Freitag, August 07, 2009

Neues aus dem Sommerloch: Polyamorie im Zentralraum

SCHÖNERING. Mit 40-jähriger Verspätung hat die sexuelle Revolution die Köpfe und Herzen des Zentralraums erreicht. Uneinigkeit herrscht über den Auslöser, Einigkeit über das Ende der kapitalistisch-katholischen Sexualmoral. Die Elterngeneration ringt Hände und Atem.

Ein massives Wertebeben erschüttert soeben das Linz-Wels-Steyr-Daimler-Puch-Fünfeck. Kernfamilienstrukturen werden aufgeweicht, ausgewachsene Familienmütter schwofen mit anderer Frauen Männer durch die Kurcafés und Kantinen des Hausruckviertels.

"Die Muttis des Zentralraums waren überreif für unser Emanzipationswollen", sagt J. "Das Tier" G-Bear. "Unsere Idee von Musik hat die Frauen sexuell frei gemacht." Die Bandkollegen T. "Mental" Challenged und Kurt "Cobain" nicken eifrig.

Soziologen zweifeln jedoch, dass die zwei Garagenauftritte der Herrenband "Midlife Crisis" Auslöser des moralischen Normkollapsus waren. "Erste Analysen weisen auf einen Zeitungsartikel als Auflösemotor hin", sagt DDR. Monika Mendl. "Dass ausgerechnet in einer kritikarmen regionalen Familienzeitung ein Artikel über das Phänomen Polyamorie erscheint, ist für ein katholisches Wertgefüge natürlich fatal."




In "Das Glück, mehrere zu lieben" plädiert der Autor für eine esoterisch-spirituell motivierte Mehrgleisigkeit. Das entspreche postmodernen urbanen Realitäten angesichts kommunikativer Globalisierung. Dass der Artikel aber gerade im semi-urbanen Grüngürtel Entgleisungen bewirkt, überrascht auch Experten. "Wer hätte das gedacht: Schönering - ein Ort gibt nicht auf!", so Mendl.

6 Kommentare:

Goldbär hat gesagt…

Hab ich den Artikel in der Familienzeitung richtig verstanden: Wer zweimal mit demselben pennt, stiftet Identität am End!

Dominika Meindl hat gesagt…

Korrekt erkannt - und schön anlassgelyrikt obendrein. Jedoch bezieht sich der Erkenntnisgewinn nur auf den ersten Teil der Offenbarungsschrift:
Teil 1: Identität durch reiterierten GV (mit Gefühlen)
Teil 2: Das geht auch mit ohne Monogamie.

Goldbär hat gesagt…

Wir von Herrenband haben eher das Modell "Freundschaft mit Vorteilen" angedacht. Aber Polyamorie soll uns auch Recht sein.

Dominika Meindl hat gesagt…

"Freundschaft mit Vorteilen" ist ein bisschen so wie "Massage mit Happy End": nachhaltigkeitsdefizitär.

Eh Rock N' Roll, aber weniger fundamental wie die Dekonstruktion der Monogamie, ach was: Gamie an sich. Aber ich kenn mich da ja nicht aus - relata refero.

Anonym hat gesagt…

AneSchwe: Wirklich revolutionär finde ich nur, daß Swingerclubs jetzt nur noch überwiegend sexuell orientiert sind. Spielen die mittlerweile auch schon Golf?? Gut daß es "kritische Esoterik-Magazine mit Tantra-Schwerpunkt" gibt (ist das auch kein Oxymoron mehr? Hach, ich bin gar nimmer am laufenden)

Dominika Meindl hat gesagt…

Eher schon ein Pleonasmus. Swingerclubber spielen jetzt auch mit Gefühlen, nicht nur Nacktgolf -hab' ich in einem kritischen Erotik-Magazin mit Tanzen-Schwerpunkt gelesen.