Mittwoch, Juni 14, 2006

From London to Grünbach

Geneigter Leser, geliebte Leserin!

Ich darf mir erlauben, die Bildlastigkeit der letzten Tage durch ein wenig Text zu mindern. Die christlich geprägte Hegemonie des Visuellen ist ja im Übrigen eine Rüdigkeit unseren blinden Mitmenschen gegenüber, die sich das alles nicht optisch anschauen können.
Jedenfalls durfte ich die letzten Tage mit Freunden in Wald und Wiese verbringen. Nach den enorm intoxifizierenden Tagen in London war das auch höchst notwendig - noch Tage später färbte sich mein Taschentuch grau beim Schnäuzen!

Detoxifying in Martins Gras





Detoxikationskatalysatorisch indiziert erwies sich das Betreiben von leichter Bewegung - wenngleich mir das Verwenden der Kletterpantinen des Gastgebers und Foto-Grafen Maddin (in meinen eigenen fühlte ich mich wie die kleine Meerjungfrau, die jeden Schritt mit messerstichartigen Schmerzen bezahlt) eher als kontraproduktiv erschien. In ebendiesem Kontext ist auch dessen mir gegenüber geäußerte Unterstellung, ich sei vor Gebrauch seiner Steig-Devices in einen alten Quargel gestiegen, zu decodieren. Nocheinmal, lieber Freund, Gasgeber und Stinkfuß: I woar's neeed!





Wegen dieses Blickes hab ich Martin kurzfristig die Freundschaft aufgekündigt.

Klettern also. Nachdem im vergangenen halben Jahr mein diesbezüglicher Trainingsplan eher von Trainingspausen und der Zufuhr hochkalorischer Alkoholika geprägt war, hatte ich schon Tage zuvor daran gearbeitet, meine Frustrationstoleranz meditativ-rationalisierend zu erhöhen. Hier vier Ausreden, die nichts nützen: "Es gibt auch ein Leben nach dem Sport", "Ich hatte schon zuviel Bizeps angelegt", "Arbeiten muss man ja wohl auch einmal" und last, but not least: "MIR GEHT'S GAR NICHT GUT!"

Am seit letztem Donnerstag neu benamsten Tourette-Block wurde jedoch alles prophylaktische Ringen um Gelassenheit sehr schnell und deutlich zuschanden. Mir doch egal, dass es sich hier eh um die Schlüsselstelle von einer 7+ Route handelt - wenn der Fels alle außer mir drüberlässt, möge man mir mein in der Tat laut und deutlich artikuliertes "Fuck!!!" in ein milderes Licht stellen.

Am Tourette-Felsen


So sollte das eigentlich aussehen...


Ich verspreche es hiermit dennoch: Sobald ich alle anstehenden Schreibaufträge erledigt, das journalistische Handwerk offiziell erlernt, alle Rastlosigkeiten im Leben eines alternden Singles überwunden, alle Emails beantwortet, alle Einrichtungsgegenstände in die Hofgasse getragen, alle Mannerwafferl dieser Welt vernichtet und ich gemerkt haben werde, dass man Geld nicht essen kann, tu ich wieder was.

Stigmata eines Pyrrhus-Sieges: Missbrauchte Geisteswissenschaftlerhände




Faktum ist jedenfalls, dass der Herr Foto-Graf in der Zwischenzeit flashige Skillz und eine hohe Vorstiegsmoral entwickelt hat (seine Schuhe stinken dennoch erbärmlich, es hilft alles nichts). Dass die Psychotante dies nicht zuletzt dank ihres Beuteschemas (Big Shoutouts an dieser Stelle to Klettergünther) schon länger featured, sag ich jetzt nur noch nebenbei.





Ebenso nebenbei erwähne ich noch die Aufforderung an das Land NÖ, mir sämtliche Bandschlingen, Reepschnüre und Seile zu ersetzen, da der etwas überpräsente LH Erwin "Schatz am Silbersee" Pröll mir im Routeneröffnungsfuror alles mit güldenen Scheren zerschnitten hat.

Was bleibt noch zu sagen? Mir geht's heute schon wieder ganz gut, meine Zehen haben sich wieder auseinanderlösen lassen, die Finger brennen nicht mehr ganz so arg und bluten nicht mehr aus der Nagelhaut; auch mein Rücken hat dann doch keine Sonnenbrandblasen entwickelt. Gegen das Ganzkörper-Muskelkaterudel hat sich leichtes Training als effizient erwiesen - ein recht herzliches Vergelt's Gott an die zwei Ringleaders of the Tormentors Valentino und Sevito Goldbär, die mich bei der gestrigen Grillage der oö. Deutungselite (Big Shoutouts an den offiziellen Archivcowboy Franz) stundenlang auf den hiesiegen Birnbaum gejagt haben.


Jetzt noch schnell ein paar Bilder:


Im Ritz Grünbach



Denn das Auge isst mit!


Sparkling Entertainment

Hier noch eine abschließende Preisfrage, für deren richtige bzw. möglichst pfiffige Beantwortung es wahlweise einen Kletterausflug, eine Diskussion über den Sozialismus südamerikanischer Prägung oder ein Freundschaftskickerl mit der Autorin zu gewinnen gibt: Was versucht mir der Foto-Graf hier pantomimisch zu vermitteln?

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also ich kann hier aber auch schon gar nichts von einer Idylle erkennen. Jeder Blinde merkt doch sofort, dass zwischen den beiden Muskelbaeren ein Gefecht ums Weibchen tobt. Da des Alphamaennchens Bierhebel nicht ganz so voluminoes ist wie der des Herausforderers, ist schon absehbar, dass es das offensichtlich noch unentschlossene, beziehungsoffene Wanderflittchen nicht samt Nachwuchs vor dessen Zugriff wird schuetzen koennen. "Den Kleinen kannst' haben, aber mein Baby gehoert zu mir", lautet dann auch das aus der Einsicht heraus, hier ohnehin nur einer Buerde beraubt zu werden, gemachte Zugestaendnis. Die Schlaeue, sich unter Berufung auf einen uebermaechtigen Gegner nun auch noch von der schwersten Buerde zu befreien und wieder als Cowboy in Freiheit durchs Land zu ziehen, besitzt das vormals von Klettergarten yu Klettergarten ziehende Prachtexemplar freilich nicht. Die deutsch-oesterreichische Koproduktion N.N. ist darueber nicht ganz ungluecklich und qittiert es mit einem auf Dauer gestellten buddhistischen Laecheln, waehrend sie wie Jesus ihre Netze auswirft, um reiche Beute einzufahren. Aber lasst uns besonnen sein und ob dieser missbraechlichen Auswuechse nicht gleich jegliche Internationalitaet und Interreligiositaet verdammen.

Dominika Meindl hat gesagt…

Haarscharf analysiert, Herr Professor Ano Nym! Sie können sich gar nicht vorstellen, auf welchen Schlachtfeldern ich hier herumwandre, da ist Verdun ein Kinderspielplatz dagegen. Bin ich froh um meinen modisch-praktischen Kurzhaarschnitt und meinen Hopfenbauch, da ist man solcher Gefechte zumindest prima vista enthoben und kann sich getrost in der Zwischenzeit die Haut von den Fingern klettern.

Dominika Meindl hat gesagt…

Werter Freund der Küchennutzinnenarchitektur! Bei dem von Ihnen angesprochenen Konstrukt handelt es sich um eine pfiffige Variation zum Thema "Schöpflöffel".

Ersonnen wurde dasselbe von der Psychomutti, was insofern erstaunt, als diese nicht nur im durchausgestatteten Hotel "Mama Nagl" logiert, sondern auch an ihrem Arbeitsplatz über Spezial-Kulinarikfacilities wie einem eigenen Kuchentisch verfügt. Hier findet jeden Tag vor Arbeitsbeginn um 11 Uhr in der Früh ein Morgenbriefing statt. Vo dort aus wechselt man dann um 12.30 zum Mittagstisch, wo Einzeldienstbesprechungen durchgeführt werden. Um 13.30 ist dann Klientenverkehr, bis man um 14.15 den Kaffeetisch besetzt und Shortbread konsumiert. Da kann ich nur sagen: "It's a dog's life being a psychomum."

Anonym hat gesagt…

Eine schier unglaublich lange Zeit konnten die in wohldosierter Menge Geist und Witz verspruehenden Inhalte dieses Tagebuches unserer Gesellschafterin alle Randerscheinungen des oeffentlichen und privaten Lebens ueberstrahlen. Zwar auf diese Weise verblendet und eh-so-terrisch vermag ein Stifter von Sinn sich dennoch nicht dauerhaft zu begnuegen mit verMeindlichem, die Vergangenheit lichtendem Innehalten in Abwesenheit von aktuellen und in die Zukunft gerichteten Inhalten: "Religion!", quoll es schon am Tag der Erlangung dominikanischer Akademikerwuerden aus ihm heraus. Seit mehr als einer Woche wird nun schon unbeachtet von diesem Medium eine Kunstform der Religion auf hoechster Stufe zelebriert. Freilich ist der Zauber der brasilianischen Hohepriester bislang eher unwirksam geblieben und sie duerften bei ihrem ersten Gottesdienst allesamt wohl kaum vom Heiligen Geist inspieriert worden sein. Doch ist es deshalb weniger Frevel, dieser Religion abzuschwoeren und gegen alle Warnungen der Eltern ("Nehmt keinen fremden Glauben an!") Goetzendienst zu tun, indem geistlosem (Gebirgs-)Material - nur weil es dem Himmel am naechsten ist - tagtaeglich Bohrhaken, "Friends" u.a.m. geopfert werden? Manch eine/r scheints ja, den Gang der Aufrechten hinter sich lassend, auf allen Vieren gar in den Himmel hinauf klettern zu wollen? Und so wird es kommen wie es kommen muss. Er, der wirklich unsere Zukunft in der Hand hat, wird unbeachtet von diesen Barbaren und ohne die ihm angemessene Wuerdigung in diesem Tagebuch vom Himmel herabkommen, fuer drei Tage unter uns weilen und dann wieder (vermutlich mit Privatjet) gen Himmel abfahren. Und wir alle werden dann wieder von ihm erloest sein. Diese Online-Bibel wird uns aber erhalten bleiben und etwa mit einem kurzen "Geh org!" oder "Sche...Oarsch, uu!", vielleicht auch mit "A so a Schoaasz!" wie so oft das ihrige dazu beitragen, im Nachhinein diese schreckliche Vergangenheit zu bewaeltigen. Amen!

Dominika Meindl hat gesagt…

Waswaswas, kommt leicht der Vorarlberger Klingone Gorg in die Hausmaasta-Metropole?

Nur eine kleine Bemerkung am Rande: Ich verwende beim Klettern keine "Friends". Was uns hier verbinden möge, ist nicht die schiere Überantwortung von Leib und Leben - man soll einander in Beziehungen nicht brauchen, sondern wollen. Die Instrumentalisierung von Freunden erscheint mir sehr ablehnungswert. Es gilt somit: Bohrhaken statt Friends, Freunde statt Von-der-Wand-fallen-und-sterben.

Dominika Meindl hat gesagt…

Euro Magnifizentia Frau Sockenpapst!

Die Sache mit dem sogenannten "Anschluss" ist ein ebenso schlimmes wie interessantes Kapitel im Buch der Menschlichkeit. Die Geschichte ist die, dass es darin dunkle Seiten gibt, die man nicht überblättern darf. Diese Bedürfnisse sind nämlich latent oder manifest in uns allen enthalten. Hand aufs Herz: Wer von uns hat keinen Internet-"Anschluss", hat noch nie einen "Anschluss"-Treffer erzielen wollen, kurz: hat noch nie sexuellen oder freundschaftlichen "Anschluss" gesucht? Diese grundmenschliche Ambivalenz muss man aushalten.

Mit freundlichen Grüßen
Deine Weblogmutti

Dominika Meindl hat gesagt…

Man glaube mir bitte, dass die Dominanz der vertikalen Sportberichterstattung nicht ausschließlich einer idiosynkratischen Präferenz geschuldet ist - das weltmeisterliche Geschehen auf der Horizontalen liegt mir durchaus am Herzen! Es ist nun aber so, dass du, lieber Leser und Freund Goldbär, gemeinsam mit Prof. Ano Nym selbst beim höchst traumatisierenden Knorpelzwickerlebnis im letzten Jahr dabei gewesen bist. Dein sonntagsfreundschaftliches Totalversagen beim Tränenabwischen ist der LeserInnenschaft sicher noch gut in Erinnerung - aber ich will nicht nachtragend sein, ich habe andere Freunde auch noch, nur dass die's halt mehr in den Armen als in den Beinen haben.

Francois Justitia hat gesagt…

Denn das Auge isst mit....
Nach schweißdurchnässter Nacht versuche ich diese köstliche Speise nachzumachen. Hilfe, es gelingt mir nicht. Werde hoffentlich Tipps bei der Vernissage am 4. Juli und 18 Tage bekommen.

Dominika Meindl hat gesagt…

Ja Krutzimutzi Goldbär, was denn bitte jetzt? Wie soll denn die Horizontale ins Webloggeschehen kommen, wenn nicht durch aktives Konsumieren? Hab mich dafür sogar extra mit den übrigen Mitgliedern der Deutungselite (by the way: Wo waren die Cowboys?Kindsdirnen bzw. Überraschungseiessen?) umgeben, auf dass das Aktualempirische sofort ordentlich kategorisiert werde.
Und bitte: Anstatt den neuen Kommentarstar anständig zu begrüßen, habe ich gestern deinem Sohn ein paar ordentliche Steirertürl geschossen. Darf nebenbei auch noch erwähnen, dass erstmals in meiner Fußballkarriere mein lang geübter Trick funktioniert hat: Frucht auf den Rist rollen, lässig liegen lassen, dann hochschupfen und im Gnack auffangen. Aber nicht einmal der Valentin hat's gesehen...

Aber jetzt: Salut Francois! Scharfes Foto, hallohallo!
Stopp den Nachtschweiß, ich kann dir helfen: Das Rezept für das köstliche Chili sin Carne stammt von meiner Psychomutti und geht sehr leicht. Einfach eine Dose Bohnen, Sojafleisch, Tomatengatsch und Kukuruz in einen Topf leeren, Herd einschalten, stehen und nach Möglichkeit anbrennen lassen. Das Rezept eignet sich hervorragend für alleinerziehende Mütter, da in der Zwischenzeit der Nachwuchs zu Bett gebracht und eingeschläfert werden kann. Über Nacht stehen lassen und am Morgen in den Kühlschrank geben. Dort dann am übernächsten Tag abholen und mit duldsamen Freunden konsumieren.
Ich erklär dir die Prozedur gerne noch einmal im Rahmen meiner Vernissage - aber nur, wenn du im Profilfotooutfit daherhoserlst!

Dominika Meindl hat gesagt…

Pudel dich doch nicht so auf, liebe Problembärin. Und nur keinen Neid auf mein erfolgreich durchgesetztes Lebensmotto "Essen statt Kochen"! Ich sehe mich hier in geistiger Gemeinschaft mit internationalen Größen wie Valentin "Wei essn muass da Mensch" Goldbär, Gordon "Bei Trauer öffnen sich meine Reservemägen" Shamway und Scarlett "Ich schwöre, ich werde nie wieder hungern!" O'Hara. Kochen überlass ich den Anorektikerinnen, Muttis und Grillchefs dieser Welt. Aber schaut euch am 22. meine Küche an und versteht die Motive meiner Äußerungen.

Anonym hat gesagt…

DIE WA(H)RE SPORT IST HIER SCHWACH WIE FLASCHE LEER! ICH HABE FERTIG!

Anonym hat gesagt…

AD OBJEKTPERMANENZ: Dass Sie gestern Stiften gegangen sind, ist doch nur ein weiterer Beleg fuer Ihre vollstaendige Hingabe an den augenblicklich Naechsten, weil Sie in jeder Beziehung den wiederauftauchenden Alten sowieso fuer einen voellig neuen Spielgegenstand halten. Im Uebrigen haben Sie diesen gar nicht ungeschickt mit Rettungsring und Schwimmflügerl zur Hilfeleistung animiert. Nur Raul netzt noch besser!

Anonym hat gesagt…

Es stimmt schon, dass dem horizontalen Gewerbe das aktive Konsumieren durchaus inhaerent ist. Aber was hat das mit meinem (!) Glauben zu tun?