Werte LeserInnen!
Im Informationszeitalter ist es unerlässlich, ständig auf dem neuesten Wissensstand zu sein. In Anbetracht der Rasanz der Wissenspotenzierung erscheint dies aber immer schwerer realisierbar.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen das neueste Angebot aus dem Hause der Ich-AG-"Minkasia" vorstellen, das auf diese Problemlage zugeschnitten ist: Nach hunderten erfolgreich beantworteten Anfragen zu den verschiedensten Wissensgebieten ist in den vergangenen Wochen eine eigene Briefing-Agentur ins Leben gerufen worden. Es handelt sich hierbei nicht um die erste Privatpost Österreichs, sondern um ein Serviceangebot der besonderen Art.
Haben Sie Fragen zur neuen Rechtschreibreform, zu Phänomenologie/Postmoderne/Dekonstruktivismus? Müssen Sie innert Stunden einen Vortrag über die Archivarsausbildung in Bulgarien halten? Suchen Sie ein Diplomarbeitsthema? Wollen Sie Ihre Freunde mit einer launigen Lesung verwöhnen? Brauchen Sie ein paar pfiffige Sager für ein Interview oder eine Radiosendung? Eine Urlaubsberichterstattung? Ein paar tröstende Worte? Eine spontane Sponsionsrede?
Dann sind Sie bei mir richtig! Setzen Sie sich mit mir in Verbindung, denn für Ihre Probleme habe ich die richtige Antwort auf Lager! Mit "Minkasia" gehen Sie nie wieder ungebrieft ins Meeting!
Fotos: mnk/coala
8 Kommentare:
Sehr gerne, Herr Doktor. Sie haben Glück, ich darf mich in dieser Materie als leidlich firm bezeichnen.
Zuerst zum Etymologischen: Das Wort "Sau", die germanische Bezeichnung für das Mutterschwein, geht auf die indogermanische Verbalwurzel "seu-" zurück, die für "gebären" steht. Einen Bedeutungswandel erfuhr das Wort am Hofe Karls des Großen, wo es nicht nur für das Gebären, sondern auch schon für das Zeugen stand.
Separat zu behandeln ist das Suffix "Hiat", das im tassilonischen Kernland seit Karl dem Großen ein ejakulatoinsbegeleitender Ausruf ist.
Das frühkarolingische "Sauhirten" ist also ein Code für den Sexualakt im hohen Minnelied.
Nun zum zeitgeschichtlichen Konnex: Seit dem linguistic turn, der seinen Ausgang im angloamerikanischen Raum nahm, wird generell im Sinne der Austinschen Sprechakttheorie von der realitätskonstituierenden Funktion menschlicher Kommunikation ausgegangen. Das ist in ihrem Falle einfach auf den Kontext "Sauhirten" anzuwenden. Beachten Sie bei der Behandlung des Themenblocks "Sprechakttheorie" aber unbedingt die Einwände Derridas bzw. das diesbezügliche Standardwerk "Singularität und Alterität" von Dominika Meindl.
Nichts zu danken, Rechnung kommt noch.
Kleine Randbemerkung: Welcher Teil meiner frühkarolingischen Ausführungen ließ sie denn so indirekt zur Moralkeule greifen? Muss man als betroffenheitsheischender Zeitgeschichtler wirklich prüde auch noch sein?
In unseren schnelllebigen Zeiten ist ein solches Sprachfossil sicherlich bemerkenswert.
Ich möchte hier auch darauf hinweisen, dass etwa der bis heute unverändert gebliebene Laut "Aua!" aus dem Indogermanischen übernommen worden ist. Mindestens.
Sie sehen: Linguistic rocks!
Hihi, der Goldbär zahlt mir mit Naturalien....
Hallo Hallo!
Ich krieg schön langsam das Gefühl, dass unsere Minki zum Beamtenliebchen mutiert! Oder ist es normal, dass hier 4 von 9 Kommentaren vom Goldbaer sind?
Es freut mich ja, ihr Süßen, wenn sich da zarte Freundschaftssysteme anbahnen, aber was hat das alles mit den Opfern der Informationsflut zu tun? Und überhaupt: Meine neue Agentur ist nicht dazu gedacht, gelangweilten Kongressteilnehmern verbalerotische Erleichterung zu verschaffen! Und sie ist auch kein Forum fürs Beamten-Bashing!
Und nun bitte ad rem, meine Damen und Herren!
Also ich muss auch gleich eine für mich äußerst bedeutsame Frage an Minkasia stellen - denn diese raubt mir schon seit Monaten den Schlaf und tagsüber kann ich mich nicht auf die Diplomarbeit konzentrieren: Heilige Minkasia hilf! Also, hier meine schlafraubende Frage: Wie kann man das alles mit der Begrifflichkeit der Postmoderne in Zusammenhang bringen?
Mfg, Coala Behr
Tja, liebe Frau Behr!
Endlich einmal eine gute Frage!
Ich möchte Ihnen zur Illustration eine kleine selbsterlebte Vorlesungsschnurre aus dem vorherehenden Jahrtausend erzählen: Der Professor redet über die Weltanschauung des Wiener Fin-de-siécle und sagt sinngemäß: "Dann kam die Postmoderne." Etwa zwei Vortragsminuten später erhebt sich ein eifriges Studi-Händchen mit der süßen Frage: "Kann man das nicht mit der Begrifflichkeit der Postmoderne in Verbindung bringen?" Da musste ich ordentlich reflektieren!
Mir wurde bewusst: Alles hängt mit der Postmoderne und deren Begrifflichkeit zusammen, wenn man nur will! Denn die Postmoderne ist gleichsam der Essig, in der unsere Denkgurken herumschwimmen. Deswegen kann man die Frage nach dem Freundschaftssystem zwischen aktueller Situation und postmoderner Begrifflichkeit quasi pausenlos in den öffentlichen Diskursraum hineinstellen.
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