Bei den barocken Jubiläumsfeierlichkeiten im Seventies-Ambiente des Renaissance-Schlossmuseums war alles versammelt, was Drang und Namen hat. Also einmal der Landeshauptmann. Leser Goldbär war sichtlich aufgeregt über den hohen Besuch. Der LH stellte sich dann auch pflichtbewusst wegen der Grußworte vors Rednerpult. Dann aber der Skandal. Als das Geburtstagskind in nicht ganz uneitler Selbstüberschätzung über seine eigene Geschichte zu reden anhebt und dazu auffordert, die dunklen Kapitel der Geschichte nicht länger zu überblättern ("Das sind wir unseren Kindern schuldig!"), erkennt der LH, dass er sich im Saal geirrt hat. Nun blieb er aber nicht - wie der Rest der Gäste auch - höflich sitzen, sondern sprang mitten in der Auto-Eloge auf, um davonzuhoserln. Nicht ohne die kleine Peinlichkeit noch für eine kleine Propagandaeinlage in eigener Sache zu nutzen.
Welch eine rüde Geste! Höchst peinlich und unsensibel, wenn mich jemand fragen würde.
Da hatten wir also den Salat. Das Geburtstagskind fühlte sich leer und benutzt. Die Tränen flossen ihm in dicken Strömen die vor Gram zitternden Backen herab. Ich fasste mir ein Herz und sprach: "Weinende Piratenbraut, was soll das werden, ein neuer Ozean? Komm, lass uns kicken gehen." Die Tränen versiegten zögerlich.
Wir machten uns auf den Weg zum Leidensweg. Unterwegs erzählte ich heitere Schnurren aus meinem früheren Leben, innerlich aber nagte bange die Angst an mir, war mir doch bewusst geworden, dass auch mit der Gesamtheit von Goldbärs Freunden noch kein Team zu bilden sein würde. Was tun?
Da kam die rettende Idee. Ich steckte Passanten einen Geldschein zu und nahm sie kurzerhand mit, ebenso eine Kiste Bier. Damit lässt sich schon etwas machen, dachte ich.
Angesichts der Größe des Spielfeldes wäre die ursprüngliche Anzahl der Festgäste aber auch ausreichend gewesen. Gerade ich, die ich als bulliger Mittelfeldmotor des FC Rotation Winkeln viel Raum für meine strategische Spielentwicklung brauche, war mit den fünf Quadratmetern gleichsam unterfordert. Erschwerend kam noch die überaus brutale und ausschließlich gegen mich gerichtete "Spiel"-Weise des mittlerweile wieder aufblühenden Geburtstagskindes hinzu. Ich machte gute Miene zum schlechten Spiel und trotz mehrfach gebrochener Schienbeine weiter. Ich weinte nur innerlich ein bisschen in mich hinein.
Vier von vielen: Goldbärs Kumpels
Die zufällig von der Straße verschleppten Menschen entpuppten sich am Ende übrigens als Goldgriffe. Pet Ear half mir bei der endgültigen Dekonstruktion des gegnerischen Teams. Und Frau Ing. A. dekonstruierte das Geburtstagskind als Ganzes: Sie hatte ihm als Geschenk den Knigge für das 21. Jahrhundert mitgebracht (Message: "Du bist ein Rüpel"). Titelfrage: "Darf man per Email kondolieren?" Goldbärs Augen weiteten sich: "UND??! Darf Mann?!?" Ing. A: "Ja, man darf. Aber es wäre wichtig, das nachher auch noch persönlich nachzuholen." Leser Goldbär entfloß daraufhin etwas Speichel, er wollte schon in Richtung Computer entfleuchen. Da erkannte ich die beispiellose Verbalentgleisung: Er hatte doch tatsächlich "kondolieren" mit "kopulieren" verwechselt! Beim Barte des Propheten, ehrlich wahr! Ing. A. war sichtlich indigniert. Mit was? Mit Recht! Auch mein Antlitz erglühte vor Fremdscham wie ein bulgarischer Reaktor.
Weil ich über diesen Super-GAU der Peinlichkeit gar so schallend lachte, musste ich zur Strafe scheitelknien. Im Hause Goldbär gibt es zur zeitsparenden Maßregelung des dreiköpfigen Nachwuchses übrigens eine entsprechende Vorrichtung:
Damit war aber dann der Geburtstag vollends gelungen. Und ich? Mach's ja gerne. Für ein gelungenes Fest verschenke ich allemal meine Würde.
Die Überschrift entspringt übrigens einer echt passierten und schier unglaublichen Übersetzungsentgleisung: Bei einem TV-Interview wurde George Lucas' "May the force be with you" ganz gemäß dem Motto dieses Leserservices simultanübersetzt: "Am 4. Mai werd ich bei dir sein!" Ich könnt's nicht besser herbeischwanern.
16 Kommentare:
Liebe Leser, Riesenskandal! Blogger.com boykottiert meine Kommentare! Wahrscheinlich wären mir schön Myriaden davon von euch zugeeignet worden...
geht ja eh doch - nur eine ausrede
Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dass es mein schönster Geburtstag in deinem Leben war?
Jetzt bi hoid amoi a weng geduidi!
Heute haben wir den 9. Mai, Tag fünf nach meinem schönsten Geburtstag deines Lebens - und der "Fast-privat"-Bericht im Adabei-Society-Forum ist noch immer nicht fertiggestellt. Bist du ein tagesaktueller Schmierfink oder bist du der 100jährige Kalender? Ich überlege mir gerade, ob mich das vielleicht noch mehr kränken soll, als der Umstand, dass mich an meinem Geburtstag um vier Uhr früh niemand mit Böllerschüssen weckte.
Kannst ja das Abo kündigen, du Spießer!
Und üüüüüüberhaupt: Jetzt schreib ich schon den vierten Tag am "Fast privat: Goldbär", der Text metastasiert wild vor sich hin - das interessiert ja keinen mehr außer dir! Willst du das Teil als Bewerbungstext verschicken oder in den OÖLA-Pressespiegel integrieren? Bitte ein bisschen mehr Bescheidenheit, viele Kinder in der Dritten Welt haben keine beste Freundin, die ihr Leben archiviert!
Okay, meine Geduld ist am Ende. Wenn das nicht schneller geht, setz ich dich eben jetzt mit indiskreten Enthüllungen ein bisschen unter Druck. Das hat ja schon einmal ganz gut funktioniert. Also: Dominika M. trennt keinen Müll, war als Kind zu dick für Ballet und ist nur deshalb bei den OÖN, weil sie mit Ludwig Scharinger geschmust hat. Und wenn jetzt meine Hagiographie nicht bald fertig wird, erzähl ich auch noch, dass Matti Nykänen dein bester Freund ist, denn ich bin höchstens dein bester Ex-Nachbar.
Und du bist dafür jetzt zu dick fürs Ballett!
ab nun sofort ist minkasia MEINE allerallerbeste neue freundin herr schuppenbärexporteur.
Jawoiiii! Tausende Verbesserungen erwarten mich! Erstens ist deine Kopfhaut in jeder Hinsicht intakt. Zweitens hast du mir noch nie mit Enthüllungen gedroht. Noch dazu mit alten, die hat man doch schon alle gelesen. Drittens leidest du wie ich an nicht sichtbarer Magersucht.
Wenn der Goldbär sich nicht von seinen unendlich dummen Drohungen distanziert, nenne ich die verbleibenden 997 Verbesserungen an Francoisens Seite auch noch (droh!)
Lieber zu dick fürs Ballett, als zu dünn fürs Glück. Stimmts Kollege Franz-Francois - Archivar, dem die Frauen vertrauen? Viel Glück mit Dominika. Bisher war sie nicht einmal deine Freundin und nun gleich die allerbeste. Lässt du da nicht einen Zwischenschritt aus?
Übrigens: Meine Kopfhaut ist auch intakt. Das weiße Zeug auf meinen T-Shirts sind keine Schuppen, sondern Babyspeichel. Ein bisschen mitdenken! Ich bin Vater.
Neinneinnein, mein Lieber Ex, ich hab's heute beim OÖLA-OÖN-Pressemeeting genau gesehen: An deiner Schulter vermischten sich Kopfhautpartikel mit Babymageninhalt. Ekelig war das! Der Gast wendete sich mit Grausen und erblickte das frisch geschorene und sexy angegraute Haupthaar vom Kollegen Justitia. Da überspringt man schnell einmal ein paar Stadien!
Süß aber, wie dich die Eifersucht rasend macht.
Jetzt sag ich dir mal was, meine liebe Ex-Nachbarin: Du tust immer so, als würdest du zum Kreis der Schwergewichtler gehören. Was soll die ewige Anbiederung? Du bist keine von uns, auch wenn du das noch so gerne möchtest, du Strichmanderl.
An dieser Stelle würde mich die Meinung deines allerbesten Freundes interessieren.
jedes pfündchen an der richtigen stelle. zu mir: nur mit regelmäßiger lebensmittelzufuhr kann ich mein gewicht halten.
Oh, gesprochen wie ein Gentleman, cher Francois!
Ad Leser Goldbär: Nichts könnte mich in meinem Wechsel mehr bestätigen, du Trampeltier! Wo du doch wie kaum ein anderer weißt, dass das mein wunder Punkt ist. Denn seit du mir verächtlich "Du waradsd ma eh z'dünn" entgegengeschleudert hast, habe ich den ganzen Tag nichts anderes getan als spachteln.
Mit dem kläglichen Ergebnis: Zwei Kilo mehr und null Prozent mehr Nettigkeit deinerseits. Kinderaugen klagen an.
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