Freitag, Juli 07, 2006

Für euch gelesen: Wildschweingeschichten

Erneut erlaube ich mir an dieser Stelle einen Literaturtipp - und das obwohl ich seit dieser Woche weiß, dass das Ringen der Medienindustrie um die Ressource "LeserInnenaufmerksamkeit" demnächst den Kampf um Öl an Heftigkeit ablösen wird und man deswegen das sog. "Medienproletariat" nicht mit Literaturrezensionen vergrämen sollte. Dennoch will ich mich nicht geschlagen geben und euch ein wenig vom "Barbara-Karlich"-Schauen und Horoskop-Lesen weglocken und Literatur webloggen.
Hier mein von warmem Herzen kommender Lesetipp:


"Wildschweine gelten als besonders gefährlich. Berichte von Angriffen durch Schwarzwild lassen auch heute noch denjenigen erschauern, der Spuren von ihnen entdeckt. Wie gefährlich sind sie wirklich? Was weiß man überhaupt von ihnen? Wenig nur findet man in der Literatur über sie. Heinz Meynhardt, der schon neuen Jahre unter Wildschweinen lebt, erzählt, wie es ihm gelang, Leittier einer Wildschweinfamilie zu werden und vieles bisher Unbekannte über dieses letzte wehrhafte Wild der Wälder unserer Heimat zu erforschen."



Heinz Meynhardt, Jahrgang 1899, Kriegsteilnehmer und Ex-Stasi-Mitglied, schaffte mit diesem Text 1981 beim Ingeborg Bachmann-Wettlesen den internationalen Durchbruch. Er lebt heute als Rädelsführer einer Gruppe Dachse in einem Wald bei Castrop-Brauxel.





Demnächst auch als Hörbuch erhältlich!

10 Kommentare:

jules hat gesagt…

Ma danke Weblogmutti! Endlich habe ich mein Vorbild gefunden dem ich nacheifern kann und werde! Mein Seelenbruder Heinzi. Lebt er noch? Mit ihm könnte ich meine Botnanger Wildschweingschichten austauschen! Allein unter Schweinen, was für ein Held, mein Held. Er fand sicher auch, so wie ich, bei den Wildschweinen den Anschluß den er selbst bei der Stasi wohl nicht fand. Schweine sind die besseren Menschen und die wahren Brüder im Geiste. Grunz!

Dominika Meindl hat gesagt…

Du wirst es kaum glauben, aber nicht nur Jürgen "Klinsi" Klinsmann und dein Deutschland-Trauma stammen aus Stuttgart-Botnang, sondern auch Heinz "Schweindi" Meynhardt. Er hatte dort in seiner Jugend erstmals "Anschluss" an eine Schwarzwildmeute gefunden. Dann kam der Krieg und damit ganz andere "Anschlüsse".

Es überrascht mich übrigens nicht, dass dich mein Posting angesprochen hat, zumal du dir doch gerade von Österreichs größtem Wildschweinkenner ein Kind hast machen lassen.

Mit freundlichen Grüßen
Deine "Saudi"-Prinzessin

Anonym hat gesagt…

Für euch gelesen: Sau - die Prinzessin - mit ihren Eindrücken und Ausflüssen vom "Theater für junges Publikum: Jabberwocky - laute und wilde Spiele mit der Realität", zu lesen auf Seite 7 im "Kulturbericht Oberösterreich", 60. Jahrgang, Folge 7 v. Juli 2006.
Zwar handelt es sich hier um keine Wildschweingeschichten, aber mindestens um eine weitere Frischzellenkur für die ohnehin nicht mehr ganz junge Weblog-Leserschaft. Ich übertreibe nicht: Dieser Jungbrunnen vermag eure Wunden zu heilen. Denn noch erkennt man - wie an den entstellten Visagen die Burschenschafter, so an den lachhaften Auffaltungen im Gesicht - die vom Federn-Kreuzen in diesem virtuellen Circus Maximus gezeichneten Humorsklaven der Weblog-Mutti.
Der neueste literarische Eroberungsschriftzug wird mit einer "Schäxpir"-Nachbesprechung in der Augustausgabe des selben Kulturmediums geführt:
"Kulturbericht Oberösterreich" über http://www.land-oberoesterreich.gv.at/cps/rde/xbcr/SID-3DCFCFC3-B9EEE3B0/ooe/K_Kulturbericht.pdf

Dominika Meindl hat gesagt…

Lieber Herr Professor Nym!

Ihr Hymnus rührt mich - doch wer wird mir glauben, dass nicht ich selbst gelobhudelt habe?! Die Leserschaft weiß doch leider, dass mir Bescheidenheit eine obsolete Zier ist und ich es mit Adolf "Ornament ist Verbrechen" Loos halte...

Dominika Meindl hat gesagt…

Danke für den architekturtheoretischen Beitrag, lieber Freund.

Zunächst ist Folgendes zu sagen: "Mein lieber Architektenfreund Adolf" klingt in Anbetracht der Bauwut des Gröfaz sehr verfänglich und kann leicht der Instrumentalisierung anheimfallen!

Zum Zweiten: Das Ornament der Bescheidenheit wäre in Appliaktion auf mein Wesen als Weblogmutti, die sich ständig in den Mittelpunkt des Leserinteresses drängt, ohnehin kein repräsentativ-ehrliches, sondern ein verlogen camouflierendes. Im übrigen ist die Intention, das "Wesen" einer Sache erfassen und re-präsentieren zu wollen, sowas von over, frage nicht.

An dieser Stelle möchte ich nun Leserin Jules dazu auffordern, diese tolle Anekdote rund um den Loos zum Besten zu geben, die ich jetzt leider nicht präsent habe, über die ich aber stets herzlich lachen musste.

Anonym hat gesagt…

In zweierlei Hinsicht hast du mich jetzt mundtot gemacht: Zum einen wollte ich mich als Weblog-Mutti zu erkennen geben und für das Selbstlob entschuldigen, zum anderen warten jetzt alle darauf, dass Julia an dieser Stelle ihr Loos-Gschichtl druckt. Mir bleibt - trotz nicht eingefahrener Ernte - mit der Tatsache fertig zu werden, dass i a no Nym bin, aber es niemand mehr glaubt.

Dominika Meindl hat gesagt…

Ihr zwei lieben ehemaligen Ex-"besten" Freunde - ich sag nur eins, und Myriaden Frauen dieser Welt werden im Chor mitsingen: Jahrestagsvergesser verdienen den Zwangsabstieg!

In Punkto schönste Nebensache der Welt darf ich auf das brandneue Posting verweisen, das vorbereitet wurde, während Leser Goldbär seine enttäuschten Worte ins Weblog stellte.

Anonym hat gesagt…

Tut mir leid, ich kann es einfach nicht: Ein Opfer, dass sich derart willig auf der Schlachtbank rekelt und um Exekution bettelt, stellt m.E. in letzter Konsequenz die Würde des ehrlichen Täters in Frage, indem es die eigentlich notwendige Tat zum feigen Akt entarten lässt.
Vielleicht nur eine Anmerkung, mit der ich diesen Märtyrer unserer gestürzten Helden zum Selbstschutz gleichsam vom Präsentierteller hartgesottener Vollstrecker stoßen möchte: Wie unser Brasilien-Fan ist auch Ronaldo glücklich verliebt (Liebe geht durch den Magen) und vermutlich auch sonst vorrangig mit anderem beschäftigt als mit dem Fußball. Und zum Trikot-Argument: Cafu - wenngleich Rekordspieler der Seleção - wird nicht dadurch seiner Langsamkeit verlustig, dass der Kaiser Franz jetzt mit 60 auch nicht mehr über den Rasen flitzt. Warum also nicht einfach den Bauch unter dem Trikot raushängen lassen und mit einem Bier in der Hand in Erinnerungen an die gute alte Zeit schwelgen, wo Kopf und Ball zu einer Einheit verschmolzen sind und Letzterer unwiderstehlich an Freund und Feind vorbei im (Garagen-)Tor versenkt wurde. Auch die Besten müssen einmal in Pension gehen und - obzwar ballesterisch begabter Nachwuchs in diesem Weblog mit freiem Auge nicht erkennbar ist - für Junge wie mich Platz machen. So und jetzt muss das Weblog einem großen Finale weichen, aus dem die Azuris wohl als Sieger hervorgehen werden.

jules hat gesagt…

na dann loos:

"AUS MEINEM LEBEN"

ich treffe den beruehmten modernen raumkuenstler X. auf der strasse. Guten tag, sage ich, gestern habe ich eine wohnung von ihnen gesehen. So - welche ist es denn? Die des dr. Y. Wie, die des dr. Y. Um gotteswillen, schauen sie sich doch den dreck nicht an. Das habe ich vor drei jahren gemacht. Was sie nicht sagen! Sehen sie, lieber kollege, ich habe immer geglaubt, zwischen uns gibt es einen prinzipiellen unterschied. Nun sehe ich, dass es sich nur um einen zeitunterschied handelt. Einen zeitunterschied den man sogar in jahren ausdruecken kann. Drei jahre! Ich habe naemlich schon damals behauptet, dass es ein dreck ist - und sie tun das erst heute...

Dominika Meindl hat gesagt…

Gefällt mir gut, diese rücksichtsloose Chuzpe!