Samstag, April 30, 2022

Harndrang im Ozean, Monogamieversprechen und Zeckenkaviar


Phantomereignisse im April 2022 

1.4.

Bergsteigen als Auseinandersetzung mit dem Nicht-Sein, als Wunsch, „für einen kurzen Moment das Selbst völlig aufzulösen.“ Aber nicht aus Todessehnsucht, sondern ganz im Gegenteil: als Suche nach Momenten großer Lebendigkeit außerhalb seiner selbst.

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Das Zusammensein mit den ganz vertrauten, alten FreundInnen zeigt die Vielfalt der Universen, die alle anderen auch in sich tragen. 9 Milliarden andere Untiefen und Galaxien, man erschrickt fast, aber im Guten. An diesem Tag schreibe ich auf unsere Lichterfest-Einladung den Satz von Nan Shepherd: „Einen anderen kennen zu lernen, kommt zu keinem Ende.“

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Seit ich den Hund in die Kletterhalle mitnehme, komme ich mir vor wie in „Cheers“ „Where everybody knows your name!“

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Leichte Manie bei der Verteilung der Materie im Haus. Allmählich kann ich alle meine geerbten Räume betreten, ohne mich zwischen Riesenmöbeln durchzwängen zu müssen. Den Nachbarsbuben habe ich zum Dank fürs Hinaustragen der überdimensionalen Wintergartengarnitur das Schnaps-Menschärgeredichnicht geschenkt, es wartet jetzt in der Dr.-Josef-Meindl-Gedenk-Ecke im Goldberger-Garten auf frohe Stunden.

 

 

3.4.

Heute hätte ich im Theater über Wels viel lernen können, wenn ich aufgepasst hätte.

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Der von Putin soeben geschasste Intendant des Bolschoi-Theaters heißt Wladimir Urin. Guter Mann, blöder Name. 

 

5.4.

Wenn man beim Zugfahren nicht aufpasst und mitten in einem Tunnel zur Besinnung kommt, fragt man sich, ob der immer schon da war.

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So etwas närrisches wie die Gründung der pataphysischen Gesellschaft habe ich in meinem 43-jährigen Narrendasein überhaupt noch nicht erlebt! Starker Projektgedankengang: Transakustische Kommunikation mit Toten – also mit der Welser Innenstadt, dem Gebirge, Daniel Küblböck etc. Simon Goritschnig zeigt mir einen der dummschönsten Situationswitze der Welt – man müsse sich, wenn einen jemand nach der Uhrzeit fragt, ins Handgelenk beißen, den Abdruck herzeigen und „Zähne“ sagen (Obacht, „diffèrance“!).

Es wird zur Aufführung eines pataphysischen Konzertabends kommen, bei dem niemand ein Instrument beherrschen darf. Fritz Ostermayr ist übrigens Gründungsmitglied des Linzer phiharmonischen Orchesters, dem ich letztlich meine 150 € Theaterrabatt für den Frack verdanke. Er stellt auch eine Forschungsfrage in den Raum, warum nämlich es aus einem Menschen heraus, aber nicht hineinschwitzen könne, und warum er sich nicht auflöse, wenn er sich in einen Sumpf lege. (In meiner bescheidenen Ansicht tut das der Körper auch, nur eben langsam und eher, wenn er tot ist – wenn er lebt, bleibt er Körper wegen der unterschiedlich starken Osmose auf den Hautseiten. Man nimmt ja Wasser auf, darum ludeln wir so gern in Gewässer – je größer, desto stärker ist der Harndrang. Am schönsten ist es, ins Meer zu wischerln. Die Pataphysik könnte sich z.B. mit der Frage beschäftigen, ob es diesbezüglich Unterschiede zwischen Adria und Pazifik gibt).

Ich schlage vor, eine paramilitärische Organisation zur Wahrung der zivilen Unsicherheit zu gründen; die Mitglieder tragen Bomberjacken mit „Insecurity“ auf dem Rücken, und wenn in einer öffentlichen Debatte einer zu selbstsicher auftritt, wird er des Raumes verwiesen.

6.4.

Coalas Anti-Rauch-Kreuzzug in ihrem Haus hat zur Folge, dass sich die Kopftuch tragenden Nachbarinnen jetzt immer bekreuzigen, wenn sie ihr am Gang begegnen.

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Am Bahnhof Wien-Meidling: „Ich schau drauf, dass ich täglich zwei verschiedene Tiere esse.“ Dani erzählt, dass ihr Freund Olaf gerade zwei Diäten mache, da er von einer allein nicht satt werde.


7.4.

Business-Idee „Natural Style“: Man tupft und streicht eine Stunde lang im Gesicht der Kundin herum, ohne etwas zu bemalen, weil es nur darum geht, dass sich ein Mensch eine Stunde lang liebevoll mit dem Gesicht beschäftigt. Im Idealfall tritt ein Placebo-Effekt ein, dank dessen man sich eh als nicht so schiach erkennt.

Dasselbe vielleicht bei kleinen chirurgischen Eingriffen? Wie machen das Energetiker, brauchen die einen Gewerbeschein für ihren Brimborium?

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Ob die Putin-Versteher wenigstens auch verstehen werden, dass die internationalen Frauen demnächst eine militärische Spezialoperation gegen die Männer ausführen, weil sie seit Jahrtausenden durch die Ost-, West-, Süd- und Norderweiterung des Patriarchats provoziert worden sind?

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Wer sein Kind Ansgar, Notker und Ekhard tauft, kann es gleich auch schon für das Theologiestudium immatrikulieren.


8.4.

Martin Fritz leitet eine Online-Klasse der „schule für dichtung“ mit der Aufforderung, einmal ohne Blatt vorm Mund Tiere zu kritisieren. Vielleicht schreibe ich, dass Fini derzeit oft versucht, mich in die Armbeuge zu bumsen.


10.4.

Es gibt einen Begriff namens „Glockenspeise“, ich schreibe mir nicht auf, was er bedeutet, damit ich das vergesse und mich in ein paar Monaten daran erfreuen kann.

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Ich berichte der Nachbarin genervt, dass der Josef jeden Tag im Garten darauf lauere, mir die Fini zu schwängern, und dass er aus Frust täglich riesige Haufen auf den Rasen scheiße. Weil die Nachbarin eine Maske trägt, bemerke ich ihr entgeistertes Geschau erst spät und halte inne, bevor ich entsetzt feststelle, dass sie nicht weiß, wie der Nachbarhund heißt, von dem ich sprach – nicht vom Goldberger gleichen Namens. Man will nicht wissen, welche Bilder sich die arme Frau ausmalen musste.

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Heute ist der historische Tag, an dem ich sämtliche noch herumliegenden Teile der ZEIT weggelesen habe, mit Ausnahme der depperten Kreuzzugs-Reisebeilagen (ächz, und auch die Literatursonderhefte).

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Rennradfahrer – die Audifahrer des nichtmotorisierten Verkehrssegments.

Kreative Wiederbetätigung in Wels


12.4.

Ich lasse den Tippfehler bei den ZEIT-Beilagen stehen.

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Unterlassene Kulturgutschändung“ (René bei der Lesebühnenbesprechung, Kontext vergessen)



Schauen Sie, wie der Traunstein uns heute besucht!“ Der Narr vom Auwiesner Jaukerbach macht sich vorstellig. Als ihn Fini bepfötelt, sagt er fröhlich, „das ist ja nicht mein Bewerbungsanzug, das ist ein Trainingsanzug!“


13.4.

Da wird das dann feierlich entweiht.“ Irgendwer beim Zoom-Meeting

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Heute ist es mir dank Schönwetters gelungen, an sämtlichen Entspannungsplätzen rund um das Haus zu sitzen, aber ich musste mich ganz schön ranhalten, uff.


14.4.

Der täglich anschwellende Orchesterklang der Vögel ist der Soundtrack zur Vielstimmigkeit der Dinge, die nach Aufmerksamkeit und Erledigung rufen.

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Eine Geschichte über eine unvollständige Liebe schreiben, in der man also – analog zur body integrity disorder – nur den Arm oder den Kopf des Gegenübers liebt. Fini ist übrigens immer noch körperlich in meinen Ellbogen verliebt.


15.4.

Zwei Seiten Merleau-Ponty, und die Reflexionen tanzen: Wie schön, das wilde Denken! Hui, wie gescheit wir einmal alle waren. Ächz, gibt es ein eigentliches Sprechen nach den ganzen Referenzen an die anderen Referenzsprecher? Hat es in den 60er-Jahren wirklich nur Männer gegeben? Oida, es ist 20 JAHRE her, dass das zuletzt gelesen habe! Ich muss mich hinlegen.

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Neuer Trend „Involution“ (China): Die armen Frösche unterlassen das Buttertreten in der fettfreien Milch des Neoliberalismus und ertrinken, in Anerkennung ihres Loses.

 

 

17.4.

Stubenreine Dackel züchten kann jeder (sinngemäß nach Tucholsky, im ZEIT-Interview mit D. Yücel)


18.4.

Auf dem Weg hinauf zum Feuertalberg mit einem Fledermausforscher. Zuerst hatte ich noch geglaubt, der Sterrer verarscht mich. Im Übrigen eine „ernsthafte Bergfahrt“, hinunter ging's in „munterer Schussfahrt“ (die beiden Herren haben viel Rabeder gelesen). Von heute an muss auf die Frage, ob sich das ausgehe, immer so geantwortet werden: „Mit viel Schwung drüber!“


19.4.

Ein „Kollege“ (er schreibt auch was) bezeichnet in einem Facebook-Posting Roma als „Parasiten“ und antwortet auf meinen strengen NS-Verweis, dass ich selbst denke wie ein Nazi. Am schlimmsten finde ich, dass er ohne Ironie „Tschüss mit Ü“ schreibt. Es ist derselbe Mann, der mich einmal gefragt hat, ob er zur GAV OÖ kommen könne, denn die Wiener seien alle „Stalinisten“. Als ich ihm sagte, wir seien aber auch „gscheit links hier“, wandte er sich wortlos ab. Ungeheuerlich auch, dass er nicht StalinistInnen gegendert hat.


20.4.

Dada auf Ö1: „Morgen begrüßt sie Albert Hosp, der eine Gießkanne als Fragezeichen hat... äh als Kindergarten.“ Dann folgt eine Ausgabe von „Vom Leben der Natur“, in der ein Biologe Folgendes berichtet: „Das Liebesspiel der Holzböcke darf man sich nicht sehr romantisch vorstellen.“ Das ist untertrieben: Der Bock kriecht mit dem ganzen Oberkörper in die Zeckin hinein. Dann riefen die Leute an und sagten „Iiiii, die sind so arg, die saugen sich sogar gegenseitig aus!“ Dann folgt die Bezeichnung von Holzbocksperma als „Zeckenkaviar“. Blärf!

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Finis Knuspern von Trockenfutter ist mein neues Wohlfühlgeräusch geworden, es ist fast so schön wie das Wischeln des Geschirrspülers oder das dienstfertige Röcheln alter Filterkaffeemaschinen. Entweder hat sich meine Misophonie gebessert – oder ich liebe dieses Tier wirklich.

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Killing in the Name of“ ist 30 JAHRE ALT!!!!!!! AAAAAAARGH!!!!!!

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Heute Morgen habe ich mich über etwas echauffiert, an das ich mich gerade nicht erinnern kann, aber daran, dass Buttinger lachend das Schlafzimmer verließ und den Hund mit den Worten zu mir schicke, sie möge diesen „Ersatz-Che-Guevara“ beruhigen.

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Seit Monaten zwei, drei verschiedene Bach-Ohrwürmer, aber das Hirn ist musikalisch zu dumm, um sich mehr als zwei, drei Takte daraus zu merken. 

 

21.4.

Große Freude mit den Herren Hirschl und Hütmannsberger gestern im Schl8hof! Am besten vielleicht Hirschls „Ironische Revolution“ aus dem Jahr 2033, nicht zu verwechseln mit der „Iranischen Revolution“ von 1979. Weiters: Die besten Dinge im Leben sind gratis. Plastikgabeln, Apothekenrundschauen, Sackerl für Hundekot, Hundekot, die Geburt.

Am wichtigsten ist mir, dass sich Elias und Chris vom Nationalsozialismus distanziert haben!

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Die Freude setzt sich fort, denn Martin Fritz hat meinen erbosten Ö1-Hörerbrief über den „Zeckenkaviar“ mit einer lieben Rezension versehen.

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Wieder ein viel zu kurzer Tag heute, weil ich machen konnte, was ich wollte.

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Vernissagen-Eröffnungsreden-Vorbereitung mit Dieter Decker, der sagt: „Ah, dann bist du auch eine, der es ein bissi wurscht ist, das ist sehr entspannend!“ Er meint, er verstumme automatisch, wenn ihn mehr als zehn Menschen hören könnten, mir geht es genau umgekehrt. Also wird er mir einfach alles ins Ohr sagen und mich als menschliches Megaphon gebrauchen, es wird werden wie damals beim Bürgermeister von Montevideo (ich google jetzt nicht, wie lange das schon aus ist).


22.4.

Sind blinde Menschen eigentlich weniger anfällig für die Dummheit des Rassismus?

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Ob das, was man schreibt, etwas kann, lässt sich von einem selbst nicht feststellen, so wenig, wie man sich den eigenen Ellbogen abschlecken kann.

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Das nicht gefundene Osternest am Waldrand nehme ich nicht mit, obwohl es vielleicht noch gut ist. (Ich mache Fortschritte).

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Klassentreffen auf der Ottensheimer Fähre, wir fahren einfach hin und her, mit jedem Seiterl und mit jeder halben Stunde verwandeln sich die Gletscherforscher, Pensionisten, Soziologen, Gemüsebauern, Psychologinnen und Brennpunktgemeindeärztinnen wieder in die Menschen, die sie damals schon waren. Und mit jeder Überquerung der Donau wird es menschlich wärmer im kleinen Passagierraum, bis ich in Wilhering rausgeschmissen werde, weil der Hund zwei sehr grässliche Fürze in die Kammer gestellt hat.

Wir sitzen dann den 1987er-Jubiläumsjahrgang aus (Teile der 67er sind schon lange von der Bierbank gekippt), dann sind plötzlich alle bei mir daheim, trinken grusigen Tankstellen-Weißwein und tappen zum Klang meiner Nirvana-Platten im Wohnzimmer auf den geerbten Perserteppichen herum. Es ist so schön, wie es früher nie war, obwohl das „sturmfrei“ im Haus so einen traurigen Grund hat. Vor 25 Jahren haben wir uns noch mit saurem Apfel das Augenlicht genommen, heute lässt jemand sogar den Qualitätsschnaps auf dem Klo stehen und beim spätnächtlichen Heimgehen trägt jeder noch was mit runter in die Küche. Nach zehn Minuten Flaschenverräumen ist alles wieder tipptopp. Mit Coala trinke ich die Neige einer Weißweinflasche aus, wir spucken aber sofort wieder aus und sehen auf dem Etikett nach, ob die Freunde etwa irrtümlich Frostschutzmittel gekauft haben. Die nicht getrunkenen Flaschen wandern volley in die Tombola des Grauens, denn ein Schluck mehr und ich müsste nach Bratislava, um die Augen neu lasern zu lassen.


23.4.

Osterempfang. Die Schwestern gehen in mein Verkleidungszimmer, um sich die Outfits als Brautjungfern auszusuchen. Eierlikörtorten, drei Hunde, Osternester, Biere in der Abendsonne. In den vergangenen zwei Tagen hat sich das Haus wieder mit menschlicher Energie aufgeladen wie ein sozialer Borg-Würfel. (Das Aufräumen nach dem gesitteten Familienfest dauert übrigens dreimal länger als das Saufgelage gestern).


24.4.

Tiefe Befriedigung beim Aufräumen des Fahrradraums – die Tombola des Grauens, die eigentlich der Entrümpelung des Hauses dient, bekommt jetzt einen eigenen Raum.

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Anna Wimmer nach Erhalt der Einladung zum Lichterfest: „Ja, will denn heute niemand mehr in wilder Ehe leben?!“ Angesichts steigender Gaspreise habe sie aber Verständnis, dass man näher zusammenrücke, auch wenn ich Buttingers Pflegebedarf mit der Witwenpension möglicherweise teuer bezahle. Thomas Schandl fragt, ob eine „Verpartnerung der Städte Wels und Brunsbüttel anstehe“.


25.4.

Ein grauer Vogel unbestimmter Natur zupft emsig die Kirschblüten vom Baum, das wird der schönste Anblick eines schönen Aprils.

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Die Neurose ist ein individueller Mythos.“ Merleau-Ponty


26.4.

Ich bräuchte einen sterilen Arbeitsplatz, in dem es nur leeres Papier, Word-Dokumente und nichts gibt, so wie in einer Chip-Fabrik. Mittlerweile verlangen schon ganz profane, nicht-professionelle Erledigungen nach leichtem Druck. „Jetzt schnell Frühstücken, sonst hab ich weniger Zeit für den Kaffee nach dem Mittagessen!“

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Was fährt die ProkrastiNationaldichterin? Natürlich einen Ford UnFocus.


28.4.

Ah, das ist eh ein Weiberl, der schaut so männlich aus.“ Die Gendersauerei überträgt sich auf den Hund; wie der Herr, so's Gscherr.

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Vater Gumpenberger freut sich über die Einladung zur Verpartnerung, ist zugleich aber entsetzt über das zivilrechtliche Konstrukt, da es kein Monogamieversprechen beinhaltet. „Dabei hätte ich euch beim Ehevorbereitungskurs eh nicht durchfallen lassen, obwohl ihr schlecht abgeschnitten hättet!“


29.4.

Weil ich jetzt erwachsen bin, sehe ich kommendes Totalversagen voraus und übergebe das Absingen von „Fake Plastic Trees“ gleich an René Monet. An den modernen Klassikern hat sich schon so manch einer überhoben. Beim großen Applaus war ich dann natürlich trotzdem enttäuscht von mir.

  Extragrauenvolle Tombola mit Tankstellen"wein" und später von mir unterschlagenem Nostalgie-Schnapsfass

30.4.

In der Walpurgnisnacht verbrennen Buttinger und ich alles, was nicht nagelfest ist. Zuerst die Einkommenssteuererklärungen des Vaters, dürre Kakteenblätter, Kirschlorbeeräste. Am Ende riechen wir nach Superbenzin (noch von der Fahrt mit dem neuen alten Citroën) und Räucherspeck.

Freitag, April 01, 2022

Gabalier im Saharastaub, Fischmord in der Arktis und Kastrationsgedanken in Schönering

Phantomereignisse im März 2022


1.3.

Wir schauen partnerschaftlich maschek, die ein Hörgerät vorstellen, mit dem man Männerstimmen stummschalten kann, um Mansplaining zu vermeiden.

Des gfoit da wieda!“

Ha?"


2.3.

Die unterhaltsamsten Mikro-Ereignisse kann ich leider nicht veröffentlichen, weil ich zwar Spaß liebe, aber auch um mein Ansehen fürchte.

Aber es gibt auch kleine Nöte! Es ist wieder die Zeit im Jahr, in der alle schreibenden Menschen in meiner Filterblase ihre neuen Superromane in den angesagten Superverlagen ankündigen, und ich – leider kein Witz – den ganzen Tag nur einen Halbsatz korrigiert habe. Es braucht ein starkes Seelenleben, um nicht in die Krise zu stürzen. Oder so wenig Ambition. Oder ein angenehmes Leben.


3.3.

Die gleißende Sonne zeigt mit spitzen Strahlenfingern auf meine winterlichen Putzversäumnisse.

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Auflösung“ liest sich überraschend milde dahin, aber Houellebecq hat extrem wenig Ahnung vom Leidensdruck am Ende eines Zungengrundkarzinoms – obwohl ich diese Kenntnis als HNO-Arztenstochter auch nicht haben wollte. Was schwerer wiegt und verstört: Frauen sind ihm Black Boxes, er ist bei der Beschreibung von Sex so phallozentrisch wie das christliche Abendland. Öd. 

4.3.

Welcher Mensch muss ich werden, um endlich die 34 Ordner modernder Philosophie aus dem vorhergehenden Jahrtausend (= meinem Studium) wegzuschmeißen? Kommt die Dekonstruktion wieder einmal in Mode wie meine Latzhose aus den 90ern?

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Hier ein nicht besonders sachlicher Beitrag zur brandenden Ukraine-Debatte: Diese ganzen Putin-Versteher, diese sentimentalen Möchtegern-Bolschewisten, sind – nur meine Meinung! - verkappte Sextouristen, die Cuba ihre zweite Heimat nennen und drüben Frauen „haben“, die 30 Jahre jünger sind, aber die Zähne zusammenbeißen, weil in ihrer verdammten Armut sogar die antikapitalistischen älteren weißen Herren sich ein junges Puppi „drüben“ leisten können – für Thailand sind sie sich politisch zu gut.

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Ausgedehnte Wutgefühle, weil es im Eurospar an der Salzburger Straße keine Falafel mehr gibt („Wos is des? Wos Ausländisches eher, goi?") und ich schon zu tief im Unterzucker bin, um mir etwas anderes als Abendmahl ausdenken zu können. Und nichts ist dort, wo es hingehört! Zum Glück erscheint mir das überaus liebe Ehepaar Pintar, sodass es mir gelingt, mich nicht wie eine Zweijährige tobend auf den elenden Supermarktboden zu werfen. 

6.3.

Bei der impulsiven, extrem deppert angelegten Abfahrt von der Südflanke des Kraxenberges erkenne ich (im Alter von 43), dass mangelnder Mut nicht mein Problem ist, eher im Gegenteil.

Wenn es um das unwillige Verlassen des Hauses geht, komme ich frühzeitig der Mutter nach – bei aller Liebe, aber das ist zu früh. Die entgleisenden Wanderungen (s.o.) sind wahrscheinlich nichts als eine übertriebene Gegenmaßnahme.

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The Irishman“ ist jetzt wirklich der allerletzte Mafia-Film, den ich in diesem Leben noch sehen möchte. Ich bin in Bezug auf dieses Genre und diese Bevölkerungsschicht endgültig durchinformiert. Und so viel Aufwand für die wechselnden Jahreszeiten der weißen Männer!


7.3.

Putin zerbombt die Ukraine, um sie zu „entnazifizieren“. Das macht nachdenklich. Zwar kann man leicht erkennen, wann Putin gerade nicht Scheiße redet (sein Mund bleibt geschlossen), aber wenn er das selbst glaubt, sollten wir uns hier in Oberösterreich (Spitzenreiter bei rechtsextremer Hasskriminalität seit Jahrzehnten) schon einmal gut überlegen, womit wir in die (von rechts immer eingeforderten) „Verhandlungen“ mit dem kleinen sowjetischen Völkerkiller gehen wollen.

Beim Putinverstehen sind sich übrigens rechts- und linksradikale Männer einig. Man kann sie dennoch leicht unterscheiden durch die Antwort auf die Frage, ob sie die Puppis von Thailand oder Kuba fescher finden.

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Mittelextremer Themenwechsel: Die Materie rund um mich erfordert so viel Wartung, dass ich im Grunde gleich aufgeben und Hausfrau werden könnte. Aber ich habe mir durch radikale Predigten den Weg in die Gemütlichkeit verbaut. Schas.

Andererseits ist auch ein Erfolg eingetreten (auf niedrigstem Niveau), denn ich glaube, endlich zumindest in alle Schachteln, Laden, Truhen, Kästen einmal hineingeschaut zu haben. Hin und wieder überkommt mich ein sehr arges Gefühl, wenn mir jetzt immer mehr Leute von ihren alternden Eltern und deren überquellenden Haushalten erzählen; „wenigstens das habe ich hinter mir“, denke ich dann, und würde gleichzeitig sofort wieder ein Haus voller Glumpert, aber auch Eltern zurückhaben wollen.

Extrem heikler Fund in den dunklen Kapiteln der Geschichte meines Elternhauses. Diskutiere!

8.3.

Sobald andere Menschen ins Spiel kommen, wird mein Lebenstempo hinfällig. Alle sind zu schnell und zu langsam gleichzeitig (Schrödingers Katzentrott). Die junge, sehr freundliche Dame im renommierten Frisiersalon schneidet mir 75 Minuten das Haar und wird trotzdem nicht rechtzeitig fertig, weswegen ich mit rechtsseitig skurril ausgebuchtetem Hinterkopf in die Bundeshauptstadt reisen muss. Leider bin ich weder jung noch schön, sodass mein Verschnitt eventuell noch als neuer Trend durchginge. Beim Bühnengespräch mit Mieze Medusa versuche ich einfach, dem Publikum nicht den Rücken zuzuwenden. 

Mein Frack ist mein Las Vegas.

Übrigens sind alle Menschen auch entweder besser oder schlechter als ich; viel besser die nie faule Mieze oder die liebe, gute Freundin im Publikum, die ihren Konzernsjob aufgegeben hat, um schlecht bezahlt gegen weibliche Genitalverstümmelung zu kämpfen.

Schöne Sätze in Miezes Texten: „Ja, denkt denn niemand an die Pilze?!“ „Die Welt mag es nicht, wenn dicke Frauen glücklich sind.“ Der Satz ist leider autobiographisch inspiriert, sie erzählt, sie habe nach einer Lesung tatsächlich schon einmal Diätrezepte zugesteckt bekommen. Eine „Freundin“ habe ihr beschieden, sie halte sie für die Bühne einfach für zu fett, sorry, aber sie komme damit einfach nicht klar. Das sind die Leute, die sagen „ich bin nur ehrlich!“ Wenn ich einmal etwas zu sagen habe, steht auf dieses Delikt gegen das gute Auskommen zwischen den Menschen eine Verwaltungsstrafe von bis zu 35.000 €. So viel muss euch die Ehrlichkeit und die Freiheit, andere Menschen zu verletzen, schon wert sein!

Nachtrag Juli: Übrigens hat mir die reuige Hair-Stylistin beim Bezahlen einen Rabatt gegeben und angeboten, dass ich gleich morgen zur Vollendung wiederkommen dürfe, aber dafür war ich zu faul, sodass ich noch bis Mitte Juni mit der Haarbeule herumgelaufen bin.


9.3.

Der kleine Fritz Weidenholzer ruft mich unabsichtlich aus London an, die arme Anna ist schon munter (7:30 GMT). „So ist das jetzt“, sagt sie leicht erschüttert, aber grundsätzlich froh. In ähnlicher Gemütsverfassung erzähle ich von der belastenden Suche nach einer Brautmode, weil man dafür seinen Körper anderen überlassen muss. („Aber nicht in Schwarz!“ „Schau, ein grünes Leinenkleid.“ „Vintage ist nicht deins, oder?“ „Gehen wir miteinander zu Hänsel und Gretel!“ „Der Stöcker in Eferding hat vielleicht was für dich.“) Anna tröstet mich damit, dass mir mein Körper doch immerhin ein paar Jahre gehört habe.

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Auf orf.on hat es der Diebstahl eines Innviertler Dackels von den Regionalmeldungen wegen guten Zugriffs in die Headlines geschafft.

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Ich kaufe eine lange Unterhose für 99,95 €. Jedem anderen hätte ich dafür den Vogel gezeigt.

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Abends wieder Lesung mit Mieze. Es wird so feministisch, dass mir die Männer fast schon wieder leid tun. Nach außen hin lasse ich mir nichts anmerken und plädiere für Tyrannenmord. Aber nur zur Hege! Und wenn die Despoten weidgerecht den Blattschuss annehmen und so aus dem Bestand letal entnommen werden können.

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Tages-Highlight eines sehr, sehr leicht zu unterhaltenden Menschen: Der Hund furzt so laut, dass sie selbst erschrickt und aufgeregt bellt.


10.3.

Seit Wochen höre ich beim Arbeiten Barockmusik. Das kann doch nicht ohne Spuren bleiben! Vielleicht bin ich bald für degressives Arbeitslosengeld und gegen die Erbschaftssteuer. Vielleicht erhöht sich meine Milchleistung (oder geht das nur bei Mozart?).

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Vielleicht schreibe ich erst wirklich gute Texte, wenn ich die echten inneren Nöte und Bedrängnisse hergeben kann.

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Seit heute bin ich offiziell Mitglied der Pataphysischen Gesellschaft in Österreich, obwohl ich nicht genau sagen könnte, was Pataphysik ist, aber man hat mir gesagt, dass es eh genau darum geht. 

 

11. bis 19.3. LYNGEN, NORWEGEN

Kein Wort geschrieben, aber 6000 Höhenmeter gegangen – ein hervorragender Tausch! Welche Anstrengungen ich auf mich nehme, um der Arbeit zu entgehen. Viel ist nicht passiert, und zugleich sehr viel.

Als das erste Nordlicht erlosch, senkten wir die Köpfe vom Himmel und wünschten einander ein gutes Neues Jahr. Wir waren euphorisch, weil uns gleich am ersten Abend das widerfuhr, was das heimliche und gemeinsame Ziel der Reise war. Mehr wollte ich fast nicht verlangen, aber ist war natürlich nicht ganz ernst gemeint. Ohne sehr viel Schnee und sehr viel Meer und sehr viele Abfahrten wäre meine Flugscham noch viel größer gewesen. 

Die Landschaft von Troms og Finnmark, die wir beim Anflug sehen, ist schon so berückend, dass ich nach der Landung am liebsten applaudiert hätte.

Unüblich war es nur, dass wir so wenig mit den Norwegern an sich zu tun hatten. Kann an unserer Selbstgenügsamkeit liegen, oder am Naturell, wir unterstellen dem Menschenschlag der Arktis distanzierte Freundlichkeit und reduziertes Lebenstempo. Die Evidenz ist aber dünn; ganze Sätze (drei) habe ich nur mit dem Outdoor-Ladenhüter gewechselt, der mir erfolgreich eingeredet hat, das angesagte Schlechtwetter, das sich am Tag der Abreise einstellen werde, sei ein Ausläufer eines karibischen Sturms. So wie überhaupt das ungewöhnlich warme Wetter – es hat durchgehend Plusgrade, dabei liegt Lyngseidet wirklich sehr weit im Norden (ganz Island und fast ganz Kanada liegen südlich, das Nordkap ist 450 Autokilometer entfernt). Regnen, so der Mann, solle es zu dieser Jahreszeit noch lange nicht. Schon bei der Landung war es mehr als mild, im Flugzeug dachte ich noch, dass der Pullover zu dünn für die paar Meter zur Ankunftshalle sein würde, da umfing mich milder Sonnenschein. Die Menschen in der provisorischen Halle empfingen uns entspannt wie Südseemenschen. „Die Maske könnten wir jetzt abnehmen, sagt eine strickende Deutsche, die mit unserem Flieger zurück nach München fliegen wird. Die Pandemie ist in Tromsø abgeschafft.

In einem Kiosk an der 3201 Kilometer von Schönering entfernt, und es ist so warm wie zuhause. Privat freut uns der freundliche meteorologische Empfang, als Spezies macht er uns Sorgen. Mit Pulverschnee wird’s auch nicht viel diese Woche, aber der Firn macht alles wett. 

Noch wichtiger als der Schnee ist das Licht. Natürlich, die Nordlichter. Mitte März ist Verlass auf sie. Aber was sich hier über die Landschaft legt, strahlt klar und großzügig. Um diese Zeit im Jahr richtet sich die Sonne ein, um zu bleiben. Sie steht tief, der ganze Tag ist in die Milde eines ewigen Sonnenuntergangs gebettet. Auf der Fahrt vom Flughafen nach Lyngseidet müssen wir eine Stunde auf die Fähre warten, aber das ist keine im Transit verlorene Zeit, wir hätten es alle noch viel länger an diesem Strand ausgehalten. 

Immer wieder nehmen wir Fähren, um zum Ausgangspunkt der Touren zu kommen, und manchmal fahren wir so lange, dass die Körper noch an Land den Seegang spüren.

Unerwartet das Aufbranden der Jagdlust beim Kabeljaufischen. Ich war nur zur Abwechslung mitgekommen. Wir fahren ein paar hundert Meter in den Lyngen-Fjord hinaus. Dann drückt er uns Angeln in die unkundigen Hände. Eine halbe Stunde später liegt der Dorsch am Boden und sieht mich traurig an. Ich wende beschämt den gerade noch so jagdlüsternen Blick und überlasse den Männern das Handwerk des Tötens. So ein Mensch bin ich also.

Dies und das to remember:

Die Abfahrten über „edles Skigelände“ mit direktem Blick auf den Fjord, die letzten paar hundert Höhenmeter bis zur Meereshöhe stets im Erlen-Slalom.

Die Elchfänger an den Kühlhauben der Müll-LKW. Der Rentier- und Elchverbiss an den Erlen und Birken, ihre kumquatförmigen Losungen.

Alkoholismus ist in Norwegen Privileg der Oberklasse. Mit Bargeld zahlen ist wie mit einem Bakelittelefon hantieren. 

Das Paradies ist natürlich auch keines. Den Klimawandel spüren wir (wenn er uns auch angenehm ist). Was stärker bedrückt: Am ersten Tag sehen wir uns glücklich vom Gipfel um, als einer das U-Boot unten im Fjord entdeckt. Offensichtlich mobilisiert das NATO-Mitglied seinen Marine-Fuhrpark. Von hier sind es acht Autostunden bis Kirkenes an der russischen Grenze; wir hatten ganz vergessen, dass Norwegen 200 Kilometer mit dem „Feind“ teilt.

Tiefe, dumme Träume in der Nacht, leichtes Aufwachen. So wenig gelesen und geschrieben habe ich schon lange nicht mehr.

Beim Check-In der Skiausrüstung legt man mein Zeug offensichtlich in einen Shrimps-Container, sodass sich der Hund beim Wiedersehen nicht entscheiden kann, ob sie lieber mein Gesicht oder das fischelnde Gepäck abschlecken soll.


20.3.

Im Traum schaffe ich es nicht, den dementen Hitler zu töten, ich habe ich nur ein wenig gewürgt. Und sogar dafür Scham empfunden. 

 

21.3.

Zum Zahnarzt gehe ich nur noch zum Smalltalken, so eine dermaßen gute Arbeit hat er an meinem Gebiss vollzogen. Wir machen keinen Bogen um schwere Themen, etwa die Seuche. „Mich hat es heuer gar nicht gefreut, Fasching zu feiern. Dabei wäre ich so ein Lustiger!“ Und wir stimmen überein, dass der Putin weg gehört, zur Not letal.

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Einer älteren Spaziergängerin drücke ich Gutsis für den Hund in die Hand, aber auch als Belohnung für sie selbst, weil sie mit einem SPÖ-Sackerl über der Schulter durch den Gegenwind stapft.


22.3.

Das allgemeine Schmusen in der Früh dauert immer länger.

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Zwei Rotkehlchen im Garten. Sehnsucht nach dem allerersten Lockdown.

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Spam-Anrufe aus Lesotho. Jetzt schlägt's 13 mit der Globalisierung!

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Wolf Haas spricht dasselbe umständliche, leicht eckige „Hochdeutsch“ seines Erzählers, man wünscht, er spräche schneller. Aber nur, damit er mehr sagen kann, bevor er unterbrochen wird, denn gerade im ganz Profanen findet er Witz. „Was trägt Wolf Haas im Bett?“ „Tagesreste.“

Müll“ ist ein sehr gutes Buch, und es gibt mir das Gefühl, Partikel eines literarischen Trends zu sein, denn bei mir fahren auch die Leute allerweil ins Altstoffsammelzentrum und freuen sich über die Entsorgung – so bemerkt man das große Versprechen, das in dem Wort anklingt.


23.3.

Im Traum mache ich eine kleine Reise mit Papa und freue mich, dass er wieder so fit ist.

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Wahrscheinlich ist heute der erste Tag, an dem Post nur für mich kommt. Der Herr Holzleitner sendet gar sein Buch mit der Anschrift „Frau Hofrat“, dazu die sehr, sehr skurrile MC „Rock und Pop aus OÖ“, auf der das historische Klangstück „Niemand gibt mir eine Chance“ von Buttingers Punkband zu finden ist. Wie andernorts mit großer Freude festgehalten, spricht hier niemand Geringerer als LH Ratzenböck die Zwischenmoderationen. „Uns geht’s gut in Oberösterreich. Leider sehen das nicht alle so!“ 

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Beim Platzgumer-Abend das kostbare Gefühl, zu dessen großen Zeiten zu jung gewesen zu sein (da hab ich wahrscheinlich gerade die Top-40 mit Udo Huber rezipiert).


24.3.

Ein etwas schmerzvoller Zeitvertreib für privilegierte Frauen Mitte 40: eine Liste aller bisherigen Reisen erstellen und alle Destinationen streichen, die man heute nicht mehr so einfach als unbesorgte Individualtouristin besuchen könnte. Es bleiben Thailand, Belize und Norwegen.


25.3.

Ein guter Mensch schlägt Coala und mir vor, einen Podcast aus dem Boden zu stampfen das mache heutzutage jeder. Sogleich beweisen wir der Vorschlägerin die Sinnlosigkeit des Unterfangens, indem wir eine lange Sprachnachricht aufnehmen, in der wir einander interviewen. Da wir praktisch dieselbe Stimme haben, entsteht ein Schnatter-Brei, der nach der Langversion von „Two talking cats“ klingt.

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Extrem viel weitergebracht auf der To-Do-Liste, weil ich ergoogelt habe, dass die Einkommenssteuererklärung eh erst Ende April abzugeben ist. 

Nachtrag Ende April: Auf den allerletzen Drücker erledigt. So ein Mensch bin ich also.


26.3.

Ich bin für die Einführung einer Geburtenkontrolle für Reiche sowie Investitionen in Bildungsmaßnahmen, um ihren Lebensstandard zu senken. 

 

30.3.

Gestern noch auf dem Gipfel des Dachsteins, heute schon wieder auf der Showbühne des Haushalts. Muss mich mitten im Staubsaugen kurz hinlegen.

Der Dachstein wird mich immer beeindrucken. Er ist aber auch ein jedes Mal arg, ein richtiges Mahnmal für menschliche Machtfantasien gegenüber dem Berg. Klettersteige wie Zahnspangen, Bagger auf dem Gletscher, in den Fels gesprengte Tunnel. Es ist eine ganze brummende, dröhnende, fiepende Infrastruktur dort oben – denke ich und nehme doch gern die Gondel hinauf.

Nach bestandenem Abenteuer umarmen wir einander auf dem Parkplatz der Gletscherbahn, da nehmen wir in den Augenwinkeln etwas wahr, das wir viszeral ablehnen, obwohl wir erst nach und nach erkennen, was sich da vorbereitet. Eine Medienszene, mit ekelhaft foliertem Mercedes G, mit ekelhafter Drohne, mit ekelhaften Leuten in ekelhaft polierten Schuhen und pomadigen Wehrmachtshaarschnitten. Einer steht besonders bescheuert und hölzern da, wir kommen näher und erkennen schließlich den Gabalier. Ein Freund erklärt mir später, dass er jedes Jahr um diese Zeit sein Weihnachtsvideo vorproduziere, heute bei 20° im sahara-bestäubten Firn.

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Das Patriarchat zieht sich natürlich bis in die Haustierwelt hinein: Ich muss Fini einsperren, weil die Nachbarn ihren Rüden nicht kastrieren lassen wollen, ihn aber auch nicht auf dem eigenen Grundstück halten können. Jeden Tag zerre ich das liebestolle Kalb durch die Siedlung zurück in sein Revier. "Ja, Dominika, dass du so gegen die freie Liebe bist!" sagt der Nachbar. Ich drohe mit Alimenten.