Freitag, September 25, 2020

Meinungsfreiheit. Oder: Mink und ihre korrekten Politessen

Damit dem sperrigen Thema „Freiheit“ ein wenig Schwung und Ulk zukommt, wollen wir uns ihm im Stil von „Die lustigen Polizisten von St. Tropez“ vorzustellen, ich darf die Rolle des energetischen Luis de Funes übernehmen.

Plot: Präsidentin Mink de Funes beschließt, ihre geistige Bergidylle zu verlassen, um zu sehen, wo ihrem Volk der Schuh drückt. Sie hat gehört, dass es immer noch Hunger auf der Welt gibt, dass Frauen nur 42% der Pension von Männern bekommen, aber die ganze Hackn mit Haushalt und Pflege gratis mitreißen. Die leicht cholerische Exekutiv-Chefin ist empört über die Gerüchte, dass in Zeiten des Klimakollaps' Autobahnen in Städte hineingesprengt werden, dass in Moria Menschen in allergeschisstensten Verhältnissen gehalten werden, damit sich Populistenarschlöcher damit die Stimmen von Menschen einwamsen, die sich das Nachdenken vielleicht für die Pension aufheben. Am meisten erzürnt sie aber, dass dieser Satirebundeskanzler immer noch auf ihre Kosten so tut, als wäre er am Ruder.

Früh am Morgen beginnt die Audienz, die Meinungspolizeiwachstube von St. Tropez, so muss die Despotin feststellen, ist angesichts der Bedrängnisse erstaunlich leer, lediglich ein Geschwader männlicher Mitbürger, Jahrgang 1960 und älter, springt gleich auf. Sie tragen eine Art Uniform, beige Hosen, von den Gattinnen gut gebügelte Premiumhemden und besorgte Mienen.

Buttinger: „Oh, Madame le Presidente, es ist schröcklisch!“

Monet: „Oui, wir werdön üntördrückt!“

Buttinger: „Wir dürfön nüscht möhr sagen, was wir denkön!“

Monet:„Wir sind in die Fönge oiner Gewaltörschafte geratön!“

Buttinger: „Es ist wie in Stalinisme ou schlimmör wie itlör!“

Meindl: „Nein!“

Beide: „Doch!“

Meindl: „Unmöglich! Das ist mit den Werten einer freien Diktatur nicht vereinbar! Meine Herren, ich unternehme etwas dagegen!“

Die Bürger juchzen: „Liberté! Fraternité!“

Meindl: „Fraternisieren tumma nicht im Matriarchat, aber egal!“

Freilich, sie wundert sich ein wenig, dass die Unterdrückung des freien Wortes durch zuviel Rücksichtnahme auf die Gefühle der Mehrheitsbevölkerung (Frauen, Juden, Moslems, Flüchtlinge, Roma, Sinti, Homosexuell Liebende, sich dem binären Geschlechterdiktat Entziehende) das Hauptproblem dieser doch reichlich verwöhnten älteren männlichen Untertanen sein soll, und wo die alleinerziehenden Mütter, die mit Vergewaltigung bedrohten Politikerinnen oder die von Polizisten verdroschenen Schwarzen bleiben. Aber gut, es ist ein schöner Tag, die Inspektorin wird der Zensursache nachgehen! Sie ruft ihren treuesten Mitarbeiterstab herbei.

Meindl: „Herr Ingenieur, Herr Professor, hören Sie auf, sich alte Citroëns auf Willhaben anzuschauen, es gibt etwas zu tun!“

Buttinger: „Aber man sollte jetzt einen CX kaufen, die hauen's dir nach, Hydropneumatik...“

Meindl: „Ack!“ [Lautmalerische Funes-Interjektion]

Monet: „Aber ich muss aus einem Plattenspieler eine Crêpemaschine basteln...“

Meindl: „Crap!“ [Lautmalerische Funes-Interjektion]

Die aufgebrachte Gendarmin der Philosophie beauftragt die Herren, den Opfern der politischen Korrektheit zwecks Stimmungsausgleich ein Medium zu schaffen, ihretwegen in diesem Internet, von dem man in letzter Zeit so viel hört, also einen Kanal zu öffnen, über den sich die Babyboomermänner erleichtern können. Die beiden Filous nicken artig, dann gehen sie zurück in ihre Bastelwerkstätten, pflegen die Fauteuils ihrer Oldtimer mit Lederöl und malen die Kinderzimmer aus. Eine Woche später müssen sie zum Rapport zur kleinwüchsigen Despotin.

Meindl: „Na?!“

Buttinger: „Äh.“

Monet: „Hm.“

Meindl: „Was!!!“

Zusammen: „Ups. Also es ist so...“

Meindl: „Nun sprechen Sie schon, Sie Kanaillen!“

Monet: „Also wir sind draufgekommen, dass es so ein Medium für die Männer, die weiterhin Neger sagen wollen, schon gibt...“

Meindl: „Hä!“

Buttinger: „Also, in den Zeitungen geht’s eigentlich um nichts anderes als dass die Linken die neuen Nazis sind wegen der Zensur.“

Meindl: „Aber das gibt’s doch nicht!“

Monet: „Und dieses Internet ist eigentlich eh dafür da, dass man alles sagen kann, was man will, dass man die Asylanten erschießt.“

Meindl: „Verdammich!“

Buttinger: „Und dass Sie gar keine echte Präsidentin sind, das kann man eigentlich ungestraft den ganzen Tag sagen!“

Meindl: „Nein!“

Beide: „Doch!“

Meindl: „Oh!!!“

Sie gibt sich ganz einem südfranzöischen Wutanfall hin, treibt die Herren zum Wagen, nun hebt eine klamaukige Verfolgungsjagd an, die wir hier nur noch ganz überblicksmäßig wiedergeben können, weil mir schon die Sendezeit ausgeht. Das dynamische Trio jagt jedenfalls über die wunderschönen Gassen St. Tropez', Peugeots, Renaults und Citroens taumeln in Kurven, Hühner fliegen gackernd auf. Am Ende nimmt unsere Szene die Kurve in ein Bud-Spencer-Movie, als die Präsidentin die alten jammernden Wohlstandswahrer mit Stereowatschen dafür züchtigt, den wahren Problemen den Sendeplatz zu nehmen, weil sie halt immer noch so gerne „Neger“ sagen möchten.

Der Vorhang fällt, die Kinogästinnen verlassen begeistert den Saal. Bravo! Bravo! Bravo!