Musste mich heute über eine zum Himmel schreiende Nachlässigkeit echauffieren: Steht doch da am Standard-Titelblattl, dass sich laut Jörgi die FPÖ in einen „konstruktiven und einen dekonstruktiven Flügel“ aufspalte – bitte wofür hab ich denn meine Diplomarbeit geschrieben, wenn solche Fehler immer noch passieren?! Soll Jacques Derrida umsonst gestorben sein?! Ihr Politiker- oder Standardfritzen, wer auch immer das verbockt hat, hier zum Mitschreiben: Der Begriff „Dekonstruktion“ impliziert immer auch ein konstruktives Element! Das regt mich soooooo auf! Ich werde das anstehende Wochenende mit der Crew in Graz dazu nutzen, diesen und andere Punkte noch einmal durchzunehmen, damit das wirklich sitzt. Sollen zumindest meine Freunde vor solch törichter Rede bewahrt werden.
Ja, à propos Graz: Bin schon sehr aufgeregt! Was wird uns in Graz alles erwarten? Ein hier nicht namentlich anzuführender Kollege berichtet mir nach jedem seiner Graz-Seminare, dass die Leute dort so „offen“ wären. Jetzt weiß man natürlich gleich, was Männer mit „offen“ meinen... Wir werden jedenfalls in Gerhards WG einfallen wie einst Tamerlan über den indischen Subkontinent!
Gestern durfte ich Coala zur Gutmenschen-Premiere eines elegischen „Cinerasten“-Filmgedichts begleiten, das ich hier einmal mit „spröde“ beschreiben möchte. Bei solchen Filmen heißen die Regisseure übrigens „Auteur“ und zeichnen sich oft dadurch aus, dass sie die Schauspieler bis aufs Blut nerven, wahrscheinlich mit „Encore, Cherie! Intensiver!“ oder Ähnlichem. Bevor der Film losging, wurde uns allen noch eine Seite aus dem heutigen Standard vorgelesen, auf der vorm Betreten eines „betörenden Echoraumes der Erinnerungen“ und vor „delikater Wehmut“ gewarnt wurde. Aber so was steck ich doch mit Links weg, das war noch gar nichts! Außerdem gab’s nachher Freibier.
Da Coala ein anderes Premierenpublikum erwartet hatte, wirkte sie im Standard-Studentenvolk leicht overdressed. Für den Russisch-Kurs vorher hat's aber gepasst, sagt sie. Foto: Coala
Coala sagt jetzt beim Telefonabheben übrigens immer „Meindi?“, weil sie sich nicht zwischen „Meindl?“ und „Schweindi!“ entscheiden kann. Wen sie da mit Letzterem bezeichnen wollte, ist mir nach wie vor ein Rätsel...
Zum Abschluss noch was Schlimmes: Habe gestern „Minkasia“ gegoogelt. Das Ergebnis war ernüchternd. Auf Platz eins rangierte eine inaktuelle finnische Homepage, dann irgendwas Anderes, und erst auf Platz vier – nach irgendeiner Bumsmaus gleichen Namens – kam ich! Erneut muss ich beim Niederschreiben dieser Erkenntnis um Fassung ringen.
Habe mich immerhin so weit wieder erfasst, dass ich die Abschiedsworte schreiben kann: Mach’s gut, liebes Tagebuch, ich schreib dir am Sonntag, wie der Ausflug war!
4 Kommentare:
apropos "Ausflüge" ich muss jetzt hier in aller Öffentlichkeit Kritik üben! Frau Mag. Meindi ist in letzter Zeit NIE da wenn ich extra wegen ihr nach Österreich fliege und tausende von strapazierenden KM auf mich nehme. Und warum, weil sie auf "Ausflug" ist - das ist ein SKANDAL!
Das schrieb mir Gurla ein paar Stunden vor der gemeinsamen Kinoaktivität:
"Naja, ein wenig Angst hab ich schon, daß du mir während des Filmes am Donnerstag erzählst, daß Alois alle deine Wissenschaftsberichte weggeworfen hat und vom Grünstift auf Rosa gewechselt hat, um Rollenklischees zu durchbrechen... aber sunst gfrei i mi ur!"
Der "Falter" (10/05) schreibt übrigens über den betörenden Echoraum:
"Ein geschlossener Raum, in dem eine Hand voll schwermütiger Frauen und Männer kurz vor dem Ersticken blendend gut aussehen."
Karl, mehr kaunst dazua ned sogn.
Doch kann man noch was zu 2046 sagen! Im "Standard" steht da: Der Film "beschwört verlorene Intensitäten"! Meinerseel, was inspiriert dieser Film doch die schreibende Zunft! Ich geh jetzt gleich verlorene Intensitäten beschwören bei ein paar Bier...
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