Dienstag, Januar 24, 2006

Bericht vom Wochenende

Einst sprach unser Landesheinrich Gleißner: "Ich kam nach Linz. Erster Eindruck: Trümmer und äh Kummer." Während er aber damals hinterm Krieg mit diesen Worten gleichsam vor seinem zerbombten Haus gestanden war, gedachte ich ihrer im Kontext des wiederum gleichsam in Trümmern vor mir liegenden Stifterhauses, wo man offenbar meint, meiner Dienste nicht zu bedürfen. Werd ich eben keine Beamtin, war mir eh zu wenig cowboyhaft. Bitte, wenn man mich nicht braucht, dann geh ich eben. Bin schon weg!
Ich mach dann mal weiter mit Wortkunst.
Am Wochenende habe ich einen Dienst im Kletterzentrum (das man auf gar keinen Fall mit KZ abkürzen darf!) ausgefasst, der mir einige Kalamitäten bescherte. Denn plötzlich tauchte ein dicker Amerikaner auf, der - als er meiner Krücken gewahr wurde - mich packte, vom Sessel aufhob und dabei schnaufte: "She's a fake!" Dann ließ er mich zu Boden plumpsen.

Was war sonst noch los? Nicht mehr viel, außer dass ich gestern gelegentlich eines Kabarett-Workshops beinahe vor den Augen Josef Haders mit meinen Krücken treppab in den Tod gestürzt wäre und dass ich Mag. Berni Lumpenberger zum Weinen gebracht habe - justament am Tag ihrer Sponsion (bitte Link betätigen!). Ein herzhafter Sektdamenspitz hatte mich in der Straßenbahn die Contenance verlieren lassen, sodass ich mich dazu hinreißen ließ, coram publico einige Pikanterien aus ihrer Biographie zum Besten zu geben. Erst als ihr siedend heiß die Tränen der Scham die Wange benetzten, wurde ich der Tragweite meiner Rede gewahr und hielt beschämt inne. Leider nur vorerst, denn wenige Stunden später wasserte mich der Kopfträger des Vereins "Dr. Guryenberger" dermaßen an, dass ich erneut gleichsam die unterste Schublade öffnete und preisgab, dass Berni einst zu WG-Zeiten wochenlang aus Faulheit den Kompost in ihrer Bettlade entsorgt hatte. Das war doch recht indiskret von mir. Aber Schwamm drüber.


Und dann hab ich noch ein paar schöne Bilder mitgebracht:


Die Blumen des Bösen in der Wipplingerstraße:



Und schließlich: Hier die völlig unprätentiöse Haustüre unseres Herrn Landeshauptmannes. Dr. Joe - einer von uns!


21 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

schöne fotos frau minkasia,
freut mich, das auch sie mein ganz persönliches kunstwollen wahrnehmen

Anonym hat gesagt…

Zum Bewerbungsverfahren Stifter-Haus:
Gelegentlich dieses tragischen Einzelschicksals von Frau M. ist es wieder einmal sehr augenfällig, wie beinhart das Selektionsverfahren um Posten bei der Hoheitsverwaltung hier in Ob-der-Ennsien ist. Da ist sogar ein achtbarer dritter Platz unter Dutzenden Bewerbern zu wenig. Wir wollen einfach nur die Allerbesten haben.

Dominika Meindl hat gesagt…

Aber geh bitte! Liebe Personalabteilung, ich kenne eure allerbesten Pappenheimer! Die tun dann den ganzen lieben Tang lang nichts anderes als Internetsurfen und garstige Kommentare schreiben!

Ich bin sehr enttäuscht von euch, aber ich werde euch verzeihen. Meldet euch bei mir, wenn ihr was braucht.

Dominika Meindl hat gesagt…

Werter Herr Architektenfreund!

Bitte mehr von diesem Kunstwollen - und dann bitte ins Baltikum importieren!
Jetzt Frage: Bist du der Linksdenker oder der Inhaber der Blusen des Böhmen... äh der Blumen des Bösen? Oder hast du gar den wunderschönen Blumenschlapfen für die Tür unseres Herrn Landeshauptmannes geflochten?

Hochachtungsvoll: Frau Minkasia

Anonym hat gesagt…

was für eine frage!

ernsthaften individualvandalismus kann man natürlich nur an der wohnungstür unseres landesvaters betreiben. nur dort gibt es genug klinkenputzer um die von mir angestrebte aufmerksamkeit und breitenwirkung zu erlangen.

das erste fotomotiv muss wohl von diesen linkslinken vernaderern aus dem wiener-linien-betriebsrat stammen. aber diese zerstörungsversuche sind gottlob so unauffällig, dass der durchschnittliche passant sie in der regel nicht wahrnimmt.

Dominika Meindl hat gesagt…

Ich fühl mich jetzt sehr ertappt - immerhin führte mich die Gier nach "I love Dr. Joe"-Pickerl zur Pforte unseres Landespepis...

Das Blumenkorbwerk hat mich aber in der Tat sehr nachdenklich gemacht, und zwar gelegentlich der künftigen Rolle regionalen Kunsthandwerks in Zeiten der Billigmassenproduktion in China.

Anonym hat gesagt…

Minki und ihre Krücken! Auch bei Bernis Sponsion waren sie Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, da sie über dem Publikum gefährlich hin und her schwenkten!

Die schöne Rede später war wirklich sehr informativ. Berni und die Butter, Berni und ihr millimetergenaues Bett, Berni und die Mülltrennung oder auch Berni und der Kakaoskandal...
Geschichten zum immer wieder hören!

Und zu dem Stifterskandal: Stifter hat dich nicht verdient! Das Stifterjahr geht nun doch leidvoll zu Ende. Doch wer weiß welchem neuen Jahresmotto dadurch Platz gemacht wird!
Ich werde gleich mal in Marchtrenk anfragen, ob wir nicht die Stifterstraße umbenennen können. Da möchte ich sonst nicht länger wohnen!

Dominika Meindl hat gesagt…

Gesprochen wie eine wahre Freundin! Warum also nicht gleich eine "Meindlstraße" einführen? Durch dein beherztes Eintreten für spontane Manifestationen jugendlicher Protestkultur in deiner Heimatgemeinde tut dir euer Ortsgruppenleiter sicher gerne diesen Gefallen.

Dominika Meindl hat gesagt…

Ich hab ja schon lange den Verdacht, dass der Stifter mit Hitler sympathisiert hat!

Wieviel kostet denn so ein Gutachten?

Dominika Meindl hat gesagt…

Lass die Hofarin aus dem Kraut, die studiert noch und kann sich das nicht leisten.

Ad Metternich: Wenn du's kreativ haben willst, dann lass dir mitgeteilt sein, dass der Stifter Metternichs Sohn Mathematik-Nachhilfe gegeben hat (das stimmt übrigens wirklich - nur eines von vielen Stifterrandwissensfeatures, die ich jetzt allesamt zerebral skartieren kann).
Ich wollte mit meinen Worten ja genau diese Straßenumbenennungschoreographie einmal thematisiert haben, aber du lässt ja keine Gelegenheit zur minkasiatischen Maßregelung auf, du Fehlerteufel.

Dominika Meindl hat gesagt…

Was die Leserschaft erfahren sollte: Soeben habe ich ein ganz strenges Email vom Goldbären bekommen, der mich wegen des "Auf" maßregelte. Bin ich froh, dass die Steuergelder meiner Eltern dermaßen wichtige offizielle Aktivitäten finanzieren bzw. dass die allerbesten der besten Landesbediensteten adleräugig darauf achten, dass kein Tippfehler das Ansehen des Landes OÖ schmälert!

Dominika Meindl hat gesagt…

Gegentipp:

Waldemar Derrida (Sommer 2005). Phänomenologie der Eifersucht. Frankfurt a.M.: Suhrbratl

Volker Merleau-Ponty (2006). Die Liebe ist das Brot der Armen. Paris: Gallimars

Anonym hat gesagt…

Wollte nur kurz anmerken, dass Wien schon sehr fortschrittlich ist und bereits über eine "Meinlgasse" verfügt - den kleinen Tippfehler (das "d" ausgelassen) wollen wir hier gnädig verzeihen.

Colabär

Dominika Meindl hat gesagt…

Angesichts meiner verwüsteten Kinderseele möchte ich überhaupt den bescheidenen Wunsch äußern, aus sämtlichen betreffenden Straßen, Plätzen, Schulen, Instituten, Wanderwegen und Bieren den Stifter herauszumeindln.

Anonym hat gesagt…

In Wien gibts die Veronikagasse!!!!

Dominika Meindl hat gesagt…

Und für mich eine Republik, eine Insel, einen Orden und einen Wochentag (Preisfrage an die Leserkinder:Welchen?!)!

Anonym hat gesagt…

Daniela Hofer
Meindlstrasse 2a
4614 Marchtrenk

Das hört sich doch gleich besser an! Und das Stifterbier, dass Chrissy und Christian am Wochenende - unwissend - mitgenommen haben, das wird auch gleich aus dem Kühlschrank verschwinden! Christian wird sich sicher seiner annehmen! :)

Anonym hat gesagt…

Ach lieber Goldbär! Ich bin doch selber so fein und edel! Was stört mich da, dass meine Straße im Diamantenviertel liegt.

Dass Du strukturelle Defizite in Deinem Leben hast, tja das wundert mich gar nicht! Unser Beamtenflitscherl hat Dich ja sozusagen einfach sitzenlassen. Und jetzt mußt Du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um Ordnung in die Scherben Deines Lebens zu bringen. Tja, bülli wird des net...

Dominika Meindl hat gesagt…

Der Goldbär sitzt im Glasscherbenviertel seines Lebens... Highlige Veronikarr von Hillingen, hilf ihm!

Ad Wochentag: Alles falsch! Ich verrate nur so viel: In Italien hab ich jeden Sonntag Namenstag, wie Sabiene einst mehr oder weniger pfiffig bemerkte.

Dominika Meindl hat gesagt…

Jaaahhaaaa, ich weiß das eh, lieber auf dem zweiten Bildungshighway dahinbrausender Humanismusgigant! Bist eh ganz ein Gscheiter!

Und wie sicher du mit dem Lateinischen herumhantierst! Da können wir uns bald schon dem Griechischen widmen, damit das dann mit der Etymologie fehlerfrei klappt - solltest du dich gelegentlich der Kunde vom wahren Sinn der Worte im Zuge deines Germanistikstudiums noch nicht ausreichend gebrieft fühlen, kannst du dich diesbezüglich meines Wissens an unsere neue Lebensmanagerin wenden, die kann aus ihrem Nähkästchen auf Griechisch parlieren.

Herzlichst: Deine Sonntagsfreundin

Dominika Meindl hat gesagt…

Liebe Kinder, jetzt muss ich euch etwas Arges berichten! Gestern (6.2.) musste ich erfahren, dass bei Pühringers eingebrochen worden ist! Ich fühle mich ziemlich schuldig, denn wiedereinmal habe ich Indiskretion bewiesen und habe das Versteck unseres Landeshauptmannes verraten!

Entschuidigen! Aber ich habe es nur gut gemeint. Der Korbschlapfen hatte etwas dermaßen Anheimelndes, dass ich die Leserschaft daran teilhaben lassen wollte...