Donnerstag, Februar 17, 2005

Maultrommelklänge und saure Melodien - ein Kindergeburtstag ohne Würde

Liebes Tagebuch! Horch, was mir passiert ist!

Ich komme gerade von Flotschis Kindergeburtstag (wir waren die einzigen Gäste) in Neunkirchen zurück. Nachdem wir gestern erst sehr spät ins Bett durften, da er uns noch bis in die Morgenstunden mit seiner neusten Komposition "Etüde für zwei Fotzhowön" "erfreute", ging es heute um 7.35 gleich wieder weiter mit der Maultrommelqual: Birgit hat ihre „Serenade vom toten Hund“ als die sanfteste Weise erachtet, uns das doch eher vorzeitige Aufstehenmüssen zu kommunizieren. Gezeichnet vom Zechen hat der zusehends gefühlsverrohende Alois nur ein „Birgit, kaunst des nächste Wochn a no’ spün? Wei dann spüü’s nexte Wochn, owa ned, waun wia do san!“ für ihr in jeder Hinsicht trauriges Lied übrig. Ich musste ihm in Gedanken zwar Applaus spenden, jedoch war Mutti bereits in aller Herrgottsfrüh für nichts mehr zu gebrauchen, da in Tränen aufgelöst.

Noch lächelt er.



Die Frage, an der sich die Geister scheiden: Wem gehört der Finger?


Ich bin keine Freundin aufgesetzer Fröhlichkeit, aber für meine Fans tu ich alles.


Trotz dieses eher durchwachsenen Tagesanbruchs war Alois dann aber für mehrere Stunden unerträglich guter Laune. „Waaßt, dieser Ausbruch [gemeint war unser Kürzestbesuch bei Birgit und Flo], der hot ma so guat tau! Diese Spontaneität, des is wichtig! Ma derf ned unentbehrlich wern!“ Und diesen „Gedanken“ führte er dann von Wiener Neustadt bis Meidling aus...

Beim gestrigen Nach-Wiener-Neustadt-Fahren anlässlich des zweiten Jubiläums von Flotschis Menschwerdung musste ich erkennen, dass Alois schon völlig seinem Machtrausch anheim gefallen ist. Er hat begonnen, beim Korrigieren der Prüfungsarbeiten nach jedem Satz ein oberlehrerhaftes Hakerl zu machen. Dasselbe passiert auch immer öfter mit der Zeitung: War ich einmal ein paar Tage lesverhindert, muss ich mich beim Nachholen durch einen Wust Korrekturen durchkämpfen. „Das ist auch gut so!“ oder „Ich sehe das völlig konträr!“ steht dann da. Platz für meine eigenen Gedanken bleibt da nicht mehr!
Und noch ein drittes Erlebnis mit Alois, um das ich mich selbst nicht beneide: Ich sitze vor dem Computer und versuche, einen dekonstruktiven Essay über Elizabeth Baileys Roman „Harfenklänge und süße Melodien“ zu verfassen – der Verlag wird immer ungeduldiger! – als plötzlich aus Alois’ Zimmer seltsam gequälte Laute dringen. Besorgt sehe ich nach dem Rechten – und was muss ich sehen? Alois guckt „Heidi“ auf SuperRTL und vergisst beim Mitsingen der Titelmelodie jeden zweiten Ton! Ein Bild vollendeter Debilität!

Keine Kommentare: