Aus der schönen Führersstadt Linz findet folgende Geschichte ihren Weg in meine Schreibtruhe:
Frau Veronika Hillinger, 25, lebhaft in Wilhering, hat ein Augenleiden: Sie kann nicht weinen, weil sie zu wenig Tränenflüssigkeit produziert. Deswegen hat sie bei Streitigkeiten mit ihrem Lebensgefährten schon oft ihre Position nicht durchbekommen. Aus diesem Grund sucht sie eine
Apotheke in der Mozartstrasse auf. "So wie ich da stand und gewartet hab, betraten auch noch ein paar andere Leute dieses pharmazeutische Kaufgeschäft, vorwiegend Pensionisten waren das, muss ich hier anmerken. Ich wartete, dass ich endlich drankomme, aber schwupps, schon flitzt der erste Pensionist vorbei an mir, um sich vorzudrängen. Da hab ich noch nichts gesagt, schließlich bin ich ja nicht so. Nachdem er der Apothekerin des langen und des breiten sein Hämoriden(schreibt man das so?)-Problem erklärt hat und auch die geeignete Salbe dagegen gekauft hatte, hab ich schon den Mund aufgemacht um mein Anliegen vorzubringen. Husch, drängt sich der nächste Pensionist vor. Da konnte ich meinen Gram nicht länger an mir halten und sagte: "Tschuidigung und wonn kumm i dron?" Daraufhin hat mir die Apothekerin (auch ein schon etwas reiferes Semester) erklärt, sie weiß sicher nicht, wann ich drankomme. Da ist mir aber der Kragen geplatzt! Ich hab einfach nur mehr gesagt: "Werd ich da jetzt ignoriert, nur weil ich kein Pensionist bin?" Dann hat mich die Apothekerin, diese alte Kuh, mit den Worten: "Bitte gehen Sie! Solche Kundschaften wie Sie wollen wir hier nicht!" einfach rausgeschmissen. Ich bin so enttäuscht und fordere: Pensionisten an die Leine."
So schreibt Leserin Veronika anschaulich. Denn auch junge Menschen werden siech und brauchen Aufmerksamkeit! Das mögen Pensionisten bedenken und menschlich handeln. Man schreibt übrigens "Hämorrhoiden" (nächste Woche: "Jeder hat sie, aber keiner weiß, wie man sie schreibt").
Ihr Professor Rainald Göbel
3 Kommentare:
Das Problem an der Sache ist, dass Pensionisten-die sich oft von Haus aus benachteiligt fühlen-bald 80% der Kunden in Apotheken ausmachen. Und mit seinem Stammpublikum möchte man sich immer gut stellen.
Ähnliches erlebe ich auch in der Bäckerei, auch hier wird dem Pensionistengebäck Grahamweckel-auch Greyham genannt-große Priorität eingeräumt. Wehe es ist einmal nicht vorhanden, ein Aufstand der Senioren droht auf der Stelle.
Trotzdem darf man natürlich auch nicht vergessen, dass es auch durchaus sympathische Exemplare gibt!
Ich sage nur: Liebe Generation Fünfzig-Plus - raus aus der Opferrolle! Hört endlich auf, euch vorzudrängeln, uns eure Einkaufswägen ins Kreuz zu schieben und eure Dackel auf uns loszuhetzen, nur weil wir nicht im Krieg fürs Vaterland gedient haben! Wir können auch nichts für die Gnade der späten Geburt und unsere funktionstüchtigen faltenfreien Körper!
Abschließend möchte ich aber gerne in Frau C2s Loblied auf die durchaus sympathischen Exemplare unter euch anstimmen: Mutti, Papa, ihr seid super! Tragt euer Pensidasein weiterhin mit so viel Würde!
Vor ein paar Monaten fand ich im "Falter" ein Wort, das die Gefühlslage der mit zu viel Tagesfreizeit ausgestatteten Alten gegenüber uns unschuldig vor Vitalität strotzenden und überbeschäftigten Adoleszenten aufs trefflichste beschreibt: Pensineid.
Als ich das las, musste ich herzlich lachen.
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