gesicht gebissen wurde, es passte ganz in den gezähnten Schnabel. Der bemerkenswerte Unfall kam wegen der feingezackten, langen Bissspur auf.

8.10.

Es ist ein Irrglaube, dass ich hier über die wahren Dinge des Lebens schreibe.

14.10.

Wie zur Belohnung nach dem Unterleibs-Service manifestiert sich der von Coala und mir stark, aber ehrsam verehrte Foto-Graf Dieter Decker auf und tut so, als sei das nichts weiter. Er berichtet über 19 schöne Sachen, die ich mir fast alle nicht merke, weil ich ein wenig dumm bin und diesen Eintrag auf seinen Wunsch auch erst nachträglich einfüge (aus übertriebenem Datenschutz!). An eine Geschichte erinnere ich mich, nämlich an den Sturz eines Tirolers aus allen Wolken, als ihm die Tochter einen "Preußen" als Schwiegersohn andrehen wollte.


 ***

Bei den ersten zaghaften Versuchen, den Nachlass zu ordnen, tauchen unter einem Wust an Rechnungen, Befunden, Urlaubsgrüßen, Priestermangel-Zeitungsartikeln vier Fotos von einem offensichtlich toten Menschen auf, es dauert, bis ich meinen Großvater darin erkenne.

15.10.

Der Pfarrer nach dem Begräbnis: „Ich hätte eigentlich ein Mädchen werden sollen, nach lauter Brüdern, aber leider war es mir nicht vergönnt, diese höhere Daseinsform im Anthropozän zu erreichen.“

16.10.

In Gugging lebte ein Künstler, der eine der besten Wahnvorstellungen hatte, nämlich jene, unfassbar reich zu sein.  

17.10.

Das kaltherzige Frankreich unterteilte den Tschad glatt in der Mitte, in „tchad utile“ und „tchad inutile“. Falls noch jemand Wut-Gründe gegen die Kolonialzeit braucht.

18.10.

Goldene Wandertage. An Schönheit nicht zu überbieten, man möchte zur Naturlyrikerin werden.

***

Aichinger-Ausstellung im Stifterhaus. Es gibt einen Teppich, der mit einem ihrer Texte bedruckt ist. Irgendwann möchte ich etwas schreiben, das so etwas wert ist.

Idee einer Ausstellungs-Lotterie, analog zur Impf-Lotterie: Per Los wird einem Zufallsmensch aus der Bevölkerung eine wunderbare, persönliche Lebensausstellung gestaltet, mit Textteppich und Exponaten aus der Jugend. Mir die meine vorzustellen wird meine happy-place-Fantasie bei den nächsten faden Sitzungen.

Rudi Habringer liest eine Passage aus seinem Roman vor, in dem das Wort „minkeln“ abgehandelt wird, beim Schlussapplaus schaut er provokant grinsend in meine Richtung.

In der Pause erzählt mir Pauli von ihrer Zeit bei Radio Arabella, in der sie sämtliche B- und C-Promis durchinterviewen musste, an deren „Spitze“ Albano Carisi. Sie beleidigte ihn schwer, als er sich über ihre Fragen nach den großen Erfolgszeiten beschwerte, er wolle über „my new work!“ sprechen. Pauli musste ihm vermitteln, dass sich keine Sau dafür interessiere, was er ohne Romina anstelle.

19.10.

Andere Leute haben schwerere Erbschaften zu bewältigen – eine Bekannte fand im Nachlass der Mutter einen Elefantenstoßzahn. Mehr verrate ich dazu nicht, lediglich, dass sich am Ende die weltweit notleidenden Tiere über eine schöne Spendensumme aus dem illegalen Verkauf freuen durften.

20.10.

Coala und ich schildern Alex, wie unzufrieden wir damit seien, wie die jeweils andere die Zeitung in der Früh lese. Er: „Ob der großen Liebe entbrennen Scheingefechte.“

22.10.

Es war Lesebühne, darin hatte ein erfundener Mensch Geschlechtsverkehr mit Celine Dion, in einem Piratenschiff auf dem Hallstätter See, aber das schreibe ich hier jetzt nicht noch einmal, es steht ja eh schon an anderer Stelle.

25.10.

Meindl, was würdest du ohne mich machen?!“

Irgendwas anderes.“


26.10.

Die neugierigste aller neugierigen Nachbarinnen dieser Welt rät mir, die Sträucher zur Straße hin radikal umzuschneiden, dann käme viel mehr Licht in den Garten (und darauf säßen ihre Blicke wie optische Milben). Dann erzählt sie mir, wie leicht ihr die Lockdowns fallen, nur manchmal gehe es ihr ab, durch eine nächtlich beleuchtete Stadt zu gehen, so wie damals als Kind nach der Klavierstunde. Das habe sie immer genossen und seither nie wieder gemacht.

Es sind im Grunde diese mysteriösen Existenzen, die auf völlig andere Weise 20 Meter neben deiner eigenen geschehen. Das ist radikale Diversität. Über solche Lebensentscheidungen müsste sich die Literatur doch den Kopf zerbrechen, nicht immer nur Krieg und Hallodrisachen. Diese Frau ist 20 Minuten Busfahrt von ihrem Ziel entfernt. Dass einen Menschen nicht mehr als 100 Meter bis zur Wilia-Bushaltestelle, 1,20 € Fahrtgeld, ein mauliger Mann (der sich das Abendessen erstmals in diesem Jahrtausend selbst auf den Tisch stellen müsste) von der Erfüllung seiner Träume abhält – so wenig und zugleich ALLES – , das fasziniert und gruselt mich, und ich meine das ohne jeden Zynismus.

27.10.

Bei der Lesung für die Grünen Frauen behaupte ich, dass ich mit Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer auf den Schock hinauf, dass ich den Literaturnobelpreis bekomme, Hanfkekse genascht hätte. Der Applaus des türkisen Gemeindekulturreferenten gefällt mir sehr gut.

***

Es ist ein steter Quell der sprachlichen Freude, mit einer Staatsanwältin befreundet zu sein. Deswegen weiß ich jetzt, dass Juristinnen Querulanten als „Menschen mit verdichtetem Rechtsbewusstsein“ bezeichnen. 

29.10. 

Vor der Lesung in Eferding kommt es sehr schnell zum branchenüblichen, extrem freundlichen Negativ-Battle, wer jemals die wenigsten Menschen bei einer Lesung gehabt habe. Es gewinnt Gertraud Klemm (quasi "keiner, und der ist mittendrin gegangen"). Es ist sehr, sehr schön im Gastzimmer, so überhaupt kein Abend für literarisches Understatement. Marianne Jungmaier fragt mich nach Kulturpolitik, und ich sage, man möge mich erschlagen, wenn ich behaupte, es ginge mir nicht sehr gut dank meiner ganzen Privilegien. Talking of which: Nach der Lesung in Eferding bewirtet uns Karin Peschka mit Crémant, den sie von der befreundeten Feinkosthändlerin gegenüber kaufe. Außerdem ist der neue Bürgermeister freundlich, schwul und geht zu Lesungen. Vielleicht ist Eferding das neue Hipsterhausen von Oberösterreich geworden, ohne dass wir es bemerkt hätten. 

 ***

 Über das wahre Leben schreibe ich hier nicht, außer ich tue mir einen Hund ins Haus: 

Mittwoch, März 30, 2016

Adolf brunzt auf Blumen

Eine Dame mit gachblau gefärbtem Haar schimpft mit ihrem Pitbull, der das mobile Begleitgrün vor meiner Haustüre anbrunzt: "Adolf, wos mochstn schon wieda in de Blumal!" Kurz reitet mich die Lust zu fragen, ob der Hundename eh ironisch oder schon ernst gemeint sei. Dann erinnere ich mich an mein Verbot, Fragen zu stellen, deren Antworten mir nicht gefallen könnten.

Samstag, Februar 27, 2016

Eisbein, politisch unzuverlässlich

Soeben hatte ich Freunde zu Besuch, aka "soziale Kontrolle". Und was müssen die entdecken? Braune Flecken in meiner Küchenbibliothek! 


Und ich hab' mich schon gewundert, warum alles, was ich daraus nachgekocht habe, immer nur nach Eisbein und Kraut schmeckt.

Donnerstag, Juli 24, 2014

Gedenkbohnen

Einer meiner beiden Ex-Erziehungsberechtigten öffnet eine Dose Serbische Bohnensuppe und wirft Erdäpfel vom Vortag sowie Wiesnerwurscht und Curry hinein. Er habe, so sagt er dann beim Löffeln seiner Komposition, in der Zeitung gelesen, dass sich heute das Ultimatum an Serbien zum 100. Mal jähre. Ich muss noch ein wenig nachdenken über die Implikationen dieser derart gelebten Historik.

Montag, Mai 12, 2014

Hitlerhälften zu Discounterpreisen


Ach du liebes Bisschen. Reiß' dich zusammen, St. Valentin! Naja, zumindest günstig ist es. So richtig Angst macht mir eigentlich ja der Herr Ossmann.

Donnerstag, August 23, 2012

Historischer Sensationsfund aus der Nazizeit

Die meiste Zeit werden hier in der Lebensbeichte ja kleine Mitteilungsbrötchen gebacken. Aber heute gibt's einmal einen Riesenlaib Sensation.
 
Bei einem meiner Streifzüge durfte ich vergangene Woche diese Tür in einem St. Valentiner Keller entdecken:


Nach glaubhaften Bezeugungen der Bewohner hat Hitler hier den "Anschluss" Österreichs an Deutschland beschlossen. Als Zeichen des immerwährenden Gedenkens hat die Wohnbaugenossenschaft NÖ-West die Kellerwände in garstigem Rosa getüncht.
Arg.

Mittwoch, Februar 01, 2012

Neue Opfer braucht das Land

In einem Paralleluniversum hat sich Adolf Hitler nicht erschossen und sitzt mit erstaunlich hohem Alter im Spandauer Gerontenstrafvollzug. Weil dieses Universum gar so wunderlich ist, hat auch seine Hündin Blondi überlebt.


„Ich sag’ dir was im Vertrauen, Blondi, unter vier Augen!“ Sie hebt müde den Kopf. „Wir zwei, wir sind die neuen Schwulen in diesem Land.“ Die Hündin dreht verwundert den Kopf. „Die Wärter reißen unsere Liebe mit Gewalt aus dem Kontext! Außerdem sind wir die neuen Kommunisten.“ Blondi spotzt. „So wie bei uns aufrechten Demokraten gegen alles Nicht-Linke vorgegangen wird!“
„Wir sind auch die neuen Zeugen Jehovas!“, ruft es aus der Zelle links herüber. „Pscht, nicht so laut, Goebbels, das ist ein Privatgespräch.“


„Und überhaupt sind wir die neuen Nazis! So wie uns die Scheißlinken verfolgen!“ schreit es von rechts. „Göring wird’s nie lernen“, brummt Hitler, Blondi bellt müde, aber zustimmend. Und dann herrscht wieder Ruhe im Bau.


Spendenkonto für diskriminierte Nazis und andere Opfer: 1013986, 34180

Montag, Januar 09, 2012

Frühstück bei Hitler und andere falsche Idyllen: Lesebühnen-Opening 2012


Liebe Publikums-Kätzchen und Spätzchen,
eine große Freude war es uns, euch am Freitag angelockt und hergerockt haben zu dürfen. Herzlichen Dank auch, dass ihr alle Abstand davon genommen habt, uns wegen Wiederbetätigung anzuzeigen! Ihr wisst: Wenn eine Frau den Hitler darstellt, ist das per se schon antifaschistisch. Und wenn ein Mann die Eva Braun spielt und ein anderer Blondi, dann muss das als vehementer Akt des Widerstands gegen die beknackten Neonazis und Ewiggestrigen gelten.



Es war insgesamt ganz famos! Mehr Bildnisse und Worte findet ihr wie immer auf dem Lesebühnenblog. Und mehr von der Lesebühne als solcher gibt's am 17. Februar.

Dienstag, Mai 04, 2010

Dumm kickt gut: Zum dritten Dr. Josef Goldberger-Gedenkturnier

Der immer noch lebende Adressat des Gedenkturniers mit "Ich rocke!" Santa Cruz

Der Titel ist natürlich wiedereinmal nur aus lauter Quotengeilheit geschehen. Zumal die Top-Scorerin Antifa "Knipsermutti" Anita eine der gescheitesten und vor allem bestgekleideten Damen am Platz war.
Aber wovon ist verflixtnochmal die Rede, werden sich jene fragen, die am 1. Mai lieber feierlich nichts arbeiteten, als in Schönering Fußball zu spielen. Es geht um das zur schönen Tradition gewordene Jubiläumsgedenkturnier für den namhaften Betroffenheitspfleger und Kopfballrambo Dr. Josef Goldberger. Motto: "Mehr Fußballturniere während des Lebens, denn auf den Gräbern sind sie vergebens!"


Der Spieleinsatz war freilich nicht unbedingt als Gegenmodell zur Feiertagsfaulheit zu sehen. Davon kündet die eher statische Bildausbeute. Aber wozu laufen, wenn das Ehepaar Goldberger auf beiden Seiten die Frucht ins Netz schlenzt?


Zudem kam es zu einem brutalen Foul im RAD-Stadium Schönering: Der Fußballschuh eines Kleinkinds trifft Libera Ulla K. an der Augenbraue. Beim Kühlen der leichten Schwellung passiert dann das Unfassbare: Teile des Makeups bleiben an der Weihenstephaner-Flasche kleben! Ob die rüstige Ausputzerin ihre Karriere fortsetzen kann, ist noch ungewiss.
Der Schock steht den Mitspielern ins Gesicht geschrieben:


Montag, März 15, 2010

"Mein Kampf" ist doof

Gestern ward ich per Kommentar dafür gezaust, olle Kamellen gegen die Katholische Kirche zu verwenden, ohne darauf hinzuweisen, dass Hitler auch Törichtes geschrieben habe. Keine Sekunde länger möchte ich zögern, den FööÖhrer despektierlich zu behandeln. Hier eine sehr lustige Passage über seinen Fehlschlag, Darwin zu verstehen:

"Jedes Tier paart sich nur mit einem Genossen der gleichen Art. Meise geht zu Meise, Fink zu Fink, der Storch zur Störchin, Feldmaus zu Feldmaus, Hausmaus zu Hausmaus, der Wolf zur Wölfin usw."


Weitere Beweise mit Tigern und Hunden gäb's hier.

Donnerstag, Februar 25, 2010

Die Realität folgt der Satire: Norbert Hitler schon lange in der "Lebensbeichte" entdeckt

Da wundere ich mich noch, warum jüngst etliche Menschen "Norbert Hitler" googeln und dann hier bei mir landen. So google ich selbst und komme drauf, dass soeben die törichte Krawallgazette "News" Hitlers letzte Verwandte aufgestöbert hat. Die hatten bis dahin nichts von ihrem üblen Ahnen gewusst. Unschön!

Zu mir verschlägt's die Neugierdsnasen wegen meiner aufgeregten Skandalgeschichte, wie der ebenso beschäftigungslose wie fiktionale Hobbynazi Norbert Hitler von einem feisten Hund ins Wadl gebissen wird. Die könnt ihr hier nachlesen. Den allergrößten Hitlerskandal habe ich still und unbedankt bereits vor vier Jahren aufgedeckt - hier nachlesen.

News ist übrigens die "Wahrung der Anonymität der Nachfahren von größter Wichtigkeit", was die schlecht verpixelten Porträts und die Berufsbezeichnungen gut zum Ausdruck bringen.

Montag, Februar 01, 2010

Antifa-Afra attackiert Hitlers Hintern

LINZ-LAND. Riesenschreck in Schönering: Ein Gesinnungsattentäter dringt in ein gutbürgerliches Wohnzimmer ein, um dort seine demokratiefeindlichen Parolen zu verbreiten. Doch Familienhund Afra (63kg) kann den braunen Wiederbetätiger durch gezielte Partisanenbisse unschädlich machen.
Gegen 20 Uhr lässt lautes Herrengemenschel Herrn Kajetan Gsengstbratl aus seiner Bibellektüre hochschrecken. "Zuerst hab' ich gedacht, meine Gattin habe den Guido Knopp schon wieder viel zu laut im Fernsehen aufgedreht." Doch nicht die harthörige Frühpensionistin löst den Schreck aus, sondern Norbert Hitler, Cousin von Franz Fuchs und glühender Anti-Antifaschist.

"Der ist in unser Wohnzimmer marschiert, als wäre es Polen!" erzählt Frau Gsengstbratl, immer noch aufgebracht. Der beschäftigungslose Teilzeitterrorist soll laut einschlägige Parolen skandiert haben. "Er hat uns als Bolschewistenbrut beschimpft, nur weil wir eine Douglasie statt heimischer Tannen als Christbaum verwenden", berichtet ihr Gatte.

Doch plötzlich stürmt Hund Afra hinter dem Sofa hervor. Spontan und unbürokratisch stürzt sie sich auf den Rechtsausleger und bringt ihn zu Fall. Auf dem Boden entspinnt sich ein heftiger Nahkampf.

Schließlich gelingt es "AntifAfra", den Invasoren an allen Fronten zu schlagen und aus dem okkupierten Wohnraum zurückzudrängen.


"Wahnsinn, da haben wir aber Glück gehabt", sagen Mutti und Vati Gsengstbratl erleichtert, "der Hund hat uns vor der Umvolkung gerettet!"

Dieser Artikel ist ein Update zu "Polizistenwaden und Mutterstolz".

Freitag, Januar 29, 2010

Räude schöner Götterfunken: Skandalöse Entgleisungen beim Solaris-Slam


Mesdames et Messieurs, dear Slamily,

trotz ondulierter Haare und prachtvoll funkelnder (kurz: prunkelnder) Outfits kam es beim gestrigen Poetry Slam zu empörenden Entgleisungen. Der Tadel war mir ins Gesicht geschrieben:


Und hier der Tatbestand: Sevi bestellt drei Biere!


Als ob das noch nicht genug wäre, verfällt auch der Slam-Meister Sommer im Rausch der Rebellion gegen Anstand und öffentliche Moral in ewiggestrige Bierbestell-Modi.

"Peinlich und geschmacklos!" sagen Sprecher von FPÖ, BZÖ, FPK, FKK und ÖKM. "Wir haben es nicht notwendig, uns von linkslinken Schandmäulern unsere Signale an die Menschen mit aufrechter Gesinnung flauchen zu lassen!"

Ein Bild wie ein Geständnis.



Pfui!

Gewonnen haben im Übrigen der obig abgebildete Sevi, der seinen WWF-Gürtel stolz in die Kamera hält, sowie René Monet, der seine Zunge angeekelt an ein verkokeltes Jausenbrot aus der Siegersocke hält.

Montag, Mai 18, 2009

Gedenkturnier mit kleiner Blasmusik - jetzt mit noch mehr Bildern!


Gnä' Damen und Herrentorten,

in aller montagsmorgendlicher Kürze hier ein wenig Anschauungsmaterial vom Dr. Josef-Goldberger-Gedenkturnier vom verwichenen Freitag. Fans wissen zudem, dass es sich hierbei um die jahreseinzige Trainingseinheit des phantomhaften, aber beleibten, pardon: beliebten FC Rotation Leidensweg handelt. Alljährlich kämpfen wir im Schöneringer RAD-Stadium gegen unsere beiden größten Feinde: die Zeit und uns selbst.

Das Aufwärmen besteht in Rauchen und dem Trinken kofferraumwarmer Weißbiere:

Mag. Prof. Eigelsbrötler zeigt, wie's gemacht wird.


Zu schnell für die Kamera, dafür posierungsbewusst: Dr. "Edeljoker" Goldbär


Ein rührender Moment für das Schöneringer Rationalteam: Um seinen Fehler der Bevorzugung der Freiwilligen Feuerwehr Schönering am 4. Mai ("May the 4th be with you") wieder auszuwetzen, trickst der Blasmusikverein am Spielfeldrand auf und ehrt das Geburtstags-"Kind" in Form einer Marschwertung.



"Im Hintergrund steht ganz verdutzt die Musikkapelle der Kulturhauptgemeinde Schönering, während im Vordergrund die Nummer 3(7) die erste Trompete bläst", hat Kamerakind Andi sein Bild betitelt.

"Wiedereinmal der schönste Geburtstag meines Lebens", jauchzt hingegen der selbsternannte Ehrenbürger.

Freitag, März 27, 2009

Neu in den Streifzügen: Hitler, die Quotennutte

Huch, was ist das denn für ein Titel?! Was es damit auf sich hat, könnt ihr hier nachlesen: http://www.streifzuege.org/ Ich schreibe dort unter meinem bürgerlichen Vornamen, wenn es jemand genau wissen will.

Steht endlich eine Revitalisierung des vor wenigen Jahren noch so boomenden Satiregenres "Gedenkhumor"* ins Haus?

Stay tuned!

*Wichtiger Hinweis für alle, die neu hier sind bzw. alle Dolme, die über "Negerwitze" hierher kommen: "Gedenkhumor" ist eine linke Angelegenheit, also bitte keinen Applaus von der falschen Seite.

Donnerstag, Januar 22, 2009

Frage der Woche: Gähntechnisch veränderte "Negerwitze"

Ahoi, Leseburschen und -mädels!

In der dieswöchigen Frage der Woche begehrt Textsuppenkasper René Monet Folgendes zu wissen:

Liebste terroristin,

Es ist mir wieder einmal etwas unklar. Wenn ich wie auch jetzt gerade mit 1,8 promille bedüselt mit ca. 140 km/h durch die landschaften meines wunderbaren Österreichs kraftfahrzeugfahre (analog zu "fernsehschaun"), dann hab ich die muße, ein bissl nachzudenken über dies und jenes und auch anderes.
Nun schweifen meine gedanken richtung negerwitze ab und da hörte ich von einem hochrangigen herrn unlängst einen guten über eine negermama, den ich hier in ihrer kolumne allerdings nicht auswendig aufsagen kann, auch, weil ich gleichzeitig mit meiner mutter mobil telefoniere und versuche, ein sudoku an der windschutzscheibe zu lösen.
Jedenfalls frage ich sie, kriegen kinder von bleichgesichtigen müttern durch die viele weiße milch ihre hautfarbe (die, wie ich finde, noch immer ein excellentes kriterium zur charakterbestimmung ist) eingeimpft oder spielt auch da mittlerweile sowas ähnliches wie "gene" eine rolle, wo ich doch immer dachte, dass unsere kinder (zumindest die anständigen und ehrlichen) genfrei sind?
Danke für die schon jetzt sehnsüchtig erwartete antwort,

unterwürfigst,
ihr,
texsuppenkoch René Monet


Hochwerter Herr Monet,

und da sage mir noch eine, das männliche Geschlecht sei nicht multitaskingfähig. Sie sind darüberhinaus ja sogar noch multi-askingfähig, weswegen ich Sie nicht länger bitten will, mir die Antwort zu stunden.
Da kommt sie schon herangerast: Gemäß dem Proverb von der Identität von Wesen und Feststoffaufnahme* besteht der Mensch in seinem Frühstadion pardon: -stadium zunächst wesentlich aus Muttermilch. Die Exegese des Kärntner Landeswitzes deutet auf eine direkte Korrelation zwischen Hautfarbe und Muttermilch hin - ergo müssen die Leibesfrüchte der Kärntner Mehrheitsbevölkerung milchfarben, jene afroafrikanischer Mütter kakaofarben sein.
Die Rolle der Gene bei der Übertragung von Hautfarben ist noch nicht genau erforscht; ihre Bedeutung scheint dabei aber weniger stark zu sein als die der astrologischen Geburtskonstellation. Nur soviel lässt sich sagen: Gebiert eine Kärntner Mutter ein kakaofarbenes Kind, liegt eine gentechnische Veränderung vor; es gilt die Überfremdung des hochwertigen Karawanken-Volkskörpers zu beklagen. Vice versa jedoch ist die Bemühung von Herrn Michael Jackson zu beurteilen. Dank der nicht unbeträchtlichen Eingriffe in sein Erbgut sind auch seine Kinder weiß geraten:




Übrigens haben neueste Recherchen heute beim Mittagessen ergeben, dass nicht Haider selbst alkoholisiert war, sondern der Ersthelfer, der versucht hatte, ihn mundzumundzubeatmen. Wieder eine linkslinke Lüge dekonstruiert!
An dieser Stelle möchte ich endlich einmal den schönen Buchstabensuppensatz "Scotty beamte beatmete Beamte" veröffentlichen. Vielleicht mag daraus ja jemand eine Geschichte basteln.

Abschließend verweise ich auf die kommenden Samstag erscheinende Forschungskolumne zum Thema "Darf man in Gegenwart Roberto Blancos Negerwitze machen?"

Submissest,

RettungsautorIn Minkasia

Anbei ein Bild aus besseren Tagen - bitte keine Scherze über Tote, auch nicht über Lugners und meine Karriere!





* "Du bist, was du isst" ist deswegen auch eine absolute Verifikation des Rückschlusses von der Pigmentierung auf die Charakterlichkeit.

Donnerstag, Oktober 23, 2008

Et si muove: Arbeitswelten

Nach dringlichen Anfragen vom Stammhaus am Leidensweg (ich zitiere: "Za dem hamma di ned studian lossn, dassd in gaunzn Tog af Lepschi bist!"): Zuweilen arbeite ich sehr wohl!
Heute für euch erledigt: Multitasking während meiner kritischen Berichterstattung über die neuesten Auswüchse archivarischer Hyperaktivität in unserem Land.



Pädagogisch wertvolle Jugendarbeit

Charity für Kriegsinvaliden

Sensibel-stimmungsvolle Porträts der oö. Deutungselite

Dienstag, Oktober 07, 2008

Im TGV der Entgleisung

Riesenskandal im Innviertel!

Im Auftrag einer namhaften Publikation hatte ich gestern nach Riad zu reisen, um eine sensible Reportage über die Mühen der Vergangenheitsbewältigung zu featuren. "Geschichtsgespräch mit kleiner Blasmusik" - so versuchten die Veranstalter diesem wilden Volk die dunklen Kapitel seiner Vergangenheit näher zu bringen.
Ich erwartete Feuer und Gefahr und freute mich auf knackende Unterkiefer und knirschende Knochen. Da ich gleichzeitig ein wenig Angst vor dem Aufwallen des Sauwaldblutes hatte, entschied ich mich für embedded journalism und ließ mich von Referent Goldbär in diesen mir so wenig bekannten Kulturkreis einschleusen.
Schon als wir bei der allerersten Tanke außerhalb von Linz anhielten, schwante mir Übles.

Aber wer hätte damit gerechnet, dass er auf heimischem Boden dann soooooo vors Publikum treten würde?

Durch diese Montur geriet die als Gedenkhilfe gedachte Veranstaltung zur Rieder Aschermittwochsrede. Und das Schlimmste: Nicht einmal gerauft wurde.

Montag, Juni 11, 2007

Grillen gegen Rechts II: Urlaubsgrußentgleisungen

Gescheiterte Antifa-Pädagogik: Zeppelin G. fühlt sich trotz meiner mahnenden Blicke nach wie vor nicht schuldig für die Verbrechen seiner Urgroßväter.


Demnächst auf diesem Online-Ereigniskomposthaufen:

Die mittlerweile dritte Auflage des antifaschistischen Großereignisses "Grillen gegen rechts" im wunderschön benamsten Bruck/Tödling bei St. Florian.

"Freuen" Sie sich auf die geschmackloseste SMS der Welt!


Einschub am 12. Juni: Im Kommentarteil wird mir mit einer Klage gedroht, sollte ich den Inhalt der weltgeschmacklosesten SMS veröffentlichen. Da sage ich - ohne Anwalt! - BRING IT RIGHT ON!!!!!!!!!!!!!! Denn erstens bin ich als Übungsschmierfink gar nicht dem Medienrecht unterstellt. Da kannst du dich mit deinem Wirtsfreund brausen gehen, lieber Johnny Castle (ja, jetzt ist es heraußen). Und zweitens! Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf die Wahrheit!

Hier also der Super-GAU der Gedenkentgleisung - Johnny Castles Altvordere urlauben in Polen. Von dort traf folgende SMS ein:


"Wetter ist schlecht, Stimmung super - Bussi aus Auschwitz, Mutti"


Das ist doch ein Skandal sondergleichen. Seht selbst, wie indigniert selbst die liebliche AntifaAnita auf die völlig danebenen Urlaubsgrüße reagiert:



"Do kaunst di owa so richti schenian!"


Um den Grillsymposiumsbericht aber am Ende etwas versöhnlicher zu gestalten: Leser Goldbär, Abteilungsleiter für Betroffenheitspflege, steht vor Gastgeber Francoisens (Fachinspektor für Volkstumsfragen) neuem Grill. Spricht ein Archivar zum anderern: "Wooow! Und das hast du dir alles selbst aufgebaut - trotz deines anstrengenden Berufes!" Chemiker, Journalistinnen, Dreifachmütter, Köche, Geschäftsführerinnen brechen darob in homerisches Gelächter aus.

So sah das dann alles aus:

Francois vor seinem neuen Fleischmausoleum


Johnny Castle und Pet Ear begutachten Francoisens Kinderunterhaltungsfacilities


Leider immer wieder ein Thema bei Grillsymposien: Erotische Entgleisungen


Glücklicherweise ebenfalls ein Thema: Chillen vor dem Grillen

Freitag, Mai 04, 2007

Leserspecialgeburtstagsservice: May the 4th, be with you!




Wem es trotz der gigantomanischen Einladungspolitik des Geburtstagskindes entgangen ist: Leser Josef "peinlich und unsensibel" Goldbär feierte vergangenen Freitag den nach eigenen Angaben schönsten Geburtstag seines Lebens - und das trotz Landeshauptmannsskandals und fehlender Böllerschüsse.


Bei den barocken Jubiläumsfeierlichkeiten im Seventies-Ambiente des Renaissance-Schlossmuseums war alles versammelt, was Drang und Namen hat. Also einmal der Landeshauptmann. Leser Goldbär war sichtlich aufgeregt über den hohen Besuch. Der LH stellte sich dann auch pflichtbewusst wegen der Grußworte vors Rednerpult. Dann aber der Skandal. Als das Geburtstagskind in nicht ganz uneitler Selbstüberschätzung über seine eigene Geschichte zu reden anhebt und dazu auffordert, die dunklen Kapitel der Geschichte nicht länger zu überblättern ("Das sind wir unseren Kindern schuldig!"), erkennt der LH, dass er sich im Saal geirrt hat. Nun blieb er aber nicht - wie der Rest der Gäste auch - höflich sitzen, sondern sprang mitten in der Auto-Eloge auf, um davonzuhoserln. Nicht ohne die kleine Peinlichkeit noch für eine kleine Propagandaeinlage in eigener Sache zu nutzen.






Welch eine rüde Geste! Höchst peinlich und unsensibel, wenn mich jemand fragen würde.

Da hatten wir also den Salat. Das Geburtstagskind fühlte sich leer und benutzt. Die Tränen flossen ihm in dicken Strömen die vor Gram zitternden Backen herab. Ich fasste mir ein Herz und sprach: "Weinende Piratenbraut, was soll das werden, ein neuer Ozean? Komm, lass uns kicken gehen." Die Tränen versiegten zögerlich.


Wir machten uns auf den Weg zum Leidensweg. Unterwegs erzählte ich heitere Schnurren aus meinem früheren Leben, innerlich aber nagte bange die Angst an mir, war mir doch bewusst geworden, dass auch mit der Gesamtheit von Goldbärs Freunden noch kein Team zu bilden sein würde. Was tun?


Da kam die rettende Idee. Ich steckte Passanten einen Geldschein zu und nahm sie kurzerhand mit, ebenso eine Kiste Bier. Damit lässt sich schon etwas machen, dachte ich.


Angesichts der Größe des Spielfeldes wäre die ursprüngliche Anzahl der Festgäste aber auch ausreichend gewesen. Gerade ich, die ich als bulliger Mittelfeldmotor des FC Rotation Winkeln viel Raum für meine strategische Spielentwicklung brauche, war mit den fünf Quadratmetern gleichsam unterfordert. Erschwerend kam noch die überaus brutale und ausschließlich gegen mich gerichtete "Spiel"-Weise des mittlerweile wieder aufblühenden Geburtstagskindes hinzu. Ich machte gute Miene zum schlechten Spiel und trotz mehrfach gebrochener Schienbeine weiter. Ich weinte nur innerlich ein bisschen in mich hinein.


Vier von vielen: Goldbärs Kumpels



Die zufällig von der Straße verschleppten Menschen entpuppten sich am Ende übrigens als Goldgriffe. Pet Ear half mir bei der endgültigen Dekonstruktion des gegnerischen Teams. Und Frau Ing. A. dekonstruierte das Geburtstagskind als Ganzes: Sie hatte ihm als Geschenk den Knigge für das 21. Jahrhundert mitgebracht (Message: "Du bist ein Rüpel"). Titelfrage: "Darf man per Email kondolieren?" Goldbärs Augen weiteten sich: "UND??! Darf Mann?!?" Ing. A: "Ja, man darf. Aber es wäre wichtig, das nachher auch noch persönlich nachzuholen." Leser Goldbär entfloß daraufhin etwas Speichel, er wollte schon in Richtung Computer entfleuchen. Da erkannte ich die beispiellose Verbalentgleisung: Er hatte doch tatsächlich "kondolieren" mit "kopulieren" verwechselt! Beim Barte des Propheten, ehrlich wahr! Ing. A. war sichtlich indigniert. Mit was? Mit Recht! Auch mein Antlitz erglühte vor Fremdscham wie ein bulgarischer Reaktor.

Weil ich über diesen Super-GAU der Peinlichkeit gar so schallend lachte, musste ich zur Strafe scheitelknien. Im Hause Goldbär gibt es zur zeitsparenden Maßregelung des dreiköpfigen Nachwuchses übrigens eine entsprechende Vorrichtung:




Damit war aber dann der Geburtstag vollends gelungen. Und ich? Mach's ja gerne. Für ein gelungenes Fest verschenke ich allemal meine Würde.

Die Überschrift entspringt übrigens einer echt passierten und schier unglaublichen Übersetzungsentgleisung: Bei einem TV-Interview wurde George Lucas' "May the force be with you" ganz gemäß dem Motto dieses Leserservices simultanübersetzt: "Am 4. Mai werd ich bei dir sein!" Ich könnt's nicht besser herbeischwanern.