Dienstag, Oktober 07, 2008

Im TGV der Entgleisung

Riesenskandal im Innviertel!

Im Auftrag einer namhaften Publikation hatte ich gestern nach Riad zu reisen, um eine sensible Reportage über die Mühen der Vergangenheitsbewältigung zu featuren. "Geschichtsgespräch mit kleiner Blasmusik" - so versuchten die Veranstalter diesem wilden Volk die dunklen Kapitel seiner Vergangenheit näher zu bringen.
Ich erwartete Feuer und Gefahr und freute mich auf knackende Unterkiefer und knirschende Knochen. Da ich gleichzeitig ein wenig Angst vor dem Aufwallen des Sauwaldblutes hatte, entschied ich mich für embedded journalism und ließ mich von Referent Goldbär in diesen mir so wenig bekannten Kulturkreis einschleusen.
Schon als wir bei der allerersten Tanke außerhalb von Linz anhielten, schwante mir Übles.

Aber wer hätte damit gerechnet, dass er auf heimischem Boden dann soooooo vors Publikum treten würde?

Durch diese Montur geriet die als Gedenkhilfe gedachte Veranstaltung zur Rieder Aschermittwochsrede. Und das Schlimmste: Nicht einmal gerauft wurde.

6 Kommentare:

goldbaer hat gesagt…

Jahrelang hab ich mich von euch Gutmenschen verarschen lassen müssen wegen meiner bäuerlich-traditionellen Herkunft. Gestern hab ich zurückgeschlagen und euch gezeigt, dass sich Jahrzehnte langes ministrieren, fensterln, Maibaum stehlen in der Region lohnt. Okay, Gläubigkeit und Tradition haben ihre Nachteile, aber wie man HEIMSPIEL buchstabiert, werdet ihr in eurer postmodern-identitätslosen Beliebigkeit nie wissen. Jeder Tag ein Auswärtsspiel. Wer’s mag.

Dominika Meindl hat gesagt…

Ah, hab' ich vergessen zu erwähnen, dass Goldbär von seinem Vater gestern als Grünwähler geoutet und von den Einheimischen daraufhin stante pede seines Autos verlustig gemacht wurde?

Anonym hat gesagt…

Bin ich froh, dass du nicht verraten hast, dass mir mein Vater auch ein sehr vertrautes Gefühl aus Teenagerjahren vermittelt hat, als er bei der anschließenden Diskussion eine Frage stellte, die ich nicht wahrheitsgemäß beantwortete.

Dominika Meindl hat gesagt…

Aha, wie war noch gleich die Frage? Die muss mir entgegangen sein - das kann nur an deinem Sprech-"Tempo" gelegen haben. Ich höre erst ab einer bestimmten Frequenz.

Ich hab' auch nicht verraten, dass mich dein Vater gestern gleich als Hoferbin adoptieren wollte, denn er konnte gar nicht genug von meinen wahnsinnig spannenden Dialekt-Ko-Referaten bekommen. Musste leider abschlägig antworten, denn ich habe ja schon ein Saustall-Atelier.

Was ich aber schon erwähnen will, ist dein "Meine Damen und Herren! Irgendwann äh muss einmal äh Schluss sein! Es war äh nicht alles schlecht." Findest du das historisch sensibel?

Anonym hat gesagt…

Ich hab schon auch gesagt, dass in manchen Punkten ein bissi übertrieben wurde bitte.
Aber mal was ganz anderes. Findest du nicht, dass im Innviertel sogar Gedenkveranstaltungen glamouröser und kerniger ausgetragen werden. Mit Blasmusik, Bierausschank und generellem Du-Wort.

Dominika Meindl hat gesagt…

Und für die Autobahn waren wir gestern Nacht dankbar, als wir mit dem "HIS-Story: Der Archivar der Herzen packt aus"-Tourbus heimfuhren.
Ad Anderes - da bin ich ganz bei dir. Seit ich weiß, dass ich einen Aspacher Urgroßvater habe, und in der Zwischenzeit mit mehreren Voll- oder Partialinnviertlern schmuste, parasitiere ich auch gerne an eurer kernigen Identitätsstärke.