Montag, November 23, 2009

Scheiternder Eskapismus und prophylaktisches Altern

Liebe Dam- und HerrEn, KInder und GerontInnen,

aus der Steiermark erreicht mich die Kunde vom heißen Scheiß auf dem Pflegemarkt: die Demenzbushaltestelle. Menschen mit Demenz, so heißt es im Begleittext, leben sehr intensiv in der Vergangenheit (und nicht gern im Altersheim). Immer wieder komme es vor, dass sie ausbüchsen und mit dem Bus in ein vergangenes Nachhause fahren wollen, wo sie sich einst wohlgefühlt haben. Wenn das Haus noch steht, sitzt da heute aber oft die gierige Brut drin und versäuft das Erbe.
So gibt es nun eine falsche Bushaltestelle mit echten Features, wo Menschen mit Demenz sich einfinden und von den Betreuern nach einem kleinen Schwatz über die guten alten Zeiten wieder eingesammelt werden können. Laut Beweisfoto wird die Haltestelle gerne angenommen:

Abb. 1: Ältere MitbürgerInnen gemütlich auf der Flucht

Da drängt sich mir, die ich als Kind schon nicht besonders jung war, gleich der Prophylaxegedanke auf: Warum sollen sich nicht auch schon junge Menschen an Orten sammeln, wo sie sich wohlfühlen und wo sie mit Fachpersonal über die guten Zeiten sprechen können? Ich stelle mir das konkret so vor, dass in Linz etwa der Rote Krebs oder das Strom allmählich und unauffällig in Altersheime umgewandelt werden.


Abb. 2: Status Quo mit jungen Damen

Jedes Jahr kommen kleine Adaptionen dazu, die den Alltag erleichtern, ungefähr in dieser Reihenfolge: 2010 Bier mit weniger Alkoholgehalt, 2013 Mireille Matthieu statt Fuckhead auf der Bühne, 2015 Haltegriffe in den Toiletten, 2017 pflegegeschultes Schankpersonal, 2019 "Stadlpost" statt "Falter" auf der Budl, 2021 Toast in Breiform, 2023 Bier im Schnabelhäferl, 2025 Rollstuhlbestuhlung, 2027 Treppenlift über die Eingangsschwelle, 2029 Bingo statt "Hallahallo, gehst du mit mir nach Hause?" und so weiter².


Abb. 3: Achim de Mentzel (*1899), Erfinder der Demenz und der guten Laune

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dr.Dani ist besorgt: hast du Progerie? Rechnest du für andere ? Ich werde diese features in zehn, fünfzehn Jahren ja hoffentlich noch nicht brauchen !

Dominika Meindl hat gesagt…

Erwischt: Natürlich handle ich aus Eigennutz.
Gibt's eigentlich so etwas wie innere Progerie? Oder wird Altersempfinden sexuell übertragen?

Dominika Meindl hat gesagt…

DM - ProgerieMarkt

Anonym hat gesagt…

So ein Schnabelhäferl fürs Bier ist ja weniger altersabhängig, sondern dessen Bedarf steigt ja eher mit der Promilleanzahl, kann also durchaus sofort angeboten werden. Würde sich insbesondere auch für Rotwein anbieten - in jedem Alter!
Es grüßt, Coal (Teddybärpflegerin)

Dominika Meindl hat gesagt…

Schau, ein bisschen habe ich auch an dich gedacht dabei.
Jetzt nicht, dass du glaubst, das sei eine garstige Spitze gegen dich, weil du selbst aus dem Zetten nie recht rausgekommen bist und mir vor 15 Jahren einmal zweimal an einem Abend Bier über die Panier geschüttest hast.
Das nicht!

irishwolfhound hat gesagt…

ich bitte um erlaubnis, abb. 1 in meinem blog verwenden zu dürfen.

sonnige grüsse,
margot

Dominika Meindl hat gesagt…

Na klar doch!
Nebliche Grüße,
Frau Minkasia

irishwolfhound hat gesagt…

danke schön!
http://www.irishwolfhound.at/blog/2009/12/demenzbushaltestellen-warum-nicht/

sonnige grüsse,
margot

Dominika Meindl hat gesagt…

;-) !