Mittwoch, Juli 05, 2006

Adieu Landesdienst!

Liebe vernachlässigte Leserkinder!

An der Postingfrequenz ist zweifelsohne manifest geworden, was mich gerade umtreibt: Seit gestern bin ich nun auch offiziell als Schmierfink tätig, nicht nur im Wehwehweh - und sofort lege ich mich für meine Bekanntschaft ins Zeug und hieve sie aufs Titelblatt, während ich selbst die Leserschaft nur aus dem Regionalteil heraus anzwinzle.

Ich gehe jetzt also durch die Welt und bewerte alles nach dem Kriterium journalistischer Geschichtsträchtigkeit. Eine solche hoffte ich gestern beim Public Viewing am Linzer Arenaplatz anzutreffen (leider ist diese Idee auch 1000 anderen Leuten gekommen). Beinahe hätte ich selbst einen Aufmacher verursacht, als einer meinte, "Reservieren gibt's eigentlich nicht!" und sich kurzerhand neben mich setzte. Da hätte ich fast meine neuen "Würgen für Anfängerinnen"-Krav-Maga-Skillz ausgepackt. Nur durch eingehende Reflexion und anschließendes Schweigen meinerseits konnte ein Raufhandel verhindert werden.

Dann aber eine durchaus gegenteilige Erfahrung. Vor mir saß eine Reihe lustiger Bartträger und Kupfermuckentandler, die sich in regelmäßigen Abständen zu mir und der inzwischen eingetrudelten Frau Vronuele umdrehten und mit den Worten "Es saatz so liab!" Bierbleche nach hinten reichten. Das fand ich sehr menschlich, v.a. in Anbetracht ihrer finanziell sicher nicht ganz rosigen Situation.

Aber in die Zeitung tu ich das trotzdem nicht, dafür sind die Lesergewohnheiten zu verroht. Wenn da kein Hund erwürgt wird und kein Kopfinger Kiefer knirscht, sinken die Quoten sogleich. Denkt da mal drüber nach.

7 Kommentare:

Francois Justitia hat gesagt…

Wie ich aus dieser Newsmeldung herauslese, hat sich liebe Minkasia auf diesem Wettkampfplatz nicht durchsetzen können. In einer Arena geht’s halt manchesmal ziemlich HART zu. Ein Tip eines kampferprobten Quartalskämpfers: Da muss man durch.

Dominika Meindl hat gesagt…

Oh doch, ich hab mich wohl durchgesetzt und bis Anpfiff eine sehr waghalsige Anzahl von Plätzen besetzt gehalten, die ich dann an die nicht in den OÖN aufscheinenden Bekannten als Ausgleich für die verweigerte Öffentlichkeit vergeben musste. Statt euch, werte Leser Francois, Fr. Hart oder Goldbär, ist dann halt Frau Vronuele auf meinem Schoß gesessen und hat sich für Italien die Stimme aus dem Leib geplärrt.
Der "anschließende" "Schnapper" (zentralräuml. für "Schnabus") bei der Rosi war also wirklich hart erkämpft...

Francois Justitia hat gesagt…

Bedauerlicherweise wurde ich durch widrige umstände mittags in die knie gezwungen und konnte auch mit größter kraftanstrengung nicht diese einmalige möglichkeit nutzen. Jaja - ich vermute, dass dies ein bewusster anschlag vom kollegen goldbär war. Und sodann verfolgte ich auf radio mittelwelle das spiel mit tränen in den augen.

Anonym hat gesagt…

Stellt euch vor es ist Fußball und alle geh'n hin. Diese Tragödie spielt sich leider Tag für Tag vor meinen Augen ab. Eine Katastrophe! Die runde Sache, um die es eigentlich gehen sollte, wird ausgeblendet und als trendiger Background für verbale Furze instrumentalisiert, die dem Sprecher wie ein warmes, explosives Lüftchen abgehen und das Klima in der Fußball-Arena zerstören. Wo sonst zartbesaitete Wesen mit gleichwohl letalen Spielzügen und berauschendem Spielwitz Frau und Kind vergessen machen, regieren plötzlich plumpe Anmache, Spaß per Alkohol und Teenie-Gekreische. Wen wunderts, wenn folglich unerkannt bleibt, dass Zizous Pratscherl den Ball gefühlvoller streichelt als das Gros dieser sonnenbebrillten, aalglatten Dreikäsehochs ein betroffen machendes Frauendekolletee in einer romantischen Liebensnacht. Allein die zu allen Opfern bereite Cheerleader-Gruppe in der Kriau scheint dies zu erkennen und stellt sich schwungvoll in den Dienst an der Sache. Wer mag da schon unhöflich sein und den Sportlerinnen seinen Blick verwehren. Letztlich siegt also doch immer der Sportsgeist über die vulgären Verlockungen zechend und prügelnd umherziehender Platzhalter für die Zunft des schlechten Geschmacks.

Dominika Meindl hat gesagt…

Siegst, so geht's zu in Wien! Hier bei uns in Linz ist der Fußballzugang ein sehr erdiger - das gilt auch für reine Großereignisschauer bzw. Frauen wie mich. Oder trinken in der Krieau pseudoinellektonelle Übungsschmierfinken Blechbier mit den Augustinverkäufern? Und cheergeleadet wird am Arenaplatz sicher nicht (wehe!).
So ganz nebenbei schenkt man den von Prof. Ano Nym leicht sexuell aufgeladen beschriebenen Ballskillz von Ms. Zizou sehr wohl erhöhte Aufmerksamkeit.

Ad Francois: Das sind die Nachteile der Liberalität des Landesdienstes in Bezug auf den Konsum schwächender Substanzen in der Mittagspause. Hättest du wie ich Kaffee getrunken, dann hättest du dir statt Frau Vronuele grölend einen Sessel mit teilen können. Oder hast du wegen Deutschlang geweint?

Francois Justitia hat gesagt…

Des ist der ständige Kampf, den auferlegten Zwängen in der Gesellschaft gerecht zu werden, der auch ich mich in äußert seltenen Fällen versuche zu unter werfen. Natürlich werde ich nun 40 Tage und vielleicht auch Nächte trauern.

Dominika Meindl hat gesagt…

Ach was, verschwende doch deine Lebenszeit nicht mit Trauer, das steht gar nicht dafür.

Aber apropos Trauer: Eine sehr beliebte Schöneringer Wochenendbeschäftigung ist das Aufsuchen des neuen Altstoffsammelzentrums. Extra für solch notorische Miststierler und alte Sperrmüllwühler wie mich gibt es dort ein Eck für die "guten Sachen". Einmal habe ich dort z.B. eine wunderschöne Biografie über Kevin Costner herausgefischt.
Heute fand ich dort ein Mahnmal der Trauer eines enttäuschten Brasilien-Fans: ein tadelloses Ronaldo T-Shirt, das ich im Austausch gegen meine Heugabel mitnehmen durfte. Ich bin ja kein Schneckerl-Prohaska, aber meiner Meinung nach hat sich das der feiste Brasilianer mit dem Stürmer-Stil auch nicht verdient.