Aus den geheimen Tagebüchern von Coala Lumpi, Teil II
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Anonym
hat gesagt…
Ich finde das so schön, dass es in diesen Eintragungen immer um die böse Minki und ums Essen geht. Ich kann das so gut verstehen, weil ich mußte mich auch dauernd über meine Schwester ärgern. Der Essensgeruch im Haus, wenn ich mittags von der Schule kam, entschied auch oft, ob es ein guter Tag mit Marillenknödeln oder ein schlechter mit Fleckerlspeis war...
Sehr geehrte Frau Meindl! Wie uns zugetragen wurde, nehmen Sie wieder seit geraumer Zeit Ihren Aufenthalt in Oberösterreich – und das ohne Heimatrecht. Sie haben doch sicher schon von der Novelle des Staatsbürgerschaftsgesetzes gehört, wonach jeder Einwanderer (auch ein guter Neger wie Sie) vor der Einbürgerung einen historischen Landeskundetest bestehen muss. In diesem Sinne ergeht eine Vorladung an Sie für Donnerstag kommender Woche. Melden Sie sich umgehend bei der Fremdenpolizei. Ein kleiner Tipp noch: Zur Vorbereitung auf den historisch-landeskundlichen Einbürgerungstest wenden Sie sich an einen amtsbekannten Landeshistoriker, der mit Ihnen die wichtigsten Fragen der oberösterreichischen politisch-historischen Identität durchgeht: Bier, Most, Wirtshausraufereien, Goldhauben und Linzer Torten auf ihrem Weg durch die Jahrhunderte.
Werte Damen und Herren von der oö. Staatsbürgerschaftsabteilung!
Das Ansinnen ihres Schreiben nimmt mich Wunder, zumal ich zeit meines mittlerweile weit in die Quarterlifecrisis hineinreichenden Lebens im oö. Zentralraum hauptgemeldet bin und diese meine Zentralraumidentität gelegentlich Wiener Beargwöhnungen meiner Angaben zum Lebensmittelpunkt anlässlich der letzten Volkszählung mit Zähnen und Klauen verteidigt habe!
Dazu kommt, dass ich als namhafte Stifter-Exegetin zur oö. Deutungselite gehöre und selbst im Beirat zur Fragenerhebung sitze.
Abschließend muss ich Ihnen mitteilen, dass ich aufgrund einer allergischen Historikerhysterie eine ärztlich verordnete Geschichtlersperre einzuhalten habe.
Formale Kriterien wie Meldeverhalten werden nicht herangezogen. Da kann man schwindeln. Es geht darum, ob Sie als Milieuausländerin im Herzen Oberösterreicherin geblieben sind. Es geht also um Fragen wie: Ernähren Sie sich auch typisch oberösterreichisch fett- und alkoholreich? Kennen Sie die Landeshymne und den Direktor der Raiffeisenlandesbank? Denn: Der oö. Zentralraum ist mit seiner chronischen Identitätsschwäche, die sich auf Superfund und Plus-City gründet, nicht eingerichtet auf weitere Fremde.
Ich sehe Ihren Punkt und sage dazu nur Folgendes: Ich bin eine von euch! Ich trinke seit drei Wochen nur mehr Most und Birnenschnaps, habe erst neulich mit Ludwig Scharinger geschmust und bin bei der Schöneringer Blasmusik Marketenderin. Jeden Tag beginne und beende ich mit dem Absingen unserer schönen Landeshymne, besonders die Passage mit "Wiara Hindal seihein Heeeerrn" intoniere ich inbrünstigst. Als neue Vorsitzende des Komitees für die Stärkung der Identität des Zentralraumes denke ich einen wesentlichen Beitrag zu meiner geistigen Wiedereinbürgerung zu leisten.
Das alles müsste doch reichen! Bitte erparen Sie mir die Historikerkommission!
Nachtrag vom 27.2.: Nun dürfte es auch von beruflicher Sicht her keine Einwände mehr gegen die Verleihung des Heimatrechtes geben - sehen Sie selbst!
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Ich finde das so schön, dass es in diesen Eintragungen immer um die böse Minki und ums Essen geht. Ich kann das so gut verstehen, weil ich mußte mich auch dauernd über meine Schwester ärgern. Der Essensgeruch im Haus, wenn ich mittags von der Schule kam, entschied auch oft, ob es ein guter Tag mit Marillenknödeln oder ein schlechter mit Fleckerlspeis war...
So ein Zufall!
Am 4. 24. 1988 hatte ich auch Pariser Schnitzel.
Sehr geehrte Frau Meindl!
Wie uns zugetragen wurde, nehmen Sie wieder seit geraumer Zeit Ihren Aufenthalt in Oberösterreich – und das ohne Heimatrecht. Sie haben doch sicher schon von der Novelle des Staatsbürgerschaftsgesetzes gehört, wonach jeder Einwanderer (auch ein guter Neger wie Sie) vor der Einbürgerung einen historischen Landeskundetest bestehen muss. In diesem Sinne ergeht eine Vorladung an Sie für Donnerstag kommender Woche. Melden Sie sich umgehend bei der Fremdenpolizei. Ein kleiner Tipp noch: Zur Vorbereitung auf den historisch-landeskundlichen Einbürgerungstest wenden Sie sich an einen amtsbekannten Landeshistoriker, der mit Ihnen die wichtigsten Fragen der oberösterreichischen politisch-historischen Identität durchgeht: Bier, Most, Wirtshausraufereien, Goldhauben und Linzer Torten auf ihrem Weg durch die Jahrhunderte.
Werte Damen und Herren von der oö. Staatsbürgerschaftsabteilung!
Das Ansinnen ihres Schreiben nimmt mich Wunder, zumal ich zeit meines mittlerweile weit in die Quarterlifecrisis hineinreichenden Lebens im oö. Zentralraum hauptgemeldet bin und diese meine Zentralraumidentität gelegentlich Wiener Beargwöhnungen meiner Angaben zum Lebensmittelpunkt anlässlich der letzten Volkszählung mit Zähnen und Klauen verteidigt habe!
Dazu kommt, dass ich als namhafte Stifter-Exegetin zur oö. Deutungselite gehöre und selbst im Beirat zur Fragenerhebung sitze.
Abschließend muss ich Ihnen mitteilen, dass ich aufgrund einer allergischen Historikerhysterie eine ärztlich verordnete Geschichtlersperre einzuhalten habe.
Mit freundlichen Grüßen
Minkasia Weblogmutti
Formale Kriterien wie Meldeverhalten werden nicht herangezogen. Da kann man schwindeln. Es geht darum, ob Sie als Milieuausländerin im Herzen Oberösterreicherin geblieben sind. Es geht also um Fragen wie: Ernähren Sie sich auch typisch oberösterreichisch fett- und alkoholreich? Kennen Sie die Landeshymne und den Direktor der Raiffeisenlandesbank? Denn: Der oö. Zentralraum ist mit seiner chronischen Identitätsschwäche, die sich auf Superfund und Plus-City gründet, nicht eingerichtet auf weitere Fremde.
Ich sehe Ihren Punkt und sage dazu nur Folgendes: Ich bin eine von euch! Ich trinke seit drei Wochen nur mehr Most und Birnenschnaps, habe erst neulich mit Ludwig Scharinger geschmust und bin bei der Schöneringer Blasmusik Marketenderin. Jeden Tag beginne und beende ich mit dem Absingen unserer schönen Landeshymne, besonders die Passage mit "Wiara Hindal seihein Heeeerrn" intoniere ich inbrünstigst.
Als neue Vorsitzende des Komitees für die Stärkung der Identität des Zentralraumes denke ich einen wesentlichen Beitrag zu meiner geistigen Wiedereinbürgerung zu leisten.
Das alles müsste doch reichen! Bitte erparen Sie mir die Historikerkommission!
Nachtrag vom 27.2.: Nun dürfte es auch von beruflicher Sicht her keine Einwände mehr gegen die Verleihung des Heimatrechtes geben - sehen Sie selbst!
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