Vor zwei Wochen habe ich im Falter mittels einer Kleinanzeige für meine Lektoratsdienste geworben - mit eher mäßigem Erfolg, denn dort stand dann "auf Wunsch stillist. Beratung" zu lesen. Der Mann, bei dem ich mich daraufhin beschwerte, sah zwar meinen Punkt, wies jedoch auch beschwichtigend darauf hin, dass Falter-LeserInnen wohl doch so schlau sein würden, dies als Druckfehler zu dekodieren.
Heute klingelte jedenfalls in dieser Sache mein Telefon. Am Apparat ein sehr distinguiert artikulierender Herr, der fragen ließ, ob ich mir vorstellen könne, meine Skills auch telefonisch zu vermitteln. Spontan und unbürokratisch dachte ich sofort an das Angebot der Briefing-Agentur "Minkasia" und lauschte aufmerksam weiter. "Ich würde Ihre Dienste je nach Ihrer Zeit gerne zwei- bis dreimal in Anspruch nehmen, ja? Dafür würde ich Ihnen per Post pro Einheit 30€ überweisen, ja?" In meinen Ohren klingelte bereits eine Registrierkasse. "Sie müssten nur zuhören, ja? Also ich mache es mir selber, und sie hören zu, ja?"
Ich sagte nur "Jojo!" und legte auf. Entrüstet dachte ich zunächst, welch schäbiges Licht dieser fehlgeleitete Ministerialrat doch auf die schlaue Leserschaft des Falters werfe.
Jetzt tut mir diese meine Prüderie leid. Zum einen, weil es sich hierbei durchaus um ein Missverständnis handeln könnte, wie mein bester Freund meinte. Vielleicht habe er mit "Ich mache es mir selber!" sagen wollen, dass er sich die Korrekturen selbst mache und mich nur zur Supervision benötige.
Zum anderen, weil 30€ dreimal pro Woche in Summe einen Betrag ergeben, der in dieser Höhe nur sehr selten seinen Weg in meine Hände findet. Mein anderer bester Freund meinte dazu etwas sarkastisch, dass dies für mich doch ein toller Start ins Berufsleben sein könnte: "Hättest du es dir halt angehört im Sinne von 'A bissl was anhern muass ma se schon' und hin und wieder stillistische Anmerkungen gemacht, wie: 'Achten Sie mehr auf die Obertöne, Herr Doktor!'"
Meine Schwestern und ich vergnügen uns außerdem schon seit geraumer Zeit mit dem tollen Scherz, Freunden einen Mini-Betrag aufs Konto zu überweisen und beim Verwendungszweck "Für sexuelle Gefälligkeiten" hinzuschreiben (à propos: Probiert's aus!). Das hätte in meinem Fall erstmals seine Berechtigung gehabt.
Jedenfalls: Lieber Herr Amtsrat, sollten Sie diese Zeilen lesen - bitte melden Sie sich wieder! Ich habe es mir anders überlegt!
5 Kommentare:
Also ich find das super: "hallo da spricht die geile Minkasia!" :-)
hättest ja gsagt, nur zuhören, mein Gott, was ist da schon dabei! Vielleicht hättest noch was glernt dabei ;-) und 90€ in der Woche!
Bitte mach das und geh nicht nach Linz!!! verlass uns nicht, jetzt wo ich nur für dich einen Humorsklaven ausbrüte!
Ich sag dir was: Ich bin aber keine Gesprächs- und Ampèrenutte! Ich will hoch hinaus - raus aus meinem Dasein als trübe Künstlertasse!
Und das bei der Adalbert Stifter Gesellschaft in Linz, ha ha ha! Das ist der falsche Weg! Außerdem, wer versorgt dann den Peppi mit Honig? In Linz kannst ihm nimma so einfach auflauern. Oder willst dann dein Leben lang vor Oberösterreichischen Gemeindepolitikern herumgrobeln?
Ich bin gern im OÖ.-Außendienst! Ich bin ein Cowboy!
Irrtum, Frau Meindl, Sie sind ein Looser! Und ich habe keine Lust, mir mein Lesevergnügen weiterhin vergällen zu lassen!
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