Donnerstag, November 10, 2005

Master of Puppets


Liebe Puppenfreunde!

Vor etwa einem Jahr hat sich unser aller Lieblingspuppenverkäufer Günter Winter aus dem strahlenden Licht der Öffentlichkeit gestohlen. Ob er die Welt voll Druck und Belastungen eines Medienstars nicht mehr ausgehalten hat? Böse Zeitgenossen haben ja seit jeher gelästert und gehässig unsere Puppenstube mit "Ein Pädophiler verkauft sauteuere Plastiktrümmer an Sofazombies" verunglimpft. Wie ungerecht! Günter hätte niemals Puppen aus Plastik verkauft! Wahrscheinlich litt seine empfindsame Seele deswegen Höllenqualen - jedenfalls war er eines Tages weg und hinterließ eine trauernde Fangemeinde.
Gleichsam als Methadonprogramm wurden Fanmeetings organisiert:


Meine liebe Freundin Julia aber war und blieb untröstlich. Zusehends verfiel sie, da sie den Verlust ihres geliebten Günters nicht verkraften konnte. Am Ende lag sie nur mehr winselnd mit geschwollenem Kopf und Bauch auf der Fernsehcouch, auf der wir einst so glücklich dem fröhlichen Treiben auf HSE24 folgten. Ich musste also handeln.

Nach langen Ermittlungen fand ich endlich eine Spur, die mich ins Herz der Finsternis führte. Ich flog nach Brazzaville und schipperte mit einem alten Lastkahn den Kongo hinauf. Nach etwa drei Wochen, in denen uns die Malaria und vergiftete Pygmäenpfeile so manchen Verdruss bescherten, stießen wir auf eine Anlegestelle und gingen an Land. Ein Weg führte in den Dschungel, der gesäumt wurde von Pfählen mit Puppenköpfen. Trotz der schwülen Hitze trat eiskalter Schweiß aus unseren Poren. Es herrschte eine angespannte Stille.

Da! Aus dem Busch trat er - Günter! Er sah schrecklich aus! Die Malaria hatte seine einst so schönen Züge verhärmt, sein in guten Tagen millimetergenau getrimmter Bart war einem wilden Gewucher gewichen. Was war da bloß geschehen?

Erst nach Tagen fand Puppengünter seine Sprache wieder, und dann redete er, bis wir wieder in Brazzaville ankamen. Offensichtlich waren ihm, als er vor einem Jahr vergeblich eine Ausweitung der Puppenstube auf vier Stunden pro Tag erkämpfen wollte, ein paar Sicherungen durchgebrannt. Er stieg in den nächsten Flieger und landete in Kinshasa. Dort geriet er in die falschen Kreise. Der ehemalige Visagist von Ex-Diktator Mobutu träufelte ihm Gift ins Ohr, und so zogen die beiden in den Dschungel, wo sie das Vierte Reich ins Leben rufen wollten. Zuvor hatten sie gemeinsam "Mein Kampf" auf Haussa übersetzt.

Dann ging alles schrecklich schief, ich konnte mir gar nicht alles merken, was Puppengünter zwischen den Malariaschüben vor sich hin murmelte.

Mein Gott, wie konnte es mit diesem feinen Menschen nur so weit kommen! Ich habe ihm wohl das Leben gerettet.

Aus mir unverständlichen Gründen weigert sich HSE24, weiter mit seinem einstigen Zugpferd zusammen zu arbeiten. Nun, des einen Leid, des anderen Freud - von nun an habe ich die Ehre, der Puppenstube mein Weblog als Plattform anbieten zu können! Dafür hat mir Puppengünter die Rechte an seinen Kongo-Memoiren überlassen. Ich denke, ich werde einen Film drehen, evtl. "Apocalypse - Now reenacted with Puppets" oder so ähnlich. Lasst euch überraschen. Ein Original-Soundbite von Günter könnt ihr übrigens hören, wenn ihr die Überschrift anklickt.

And now: Willkommen in der Puppenstube!

2 Kommentare:

jules hat gesagt…

HURRRRRRRAAAAAA!!!! Krawutzi, krawutzi! Da lacht mein kleines Puppenherz, hatte ich doch schon solche Sehunsucht nach ihm!

Ma bitte, hab mir grad wieder sein Photo auf der HSE24 homepage angesehen - des is einfach ein Wahnsinn!
Es wird Zeit für eine neue Folge der Puppenstube Minki, ich hab noch ein paar schöne Nachthemden ;-)

Dominika Meindl hat gesagt…

Jo, loss mi oabeitn!