Mein Schmähbruder und Kommentarkommilitone Goldbär weilt mit seinen süßen 33 Lenzen zu meinem Gaudium auf Kur. Man merkt das kaum, denn jeden Tag rangelt er mit den lokalen Teenies um einen Platz im Internetcafé, nur um mir wieder ein paar Homepagehommagen hinzuzaubern.
Letzte Woche reiste ich nun undercover ins Kurschatten-Reich Bad Schallerbach, zum Einen im Auftrag von Frau Goldbär, zum Anderen zu Recherchezwecken in dieser für mich und meine Generation doch noch sehr fremden Welt der staatlich verordneten Heilbehandlung.
Dabei traten skandalöse Zustände zu Tage.
Ich mietete mich in der Pension "Waldesruh" ein, einem der zahllosen Kurzzeitunterbringungsinstitute für kurzzeitig angereiste Ehepartner (sprich "Kurstörungen"). Ich grübelte lange, wie ich wohl am geschicktesten vorgehen sollte, und begab mich dann, meines Erachtens genial als resche Forstwirtin getarnt, auf die Suche nach meinem Beschattungsobjekt. Als ich auf dem Weg in den Ort den Gastgarten durchquerte, endete die Suche auch gleich wieder:
[Dramatischer Wechsel ins Präsens:] Schon glaube ich, dass meine Tarnung aufgeflogen ist, doch der offensichtlich anderweitig Beschäftigte nimmt keinerlei Notiz von mir. Ich verberge mich hinter den "Bad Schallerbacher Kurnews" und beginne mit der Beschattung. Dabei muss ich beobachten, dass der liebe Goldbär keine Sekunde vor einem leeren Glas zubringt; die Kellnerinnen schaffen das gute Weizen ächzend im Akkord herbei. Um 17 Uhr erhebt er sich schließlich, verschwindet in Richtung Herrentoilette und erscheint kurz darauf in der Ausgeh-Einserpanier. Im Hinausgehen raunt er einem am Nebentisch zechenden Kurkollegen noch so etwas wie "I geh Schneckenchecken" zu.
Bei der Verfolgung muss ich mich nicht besonders um Unsichtbarkeit bemühen, ich folge dem vergnügt vor sich hin Pfeifenden einfach im entsprechenden Abstand. Leicht schwankend betritt er schließlich das Tanzcafé "Reblaus". Der Tanzsaal ist bereits gut mit vergnügungssuchenden Damen bestückt, alle so zwischen 60 und 80 Jahre alt. Als Goldbär in die Arena steigt, geht ein teeniehaftes Jubeln durch die Reihen. Ich höre ihn ein zufriedenes "Ah, die Hüftgruppe!" durch die Zähne zischen.
Mit seinem (in der Relation) jünglingshaften Alter (so jung wird er sich wahrscheinlich nie wieder in seinem Leben fühlen) hat er natürlich einen Mörderstartvorsprung gegenüber den anderen Kur-"Kunden". Diesen Vorsprung nutzt er auch weidlich aus.
Um 21.45 ist der Spuk dann mit einem Schlag zu Ende; alles strömt zurück in die diversen Sanatorien. Die selig lächelnden Damen verabschieden sich ein wenig übermotiviert herzlich vom "Herrn Doktor", wie keine zu erwähnen vergisst. "Heit hams owa wieda ordentlich Gas gebn, Herr Doktor!", lautet der Grundtenor. Der so Adressierte zwinkert nur verführerisch; heimlich hält er sich das lädierte Kreuz, das auch heute wieder unter zahlreichen Hebefiguren leiden musste. "Macht nix," denkt er sich dabei wohl, "morgen wird mich das fesche Physiotherapiemoorhuhn wieder gesundstreicheln."
Ich aber bin schockiert: Das alles passiert auf Kosten des Steuerzahlers!
3 Kommentare:
Ich glaub ja eher, dass deine Mediengeilheit Quelle deiner Malaise ist. Um 11:09 AM wär nämlich Bandscheibengymnastik auf dem Plan gestanden, wie ich im Zuge meiner Beschattung herausfinden musste. Stattdessen hältst du lieber die armen, hilflos vor sich hin Pubertierenden Schallerbachs im Internetcafé vom Kilngeltonbestellen und Selbstmordforumchatten ab und spielst stundenlang dein Lieblingsspiel: sprachlich übermotivierte Kommentare verfassen und/oder den eigenen Namen googeln.
Sagte ich schon, dass das alles der kleine Mann finanzieren muss? Noch dazu den Doktana! Denen vagunn is jo am wenigstn!
ökjhds
Werte Damen und Herren von der Kurdirektion!
Zunächst lassen Sie mich Dank sagen für das Interessen an meinem investigativen Journalismus. Gerne schlage ich übrigens eine diesbezügliche Kooperation vor.
Des Weiteren muss ich mich dafür entschuldigen, Sie nicht schon vor dem Kurantritt des beschatteten Dr.G. über dessen nicht nur den eigenen Heilverlauf störende Charaktermerkmale aufmerksam gemacht zu haben.
Eine zu diesem Thema befragte Mitarbeiterin ihres Instututes erzählte mir im Nachhinein noch Folgendes: Dr. G. sei permanent zu spät zu den diversen Übungseinheiten der Wirbelsäulengruppe erschienen. Dann habe er sich der Übungsleiterin angenähert, deren Arm ergriffen und nach einer elendslangen Gesprächspause gehaucht: "I hob mi vaschlofn!" In den kleinen Übungspausen habe er sich sofort eine Zigarette angezündet. Apropos Zigarette: Bitte achten Sie in Zukunft noch strenger auf das Rauchverbot auf den Balkonen! Ich konnte Entsprechendes beobachten. Halten Sie bitte die anderen Kurkunden dazu an, diesbezügliches Fehlverhalten der Kurdirektion anzuzeigen. Ich sage zu diesem Thema persönlich: Wer es von 22.00 bis 6.00 ohne Zigarette nicht aushält, hat ohnehin ein Problem.
Das wollte ich Ihnen noch mitgeteilt haben.
Hochachtungsvoll,
Minkasia
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